Witchdream in Japan

  • tja, das waere ein Desaster erster Guete. 60% Kapitalvernichtung in nur 7 Jahren...


    Also. Nachdem hier der Pessimismus grassiert, habe ich mir die Frage gestellt, wie so eine mechanische Value-Strategie ala witchdream in einem Baerenmarkt funktioniert. Ich dachte, das wuerde uns alle aufheitern. Leider geht der Schuss voll nach hinten los.


    Die Spielregeln: Die Daten stammen von WISI. Fundamental-Kennzahlen zu allen bei WISI gelisteten Aktien der Tokioter Boerse. Wir sind mitten im uebelsten Baerenmarkt der Nachkriegszeit in einem Industrieland.


    Fuer die Kalenderjahre 1993 bis 1999 liegen Daten zu gut 2000 Firmen vor (1928 in 1993 bis zu 3048 in 1999). Ich kann nicht sagen, wie die Qualitaet der Daten ist. Insbesondere ist ein bias bezueglich Fusionen und Delisting zu erwarten (siehe die Kommentare im Buch von O'S).


    Gekauft wird am 1.7. jeden Jahres zum Kurs vom 30.6. Alle Aktien werden extakt ein Jahr gehalten und dann verkauft. Kriterien fuer den Kauf sind die Kennzahlen, die sich aus den Fundamentaldaten des letzten Kalenderjahres und dem Tageskurs am 30.6. berechnen. D.h. die erste Periode ist 1.7.1994 bis 30.6.1995 basierend auf den Fundamentaldaten von 1993. Untersucht werden die 7 Jahre vom 1.7.1994 bis 30.6.2001.


    Es werden zuerst alle Aktien selektiert, die unter den top 25% nach folgenden Kriterien zu finden sind:
    a) kleines KCV
    b) kleines KUV
    c) kleines KBV


    Hier die entsprechenden Obergrenzen und die Zahl der slektierten Aktien:


    Jahr KCV max KUV max KBV max selektiert
    1994 8.75 0.41 1.3 67
    1995 10.96 0.51 1.5 74
    1996 10.54 0.46 1.2 65
    1997 7.88 0.40 1.4 69
    1998 3.733 0.18 1.0 97
    1999 3.98 0.18 0.7 105
    2000 5.42 0.18 0.6 143


    Aus den so selektierten Aktien werden die 25% mit der besten Kursentwicklung ueber 6,9,12 Monate ausgewaehlt, maximal jedoch 20 Aktien.


    Das Resultat:


    Jahr 6: Kurs 6: Div 9: Kurs 9: Div 12: Kurs 12: Div
    1994 -37.93% 0.98% -32.63% 0.82% -28.64% 0.96%
    1995 +28.6% 0.77% +33.81% 0.70% +37.9% 0.75%
    1996 -19.33% 0.94% -25.19% 0.81% -29.26% 0.90%
    1997 -42.45% 1.56% -40.85% 1.49% -38.26% 1.50%
    1998 +31.67% 1.04% +20.12% 1.52% +9.54% 1.86%
    1999 -29.31% 0.90% -31.20% 1.04% -33.98% 1.60%
    2000 +5.88% 0.42% +4.04% 0.47% +9.22% 0.38%
    total p.a -13.4% -12.4% -14.17% -13.12% -14.30% -13.07%


    Die Spalten `12:Kurs' und `12:Div' bedeuten die Kursentwicklung und Dividende, wenn die Aktien nach ihrer Kursentwicklung ueber die letzten 12 Monate ausgewaehlt werden etc. In der Zeile `total p.a.' ist in den Dividendenspalte die totale Wertentwicklung bei wiederangelegten Dividenden angegeben.


    Der jaehrliche Verlust von etwa 13.5% ueber 7 Jahre frisst etwa 60% des eingesetzten Kapitals auf. Weiss jemand den Stand des Nikkei am 30.6.1994? Ich koennte mir vorstellen, dass die Strategie den Nikkei sogar knapp schlaegt. Allerdings ist das bei dem resultierenden Kapitalverlust nur ein schwacher Trost.
    [br][b][size=1](Diese Na

  • ...


    Man beachte besonders die nervenaufreibende Volatilitaet. Auch sieht man recht schoen an den 25%-Grenzen, wie die Ueberbewertung konsequent abgebaut wird. In 2000 sinkt dann aber tatsaechlich der CashFlow.


