Ausfallwahrscheinlichkeiten Anleihenrating

  • Hallo beisammen,


    hier stelle ich mal eine Grafik rein.
    Um eine Anleihe zu bewerten würde ich einfach sagen:
    Der Zins einer Anleihe sollte die aktuelle Umlaufrendite sein plus die Ausfallwahrscheinlichkeit pro Jahr.
    Hier die Ausfallwahrschienlichkeit innerhalb von 5 Jahren nach Moody Rating.


    Gruß,


    Joe

    Dateien

    “It’s the little things that matter. It’s one thing to tell someone they look like the first day of spring. It’s another thing to tell them they look like the last day of a long, hard winter.” - Zig Ziglar

  • Interessante Grafik. Aber wie ist sie zu deuten?
    Es kann unmöglich die Ausfallwahrscheinlichkeit pro Jahr gemeint sein, wegen den irre hohen Zahlen.
    Ist das eine "projektierte" Ausfallwahrscheinlichkeit oder eine historische?
    Ist das das Rating zum Zeitpunkt des Ausfalls? Oftmals wird ja kurz vor dem Default, oder überhaupt ziemlich häufig das Rating geändert, welches nimmt man dann in die Statistik rein?


    Guntfred

  • Hallo guntfred,


    das ist die Ausfallwahrscheinlichkeit innerhalb von 5 Jahre!
    Ich weiß nicht ob man das so machen darf, aber ich würde vorschlagen, man teilt den Prozentualenwert einfach durch 5 (Lineare Interpolation).


    Rechenaufgabe:
    Die Umlaufrendite liegt derzeit bei 4,2%
    Rhodia Anleihen mit einer Laufzeit von etwa 1,5 Jahren geben 9,2%
    Moody hat ein frisches Rating von B2 bzw B1 gegeben. (Man kann beide Bewertungen finden, macht das ganze recht unklar)
    Frage: lohnt es sich, diese Anleih zu kaufen, oder ist die Verzinsung nicht angemessen? (Vorausgestetzt Moody hat Rhodia fair bewertet)
    Wie hoch sollte die theoretische Verzinsung sein wenn Rhodia B1 ist, bzw. Rhodia B2?

    “It’s the little things that matter. It’s one thing to tell someone they look like the first day of spring. It’s another thing to tell them they look like the last day of a long, hard winter.” - Zig Ziglar

  • Wenn du sowas wirklich interessant findest, geh mal zum bondboard. www.bondboard.de.
    Meiner Meinung nach kann man mit Bonds vor allem Geld verdienen wenn man besser als die Rating Agenturen ist. Das ist bei Unternehmensanleihen schwierig, bei Staatsanleihen aber möglich. Die Ratingagenturen berücksichtigen nämlich die (volks)wirtschaftlichen Aspekte gegenüber den politischen zu hoch. Wenn man sich in der langfristigen Weltpolitik auskennt, kann man sie schlagen. Ist aber nix für mich.


    Guntfred

  • Ich habe zwar von Bonds keine Ahnung, aber ein schönes Beispiel, wo man damit gut Geld verdienen konnte, war die in diesem Thread mehrfach aufgeführte AT&T-Anleihe, die etliche von uns zu Kursen von unter 90 erwerben konnten. An Staatsanleihen von Emerging Markets würde ich mich dagegen nicht mehr herantrauen, nachdem ich mir mit Argentinien-Anleihen die Finger verbrannt habe :-)
    Bezüglich der Bewertung der Ausfallwahrscheinlichkeiten gibt es meiner Ansicht nach zwei Fragen: erstens, ob die Ausfallwahrscheinlichkeit nach fünf Jahren linear pro Jahr ansteigt, und zweitens, wie man die Ausfallwahrscheinlichkeiten finanziell bewertet. Das wiederum hängt vermutlich unter anderem von der detaillierten Lage des Unternehmens und dem Zinsniveau des Gesamtmarkts ab.
    Rhodia hat am 30.10. eine Halbierung des EBITDAs auf 75 Mio EUR (im Vergleich zum gleichen Quartal des Vorjahres) gemeldet, das EBIT? (mein Französisch ist so schlecht: "resultat net part du groupe apres amortissement des survaleurs") ist im Vergleich zum Vorjahresquartal von -89 auf -99 Mio EUR gesunken. Die Gesamtschulden betrugen Ende 2002 2,1 Mrd. EUR und sind lt. Halbjahresbericht 2003 im wesentlichen unverändert.

