Überlegungen zu O`S besten Anlagestrategien

  • Tatsaechlich? o.k. dann hatte ich das falsch in Erinnerung, entschuldige. Du wirst natuerlich am besten wissen was du tust (aber frag mich ruhig wenn du es im Zuge einer Panikattacke vergessen solltest). :-)



    Zur Bibel: Laut Inhaltsverzeichnes (ich nehme an es ist das neue Inhaltsverzeichnis was man heute schon einsehen darf?) tut sich nix neues auf. Ich fuercht nur ein Datenupdate, was ich auf der gennanten Homepage eigentlich auch so schon bekomme. Es lohnt vielleicht noch nicht einmal der aufwand das alte Buch gebraucht zu verkaufen.
    Aber wenn Du es gebraucht verkaufen moechtest, dann tu es lieber jetzt so demnaechst. Weil wenn das neue draussen ist koennten die Preise fuer das alte purzeln.
    Ich fuer meinen Teil habe das Buch so oft nachgeschlagen, dass ich es schon halb auswendig meine zu kennen.
    Ich verfluche O'S systematische Fehler, und ich finde es unglaublich, dass er total lernresistent ist. Die Fehler die ich darin gefunden habe, haben bestimmt viele andere Leser auch laengst gefunden und ihn angeschrieben oder ihn per Presse attackiert. Warum korrigiert er diese Fehler nicht? Entweder ist er ein Idiot oder ein fauler Sack, weil ein update des falschen einfach am schnellsten gemacht ist. Abgesehen davon ist das Buch nach wie vor die Bibel, weil es kein Buch mit vergleichbar tiefer Datenbasis gibt.
    Ich hoffe Torty wird bei seinem 2. Anlauf der grosse Wurf gelingen. Auch er wird einige Leserbriefe erhalten die ihn auf dieses oder jenes aufmerksam machen. Unterm Strich hat er es aber schon in Auflage 1 sehr gut hinbekommen (jedem kann man es ohnehin nicht recht machen). Lediglich die Datengrundlage ist etwas duenn mit seinen 20 Jahren. 3 Jahre mehr wuerden m.E. enorm helfen, vor allem weil es recht signifikante Jahre nach 2007 sein werden.
    Und etwas mehr ueber die bekannteren Fundamentaldaten und von anderen Studien schon bestaetigten Kennzahlen waere auch nicht schlecht (z.B. mehr zum KBV oder KUV).
    Ah, ich bin zuversichtlich. Auch ihn wird der Crash viel zum Nachdenken angeregt haben.

    “It’s the little things that matter. It’s one thing to tell someone they look like the first day of spring. It’s another thing to tell them they look like the last day of a long, hard winter.” - Zig Ziglar

    Einmal editiert, zuletzt von Joe ()

  • Herr Gustav Gans, hattest Du nicht gesagt, man brauche nicht in Panik zu verfallen, grmpf? Danke für das Angebot, aber Dein Gedächtnis scheint genauso löcherig zu sein wie meines, denn offenbar hattest Du vergessen, daß ich erst hart argumentieren mußte, um Dich von 'Deinen' Geheimrezepten zu überzeugen, ähm. :rolleyes:


    Zu O'S und Tortoriello: Die beiden widersprechen sich, und zwar in dem ohnehin schon umstrittenen Punkt "Rentabilität", genauer Kapitalrentabilität. O'S mit der längeren Datenreihe sagt: Die EK-Rendite ist ziemlich belanglos, bloß Verluste sind natürlich schlecht (ergeben immer ein negatives KGV). Torto mit der kürzeren, aber möglicherweise verläßlicheren (weil Echtzeit-) Datenreihe sagt: Rentabilität ist schon für sich gut, außer der Gesamtkapitalrendite, und in Verbindung mit manch anderen Strategien noch besser. Dabei zeigt er dummerweise nur die funktionierenden Strategien und läßt die nicht-funktionierenden weg. D.h. vielleicht funktioniert es mit vielen sonst sinnvollen Strategien zusammen nicht. Auch das wäre interessant zu wissen, aber das ist so typisch, für alle Arten von Forschungsergebnissen. Es wird immer nur das veröffentlicht, wo man was findet (auch wenn das dann kein Beweis dafür wäre, daß tatsächlich kein Zusammenhang existiert).
    Nach meiner These kann ich eigentlich nur zur Gesamtkapitalrendite was aussagen: Die sollte längerfristig mechanisch nicht funktionieren, weil sie im Mittel in einer funktionierenden Marktwirtschaft auf den Durchschnittswert fallen sollte.(*) Dabei ist vorausgesetzt, daß sowohl der Aktienmarkt als auch die Realwirtschaft auf lange Sicht effizient sind, d.h. die Renditen gegen den Mittelwert streben. Beides ist eigentlich unabhängig voneinander. Die Eigenkapitalrendite dagegen könnte längerfristig auf überdurchschnittlichem Niveau bleiben, durch Hebelung mittels Fremdkapital (bei nur durchschnittlicher Gesamtkapitalrendite). Sie kompensiert dann das höhere Risiko; allerdings ist die Frage, ob sich dieses dann nicht durch entsprechend häufigere Ausfälle materialisiert, d.h. daß es kompensiert wird und sich langfristig doch keine höhere Rendite ergibt. Es wäre aber möglich, daß trotzdem eine höhere Rendite verbleibt, so wie bei Aktien trotz des unbestreitbar höheren Risikos ja auch eine höhere Rendite verbleibt als bei Anleihen, jedenfalls als bei Staatsanleihen.
    Wenn man dies sagt, müßte man konsequenterweise auch sagen, daß die höhere Hebelung durch Fremdkapital sich in einer höheren Rendite niederschlägt, auch über die Konjunkturzyklen hinweg. Das wäre nicht unlogisch, denn wenn es langfristig aufwärts geht, könnte ein gehebeltes Investment stärker steigen.