    Wie schon am Frankfurter Markt hat die 6-Monats-Strategie im Gesamtergebnis leicht die Nase vorn. In vielen Jahren schneidet die 12-Monats-Strategie jedoch besser ab, allerdings verpasst sie komplett den 1998er Aufschwung. Beachtlich auch, dass von dem Strohfeuer Ende 1999, das sich vor allem im Technologiesektor abgespielt hat, keine Spur zu sehen ist.


    Naechste Frage: Das ist ja schon ein schlimmer Baerenmarkt. Kann ich durch die Einfuehrung von Stop-Loss-Marken wenigstens etwas retten? Ich habe nur die Kurse zum Quartalsende, daher kann ich nur einen sehr `groben' Stop-Loss testen: Wenn der Kurs am Ende eines Quartals um soundsoviel Prozent niedriger steht als der Kaufkurs, wird sofort verkauft.


    Das Resultat ist wieder enttaeuschend:


    Jahr 25% 20% 15%
    1994 -30.12% -29.13% -19.95%
    1995 +28.60% +28.60% +27.69%
    1996 -21.35% -19.68% -14.89%
    1997 -37.35% -35.83% -33.71%
    1998 0.95% -13.15% -22.65%
    1999 -29.79% -27.60% -26.25%
    2000 -1.66% -1.75% -4.68%
    total p.a. -15.46% -16.2% -15.3%


    Hier sind nur die Kursentwicklungen angegeben fuer Stopp-Loss Grenzen 25%,20% und 15%. Die durchschnittliche Dividende wird auf 0.5% p.a. gedrueckt, da der StopLoss haeufig vor der Dividendenzahlung greift. In der Rechnung habe ich das Geld, das durch StopLoss frei wird, nicht wieder investiert und auch nicht verzinst. Da die totale Performance negativ ist, wuerde Wiederanlage das Ergebnis weiter verschlechtern.


    Schaut man sich die einzelnen Jahre an, dann hat der StopLoss tatsaechlich vor Verlusten geschuetzt. Allerdings ist der totale Effekt negativ, weil auch die wichtigsten Gewinne verpasst worden sind.


    Ich habe auch das Beispiel mit den Daten zu deutschen Aktien einmal mit StopLoss durchgerechnet, und da ist auch die totale Performance um etwa 2 Prozentpunkte p.a. schlechter, wenn ich einen StopLoss einsetze. Allerdings steht das alles unter dem Vorbehalt, dass ich nur quartalsweise StopLoss testen kann.


    Alles in allem ist das Resultat ein ziemliches Desaster. Insbesondere das totale Versagen der StopLoss-Strategie hat mich ueberrascht. Wenn mir jemand den Nikkei-Kurs vom 30.6.1994 besorgt, dann kann ich wahrscheinlich bestaetigen, dass die mechnische Strategie besser war als der Index. Leider ein schwacher Trost.


    So. Jetzt muss ich ins Bett. Und am Wochenende koennt ihr ueber die Resultate und ueber mich herfallen.



    Balkenchart
    (Alle oben erwaehnten Resultate enthalten meine persoenlichen Tipp-,Programmier- und Denkfehler)
    [br][size=1](Diese Nachricht wurde am 08.09.01 um 03:03 von Balkenchart geändert.)[/size]

  • Hallo Balkenchart,


    du bist der Grösste - erst mal herzlichen Dank für die Wahnsinnsarbeit, die du dir gemacht hast. Dass die Ergebnisse deiner Arbeit mir spontan erst mal nicht schmecken, steht auf einem ganz anderen Blatt.


    Also erst mal zur Performance: ca 60% Wertverlust gegenüber 40% Wertverlust beim Nikkei 225 ist nicht nur enttäuschend, sondern in der Tat katastrophal (mit Nikkei-Stand 12800 am 30.6.2001). Der jährliche Verlust liegt bei ca. -13% mit meiner Strategie gegenüber ca. -7% beim Nikkei. Soviel zu den Ergebnissen.


    Wichtigste Frage: wie kommt das Ergebnis zustande? Falsche Strategie und / oder methodische Probleme bei der Simulation und / oder Zufall ?


