grenke - das letzte Unternehmen am neuen Markt

  • Hab mal in ein paar GBs geguckt. Die Aufnahme von Verbindlichkeiten in den operativen Cashflow zu schreiben, ist nicht so klar - immerhin ist das Leasen und Finanzieren ihr tägliches Geschäft - wie würde das eine Bank machen? Genauso, oder? Aber trotzdem gibt der freie Cashflow über 5 Jahre kein Warnsignal - er ist im Mittel noch positiv. Auch kein Aufblasen von Goodwill in der Bilanz.


    Was aber auffällt, ist das Wachstum der Leasing-Forderungen in der Bilanz. Seit über 5 Jahren jedes Jahr 15% bis 20% höher.


    Ist das das organische Wachstum des Leasingmarktes? WIe machen die das?


    Balkenchart

  • Das mit den Franchise-Nehmern war mir auch neu.

    Aus dem Spiegel + Artikel. Ich bin gespannt wie sich die Firma äußert.


    Das Grundschema dieser Übernahmen laut Perring: Die CTP Handels- und Beteiligungs GmbH und mit Grenke verbundene Manager gründen eine Firma. Die Finanzierung steuern für einen gewissen Zeitraum CTP sowie die Konzerntochter Grenke Finance bei. Nach ein paar Jahren kauft die Grenke AG die Firma.

    Das wäre nicht ungewöhnlich, aber Perring unterstellt zweierlei: Hinter CTP stünden Grenke-Manager, darunter auch Wolfgang Grenke selbst, die letztlich den Kaufpreis einstreichen. Zudem bilanziere die Grenke AG die oft verlustträchtigen Firmen zu hohen Werten, schreibe diese auch später nicht ab und halte somit den Gewinn künstlich hoch. Das Unternehmen verletze zudem Bilanzierungsvorschriften, weil nicht erkenntlich sei, dass sie die Firmen bei verbundenen Unternehmen einkaufe.


    Tatsächlich dokumentieren Geschäftsberichte, dass CTP etwa 2005 gemeinsam mit einem Partner die Firma Grenkefactoring GmbH gründete und die Mehrheit an ihr hielt, ehe Grenke die Firma am 19. August 2009 für 257.000 Euro übernahm. Oder die türkische Tochter Kiralama: Sie gehörte zu 95 Prozent CTP, ehe Grenke sie 2016 für 1,7 Millionen Euro übernahm. Beide Firmen erwirtschafteten Verlust. Bei Zukäufen in Kroatien, Slowenien, Brasilien und anderswo sei Grenke ähnlich vorgegangen.


    Grenke bestätigt den Ablauf der Übernahmen, erklärt die Zukäufe aber anders. Der Konzern unterhalte seit 2003 ein Franchisesystem, bei dem Franchisenehmer in einem neuen Markt den Geschäftsbetrieb aufbauen. Grenke sei an solchen Firmen nicht beteiligt, unterstütze sie aber beratend und bei der Finanzierung ihrer Geschäfte. In der Regel beteilige sich "der Finanzinvestor CTP Handels- und Beteiligung GmbH", Grenke erhalte eine Franchisegebühr sowie das Recht, das Franchiseunternehmen nach einigen Jahren zu kaufen. Grenke räumt auch ein, dass der Franchisenehmer häufig ein früherer Mitarbeiter des Konzerns sei. Das sei aber ein Vorteil, weil er dadurch Grenkes Vertriebs- und Verwaltungssystem kenne, was die Erfolgschancen für die Franchisefirma erhöhe. In einigen Fällen sei der vermutete Erfolg allerdings ausgeblieben, in den Fällen habe Grenke die betreffenden Firmen nicht oder für einen geringeren Betrag übernommen. Dass vor allem CTP und die dahinterstehenden Eigentümer von diesen Deals zulasten der Genke AG profitiert haben könnten, weist der Konzern zurück. "Im Gegenteil wäre der Verkauf an einen Wettbewerber für manchen der Franchiser-Partner sogar lukrativer gewesen."

    Value investing is at its core the marriage of a contrarian streak and a calculator - Seth Klarman

  • Eine Bank berichtet keinen "freien Cashflow". Ich kopiere nochmal die Passage aus meinem Blogpost von 2016 rein was IFRS dazu sagt:



    Zitat

    If you read the actual IFRS rules (IFRS 7 Cash flow), it is pretty clear that Grenke’s way of cash flow reporting is “unique”. Those are the relevant sections:

    Operating activities are the principal revenue-producing activities of the entity and other activities that are not investing or financing activities. Cash flows from operating activities are primarily derived from the principalrevenue-producing activities of the entity.

    and

    Financing activities are activities thatresult in changes in the size and composition of the contributed equityand borrowings of the entity. The separate disclosure of cash flows arising from financing activities is important because it is useful in predicting claims on future cash flows by providers of capital to the entity.

  • Das mit den Franchise-Nehmern war mir auch neu.

    Aus dem Spiegel + Artikel. Ich bin gespannt wie sich die Firma äußert.

    Bei 26:00, 32:00 und 36:00 wird das Franchisesystem und seine Genese von Grenke erklärt: https://www.valuedach.de/2020/…e-im-interview-grenke-ag/.


    Wer sich persönlich ein Bild machen mag - unterstützt von Gestik und Mimik - , darf auch gerne in das Video reinschauen:

  • Danke für den Link.


