Warren Buffett

  • Dein vielzitiertes Tool würde mich auch mal genauer interessieren :)

    Ne, glaub mir, du wärst enttäuscht.


    Ich hab es vor jahren mal irgendwo erklärt. im Wesentlichen tipp ich die Bilanzdaten ein, nehme aus O'Shaugnessy und alten Debatten hier eine Mixtur verschiedener "Zielmulitples" vor, also zB "fair bewertet bei KBV 1,2" mit x % Gewicht, "fair bewertet bei KPV xy" mit y% Gewicht usw.

    Dann noch verschiedene Zu- und Abschläge für weiche Faktoren, und für RS.

    Dann noch etwas Hoch- Runterskalieren für Wachstum was ich aus der Historie oder dem "Gefühl" ableite.

    Fertig.


    In Excel, ohne automatischen Import, jede Aktie muss ich extra anlegen, usw., also maximal technisch lame, wobei das den Vorteil hat dass einem beim Abtippen Unstimmigkeiten auffallen die ein automatisiertes Tool nicht erkennen würde.


    Bis sicher, du und viele andere hier würden das 3x schicker hinbekommen.


    Ich werde es jetzt auch nicht detaillierter erklären, weil wir es damals alles schon einmal ausreichend diskutiert haben - und ich will mich auch selber schützen es als Resultat einer Debatte zu "verschlimmbessern". Sorry.


    Ich werde ja auch oft gefragt ob ich denn den Zielkursen die da rauskommen glaube.


    Antwort:
    Tja, was heißt glauben.

    Ich nehme sie eben her bis mir jemand eine bessere Methode zeigt ;-)


    Der Hauptwert von irgendeinem Bewertungstool besteht m.E. sowieso darin, Aktien vergleichbar zu machen.

    Also wenn man einen Oiler kaufen will und hat vier zur Auswahl, welchen nehmen?

    Früher war das dann erratisches Bauchgefühl, oder wo man zufällig eine Empfehlung gelesen hat, oder schauen auf nur 1-2 Kennzahlen die einem grade wichtig vorkommen.

    Mit Tool hast du eine konsistente Entscheidungsgrundlage. Und kannst auch Szenarien testen (was, wenn Gewinn sich so uns so entwickelt etc).

    "Nicht Völker führen Kriege gegeneinander, sondern Regierungen führen Kriege gegeneinander"

    "If you act out of fear, anger, despair or suspicion - this will ruin everything." - Thich Nhat Hanh


  • Mich würde ja weniger der Automatisierungsrad des Tools interessieren, sondern welche Kennzahlen aus deiner Erfahrung heraus die relevanten sind, und bei welchen Werten die Ampel auf grün oder rot schaltet.

    „Das große Karthago führte drei Kriege. Nach dem ersten war es noch mächtig. Nach dem zweiten war es noch bewohnbar. Nach dem dritten war es nicht mehr aufzufinden.“

  • Das kann ich dir sagen:


    Ich verwende als kursrelevante Kennzahlen KGV, KBV, KUV, PKV5, K(FCF) und Divi-Rendite für die Rechnung.

    Sowie on top diverse Abschläge für gute-schlechte Ausprägung von EK-Quote, EV/EBIT, RS, "weiche Faktoren", Wachstum.


    Das habe ich damals für mich aus den diversen Theoriediskussion mit Joe, witch, winter etc und eben O'Shaugnessy so rausdestilliert....irgendwo in den Tiefen des Forums findet man diese Sachen sicher noch wenn es dich genauer interessiert....

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  • Ich muß da auch gerade abwesend gewesen sein.

    Mein Senf: KUV war mal der König, aber ich bin mir da nicht mehr sicher. Mit dem KPV ist es eigentlich ersetzt, denn dauerhaft(!) hohe Margen scheinen nicht an sich schlecht sein zu müssen, im Gegenteil. Sie sollten natürlich nicht gerade zyklisch hoch sein, deshalb ja mehrjähriger Durchschnitt.

    Das K/FCF ist viel zu volatil für ein einziges Jahr, viel mehr noch als das KGV. Ergibt nur Noise.

