Esprinet SpA

Falls erlaubt, mal wieder eine Aktie zur Abwechslung:

Esprinet SpA (WKN: A0EQ3J)

italienischer IT-Distributor (Hardware/Software/Services) + Unterhaltungselektronik
Marktführer in Italien, Nr. 3 in Spanien
hauptsächlich B2B, aber auch B2C
profitabel in den letzten Jahren, steigende Dividende (zuletzt: 17,5 ct),
Umsätze in den letzten Jahren stagnierend

Kurs: EUR 3,20 (hat kürzlich ein 52W-Tief markiert)
Anz. Aktien 52,4 Mio.

KUV: 0,08
KBV: 0,72
KBV (tangible): 1,27
KGV5: 5,1 (Net Income 2010-06: 32,8 32,2 24,2 31,4 44,2)
EK-Quote (tangible): 18,8%
DivR: 5,5%

Ek-Quote und Margen sind natürlich branchenüblich ziemlich niedrig...

Die scheinen etwas breiter aufgestellt zu sein. Man kann sich unter
www.monclick.it einen Eindruck von deren B2C-Onlineshop machen.

Die Halbjahreszahlen 2011 sind übrigens schwach ausgefallen. Der Gewinn in Q2 hat sich ggü. Vorjahr fast halbiert. Deshalb auch die schwache Performance der Aktie.
Das ipad und die Apple-Shops lassen grüssen.

So langsam schwant mir, dass ein Investment in Esprinet eher eine Wette auf den Verbleib Italiens im Euro ist. Es gibt zwei Szenarien:

1.
Bleibt Italien im Euro, dann kann man anhand der zuvor genannten Kennzahlen eine Unterbewertung feststellen. Auch bei der Annahme von künftigem Nullwachstum ist heute schon ein erheblicher Gewinnrückgang eingepreist.
Beispiel Annahme:
Net Income: 16 Mio. ohne Wachstum,
Cost of Capital: 10%
ergibt als Fair Value etwa die momentane MarketCap.

2.
Italien muss den Euro verlassen, es folgt eine Abwertung von z.B. 30%. Dies träfe Esprinet gleich auf mehrere Weisen:

- Verbindlichkeiten in EUR steigen um 30%
- Umsätze (Italien, Spanien) nur noch in neuer Weichwährung
- Einkauf (PC und Elektronik) verteuert sich ebenfalls

Unter diesen Annahmen verschlechtern sich die Bilanzkennzahlen rapide.
Nachtrag: Eine 30%-Abwertung reicht schon, um das Eigenkapital komplett auszuradieren!

Jetzt kann man beide Szenarien mit Eintrittswahrscheinlichkeiten versehen und erkennt,
dass die Abwertung ein erhebliches Abwärtsrisiko mit einbringt.

Sorry Leute, dass mir die Erkenntnis erst jetzt kommt. Ich hoffe es ist da niemand so Hals über Kopf eingestiegen wie ich. Mann, sind das teure Lektionen dieses Jahr...

Esprinet veröffentlichte die Geschäftszahlen für 2011:
http://media.esprinet.com/files/investor/download/[13.02.2012]PR-Q411-def.pdf

Highlights:
- EPS 0,16 (Vj. 0,64)
- Goodwill-Abschreibung von knapp 20 Mio. Euro. Adjustiert um diese liegt das Ergebnis in Q4 etwa in Höhe des Vj.-Quartals.

Wie es scheint hat man vorläufig einen Turnaround geschafft. Der FCF ist mit 48,6 Mio. wieder positiv. Die Aktie hat das vorweggenommen:

3m-Chart:

Neben Verlusten und teuren Spesen jetzt also auch noch entgangene Gewinne. Phantomschmerzen setzen ein.

Zitat

Original von thomtrader
Aus diesen Thread geht nicht hervor, ob du Esprinet gekauft oder verkauft hast. Soll dein letzter Satz heißen, du hast sie gekauft und dann später mit Verlust verkauft?

So ist es. Den Verkauf hatte ich aber in meinem Post vom 31.10.11 erwähnt.

Zitat

Original von Matze
Phantomschmerzen weg? ;D

Ja, war wohl nur eine klassische Bärenmarktrallye.
Unter 2,- wird die Aktie so langsam für Net-Net-Freunde interessant. Aber: FCF nach wie vor negativ.