weniger Aktien ist besser!! (korrelation)

  • Hallo allerseits,


    Wieviele Aktien sollte man in seinem Depot besitzen um zu "diversifizieren"?


    Wenn man viele Aktien von immer nur der selben Brache hat, nuetzt das nicht so viel, weil die Korrelation (im Weiteren =k) zu identisch ist.
    Das leuchtet ein. Alle aehnlichen Aktien verhalten sich auch aehnlich.--> deshalb verschiedene Brachen wo sich die Verlust ausgleichen.


    Ich habe hier eine Tabelle (muss ich abschreiben),
    wo die Volatilitaet (und damit das Risiko) abnimmt mit der Anzahl der Aktien.
    die Tabelle wurde im Dezember 1998 mit dem FTSE 350 gemacht.


    Anzahl
    Aktien    Volatilitaet
    1         198
    2         139
    3         119
    4         109
    5         103
    6         99
    7         96
    8         94
    9         93
    10        91
    20        85
    50        82
    100       80.6
    unendlich 79.4


    Der Unterschied wird bei zunehmender Zahl immer geringer.


    Die Durchschnittskorrelation k vom FTSE 350 ist 0.4.
    Bei k=1 bedeutet das, dass das Verhalten  identisch ist, -1 bedeutet indirekt proportional zueinander, 0 bedeutet ein absolut unabhaengiges Verhalten.


    Je geringer absolut k zwischen den Aktien, (also auch negatives k ist schlecht) desto besser ist es fuer die Sicherheit.
    Die Volatilitaet wird niedriger mit einer hohen Anzahl. Aber das gilt nicht unbedingt fuer k.


    In einer Beispiel Studie wird das Beispiel BP und Sainsbury angegeben.
    BP hat hier eine Volatilitaet von 118.6 und Sainsbury von 63.7
    Zwischen den beiden herrscht eine Korrelation von 0.26, sie verhalten sich also sehr unabhaengig von einander.
    Ich erspare euch die Mathematische Risikoberechnung.
    Jedenfalls:
    Ein Depot aus diesen beiden Aktien wuerde eine Volatilitaet (niedriges Risiko) von nur 55.9 ergeben! Das ist besser als 100 Aktien zur Diversifikation!


    Warum haben Fond Manager dann nicht nur ein paar Aktien, sondern viele in ihrem Depot?
    3 Gruende:
    1. Unwissenheit (einige von euch werden jetzt vielleicht sogar ihr Depotverhalten aendern!)


    2. Bei Fonds liegt das auch an der grossen Geldmenge. Grosse Bestaende an nur einer Aktie wuerden es schwierig machen sie wieder zu verkaufen. (das ist bei uns kleinanlegern aber nicht der Fall!)


    3. Ein beschneiden des Risikos wuerde auch weniger Gewinn in den Hausse Zeiten bringen, jedenfalls fuer die beruehmten 10% die besser als der Index sind. Aber Risiko ist auch Gluecksache. Trotzdem, die Anleger wuerden sich beschweren, wenn ein Fond schlechter in einem Aufwaertstrend abschneidet als der Index.
    Das ein Risikoarmer Fond hingegen besser in schlechten Zeiten abschneidet, gleicht diese Enttaeuschung nicht aus. Der Umsatz der Anleger and der Boerse ist viel geringer in schlechten Zeiten als in guten. Das bedeutet also ein einnahemverlust der Fondverwalter.



    Eigentlich gibt es aber noch eins zu bedenken.
    k wird aus historischen Daten ausgerechnet, das kann sich aendern. In die Zukunft kann keiner Blicken. Auch der Volatilitaetsgrad aendert sich und ist nicht immer konstant.


