Der Story-Hintergrund (aus dem WWW zusammengetragen):
In seinem Buch "The Empty Ocean" beschreibt Richard Ellis die aktuelle, sehr traurige Situation in den mittlerweile leer gefischten Weltmeeren. "In fünf Jahren essen wir alle Quallensandwich", so Ellis. Die traurige Bilanz zu Beginn des 21. Jahrhunderts: 90 Prozent der Großfischpopulationen - also Rochen, Hai, Kabeljau, Thun- sowie Schwertfisch - sind bereits aus den Meeren verschwunden.
Wie ein Fisch bis an den Rand des Aussterbens dezimiert werden kann, zeigt das Paradebeispiel Kabeljau. Die Kabeljaufischerei war seit jeher höchst lukrativ und reicht Jahrhunderte zurück. Dass es einmal mit dem Kabeljau zu Ende gehen könnte, hätte sich lange Zeit niemand träumen lassen: "In den 50er Jahren begannen dann die ersten Wissenschaftler, die Fischer zu warnen. Es fiel ihnen auf, dass die Fische immer kleiner wurden. Doch die Fischer sagten, das habe nichts zu bedeuten, die großen seien nach wie vor draußen im Meer. Aber das stimmt natürlich nicht. Man fängt deshalb keine großen, weil es sie nicht mehr gibt." Aktuelles Resultat: Die USA und Kanada haben mittlerweile die Kabeljaufischerei eingestellt. In Europa, so Richard Ellis, werde es auch bald so weit sein.
Der nächste Raubfisch, dem es nun nach dem Kabeljau an den Kragen gehen wird, ist der Thunfisch. Der größte der Thunfische ist der Blauflossenthun (Blue Fin Tuna, lat. Thunnus thynnus), wegen seines roten Fleisches auch Roter Thun genannt:
Mit einer durchschnittlichen Länge von drei Metern und einem Höchstgewicht von deutlich über 250 Kilogramm ist er einer der größten Knochenfische überhaupt. Der Atlantische Blauflossentun ist derzeit weltweit der teuerste Fisch. Sushi vom Blauflossenthunfisch ist für Japaner eine Delikatesse. Die starke Nachfrage sorgt dafür, dass ein ausgewachsener Thun einem Fischer schon jetzt etwa 10.000 Euro (entsprechend ca. 40 Euro/kg) einbringt. Am Fischmarkt in Tokio kostet ein Kilo Thunfisch guter Qualität mittlerweile sogar bis zu 500 Euro. Für ein gut 200 Kilo schweres Spitzenexemplar eines Blauflossenthuns wurden auf diesem Markt unlängst sagenhafte 175.000 Dollar gezahlt.
Im Mittelmeer werden mittlerweile nur noch kleine und junge Tiere gefangen. Die Zahl der erwachsenen Fische ist innerhalb von 30 Jahren um achtzig Prozent gefallen. Im letzten Jahrzehnt begann die Industrie deshalb damit, den Thun zu mästen. Mit einem Ringnetz kreisen die Fangschiffe Jungfischschwärme ein und schleppen sie zur Küste. Dort werden die juvenilen Fische in ihren Käfigen ein halbes Jahr lang mit Makrelen gemästet und dann geschlachtet, noch bevor sie geschlechtsreif sind. Doch durch diese umstrittene, als Tuna-Farming bezeichnete Technik sind die Bestände nur noch mehr bedroht. Weil nun auch die Jungfische gefangen und der Natur entnommen werden, wird die Grundlage für den Fortbestand der verschiedenen Thunfischarten immer dünner. Wie dramatisch die Lage ist, zeigt das Beispiel Southern Bluefin Tuna (Thunnus maccoyii). Von dieser etwa 250 kg schwer werdenden Thunfischart wurden beispielsweise 1960 weltweit noch 80,000 Tonnen gefangen, 1980 waren es bereits nur noch 40,000 Tonnen. Die von der Commission for the Conservation of Southern Bluefin Tuna (CCSBT) festgelegte Fangquote des Jahres 2006 lag bei knapp 15,000 Tonnen pro Jahr. Für 2007 forderten die wissenschaftlichen Ratgeber der Kommission einen Cut von 7160 Tonnen.