    Am liebsten wäre es mir aus naheliegenden Gründen natürlich, wenn ich gravierende Probleme bei der Methodik aufdecken könnte. Ich kann - ebensowenig wie du - etwas zur Datenqualität von WISI sagen, aber selbst wenn hier Mängel vorliegen sollten: dass das Ergebnis bei perfekten Basisdaten plötzlich eine strahlende Überlegenheit meiner Strategie wäre, ist wohl eher Wunschdenken.


    Ein grösseres methodisches Problem sehe ich in der Aktienauswahl: du hast die Methode auf 2000 Aktien angewandt und mit dem Nikkei225 verglichen, der - wie der Name vermuten lässt - wohl 225 Aktien umfasst. Das heisst im Prinzip, Äpfel mit Birnen zu vergleichen. Wenn z.B. in Deutschland der DAX gegen eine Aktienauswahl aus DAX + Nemax + SDAX verglichen wird, dann veranschaulicht das das Problem. Entscheidend wäre deshalb die Frage, wie eine Zufallsauswahl aus den 2000 Aktien im Vergleich abgeschnitten hätte bzw. wie die Strategie abgeschnitten hätte, wenn sie nur innerhalb des Nikkei225 angewandt worden wäre.


    (Falls der Vergleich von Äpfeln mit Äpfeln die relative Performance der Strategie besser aussehen lässt, wäre das zwar schön für die Strategie, aber dann hätten wir auch sofort wieder die Diskussion Blue Chips versus Small Caps...).


    Gehen wir von der Methodik zur Strategie:


    Zunächst die naheliegende Frage: taugt die Strategie nur in Bullenmärkten und versagt sie jämmerlich in Bärenmärkten?
    - Am ähnlichsten zu meiner Strategie ist die Kombination niedriges KUV plus hohe RS bei O´Shaughnessy (Jahreswerte von Tabelle S. 283). Wenn man hier nur die 11 Bärenjahre anschaut, in denen "alle Aktien" in den Keller gegangen sind, und die relative Performance der Strategie anschaut, dann die Strategie 5x besser und 6x schlechter als "alle Aktien" abgeschnitten. In den 34 Bullenjahren war sie 5x schlechter, und 29x besser als der Gesamtmarkt. Macht eine "Erfolgsquote" von 29/34= 85% in Bullenjahren und 5/11= 45% in Bärenjahren. Das dürfte statistisch signifikant sein !!


    Und weiter: in den Bärenjahren waren einige böse Jahre für die Strategie dabei, aber nur wenige wirklich überlegene. Die durchschnittliche underperformance der Strategie gegenüber "alle Aktien" über alle 11 Bärenjahre war -2,9% (Median: -3,5%). Also noch ein starker Hinweis darauf, dass die Strategie in Bärenjahren versagt!!


    Kurz gesagt: ich schätze, du hast da eine extrem interessante Schwäche der Strategie ans Licht befördert. Dafür erst mal Gratulation und herzlichen Dank!


    Nächste Frage: welcher Bestandteil der Strategie ist für das schlechte Abschneiden verantwortlich?


    Betrachten wir zunächst eine reine Relative Stärke-Strategie (Top-50-RS, auf S. 260 bei O´S): In 34 Bullenjahren 24x besser und 10x schlechter als "alle Aktien", und in 11 Bärenjahren 3x besser und 8x schlechter als "alle Aktien"! Also Erfolgsquote 71% in Bullenjahren und nur 27% in Bärenjahren.


    Zum Vergleich dazu die reinen Value-Strategien - zunächst KUV (Tabelle S. 149):
    In 34 Bullenjahren 22x besser und 12x schlechter als "alle Aktien" (Erfolgsquote 65%), in 11 Bärenjahren 7x besser und 4x schlechter als "alle Aktien" (Erfolgsquote 64%).


    Dann KBV (S. 107): in 34 Bullenjahren 21x besser und 13x schlechter (Quote 62%), in 11 Bärenjahren 6x besser und 5x schlechter (Quote 55%).


    Und KCV (S. 12: in 34 Bullenjahren 22x besser und 12x schlechter als "alle Aktien" (Quote 65%), in 11 Bärenjahren 5x besser und 6x schlechter (Quote 45%).


    Und noch KGV (S. 87): in 34 Bullenjahren 19x besser und 15x schlechter (Quote 56%), in 11 Bärenjahren 7x besser und 4x schlechter (Quote 64%).