    Die Dividendenrendite ist auch so eine Sache. Sie ergibt m.E. rein für sich selbst betrachtet Sinn, weil es eine hohe Dividendenrendite selbst bei hoher Ausschüttungsquote nur bei niedrigem Kurs geben kann, d.h. 10% Divi-Rendite muß KGV<10 bedeuten, wenn die Ausschüttungsquote < 100% ist. Aber kombiniert mit anderen Value-Kennzahlen ist die Aussage eigentlich nur noch eine hohe Ausschüttungsquote. Ob die einen Mehrwert ergibt, ist fraglich. Vielleicht als Qualitätskriterium. Vermutung: wenn man in der Ansparphase ist, könnte es sogar vorteilhaft sein, mechanisch hohe Dividenden zu vermeiden. Das ist aber eine eigene Diskussion wert, wenn ich denn mal dazu komme. (Nicht mechanisch betrachtet kann die hohe Ausschüttung sehr wohl eine sinnvolle und notwendige Kapitalallokation sein, ohne die kein Wert beim Aktionär ankäme, das wird von einigen unterschätzt)

    Die mittelfristige RS, bekannt als Momentum (zwischen 3 und 12 Monaten) schließlich ergibt genau dann Sinn, wenn der Anlagehorizont ebenfalls mittelfristig ist, d.h. für maximal 12 Monate Haltedauer. Für alles darüber hinaus ist sie sinnlos und kontraproduktiv. Es gibt keine Überrendite über mehrere Jahre einer Aktie, die im letzten halben Jahr eine hohe RS hat. Das einzig Sinnvolle über diesen Zeitraum ist das LTR = long-term reversal, d.h. schlechte RS über 5 oder 7 Jahre hinweg. Ich weiß nicht, inwiefern das mit den Value-Kennzahlen korreliert. Logisch betrachtet vielleicht nicht notwendigerweise und daher könnte man es separat betrachten.


    Was die Theoriediskussionen angeht, da dürfte sich in den letzten 10-15 Jahren durchaus was getan haben? Ich meine, so alt sind diese Erkenntnisse doch gar nicht. Wenn man sich das mal überlegt: Fama und French sind 1992 mit ihrem Faktormodell herausgekommen. Wenn man selbst jung ist, denkt man, das ist ja alles schon ewig altbekannt, aber es sind gerade mal 30 Jahre und mehr als die Hälfte davon haben wir live erlebt, so größenordnungsmäßig. Natürlich mag man eine Strategie nicht laufend ändern, und es heißt ja auch immer: "Keep to your strategy" (O'Shaughnessy, dessen What Works on Wall Street 1997 erschien, also vor 26 Jahren), aber es ergibt ja auch wenig Sinn, an veralteten Erkenntnissen festzuhalten. Auch gibt es mittlerweile neue Daten, sogar ausreichend out-of-sample-Daten, die besonders wertvoll sind - wobei sie idealerweise live gesammelt werden sollten und nicht wieder aus der Datenbank entnommen mit möglicherweise den gleichen Fehlern. Da könnte man eigens trennen in einer künftigen Ausgabe zwischen Rendite über die gesamte Zeit und nur seit der letzten Ausgabe 2009.

    „Wir haben die gesamte Führung fast aller Berliner Sicherheitsbehörden ausgetauscht und dort ziemlich gute Leute reingebracht." – Benedikt Lux, Grüne Berlin

  • Wir sind doch nicht im Ethikunterricht. ;)

    Ich hatte es einmal so benannt, und man blieb mangels besserer Vorschläge dabei, nämlich als Kurs-Potentialgewinn-Verhältnis, weil es auf einen nicht tatsächlich erzielten, sondern nur potentiellen Gewinn abstellt, eben das Gewinnpotential bei normalisierter Marge, im Unterschied zum einfacheren KGV10, welches Wachstum nicht berücksichtigt. Kann man natürlich statt Gewinn auch auf Cashflow etc. anwenden (dann hätte ich es besser KPGV genannt).

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  • Was Veränderungen betrifft.

    Ich habe vor ca fünf Jahren mal die Gewichtungen und die "Zielmultiples" angepasst, sowie EV/EBIT hinzugefügt.

    Außerdem einen Faktor für reales Wachstum eingeführt um Zinsauswirkungen irgendwie einfangen zu können.


    Zu den Kennzahlen ist es so dass ich die Multiples auf meine Erwartung anwende, die sich wiederum am Durchschnitt der letzten Jahre orientiert. Somit wird die Volatilität abgemildert.


    Denke viel mehr zu sagen gibt es zum Tool nicht, nixda , ich hoffe es hilft dir etwas.


    Verändern tu ich erstmal nix, oder nur wenig und langsam, weil es funktioniert halt gut für mich.
    ...Wann neue Erkenntnisse hinreichend gesichert sind...tja kann man diskutieren.

    Faulheit, Gewohnheit und Starrsinn lassen mich vorerst annehmen: Nicht allzu schnell 8o

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  • Klingt ein wenig wie bei Hussman, der die "limits to speculation" während der ZIRP aufgab. 😉

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  • Kann ich nix zu sagen weil ich den Hussman genau so wenig wie alle anderen Gurus lese.


    Aber wenn ich es richtig verstehe gibt es einen entscheidenden Unterschied:


    Hussman ist dauernd draussen und verpasst somit 7% plus Inflation pro Jahr im Erwartungswert.


    Ich bin praktisch dauernd voll drin. Und heilfroh eben nie wirklich marketgetimed zu haben :)

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