Die einzig mögliche Antwort auf das Dilemma eines künftig leeren Ozeans scheint die kommerzielle Fischzucht (auch Aquakultur genannt) zu sein. Bei vielen überfischten Arten wie dem Atlantischen Lachs oder dem Seebarsch reagierte die Fischereiwirtschaft bereits mit dem Aufbau von Zuchtanlagen, in denen die betroffenen Arten vom Ei bis zum ausgewachsenen Fisch produziert werden. Auf diese Weise soll der Wildbestand geschont und gleichzeitig die Nachfrage bedient werden. Doch bei Thunfischen funktioniert diese Methode in aller Regel noch nicht vernünftig, da der Reproduktionszyklus kompliziert ist und man wenig über die Fortpflanzung dieses Großfisches weiß. Blauflossenthunfische legen ihre Eier nicht in jedem Gewässer ab - Strömung und Temperatur müssen exakt stimmen. Der Southern Bluefin Tuna beispielsweise wandert zur Vermehrung zwischen September und April an eine ganz bestimmte Stelle im Indischen Ozean. Die Fische müssen sich außerdem ständig bewegen, selbst beim Schlafen, da sie ansonsten nicht genug Sauerstoff zum Atmen bekommen.
Soweit zur Vorgeschichte, aufgrund derer ein weitgehender Zusammenbruch der Fischfang-Industrie in naher Zukunft möglich erscheint. Auf der anderen Seite ist das vielleicht die Gelegenheit für innovative Fischzucht-Farmen bzw. marine Aquakultur-Pioniere. Die Chancen stehen gut, dass die Aquakultur sich zu einer der lukrativsten Geschäftsideen des 21. Jahrhunderts entwickeln wird. In Bezug auf die Nachzucht des heiß begehrten Thunfisches scheinen dabei die Japaner und die Australier die Nase vorn zu haben. Bereits vor knapp zweieinhalb Jahren wurde gemeldet, dass Forscher der Kinki Universität in Osaka (Japan) erfolgreich den pazifischen Blauflossenthun nachzüchten konnten (http://library.enaca.org/Grouper/eNews14.htm). Nun scheint vor einigen Wochen die australische Firma Clean Seas Tuna Limited (WKN A0HL4J) als Erste einer Lösung des Thunfisch-Dilemmas in Bezug auf den ebenfalls begehrten Southern Bluefin Tuna nahe zu sein:
02 April, 2007 - Breeding tuna 'like cattle' a step closer (www.fishfarmer-magazine.com)
AUSTRALIAN aquaculture pioneer, Clean Seas Tuna Limited has successfully induced reproductive maturation among male Southern Bluefin Tuna (SBT) broodstock housed in the companys purpose-built, land-based breeding facility at Arno Bay.
It is the first time in the world that reproductive maturation of SBT has been achieved under controlled conditions and is a major step towards achieving the companys long-term goal of breeding and growing out SBT from its own broodstock with the goal of duplicating SBT wild catch, which is currently subject to a strict international quota system.
Clean Seas Chairman, Hagen Stehr AO said the world-first breakthrough was achieved using hormonal therapy developed in Europe to mimic the natural production of hormones by wild fish and carried out in Clean Seas Arno Bay breeding facility, which was developed with the funding assistance of a Federal Government Commercial Ready Grant. He said the breeding breakthrough was undertaken with the cooperation and supervision of internationally acclaimed tuna scientists, Professor Christopher Bridges of the University of Dusseldorf and Dr Constantinos Mylonas of the Hellenic Centre for Marine Research.
The courtship behaviour and release of sperm by the captive SBT was documented using underwater video observations. The broodstock will continue to be monitored and the therapy potentially repeated, with the expectation of completing their reproductive maturation and producing viable (fertilised) eggs. This is a major breakthrough in our quest to close the lifecycle of Southern Bluefin Tuna as we have replicated in our land-based breeding facility the complex and previously unknown natural breeding conditions of one of the wildest fish in the sea the first time in the world that has been achieved, and only three months after commissioning the facility and moving our fish from the ocean, Mr Stehr said. While we still have some way to go to reach our ultimate goal, we have made giant strides over the past week. The next step will be to stimulate the natural release of eggs from our female broodstock and their subsequent fertilisation, at which point we will be in a position to return domestically-bred SBT fingerlings to our pens in the pristine waters of Arno Bay where they can be grown to order for the restaurants of the world. Ultimately, this will be the equivalent of domesticating and breeding cattle for food but on a new frontier, Mr Stehr said.
Fish will increasingly provide the worlds growing need for protein and economically and environmentally sustainable aquaculture programs such as ours are the key to delivering the worlds fish requirements. Mr Stehr said Clean Seas had the potential to duplicate Australias 5,200 tonne Southern Bluefin Tuna quota in a decade, without impacting on wild tuna stocks.
