Antizyklischer Anlagenotstand

  • @all


    folgendes Problem:


    Nachdem ich antyzklisch im März letzten Jahres einen größeren Teil meines Portfolios in unterbewertete Nebenwerte investiert habe, entsprechen die meisten Werte nicht mehr meinen antizklischen Maßstäben, d.h. mittlerweile ist ein Großteil zu gut laufenden "Modewerten" geworden. Mein Investmentziel von 10% p.a. auf Sicht von 5 Jahren wurde somit schon nach einem Jahr mehr als übererfüllt. Nach Ablauf der Spekulationsfrist trenne ich mich jetzt Stück für Stück von den Positionen.


    Mittlerweile liegt mein Cashanteil bei fast 30% mit weiter steigender Tendenz (Dividenden...).


    Das Problem: ich finde keine wirklich interessanten Antizyklischen Märkte bzw. Sektoren mehr. Als interessant sind für mich Sektoren /Märkte, die sonst keiner haben will mit einem Zeithorizont von 3-5 Jahren. Momentumstrategien sind mir zuwider.


    Die einzige Investmentidee waren noch die Healthcare Werte nach der Gesundheitsreform, die mittlerweile aber auch schon knapp 15% des Portfolios ausmachen (FMC, Siegfried, Fielmann, Schering).


    Was nun ?


    Für Rohstoffe, Emerging Markets ist die beste Zeit m.A. nach schon vorbei, die Aussicht für Aktien generell eher schlecht.


    Als prinzipiell interessante antizyklische Investmentideen fallen mir momentan nur ein:


    - Ungarn (Zinskonvergenz in 3-5 Jahren)
    - langlaufende Anleihen (falls doch keine Inflation kommt)
    - Investition in den Dollar bei Kursen unter über 1,30


    Wer hat ähnliche Probleme bzw. Lösungsansätze ?


    vielen Dank,


    MMI

  • Hallo memyselfandi,


    die meisten haben wahrscheinlich das gleiche Problem (ich auch). Mein Cashanteil ist jedoch noch etwas niedriger als bei Dir, da ich die meisten Aktien in meinem Depot noch als Halteposition betrachte.


    Lösungen habe ich leider auch keine, meine Strategie besteht im Moment aus abwarten :) Für mich ist das nicht so problematisch, wie gesagt mein Cashanteil ist geringer.


    Die zur Verfügung stehende Zeit kann man schön für Recherche nutzen (oder für was ganz anderes, was mal nichts mit Geld zu tun hat).


    Gruß
    caedmon


    P.S: wenn ich größere Menge freies Kapital hätte, würde ich mich mal mit Schiffsbeteiligungen beschäftigen. Ich weiß aber nicht, ob dieser Markt schon gesättigt ist und die Gefahr von Überkapazitäten besteht.

  • Hallo Caedmon,


    danke für die Anregung.


    Von Schiffsbeteiligungen, Lebensversicherungsfonds, geschlossenen Immobilienfonds, Hedgefonds u.ä. halte ich aufgrund von
    - exorbitant hohen Ausgabeaufschlägen und Verwaltungsgebühren
    - undurchsichtigen Konstruktionen
    - geringen Liquidität


    immer sehr großen Abstand. ist vielleicht ein Fehler aber ich kann mich nicht dazu durchringen, jmd. upfront 10% zu geben um dann mit meinem Geld zu zocken.


    MMI

  • Moin, moin,


    bevor man sich in Schiffsbeteiligungen stürzt, sollte man mal vielleicht auch so nebenbei nachforschen, wie sich die "Transport-Entgelte" (Frachraten) in den letzten Jahren entwickelt haben. Der momentane Niedergang des europäischen Schiffbaus hängt ursächlich damit zusammen, dass die Reeder die gallopierend schwindenden Margen im Frachtgeschäft auf die Schiffsproduzenten durchdrücken (und zum anderen an der Ideenlosigkeit/Innovationsmüdigkeit der europäischen Werften). In dem Business ist so nix mehr zu verdienen (ausser Eurokai; das kann sich rechnen).


    Das Einzige, was in dem Bereich "geht", ist die Verschrottung von alten Pötten. Durch die chinesischen Stahlorders und langfristigen Optionen werden momentan am Markt Preise pro Tonne gezahlt wie m.E. noch nie. Aber dafür müssten wir ein Schiffle haben - oder eine preiswerte europäische Abbruchwerft aufmachen. Das geht leider nicht.