    Wenn wir das zusammenfassen, ergeben sich für die Strategien folgende Erfolgsquoten für Bullenjahre (1. Zahl) und Bärenjahre (2. Zahl):
    KCV 65 / 45
    KBV 62 / 55
    KUV 65 / 64
    KGV 56 / 64
    RS 71 / 27
    RS + KUV 85 / 45


    Auch wenn man nicht jede Zahl auf die Goldwaage legt, scheint die Sache recht klar zu sein: der "Bösewicht" in Bärenjahren ist die hohe Relative Stärke!! Die Aktienauswahl nach RS ist in Bärenjahren kontraproduktiv, in Bullenjahren ist sie der absolute Turbo.


    Auch die Fundamentaldaten KBV, KCV, KUV bringen in Bullenjahren tendentiell höhere Erfolgsquoten, "funktionieren" aber auch in Bärenjahren.


    Die Kombination von Fundamentaldaten und RS ist in Bullenjahren das Optimum - in Bärenjahren bremst die RS die Performance der fundamentalen Kennzahlen.


    Bleibt anzumerken, dass Dreman (S. 200) auch noch einen positiven Einfluss der Dividende in Bärenjahren gefunden hat, und den positiven Einfluss von KCV, KBV und KGV in Bärenjahren bestätigt.


    Bleibt die Frage: was bedeutet das für meine konkrete Strategie und für deine konkrete Simulation?


    Was mich betrifft, schätze ich mich erst mal glücklich, dass ich die Fundamentaldaten extrem gewichtet habe: drei Fundamentalkriterien (KBV, KCV und KUV) in Kombination mit RS - im Gegensatz zu "nur" KUV + RS bei O´S. Allerdings: das hast du bei deiner Japan-Simulation auch gemacht - und umso mehr ist das Ergebnis enttäuschend. Kann es sogar sein, dass die "3er-Kombination" KBV+KCV+KUV eher schädlich als nützlich ist


    Was bei meiner konkreten Auswahl die RS betrifft: eine RS in den Top-30% ist bei mir Grundvoraussetzung für die watchlist. Innerhalb der watchlist wird die Kaufentscheidung aber nicht nach der höchsten RS getroffen, sondern ich habe mir zuletzt "instinktiv" eher die Aktien rausgepickt, die eine vernünftige Dividendenrendite haben. Das heisst: RS spielt bei der Auswahl eine Rolle, aber keine so herausragende wie bei O&acute;S (der bei der Kombi-Strategie die Top-50 bei RS gewählt hat, sofern sie ein KUV<1 hatten). Das beruhigt mich schon mal.


    Frage: wie erfolgte deine "letzte Auswahl" jedes Jahr? Waren es die Aktien mit der höchsten RS innerhalb der Auswahlgruppe? Das würde einiges erklären.


    So, und schliesslich die alles entscheidende Frage: haben wir nächstes Jahr einen Bullen- oder einen Bärenmarkt Die Stimmung spricht eher für die Bären, und dein Absacken der Fundamentaldaten in Japan hat mich schockiert. Vielleicht sollte man jetzt in Japan einsteigen - bei den Bewertungen


    Wie auch immer: ich hab jetzt erst mal was zu verdauen, und deine Simulation hat etliche interessante Fragen aufgeworfen. Dafür nochmals herzlichen Dank!!!


    Gruss, witchdream

  • Hallo nochmal,


    also ich habe da noch eine ganze Liste von Parametern, mit denen ich das Programm noch laufenlassen will (helfe nur momentan bei einem Umzug mit), insb Dividendenrendite und KGV als Kriterium und die Abhaengigkeit von der Marktkapitalisierung der Firmen. Ich halte Euch auf dem laufenden.


    Bisher ist mein Eindruck, dass das Versagen mit den charttechnischen Kriterien zu tun hat, also dem vorgeschriebenen Kursanstieg ueber 6 Monate. Es hat in den Jahren in Japan immer wieder Bullenfallen gegeben, und die Strategie tappt oftmals voll hinein. Andererseits ist der starke Anstieg Ende 1999 verpasst worden.


