Russische Aktien - die neuen Griechen?

  • Zitat


    Daraus:

    Zitat

    Als Russlands Erster Vize- Ministerpräsident Igor Schuwalow vor zwei Tagen russische Unternehmen aufforderte, ihre Aktien statt im Ausland in Moskau handeln zu lassen, bezog er sich auf Bedenken wegen der "wirtschaftlichen Sicherheit" des Landes.


    Während Schuwalow nicht näher ausführte, welche Sicherheitsbedenken er hatte, dürfte er nach Einschätzung von Anwälten guten Grund haben, sich um den Aktienhandel Sorgen zu machen, wenn die USA und Europa Sanktionen gegen Russland verschärfen. In New York notierte Anteilsscheine eines Unternehmens, das die USA auf die Sanktionsliste gesetzt haben, wären für US-Anleger nicht mehr investierbar, erläuterte Judith A. Lee von der Kanzlei Gibson, Dunn & Crutcher LLP in Washington.
    ...
    Über die vergangenen 30 Tage lag das durchschnittliche tägliche Handelsvolumen der zehn größten russischen Aktien in Großbritannien um 46 Prozent höher als in Moskau, wie Bloomberg- Daten zeigen. Einige Unternehmen - wie der Suchmaschinenbetreiber Yandex NV, der Telekomdienstleister VimpelCom Ltd. und der Websitebetreiber Mail.ru Group Ltd. - sind überhaupt nur im Ausland notiert, andere wie OAO Lukoil, OAO Gazprom und OAO Sberbank lassen ihre Aktien in Moskau, New York und London handeln.


    Dazu passt diese angebliche Aussage von Putin:


    http://www.spiegel.de/netzwelt…-und-vk-com-a-966088.html

    Zitat

    Der Kreml-Chef tat nichts, um Russlands erfolgreichste IT-Firma in Schutz zu nehmen. Im Gegenteil. Gleich zweimal seufzte der Präsident, mit Yandex sei es leider "auch nicht so ganz einfach". Die Unternehmensgründer hätten unter ausländischem Einfluss gestanden. Man habe sie gezwungen, "soundso viele Amerikaner, soundso viele Europäer in der Chefetage" zu installieren. Auch sei Yandex, dessen Aktien an der New Yorker Börse gehandelt werden, in Teilen im Ausland registriert, "und nicht nur wegen der Besteuerung, sondern auch aus anderen Überlegungen".
    ...


    Mit etwas Pech besäße man dann Aktien, die man an westlichen Börsen gekauft hat, die dort aber nicht mehr lange gehandelt werden dürften.

    Einmal editiert, zuletzt von Al Sting ()

  • Mich Pech besitzt man auch BRISA-Aktien, die zwar aus Westeuropa kommen, aber auch nicht mehr gehandelt werden ...


    Das wird alles noch eine spannende Sache. Und irgendwie habe ich das Gefühle, dass die Tiefstkurse noch lange nicht da sind. Bei PIIGS ging es mit Zwischenerholungen auch über 2-3 Jahre

  • das mit den ADRs ist in der Tat spannend. Allerdings werden sich die US Banken mit Sicherhiet nicht das ADR Geschäft vermiesen lassen.


    Geschäft ist Geschäft. Aus Russischer Sicht ist evtl. das Problem, dass ADRs ein guter Weg sind um Geld aus dem Land zu bringen. Das kann man gut in Argentinien sehen.