    Ich fuer meinen Teil wuerde also empfehlen, etwa 5-10 Aktien zu halten (das ist auch uebersichtlicher), je nach Zeit die ein jeder hat. Wie aus obiger Tabelle ersichtlich bringen mehr Aktien nicht sonderlich etwas, und es wird immer schwieriger, ein absolut niedrigeres k beizubehalten.
    Der sogenannte Betawert stellt einen korrelationswert dar, allerdings nur Index bezogen.
    Ich wuerde mich freuen, wenn ein paar von euch helfen koennten, zu jeweiligen Antizyklern entsprechende Korrelationswerte zu finden.


    Gruss,


    Joe

    “It’s the little things that matter. It’s one thing to tell someone they look like the first day of spring. It’s another thing to tell them they look like the last day of a long, hard winter.” - Zig Ziglar

  • Hallo Joe,


    interessante Überlegungen - vielen Dank! Du hast völlig Recht - Volatilität wird in der Regel gleichgesetzt mit Risiko. Die Idee stammt von den Anhängern der effizienten Märkte und sollte erklären, warum bestimmte Aktien besser abschneiden als andere. Die (rein akademische) Hypothese lautete: hohe Risiko (= hochvolatile Aktien) wird durch höheren Ertrag belohnt. Oder anders ausgedrückt: no risk, no fun.


    Ich lese gerade Dreman, der mit dieser Hypothese gnadenlos abrechnet. Hier ein paar seiner Argumente und Befunde:
    1. Aktien mit hoher Volatilität bringen keine bessere Renditen - ein wichtiger Schwachpunkt der Theorie der effizienten Märkte.
    2. Über hohe Volatilität nach oben (= starke Kurssteigerungen) wird sich kein Anleger beschweren. Deshalb macht allenfalls die "halbseitige Volatilität" ("semivariance") Sinn, also das Risiko von Schwankungebn nach unten in Baissephasen.
    3. Dreman kritisiert, dass die Vermeidung von Volatilität teilweise als genauso wichtig angesehen wird wie hohe Wertsteigerung (z.B. bei der Verwendung der sharpe-ratio = Kursperformance / Volatilität). Hier werden Fondsmanger mit geringer Volatilität, aber lausigen Wertsteigerungen besser eingestuft als Fondsmanager mit guten Wertsteigerungen und hoher Volatilität.
    4. Dreman weist nach, dass Volatilität nur bei kurzfristigem Zeithorizont ein Rolle spielt - über längere Zeiträume betrachtet ist wesentlich wichtiger, dass hohe Rendite erzielt wird als dass die Volatilität niedrig gehalten wird. Zitat: "Rule 32: Volatility is not risk. Avoid investment advice based on volatility."
    5. Dreman führt statt dessen einen neuen Risikobegriff ein, nämlich den, dass eine Anlage eine schlechte Wertentwicklung aufweist - vor allem nach Inflation und nach Steuern. Hier schneiden z.B. Anleihen bereits bei kurzfristiger Betrachtung (1-3 Jahre) schlechter ab als Aktien - bei längeren Zeiträumen sogar zu 100%. Für Dreman sind deshalb Anleihen die eigentlich riskanten (weil unprofitablen) Anlagen - Aktien sind demnach grundsätzlich weniger riskant. (Lass dir das auf der Zunge zergehen - wie viele von uns haben nur deshalb Anleihen im Depot, weil sie meinen, damit ihr Risiko zu senken ??!!)


    Was die Korrelation der Aktienkurse untereinander betrifft: das Streben nach niedriger Korrelation wurde vermutlich nur deshalb eingeführt, um die Volatilität des Gesamtdepots niedrig zu halten. Damit gilt alles, was oben gesagt wurde, auch für das Streben nach niedrigen Korrelationen. Es sollte keinesfalls zum Selbstzweck werden!


    Ich persönlich halte eine breite Streuung vor allem deshalb für sinnvoll, weil keiner die nächste Trendbranche voraussagen kann - mit breiter Streuung steigen die Chancen, dass man ab und an einen Volltreffer landet und dann mit dicken Gewinn aussteigen kann. Das restliche Depot läuft dann einfach weiter - Volatilität hin oder her...