Zugegebenermaßen ist es für die noch junge Clean Seas Limited (Die Firma ist seit Dezember 2005 an der ASX gelistet) noch ein weiter Weg bis zum endgültigen Zuchterfolg des Southern Blue Fin Tuna. Sollte es aber tatsächlich klappen und die Firma wirklich irgendwann in der Zukunft 5200 Tonnen Thunfisch pro Jahr züchten können, wäre der Gewinnzuwachs erheblich. Bei einem von mir frei (und wahrscheinlich konservativ) geschätzten Gewinn von 10 Euro pro Kilogramm ergäbe sich allein aus der Thunfischzucht ein Jahresprofit von 52 Mio Euro. Zum Vergleich: Im zweiten Halbjahr 2006 hat Clean Seas Tuna aus allen Geschäftsfeldern zusammen netto 486,000 australische Dollar verdient.
Die Firma ist angesichts des aktuell erzielten Profits zum jetzigen Zeitpunkt zwar im Moment mehr als teuer, jedoch scheint sie mir wegen der oben geschilderten Umstände und einer potentiellen Monopolstellung spekulativ reizvoll zu sein. Clean Seas verfügt nachgewiesenermaßen über genügend Expertise, ist bereits profitabel und hat weitere Standbeine. Zwei andere Großfische, der Mulloway und der Kingfish, werden inzwischen erfolgreich von Clean Seas Tuna nachgezogen. Die Tiere werden im Babystadium (als sogenannte Fingerlinge) in Tanks hochgepäppelt und ab einer bestimmten Größe in Großkäfige in den Ozean überführt.
Ein kurzer Pressebericht über Clean Seas ist hier verfügbar: http://www.cleanseastuna.com.a…%2022_05_06%20pg%2037.pdf . Auf der Homepage der Firma www.cleanseastuna.com.au finden sich u. a. folgende Aussagen:
Clean Seas Tuna Limited is an innovative state-of-the-art South Australian aquaculture enterprise, with strong links into the Tuna Fishing and fish farming industries. Clean Seas operations are situated in Port Lincoln, Fitzgerald Bay, Port Augusta and Arno Bay where our main onshore complex operates on a 400 hectare site. Clean Seas core business is the propagation of commercially bred Southern Bluefin Tuna, Mulloway and Kingfish for the domestic market and international consumption.
Using what is believed to be the only captive broodstock in the world, the team at Clean Seas are developing a commercial on-shore breeding facility. This is a major step towards realising the companys long held goal of closing the life cycle of Southern Bluefin Tuna. When successful, within a decade this process could double the Southern Bluefin Tuna catch, without impacting on wild tuna stocks.
Clean Seas Tuna Limited has mature Southern Bluefin Tuna broodstock and direct access to the skills and expertise of its parent company and main shareholder -The Stehr Group. The Stehr Group was established in the early 1970s and is recognised as an Australian leader and International pioneer in tuna fishing, ranching and offshore fish farming.
In 2004/2005 The Stehr Group produced in excess of:
" 650 tonnes of farmed Southern Bluefin Tuna.
" 600 tonnes of aquaculture-bred Kingfish.
" 200 tonnes of aquaculture-bred Mulloway.
Clean Seas Tuna is the first company in the world to successfully transfer large Southern Bluefin Tuna over large distances to its on shore facilities in Arno Bay.
Der letzte Halbjahresbericht von Clean Seas Tuna Limited ist unter http://www.asx.com.au/asx/stat…mentPDF.do?idsID=00697213 einsehbar. Die Firma hat etwa 104 Mio Shares plus 27 Mio converting notes ausgegeben, wodurch die Marktkapitalisierung noch weniger als 200 Mio australische Dollar beträgt. Der ausgewiesene Halbjahresgewinn beträgt magere 486 000 AUD, allerdings konnte der Umsatz um 339% und der Gewinn um 492% im Vergleich zum gleichen Sechs-Monatszeitraum des Vorjahres gesteigert werden. Vielleicht können ja die Bilanzexperten im Forum mal einen Blick auf den Halbjahresbericht werfen und noch ein paar Feinheiten rauskitzeln.
Clean Seas ist zwar auch an der Börse Berlin-Bremen gelistet, angesichts der geringen Umsätze sollte man jedoch direkt in Australien (Kürzel: CSS) ordern.
Der Chart sieht gut aus:
Ich bin zwar noch nicht investiert, aber mich kribbelt es zugegebenermaßen in den Fingern. Ich würde mich deshalb über konstruktive Meinungen zu der Firma freuen.
Zum guten Schluß ein prägnantes Zitat von Clean Sea's Chairman Hagen Stehr in Anlehnung an Bill Gates:
THE FUTURE IS NOT THE INTERNET, IT'S AQUACULTURE!
Gruß, Mickymoto