    Und generell finde ich: ALLE Anlageformen, die auf einem Steuerspareffekt basieren, sind von vornherein ein Arschwisch. Eine Anlage muss sich ohne staatlich sanktioniertes Umverteilungsreglement rechnen.


    Falls ihr was gefunden habt für eine strategische 3-5Jahre-Anlage: ich bin interessiert :-)


    Nic

  • Das mit den Steuersparmodellen kann ich unterschreiben. Das ist zu 99,9% Abzocke.


    MMI

    Einmal editiert, zuletzt von memyselfandi007 ()

  • Es ist ein wenig so wie 1999 oder 2000, wo man krampfhaft jeden drittklassigen Dachziegelbrenner analysiert hat und selbst beim 5. Blick Plettac doch nicht gekauft hat.
    Strukturelle Unterbewertungen findet man nicht mehr, und das Zinsargument für eine höhere Bewertung gilt auch nicht.
    Also wieder auf die harte Tour Unternehmen angucken, die Mist gebaut haben - Hagemeyer fällt mir da ein. Und Illumina natürlich
    Eine Grenke findest du halt nicht mehr für 12 oder 14 Euro, selbst für 5% Dividendenrendite muss man sich ganz schön strecken.


    Ich fahre derzeit auch über 30% Cash und schau mal, was sich bis Herbst so tut. Das habe ich mittlerweile gelernt, früher war ich immer voll investiert aus Angst, etwas zu verpassen. heute weiß ich, das die Börse auch morgen noch da ist.

    Das Drehbuch für den Untergang steht fest - es geht nur noch um den Preis für die beste Maske (H. v. Buttlar)

  • qwert


    Die Frachtraten schwinden nicht - sie sind explodiert. Das spricht aber erst recht gegen eine Investition. Ein Prospekt, der auf den jetzigen Zahlen Renditen herrechnet, taugt wirklich nur für die von Dir vorgeschlagene Verwendung.

    Das Drehbuch für den Untergang steht fest - es geht nur noch um den Preis für die beste Maske (H. v. Buttlar)

  • Was spricht eigentlich gegen einen hohen Cashanteil bei einer Börsensituation wie zur Zeit? Wenn ich aus 1999/2000 etwas gelernt habe, dann dass ich nicht immer voll investiert sein muss. Wenn nicht etwas dramatisches passiert, warte ich bis Herbst/US Wahlen.
    Mein Cashanteil liegt auch bei ca. 30%. 8)

  • Eine Gefahr ist sicherlich auch ein haussierender Markt und das Gefühl bei der Party nicht dabei zu sein.


    Das mußte ich selber u.a. 1998-2000 erfahren. Da hatte ich lange hohe Cashbestände, um dann entnervt Ende 1999 auch noch auf den Zug aufzuspringen....


    momentan sehe ich durchaus die "Gefahr", dass die Aktienmärkte bis Jahresende nochmal 20% zulegen und man dann doch wieder einsteigt.


    Für das Thema "Short selling" oder long/short Strategie bin ich leider nicht mutig genug .... wäre aber sicher eine Möglichkeit.


    Shortkandidaten wären reichlich vorhanden.



    MMI

  • Hi,


    ich sehe das so wie value: die Börse ist morgen auch noch da.


    Im Spieledepot ist mein Cash-Anteil bei ca. 40 %, im realen Depot bei 46 %. Und damit bin ich in den letzten Wochen nicht schlecht gefahren ...


    Abgesehen von Sondersituationen (z.B. übermäßiger Kurseinbruch nach Dividendenzahlung) warte ich mit Neuinvestitionen im realen Depot bis September/Oktober. Ausnahme könnte Mifa sein, über die ich mir gerade ein Bild mache (versuche es zumindest). Im Spieledepot bin ich ein klein wenig mutiger, da werde ich bestimmt über den Sommer hinweg ein klein wenig zocken (nur ein ganz klein wenig :)).


    Viele Grüße
    ralf

  • Nachdem ich vor 2 Jahren massiv in Anleihen investiert habe und wirklich schöne Renditen erzielt habe, habe ich mein Depot Richtung Rohstoff/Gold und variabel verzinste Anleihen gedreht.