    MMI

  • 2010 Q1) 7.489.200 Q2) 9.525.000 Q3) 12.157.700 Q4) 51.884.700
    2011 7.732.473 13.018.037 19.709.532 32.338.246
    2012 13.449.201 18.621.738 22.022.092 33.690.036
    2013 12.498.344 13.595.618 17.819.322 37.661.544


    Das sind die Investitionen die das Sistema Hauptasset MTS pro Quartal tätigt. Ich verstehe absolut nicht, wie man Jahr für Jahr bei einem kaum saisonalen Geschäft wie Telekom, solch eine extreme Saisonalität bei den Investitionen haben kann. Bei den Zahlen könnte man auf den ersten Blick fast meinen es sind die kumulativen Investitionen eines Jahres, es sind aber wirklich die Investitionen eines einzelnen Quartals. Kann mir das jemand erklären?



    http://www.mtsgsm.com/news/2014-03-18-51260/



    Gegen die Theorie daß ADRs auf russische Aktien von den westlichen Börsen (vorübergehend) suspendiert werden, spricht, daß ein durschnittlicher ADR noch immer mit einem leichten Aufschlag auf die russische Orginalaktie notiert.

  • MOSCOW, April 28 (Reuters) - Standard and Poor's ratings agency cut the credit ratings of state-controlled Russian energy companies Rosneft and Gazprom to BBB- from BBB on Monday, the agency said in a statement on its website.


    The downgrade, to a notch above junk rating, came after the agency cut Russia's sovereign rating on Friday, also to BBB-, the lowest investment grade category.

  • Zitat

    Original von thomtraderIch verstehe absolut nicht, wie man Jahr für Jahr bei einem kaum saisonalen Geschäft wie Telekom, solch eine extreme Saisonalität bei den Investitionen haben kann.


    Früher in der Schule (sprich: DDR-Zeit) lernte ich mal, dass in Sibirien viele Orte für Autos nur bzw. besonders gut im Winter erreichbar seien, weil viele Straßen nur im Winter funktionieren. Im Sommer taut der Permafrostboden auf und wird böse sumpfig, während sich im Winter auch noch viele Flüsse zufrieren und als erstklassige Straßen genutzt werden. Das könnte für eine stärkere Aktivität im Winter sprechen. ;-)


    Im Ernst: Ich glaube nicht, dass das heute auch noch gilt. Aber in Russland wirken in mancher Hinsicht ganz andere Gesetzmäßigkeiten als wir hier per se in Erwägung ziehen. Vielleicht wirken auch hier vergleichbare Mechanismen.

  • Zitat

    Original von memyselfandi007
    Ganz interessante Seite:


    http://prosperitycapital.com/companies/index.aspx
    Ein auf Russland spezialisierter Asset Manager, der immer eine "Firma des Monats" vorstellt, darunter auch Gazprom, Bashneft, Sistema etc.MMI


    Wow, das sieht interessant aus!
    Ich habe mir mal als erstes den Bericht aus dem Mai 2013 zu Surgutneftegas angeschaut, da ich das Unternehmen faszinierend finde. Sieht so aus, als könnte das Unternehmen langsam transparenter werden http://prosperitycapital.com/c…/surgutneftegas~3724.aspx


    Hat sich jemand schon mal näher mit dieser Bude beschäftigt? Das Unternehmen erscheint mir als das "verdeckteste" Unternehmen aus der Branche, reizvoll, extrem günstig, aber schwer verständlich.
    - KGV im Bereich von 4-5
    - Marktbewertung angeblich unterhalb der Cashreserven
    - In einer alten, gerade nicht wiedergefundenen Studie der Gazprombank meine ich gelesen zu haben, Surgutneftegas würde schon heute den Großteil seiner Produktion nach China verkaufen --> unangreifbar selbst im Fall westlicher Sanktionen. Auch ist Surgutneftegas (offiziell) zu staatsfern, um mal eben wie Gazprom auf Staatsbefehl extreme wirtschaftliche "Dummheiten" zu machen.
    - Die Eigentümerverhältnisse bei Surgutneftegas sind extrem undurchschaubar. Irgendwie soll das Unternehmen sich abseits der üblichen Oligarchenkämpfen gehalten haben und immer noch mehr oder weniger im Eigentum der Mitarbeiter (aka oberes Management?) sein - oder aber ganz anderer Leute. Gerüchteweise soll auch Putin über Freunde hier eine gute Altersrücklage halten. Aber da man nichts weiß, sprießen Gerüchte besonders hemmungslos.
    Siehe zB die NZZ aus dem Februar 2014: http://www.nzz.ch/finanzen/ueb…sischen-riesen-1.18249039
    - Dass Bill Browders (Hermitage Capital) aus Russland gekickt wurde, soll auch zentral mit Surgutneftegas zusammengehangen haben. Als er den Druck auf Surgutneftegas zu weit steigerte, soll dieses Unternehmen seine politischen Verbindungen gespielt haben.
    - Bei so einer undurchsichtigen Firma ist es durchaus denkbar, dass sich Cashreserven und vom Unternehmen gehaltenen Aktien plötzlich in anderen Taschen wiederfinden, das Unternehmen (und seine Kleinaktionäre) also vom Management bestohlen wurde. Daher die niedrige Marktbewertung.


