Hier eine ganz interessante Analyse von w:o. Tenor: Weitere Zins-Senkungen sind kaum noch möglich, und Anleihen und Rentenpapiere drohen nun Kursverluste bei steigenden Zinsen.
Gruss, witchdream
Rentenwerte: Vorsicht im sicheren Hafen
Vor allem bei Langläufern gibt es derzeit ein erhöhtes Risiko, nachdem die Renditen sehr stark gefallen sind.
Auch die Rentenmärkte sind von den Ereignissen in den USA betroffen. Zwei Leitzinssenkungen und die Terroranschläge haben die Kurse noch einmal deutlich beeinflusst. Nun drohen vor allem bei langen Restlaufzeiten Kursverluste.
Die Zinskurve in Euroland ist alles andere als steil: Während im Interbanken-Handel für einjährige Restlaufzeiten Renditen von 3,54 Prozent (Stand: 24.9.) gezahlt werden, ist die Rendite zehnjähriger Anleihen mit 5,28 Prozent vergleichsweise nur geringfügig höher. Insgesamt ist das Zinsniveau vergleichsweise als niedrig einzustufen.
Die Terroranschläge in den USA haben noch einmal zu einer Flucht in den vermeintlich sicheren Hafen der Rentenpapiere geführt. Unterstützt durch die Zinssenkungen der FED und der EZB, denen sich unter anderem Japan und Großbritannien noch angeschlossen haben, waren zuletzt vor allem die Renditen im kurz- und mittelfristigen Laufzeitbereich noch einmal rückläufig – und die Wertpapiere haben entsprechende Kurssteigerungen vollzogen. Der Markt erwartet weitere Zinssenkungen: Die Landesbank Rheinland-Pfalz rechnet mit baldigen Zinsschritten der weltweit führenden Notenbanken. Die Fondsgesellschaft Union Invest erwartet, dass die FED noch in diesem Jahr die Fed Funds Target Rate um 0,5 Prozent zurücknimmt; von der EZB werden zwei Senkungsschritte bis Frühjahr 2002 um jeweils 1,25 Prozent erwartet.
Kursrisiken am Rentenmarkt
Was heißt das für die Rentenmärkte? Die Erwartung des Marktes hinsichtlich Zinssenkungen zeigt, dass diese bereits in den Kursen enthalten sein dürfte. Weitere Leitzinssenkungen dürften sich somit nicht unbedingt in steigenden Kursen für Rentenpapiere ausdrücken. Im Gegenteil: Es würde nicht überraschen, wenn nach dem Grundsatz „sell on good news“ die Profis tendenziell eher Papiere verkaufen würden und somit die Kurse fallen – mit der Folge wieder steigender Renditen.
Die vermeintlich sicheren Häfen, die Investoren nach den Terroranschlägen in Scharen angesteuert haben, könnten sich somit als böse Falle erweisen. Vor allem festverzinsliche Papiere mit längeren Restlaufzeiten sind dann von deutlichen Kursabschlägen bedroht – und mit ihnen die Fonds, die in solche Papiere investieren.
Langläufer gefährdet
Die Experten von Union haben bereits reagiert und in ihren Fonds die langen Restlaufzeiten zugunsten kürzerer Restlaufzeiten abgebaut. Die Analysten sehen im Euro-Raum noch Kurs-Chancen im Laufzeitenbereich von 5 bis 7 Jahren. Für den US-Raum sieht man kaum noch nennenswertes Kurspotenzial bei Kurzläufern, da auch dort die Renditen bereits weit gefallen sind. T-Bills mit sechsmonatiger Laufzeit bringen derzeit gerade einmal 2,4 Prozent; der Risikoaufschlag der 30-jährigen Anleihen, die mit 5,6 Prozent rentieren, ist ebenfalls nicht sehr hoch. Gerade bei Langläufern scheint in den USA ein ähnliches Risiko zu bestehen wie in Europa. Auch die LRP-Experten empfehlen für Neuengagements Werte mit kurzen bis mittleren Restlaufzeiten.
Im Fondsbereich sollten Investoren derzeit ebenfalls Fonds mit Anlageschwerpunkt kurzlaufende Rentenwerte bevorzugen. Auf Grund der eher schwachen Verzinsung sollte das Investment eher als Parkplatz betrachtet werden statt als längerfristige Anlage. Hellt sich die Situation an den Börsen wieder auf, kann über einen Tausch von Rentenfonds in Aktienfonds nachgedacht werden. Daher sollten Investoren Fonds ohne Ausgabeaufschlag bevorzugen. Diese weisen bei kürzeren Engagements eine bessere Kostenstruktur auf als Fonds mit Ausgabeaufschlag.
Autor: Mich