    "The only function of economic forecasting is to make astrology look respectable." - John Kenneth Galbraith

  • Nebenbei: Rhodia hat in Euro berechnet 2,878 mrd Schulden, Stand 30. Juni 2003 (hab bei Rhodia selbst in die Berichterstattung geschaut.) Allerdings sind die Schulden teilweise in US-Dollar, so dass eine Neubewertung dieser Schulden in Euro momentan ein anderes Bild geben könnte.


    Aber zurück zum Thema: Angenommen ich habe zu gleichen Anteilen 100 Anleihen von Rhodia zu je 1000 Euro, jede gibt mir 10% zinsen, jede hat eine Ausfallwahrscheinlichkeit von 5% pro Jahr. (Laufzeit genau ein Jahr, Null transaktionskosten)
    Dann habe ich nach einem Jahr 5 Anleihen, die man als total verlust vergessen kann.
    mir bleiben 95 Anleihen, die mir tatsächlich 10% zahlen.
    Mein Vermögen beläuft sich bei 95x1,1 = 104,5 tausend Euro.
    Somit habe ich also eine effektive Rendite von 4,5%
    Das ist sehr nahe dran an meiner einfachen Regel: Der Zins der Anleihe sollte der Zins der Umlaufrendite sein plus der Ausfallwahrscheinlichkeit. (5%+5%=10%)
    Nach obigem Beispiel zeigt auch, dass der Risikolose Zins bei 4,5% liegt.
    (100 anleihen die 4,5% geben und zu 0% ausfallen wurden nämlich 4,5% geben)


    In der Praxis: Die Umlaufrendite ist nicht der Risikolose Zins. er ist aber nahe dran.
    Vereinfacht: Umlaufrendite = risikoloser Zins plus ein kleiner Aufschlag.
    Die Umlaufrendite ist die durchschnittlicher Rendite aller Anleihen. Die sehr guten mit den sehr schlechten gemischt.


    Gelesen habe ich das ganze nicht, es ist auf meinem eigenen Mist gewachsen. Man möge mich korrigieren wenn ich irre.


    Und lineare Interpolation legitim? Je schlechter das Rating desto mehr anfällig ist diese Betrachtungsweise.
    soweit ich weiß ist es aber so, dass die Ausfallwahrscheinlichkeit in den ersten Jahren höher ist, und in den letzten etwas abnimmt. Soll heißen: sind in 5 Jahren 25% pleite, so sind etwas mehr als 5% bereits im ersten Jahr pleite.


    (Und wiede zu Rhodia: sagen wir die Ausfallwahrscheinlichkeit liegt bei 25% in 5 Jahren. Dann sollte die Anleihe fair bewertet sein, wenn sie mindestens 9,2% abwirft. (Umlaufrendite aktuell ca. 4,2% + 25%/5
    = 9,2%).
    Mir persönlich als pessimist und nicht ganz so riesiger Diversifikation wäre 9,2 aber etwas zu wenig. ein bisschen mehr dürfte es schon gerne sein, z.B. ab 10%?
    Momentan liegt Rhodia bei ca. 9%, wobei ich glaube, dass chktest sie sehr günstig gekauft hat und möglicherweise 10% dafür bekommt.)
    Gruß,


    Joe

    “It’s the little things that matter. It’s one thing to tell someone they look like the first day of spring. It’s another thing to tell them they look like the last day of a long, hard winter.” - Zig Ziglar