    Die Jahreszeit, also dass ich die Aktien immer vom 1.7. bis zum 30.6. halte, scheint auch etwas auszumachen. Wenn da was signifikantes passiert, &nbsp;wird es noch spannend.


    Viele Gruesse und eine crashfreie naechste Woche


    Balkenchart

  • Balkenchart


    danke für die Infos. Gibt es bei den Daten auch die Möglichkeit den Anlagehorizont auf drei Jahre anzuheben?
    Außerdem würde mich interessieren, ob du schon mal das RS-Kriterium weggelassen hast? Gerade die OS-Strategie "niedriges KUV" ist interessant. Natürlich auch die Galleanischen Kriterien. Aber ich will dich nicht zu noch mehr Arbeit überreden, oder villeicht doch ;-)


    witchdream
    das mit der Aktienanzahl "2000 gegen 225" erscheint mir logisch - aber dennoch ändert das nichts an der katastrophalen Rendite! Vielleicht kann man dieses Problem beheben, wenn man sich nur auf Aktien, mit sehr großer MarktKap bezieht - dann dürfte es fast den Nikkei ergeben...


    Das die RS in Bullenmärkten besonders wichtig ist, kann ich mir gut vorstellen - denn aus psychologischen Gründen werden in solchen Phasen ja die Gewinner immer weiter nach oben gepushed - siehe Intershop, EMTV.....


    (solltest das RS Gewicht jetzt vielleicht reduzieren ;-))


    Investor
    [br][size=1](Diese Nachricht wurde am 08.09.01 um 18:21 von Investor geändert.)[/size]

  • @ Balkenchart: bin gespannt auf die Nachfolgeuntersuchungen. Die Selektion der höchsten RS könnte tatsächlich eine Rolle spielen.


    @ Investor: jau, vielleicht sollte ich meine RS-Kriterien etwas anheben, z.B. auf RS im Bereich obere 50%, um die fallenden Messer auszuklammern. Spannende Idee, die Strategie etwas flexibler zu gestalten.


    Gruss, witchdream

  • Hallo nochmal,


    1) Einfluss der Marktkapitalisierung. Selektion: Top 25% bei KUV,KBV,KCV, Top 50% bei Kursentwicklung ueber 6 Monate (ich lockere das Kriterium auf 50%, weil sonst nicht genug Aktien im Filter bleiben). Die Ergebnisse:


    Jahr 2 Mrd JPY:Kurs Div 10 Mrd JPY:Kurs Div 25 Mrd JPY:Kurs Div
    1994 -32.17% 0.96% -32.85% 0.84% -30.65% 0.55%
    1995 +31.86% 0.78% +34.55% 0.86% +37.35% 0.97%
    1996 -19.29% 0.92% -22.05% 1.05% -23.01% 1.12%
    1997 -42.12% 1.60% -37.66% 1.91% -36.80% 1.65%
    1998 +27.83% 1.05% +44.72% 1.37% +18.27% 1.16%
    1999 -30.14% 1.11% -29.29% 1.68% -38.90% 0.44%
    2000 +6.01% 0.47% +18.72% 0.44% +51.47% 0.42%
    total p.a. -12.41% -11.32% -8.59% -7.29% -9.24% -8.26%


    Die Auswahl der Aktien wird auf eine mindest-Marktkapitalisierung eingeschraenkt. In der Tabelle angegeben sind Kursentwicklung und Dividenden fuer die verschiedenen Faelle. Bei mindestens 2 Mrd JPY Marktkapitalisierung erfuellen noch etwa 70 Aktien die Kriterien, bei 10 Mrd JPY sind es ca. 50 und bei 25 Mrd JPY noch 20. In diesem Fall wurden alle selektierten Aktien zu gleichen Anteilen gekauft.



    Jetzt sind wir wieder beim Thema SmallCaps. Im Baerenmarkt hilft es ganz klar, sich auf Firmen mit Marktkapitalisierung von mindestens 10 Mrd JPY (ca 90 Mio EUR) zu beschraenken. Die Gesamtperformance erreicht dann immerhin etwa das Nikkei-Niveau mit -7.29% p.a. Ich glaube, dass eine noch hohere Marktkapitalisierung noch etwas bringen wuerde. Bei den Resultaten fuer mindestens 25 Mrd JPY (ca. 230 Mio EUR) werden allerdings nur wenige Aktien selektiert, so dass das Risiko steigt - z.B. fallen die Gewinne in 1998 aus, und dafuer ist 2000 ein tolles Jahr.