    Ich bin tief davon überzeugt, daß die von Shiller und anderen (zb Greenspan-Akte) geäußerten Befürchtungen punkto US Liquiditätsblase zutreffen. Die Zinsen werden nach oben marschieren und dies ist Gift für den Aktienmarkt. Ich glaube auch daran, daß die Rohstoffpreise nicht nur wegen Asien steigen, sondern, daß einige aus dem Dollar in Rohstoffe umschichten, quasi als Geldersatz.


    Merke: Die Bubble lebt noch!

  • dagobert,


    dass mit den Zinsen sehe ich au Sicht von 3-5 Jahren nicht ganz so. Japan hat gezeigt, dass Blasen auch ohne Zinsanstieg platzen können, trotz immenser Staatsverschuldung.


    Für die nächste Zeit sind variabel verzinsliche Anleihen sicher keine schlechte wahl.


    MMI

  • @all
    mittlerweile komme ich langsam zu der Erkenntnis, dass die derzeit einzig wirklich antizyklische Strategie der Kauf langlaufender Anleihen mit einem Zeithorizont von 3-5 jahren ist.


    Jeder ist sich sicher, dass die Zinsen (stark) steigen werden. Für den kurzfristigen Bereich, also bis ein Jahr und für die USA gesehen ist das sicher unausweichlich.


    Für den langfristigen Bereich gilt dies nicht unbedingt. Zum einen sind dort die Zinsen schon ganz gut gestiegen, zum anderen würde ein höherer Zins zu einem sofortigen Abwürgen der US Konjunktur führen. In Europa sehe ich ohnehin keine Probleme mit einer heissgelaufenen Konjuktur.


    Die einzige "Wildcard" sind die Rohstoffpreise.


    Auf meiner Watchlist stehen derzeit v.a. langlaufende Nachranganleihen, z.B. die 6,75% Anleihe (2023) der Münchener Rück. Hier muß man natürlich ein wenig aufpassen, weil die Anleihe nicht wirklich bis 2023 läuft.


    Auf Basis einer Laufzeit bis 2013 würde die Anleihe mit derzeit 5,33% rentieren.


    Mal schauen, noch habe ich nicht den Mut zu dieser echt antizyklischen Anlage. Wenn ich eines in den letzen 18 Jahren Börse gelernt habe, ist es die Tatsache das man aber nur so wirklich Wert generieren kann.


    MMI

    Einmal editiert, zuletzt von memyselfandi007 ()

  • Nachtrag noch:
    Der derzeitige Kurs der Anleihe liegt bei 109. Erwarteter Total return auf Sicht von 3-5 jahren: 6% p.a.


    Weitere Alternative:
    Allianz Endlosanleihe, Kurs 100, Verzinsung 5,5% p.a.



    Wer kennt noch ähnliche interessante Langläufer und wo können die gehandelt werden ?


    Obige Papiere gibt es bei der DAB Bank.



    MMI

  • Blöde Frage: was hat der Emittent von einer Anlage mit unbegrenzter Laufzeit?
    Als Alternative zu nachrangigen Anleihen kommen meiner Ansicht nach evtl. Genußscheine von erstklassigen Banken in Frage. Rendite liegt bei ca. 5% p.a., wenn man die Dinger bis zum Ende der Laufzeit hält. Interessant: falls man kurz vor Zinstermin einen Käufer findet, der ungefähr den Stückzins bezahlt, werden die Zinsen wie Spekulationsgewinne versteuert.

    "The only function of economic forecasting is to make astrology look respectable." - John Kenneth Galbraith

  • die unbegrenzte Laufzeit ist meist eine Vorgabe der ratingagentur um eine entsprechende Anrechnung als (Rating-) Eigenkapital zu bekommen.


    Bei den Bank-Genussscheinen muß man aufpassen. Wenn kein Geinn erzielt wird, gibt es keine Ausschüttung. Die Bestimmungen sind da auch recht unterschiedlich. Generell aber nicht uninteressant.


    MMI

  • meine cashquote erhöht sich durch Dividenden ständig. Momentan fehlt mir einfach die Lust zu investieren.


    Vielleicht versuche ich es mal mit einem Fondssparplan......


    MMI