    Das Modell Mitarbeiter am Aufbau von Tochtergesellschaften zu beteiligen ist jetzt nicht wirklich innovativ. Diese Unternehmen nicht zu konsolidieren und so die unvermeidlichen Anlaufverluste nicht zu zeigen dagegen schon ;-)

  • Vorausgeschickt (rein formal und nur um es erwähnt zu haben, nicht meine Erwartung): Annahme ist, man gambled in Baden-Baden nicht à la Wirecard bis zum allerletzten Moment eines Luftschlosses das schon vor Jahren begonnen hat sich selbst durch Schmu im großen Maßstab vollends ins Abseits zu schießen. Dann:


    1) finde ich Bundesbank (hilfreich wäre dazu natürlich ein „harter“ brandaktueller Beleg) doch etwas besser als ominöse südostasiatische Treuhänder/Institute


    2) ist es m.E. nicht unplausibel, dass man einen 64seitigen Angriff (mehr oder minder als Fließtext formuliert) nicht an einem Arbeitstag bis abends adäquat beantwortet. Wenn die Grenke-Antwort nämlich nicht wasserdicht/konsistent ist, dann ist der vermeintliche Zeitvorteil einer schnellen Erwiderung sofort dahin und man kreiert ganz im Gegenteil eher noch weitere Angriffsfläche.

  • Nun ja, das mit dem nicht existierenden Cash war eh Mumpitz.


    Das Thema mit den nicht-konsolidierten Einheiten bzw. den non-disclosed related party transactions ist der eigentliche Punkt.


    Das könnte man theoretisch genauso schnell entkräften wenn Grenke nichts damit zu tun hat.


    Für einen schnellen Rebound morgen könnte das reichen, mein Misstrauen ist damit aber nicht im Ansatz befriedigt.


    Viel besser wie die Bilder von halbfertigen Nikola LKWs ist das jetzt auch nicht.

  • Ganz genau!

  • Sorry wenn ich da reingrätsche.


    Aber meiner Meinung nach ist das was vollständig anderes als ein halbfertiger LKW von Nikola.

    Zumal wir die Fakten noch nicht alle beieinander haben.


    1) Mein Verständnis ist, dass Wolfgang Grenke diese Firma erst im Q1/2020 gekauft hat. Seinen Aussagen zu Folge wollte er damit die internationalisierungsstrategie deutlich beschleunigen - das war vor Corona. Sprich der Vorwurf dass er da historisch Geld rausgezogen hat ist so nicht ganz korrekt. Die große Frage ist, wer die vorherigen Eigentümer waren - das sollte Grenke allerdings aufklären.


    2) Konsolidierung: Aus Erfahrung mit dem WP kann ich mir vorstellen, dass das alles nicht so trivial ist - und man das von außen schwierig einschätzen kann. Ich weiß nicht wie die Konsolidierungsregeln sind - aber es mag auch den Fall geben, dass die das nicht konsolidieren durften weil sie keine feste Option hatten o.ä.. Auch hier würde ich von Grenke eine saubere Antwort erwarten.


    Ich habe den neuen Leiter Rechnungswesen (Hr. Hirsch - nein er ist nicht CFO) mal persönlich kennengelernt und war von ihm wie von seinen Vorgängern eigentlich ziemlich begeistert. Extrem stark! Daher bin ich im Moment noch im Zweifel für den Angeklagten.

    Aber ja: Man kann bösartigkeit unterstellen und dieses Auslagern des Aufbaus von Franchisees als sehr aggressiv oder (wenn so beschrieben wie bei Vickeroy) als unlauter bezeichnen.


    Hoffe Grenke stellt das wasserdicht klar und sauber.

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  • Matze: warum nicht das dann als Erklärung direkt präsentieren?!?


    noch was: dass er cpt gekauft hat, ist das irgendwo veröffentlicht worden? Konnte auf die Schnelle nichts finden...

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  • Ich hoffe auch das Grenke das klar stellt. " Kurze ANmerkungen:


    1) Für eine vollständige Aufklärung sollte Herr Grenke auch sagen von wem er "das" Unternehmen gekauft hat und zu welchem Preis. Liest man den Shortie Report ist es ja ein Konglomerat von verschiedenen Holdings die da beteiligt sind


    2) Selbstverständlich ist das nicht trivial. Aber die Tatsache dass Grenke die nicht konsolidierten Franchises zu 100% finanziert und das Management aus Grenke Mitarbeitern besteht, erfordert aus meiner Erfahrung mit WPs schon eine größere Anstrengung so ewtas NICHT zu konsoldieren, unabhängig davon ob Grenke persönlich in der Schweizer Gesellschaft involviert ist oder nicht. Wie gesagt, ich kenne das Modell (Mitarbeiterbeteiligung, Darlehensfinanzierung & Kaufoption) im Detail von anderen Mittelständlern in Deutschland auch und da wäre noch keiner auf die Idee gekommen so etwas nicht zu konsolidieren.

  • Ich würde es mit Captain halten: Wenn man eine Erklärung abgibt, dann sollte die wasserdicht und sauber sein. Daher erwarte ich da auch nicht etwas am ersten Tag. In der die dann die Tage kommt erwarte ich da aber schon eine Antwort drauf.

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