    Insgesamt ist das Ergebnis noch nicht besser als der Nikkei und vor allem die hohe Volatititaet ist ein Problem.


    Balkenchart
    [br][size=1](Diese Nachricht wurde am 08.09.01 um 23:34 von Balkenchart geändert.)[/size]

  • 2) Einfluss des Relative-Staerke-Kriteriums. Selektion: Top 25% bei KUV,KBV,KCV, Kursentwicklung in der Vergangenheit egal, wieder dieselbe Tabelle bzgl Marktkapitalisierung:


    Jahr 2 Mrd JPY:Kurs Div 10 Mrd JPY:Kurs Div 25 Mrd JPY:Kurs Div
    1994 -31.3% 0.98% -28.62% 0.94% -29.24% 0.70%
    1995 +53.3% 0.74% +51.00% 0.79% +49.09% 0.85%
    1996 -25.13% 1.14% -25.06% 1.17% -28.46% 1.23%
    1997 -37.15% 1.80% -38.45% 1.78% -38.50% 1.80%
    1998 +25.45% 1.58% +32.99% 1.68% +14.14% 1.42%
    1999 -17.41% 1.45% -23.76% 1.59% -31.77% 1.08%
    2000 +8.49% 0.52% +12.51% 0.52% +36.56% 0.58%
    total p.a. -8.02% -6.74% -7.78% -6.46% -9.59% -8.37%


    Wenn man also die relative Staerke ignoriert, ist man ein wenig besser als der Nikkei 225, und die Marktkapitalisierung hat nur noch wenig Einfluss. Der Haupt-Effekt scheint zu sein, dass die Volatilitaet steigt, wenn man sich auf weniger Firmen beschraenkt - die schlechten Jahre werden schlechter, die besseren besser.


    Insgesamt scheint das Jahr 2000 aus dem Rahmen zu fallen (vgl. Tabelle der 25%-Grenzen im ersten Beitrag). In 2000 hat sich zum erstenmal entgegen den vergangenen 6 Jahren die Kombination relative Staerke und Marktkapitalisierung ausgezahlt. Hat sich hier ein mittelfristiger Trend geaendert?


    Fazit: Die reinen Value-Kriterien nach KUV,KBV,KCV sind ein wenig besser als pure Marktkapitalisierung (genau das ist ja der Nikkei 255), aber der grosse Knaller ist das noch nicht.


    Bis dann


    Balkenchart
    [br][size=1](Diese Nachricht wurde am 08.09.01 um 23:37 von Balkenchart geändert.)[/size]

  • Wirklich beeindruckend Balkenchart


    wie schnell du das alles herausbekommen hast. Außerdem gefallen mir deine Ergebnisse sehr: Es zeigt sich, dass es sich auszahlt auf niedrige fundamentale Kriterien zu setzen! Es muss auch nicht der große Knaller sein denn:


    Wenn diese Auswahl, ganz ohne fundamentale Bilanzbetrachtungen schon den Index schlagen kann, bin ich absolut sicher, dass man das Ergebnis mit einer kurzen Bilanzbetrachtung noch weiter verbessern könnte... Sag mal Balkenchart, hast du zufallig auch Infos zum Current Ratio ???
    Dann könnten wir das auch mal checken.


    Ich will gar nicht wissen, was herausgekommen wäre, wenn du die Aktien mit den höchsten Kriterien herausgefiltert hättest ;-)


    Die Relative Stärke-Diskussion ist also noch nicht beendet...


    Investor



    P.S. hast du alle Wisi-Daten als Exceltabelle und filterst dann oder wie machst du das eigentlich??? Ich habe bei Wisi nichts finden können :-(
    Auf alle Fälle: echt eine TOP-Leistung! [br][size=1](Diese Nachricht wurde am 08.09.01 um 23:58 von Investor geändert.)[/size]

  • So, und zum Abschluss noch ein perverses Resultat: Selektion mit KGV &gt;= 50 (oder negativ) und Top 25% bei der Kurssteigerung ueber 6 Monate, keine weiteren Kriterien:


    Jahr Kurs Div
    1994 -40.53% 0.82%
    1995 +32.76% 0.70%
    1996 -29.31% 0.85%
    1997 -27.40% 1.13%
    1998 +9.29% 0.93%
    1999 +10.12% 0.83%
    2000 -3.95% 0.24%
    total p.a. -10.27% -9.44%


    Das ist immer noch besser als mein erster Versuch mit dem 6-Monats Relative-Staerke-Kriterium !!! Gut und Boese sind hier gar nicht weit auseinander...