    Was das Thema "unkonventionelle Gasförderung" aka "Shale gas, Tight gas etc." angeht: Diese Studie sieht Surgutneftegas als Vorreiter bei der russischen Tightgaserschließung: http://www.gazprombank.ru/uplo…pb_og_weekly_20140425.pdf
    (Der Reseachbereich der Gazprombank ist immer einen Blick wert: http://www.gazprombank.ru/eng/research/)


    Ich würde mich über weitere Einschätzungen freuen: Traut sich jemand an Surgutneftegas?

  • Nur als Anmerkung zu den ganzen Russen-Öl-Firmen.


    Bitte immer schauen wie viel Abschreibungen (=D) die in Ihrer G&V ausweisen und wieviel Capex also Investitionen die in neue Fördertechnik pumpen.
    Es gibt da gerade bei den russischen Gesellschaften die Tendenz, dass die historischen Kosten (=G&V Abschreibung) auf Grund rasender Inflation und alter Technkik optisch sehr niedrig sind und die ökonomischen Kosten (=Investitionen in neue Anlagen) massiv höher sind.


    wenn man dann die G&V neu aufstellt und Abschreibungen durch echte ökonomische Kosten "Capex" ersetzt - ist vom KGV 4-5 nichts mehr da...


    Problem ist hier das normalisierte Level der Investitionen rauszufinden. Das hab ich bisher nicht wirklich geschafft.

    Value investing is at its core the marriage of a contrarian streak and a calculator - Seth Klarman

    3 Mal editiert, zuletzt von Matze ()

  • #Matze,


    das ist ein guter Punkt. Abschreibungen sieht in einem inflationären Umfeld meistens zu niedrig, in einem deflationären Umfeld meistens zu hoch.


    Bei Bashneft ist das m.E. nicht ganz so tragisch, weil das im Prinzip eh eine Cash Cow ist und Sistema das auch so kommuniziert


    MMI



    Ach so, Surgutneft: Ich persönlich schaue mir lieber Russische Firmen an die sich zumindest ein wenig Mühe im Hinbvlick auf Aktionäre geben. Die sind eigentlich auch nicht teurer.

    Einmal editiert, zuletzt von memyselfandi007 ()

  • Zitat

    Original von mobilpage
    Das einzige was mich stört ist "alle finden Gazprom billig".
    Ich höre und lese von "Value-Investoren" wie billig Gazprom ist.


    Ich habe da immer den Eindruck, dass sei halt fast die einzige ihnen bekannte russische Firma. ;-)

  • FPA ist kein schlechter Fonds. Interessanterweise haben die bislang fast auschliesslich USA gemacht.


    So richtig "Contrarian" waren die eigentlich nie.


    Der Fonds ist allerdings ziemlich groß (ca. 17 Mrd.), d.h. die brauchen große liquide Werte....


    Für einen US FOnds ist es natürlich nicht leicht, in Russische Aktien zu investieren.


    MMI


  • Ich finde FPA und Steven Romick ziemlich gut. Auch die Interviews, die es ab und zu zu sehen gibt finde ich sehr interessant.