    Gruss, witchdream

  • Guten Morgen,


    zur Volatilität:
    Man muss Dreman schon ein bißchen widersprechen, denn die Schwankungsbreite des Portfolios ist für alle Anleger wichtig.
    Fragt mal verschiedene Anleger, ob ihnen der Draw-Down der vergangenen Wochen egal ist. Gerade in Extremphasen zeigt sich, welcher Anleger "richtig" im Sinne von "anlegergerecht" investiert hat. Nicht jeder verträgt solche Ausschläge.


    Gruss Shorty

  • Hallo,


    witchdream gibt es ja eider nicht mehr.
    Ich wollte noch darauf hinweisen, dass ich insbesondere auf den k Wert hingewiesen habe, den ich als Risikofaktor werte. Volatilität ist insofern ein gewisses Risiko solange sie keine höheren Gewinne abwirft, aber meiner Meinung tatsächlich auf lange Sicht nicht so schlimm (naja, unwohl ist mir schon & auf die Psyche drückt es auch), der k faktor jedoch sehr wohl!
    Ein niedriger k faktor gibt aber automatisch auch eine niedrigere Volatilität, was mir ganz recht ist. Umgekehrt gilt aber nicht, dass viele Aktien den K faktor günstig beeinflussen sondern lediglich nur die Volatilität.


    Bleibt noch zu fragen, warum witchdream selbst sooo viele verschiedene Aktien hält, wenn ihn die Volatilität nicht so sehr kratzt. Aber darauf wird er leider nicht mehr antworten. Vielleicht kann ich das aber für ihn beantworten:


    Ich finde mehrere Aktien zu haben hat den Vorteil, schneller an sein Geld bei Bedarf ranzukommen. Man kann immer ein paar Gewinnmitnahmen machen und schmeißt dann seine abgedienten Aktien raus. Wäre doch ein dummes Gefühl, wenn ich dringend Geld bräuchte und deswegen eine Aktie verkaufe, von der ich überzeugt bin, dass sie nächsten Monat zum Quartalsbericht garantiert nach oben schießt!


    Gruss,


    Joe
    P.S. jetzt müßte ich mein drittes Sternchen bekommen?!

    “It’s the little things that matter. It’s one thing to tell someone they look like the first day of spring. It’s another thing to tell them they look like the last day of a long, hard winter.” - Zig Ziglar

  • Hi Joe,


    Antwort mit kleiner Verzögerung: du hast mit deinen Annahmen (warum ich so viele Aktien im Depot habe) den Nagel auf den Kopf getroffen!


    Ein entscheidender Punkt bei meiner Strategie ist genau die Möglichkeit, zu jedem Zeitpunkt ein paar Aktien mit Gewinn verkaufen zu können. Der Hintergrund hierzu ist die Regel, jeden Monat im Rahmen der "rollierenden Anlage" (siehe Strategie-Thread) 4% der besten Performer auf den Markt zu werfen - das "zwingt" mich zu Gewinnmitnahmen. Die Regel alleine legt eine grosse Zahl von Aktien nahe, um eine genügend grosse Zahl von zyklischen Kursschwankungen nach oben zu erhalten - für Verkäufe mit Gewinn.
    Dazu kommt eine weitere Depotregel von mir: jede Aktie soll grundsätzlich mindestens ein Jahr gehalten werden - wegen Spekufrist und zum "Ausreifen". Das bedingt auch, dass man eine gewisse Anzahl an "Aktienvorräten" einlagern muss - so wie gute Weine ;D - erhöht nochmals die Aktienzahl.


    Meine Musterdepot-Aktien sind noch nicht reif zum Verkauf - aber mit meinen Altbeständen funktioniert das System bis jetzt erstaunlich gut. Irgendwelche Aktien sind jeden Monat so gut im Plus, dass sich ein Verkauf lohnt - und in den letzten Monaten habe ich den Verkauf bei solchen Zwischenhochs selten bereut.


    Ich hoffe, das beantwortet deine Frage ;D


    Gruss, witchdream