    Gruesse


    Balkenchart
    [br][size=1](Diese Nachricht wurde am 09.09.01 um 00:42 von Balkenchart geändert.)[/size]

  • 3) Einfluss der Dividendenrendite: Selektion: Top 25% bei KUV,KBV,KCV und Dividendenrendite. Die Div-Rendite wird aus der real gezahlten Dividende des vergangenen Jahres und zum Tageskurs bei der Kaufentscheidung ermittelt - keine Schaetzungen! Dieselbe Tabelle:


    Jahr 2 Mrd JPY:Kurs Div 10 Mrd JPY:Kurs Div 25 Mrd JPY:Kurs Div
    1994 -32.23% 1.16% -31.38% 1.33% -37.12% 0.99%
    1995 +73.74% 0.83% +71.90% 0.93% +62.36% 0.90%
    1996 -33.62% 1.71% -33.67% 1.81% -39.05% 1.88%
    1997 -35.82% 2.36% -36.87% 2.06% -42.30% 1.76%
    1998 +38.78% 1.77% +41.63% 1.99% +18.38% 1.11%
    1999 -23.67% 2.11% -17.75% 2.45% -30.75% 2.01%
    2000 +10.79% 0.52% +13.50% 0.43% +27.42% 0.32%
    total p.a. -7.29% -5.58% -5.90% -4.13% -13.07% -11.55%


    So. Damit haben wir den Nikkei zum erstenmal signifikant geschlagen mit nur 4.13% Wertverlust p.a., d.h. nur 25.6% Wertverlust ueber 7 Jahre. Die Dividende ist also schon einmal eine brauchbare Versicherung, wenn der Baer tanzt. Dabei kommt es auf Firmen mit einer Marktkapitalisierung irgendwo zwischen 10 Mrd JPY und 25 Mrd JPY, also etwa 180 Mio EUR bis 450 Mio EUR an - ganz grosse und ganz kleine sind anfaelliger gegen Kursverluste.


    Wieder ist 2000 ein besonderes Jahr (schaut Euch mal die Dividende pro Jahr und den Einfluss der Marktkapitalisierung auf das Resultat an).


    Investor, ich habe auf den Webseiten nachgeschaut und die Zahlen dann eingetippt


    Leider sind die Daten ueber die finanzielle Lage der Firmen dort nicht fuer die Vergangenheit zu bekommen - hab ich jedenfalls nicht gefunden.


    Was mich immer noch ueberrascht, ist die irre Volatilitaet - nach O'S' muesste Dividendenrendite bei `Market Leaders' eine nervenschonende Strategie sein. Hier ganz im Gegenteil.


    Gruesse


    Balkenchart
    [br][size=1](Diese Nachricht wurde am 09.09.01 um 00:57 von Balkenchart geändert.)[/size]

  • Hallo,


    zum Vergleich mit den 25%-Grenzen fuer die Fundamentaldaten hier noch die Top-25%-Grenzen fuer die Dividendenrendite:


    1994 0.941%
    1995 0.968%
    1996 0.905%
    1998 2.131%
    1999 1.923%
    2000


    Also genauso wie bei den anderen Fundamentalkennzahlen wie KUV,KBV,KCV wird das Kurs/Dividenden-Verhaeltnis auch ueber 7 Jahre hinweg abgewertet.


    Gruesse


    Balkenchart
    [br][size=1](Diese Nachricht wurde am 09.09.01 um 01:34 von Balkenchart geändert.)[/size]

  • Hallo Balkenchart,


    mit einer Nacht Abstand kann ich nur noch mal sagen: tolle Analyse!


    Wie ich gestern schon angedeutet habe: mich schockiert der starke Rückgang der Bewertungskennziffern.