    Hat FPA aber nicht einer FPA International?
    Vielleicht spricht hier Steven Romick als FPA Familienmitglied?


    http://www.fpafunds.com/internationalvalue


    Und mit seinem Crescent Fund geht er in letzter Zeit verstärkt raus aus USA und rein in die EU


    http://www.fpafunds.com/docs/q…DD56A52E7121.pdf?sfvrsn=2

  • Ah, ok. Den International Value hatte ich mir gar nie angeschaut, der ist mit 300 Mio aber natürlich ein Leichtgewicht...


    Die Top 10 Werte im Fonds sehen durch die Bank vernüftig aus.


    Top Holdings*
    Aggreko
    7.2% Danone 4.9%
    Fugro 6.1% SAP
    4.5%
    ATEA 5.5% G.U.D
    3.7%
    Incitec 5.5% Taiwan Semiconductor
    3.6%
    G4S 5.4% Brambles 3.3%

    Excludes U.S. Treasuries
    Top 10 Holdings represent 49.7% of Total Net Assets



    Edit: Interessanterweise kommen fast alle dies Werte in meinem Boss Score recht gut weg, insbes. die Australier.

    Einmal editiert, zuletzt von memyselfandi007 ()

  • Hallo zusammen, bin neu hier.


    Ich würde mich über weitere Einschätzungen freuen: Traut sich jemand an Surgutneftegas?


    Ich bin schon seit Jahren bei SNGSP dabei, allerdings nur bei den Vorzugsaktien. Zahlen eine sehr üppige Dividende und haben sich auch im Kurs gut entwickelt. Die Stammaktie (SNGS) ist m.E. eher spekulativ, aus den bereits angeführten Gründen.


    Ich wollte hier mal ein paar Meinungen zu Russian Grids einholen, die Bewertungen sind wirklich "abysmal value":


    Ich habe mir mal die Zahlen vom letzten Jahr genommen, siehe
    http://www.rosseti.ru/upload/t…l_Results_FY2013_ENG_.pdf


    Die Bewertungsrelationen sind einfach nur noch pervers:
    EBITDA pro Aktie 1.45 RUB = 6.15 EUR pro GDR
    Gewinn (adjusted) pro Aktie 0.46 RUB = 1.95 EUR pro GDR
    Buchwert pro Aktie 4.75 RUB = 20.16 EUR pro GDR


    d.h. die Aktie bzw. GDR notieren zu einem KGV von 1.16 und zu 11% des Buchwerts...


    negatives: wie im gesamten power-sector muss in den nächsten Jahren sehr viel investiert werden um die fehlende CAPEX der vergangenen Jahrzehnte wettzumachen. Hier werden einige Milliarden fällig werden, und wahrscheinlich werden die Aufträge nicht immer ganz effizient vergeben und das "budget" einhalten können...
    Darüber hinaus ist man vollkommen von der Regulierung abhängig, sprich welchen ROI erlaubt der Staat? Da wurde in den letzten Jahren immer viel versprochen (10% auf die RAB stand mal im Raum), aber immer wieder verschoben oder "angepasst".
    Russian Grids als solches ist relativ neu, entstanden durch die Zusammenlegung von Federal Grid (immer noch Börsennotiert, ticker FEES) und der Holding MRSK (Holding der regionalen Stromnetze (MRSK's), die meisten auch Börsennotiert). Da der Staat der dominante Aktionär ist, wird man die Gesellschaft sicher nicht ganz vor die Hunde gehen lassen. Das Stromnetze (natürliche Monopole) zum Teil in öffentlicher Hand sind, ist ja auch bei uns nicht unüblich (siehe z.B. Elia System Operator in Belgien, notiert auf Euronext aber knapp zur Hälfte in öffentlicher Hand).
    Es gibt sicherlich einiges unschönes, aber die Bewertung der Aktie ist wirklich abgrundtief niedrig.
    Ich habe mir mal ein paar Stück geholt, man wird aber sicher einen langen Atem brauchen bis das Früchte trägt. Verzehnfachung und mehr könnte aber in einigen Jahren möglich sein.