    Hier mal ein Vergleich der 25%-Grenzen, die du für 2000 in Japan ermittelt hast und die ich vor ein paar Wochen für Deutschland ermittelt habe (1. Zahl Japan 2000 / 2. Zahl DE 2001):


    KBV 0,60 / 1,10
    KCV 5,42 / 6,00
    KUV 0,18 / 0,33


    Der japanische Aktienmarkt ist ja auf dem tiefsten Stand seit 17 (?) Jahren und steht aktuell bei 10,500, also nochmals 16% unter den 12,500 vom 30.6.2000. Die aktuellen Bewertungen bei KBV usw müssen also noch niedriger sein als in 2000.


    Dagegen sieht der hiesige Markt reichlich überbewertet aus, was nichts gutes verheisst. Wo für DE die 25%-Grenze bei der Dividende verläuft, weiss ich nicht - gefühlsmässig denke ich, etwas höher als die japanischen 2,0% (hat da jemand Infos?). Ist aber eh nicht so wichtig, O´S hat ja nachgewiesen, dass es nicht so sehr auf Spitzen-Dividenden ankommt (Top-50), sondern mehr darauf, dass die Dividenden irgendwo im oberen Bereich liegen.


    Balkenchart, ich hätte da in eigener Sache noch eine Riesen-Bitte: kannst du mal schauen, wie die Strategie mit folgenden Kombinationen abschneidet:
    1. Alle Aktien ab ca. 10 mio Euro Kap / KBV, KCV, KUV obere 25% / Dividende im 2. Quartil (25-50%) / End-Selektion nach Dividende (also praktisch Zufallsauswahl) (keinerlei Einfluss von RS)
    2.-4. Das gleiche, aber jeweils Berücksichtigung nur einer Bewertungskennzahl (KBV, KCV bzw. KUV) - also nicht die Dreierkombination.


    Hintergrund der Bitte: ich frage mich manchmal, ob die 3er-Kombination nicht etwas zu stringent ist und einen bias für Problemfirmen hat.


    Nochmals danke &amp; Gruss,
    witchdream [br][size=1](Diese Nachricht wurde am 09.09.01 um 17:44 von witchdream geändert.)[/size]

  • Hallo Balkenchart,


    auch von mir ein dickes Dankeschön!!!!!!!!!!


    Ich muß mir den Threat erst mal ausdrucken und zu Hause in Ruhe durchlesen. Seit dem 97/98 Börsencrash in Asien beobachte ich den asiatischen Markt genauer.
    Bei Japan &nbsp;muß man anscheinend die doch nicht in Zahlen quantifizierbaren Faktoren wie mangelder Strukturwandel mit berücksichtigen.
    Das passt zwar nicht unbedingt in eure Statistik-Diskussion, aber vielleicht zeigt das Beispiel ganz gut, dass Statistik nicht alles ist.


    Ansonsten: bleib deinem Motto "Fälsche die Statistik &nbsp;selbst!" treu ;D Eine wirklich interessante Diskussion. Danke euch allen dafür.


    Gruß
    bäs

  • Hallo baes,


    das mit dem Strukturwandel ist sicherlich ein Punkt, indem der japanische Markt noch mit einem Abschlag bestraft wird. Allerdings hatten wir auch hierzulande eine gigantische Fehlallokation von Kapital. Wenn UMTS ein Flop wird und ein Telekom-Provder pleite macht, dann haben wir auch ein Bankenproblem, und unsere Volkswirtschaft hat einige hundert Milliarden verbrannt. Das muss nicht so kommen, allerdings waere ich mir auch nicht so sicher, ob das japanische Problem wirklich einzigartig ist.


    Gruesse


    Balkenchart

  • Hallo Balkenchart,


    'tschuldigung, ich habe mich nicht richtig ausgedrückt.
    Mein Hinweis war nicht auf Japan begrenzt, sondern gilt ganz allgemein. Dein Beispiel mit UMTS gefällt mir dabei besonders, zeigt es doch, dass es Ereignisse gibt, die aus der Statistik herausfallen. Bei Japan ist nur Auffällig, dass es schon über einige Jahre so geht.


    Gruß
    bäs

  • In dem Threat von upwind in "andere strategien" kommt die Vermutung auf, dass die RS ein Turbo sowohl nach oben als auch nach unten ist. Wollte ich nur der Vollständigkeit halber hier mit reinbringen. Vielleicht ist was dran, aber dazu bin ich zu wenig Experte.


    bäs