    Allerdings widerspricht das wiederum der bekannten Analyse, die Ralf Sattler in seinem Buch zitierte. Dort war eine niedrigere bilanzielle Verschuldung vorteilhaft (Fremdkapital/Eigenkapital). Vielleicht liegt das auch an einem längeren Zyklus, in dem Hebelung mal vorteilhaft war und mal nicht: In der Zeit der steigenden Zinsen bis Anfang der 80er Jahre war es eventuell negativ, und in der Zeit der sinkenden Zinsen - in welche Tortos Analysen fallen -, war es dann positiv. Was dann über den gesamten Zyklus gilt, wüßten wir nicht, spielte aber auch kaum eine Rolle, wenn der nächste halbe Zinszyklus wieder 30 Jahre dauert.


    Im Umkehrschluß könnte (vielleicht nicht zwingend muß) sich daraus der Schlüssel dafür ergeben, warum die hohe Rentabilität funktionierte: Eben weil die Firmen mit der höheren Verschuldung auch eine höhere Eigenkapitalrendite hatten(?), so gilt der Zusammenhang vielleicht auch umgekehrt, daß jene mit der höheren EK-Rendite auch eine höhere Verschuldung hatten, und genau die profitierten von den sinkenden Zinsen. Das würde sogar nicht bloß für die EK-Rendite gelten, sondern auch für die anderen Arten der Rentabilitätsmessung, die sensitiv sind gegenüber der Fremdkapitalaufnahme. Bei einigen fällt mir das auf Anhieb nicht leicht, zu beurteilen. Nur bei der Gesamtkapitalrendite ist es klar. ROIC oder EBITDA/Invested Capital, oder auch die Economic Profits (EVA) sollten aber ebenso invariant sein gegenüber der Verschuldung, das würde also nicht passen, daß die trotzdem funktionieren.


    *: Die fallende (EK-)Rendite genügt wahrscheinlich schon, um keine überdurchschnittliche Aktienrendite mehr erwarten zu lassen; es hängt aber genaugenommen von der absoluten Höhe ab, denn solange die Kapitalrendite noch überdurchschnittlich ist, sinkt ja auch das KBV schneller, das Absinken wird also (teilweise) kompensiert durch das ansteigende Kapital. In den meisten Fällen müßte jedoch die Rendite sehr lange überdurchschnittlich sein. Z.B. bei konstanten 14% gegenüber 7% Rendite und gleichem KGV dauert es elf Jahre, bis nur Gleichstand errreicht ist. Beim Dreifachen nach neun Jahren, selbst beim Vierfachen (28% EK-Rendite!) noch knapp acht Jahre. Die GKR ist typischerweise niedriger, und wenn sie währenddessen sinkt, dauert es noch viel länger.


    Wenn diese Erklärung nicht gilt, wenn also die Ergebnisse von Richard Tortoriello doch allgemeingültig sind, dann verstehe ich immer noch nicht, wie das mit dem Funktionieren des niedrigen KBVs zusammengeht (oder des niedrigen Verhältnisses von Börsenwert/Schulden). Denn bei gegebenem Kurs ist tendenziell viel Gewinn gut (KGV). Bei gegebenem Gewinn ist tendenziell wenig Eigenkapital gut (ROE). Bei gegebenem Kurs ist aber auch tendenziell viel Eigenkapital gut (KBV). Also ist bei gegebenem Kurs tendenziell wenig Eigenkapital gut, aber zugleich auch tendenziell viel Eigenkapital gut. Das ist paradox, ein wenig wie die Treppe von M.C. Escher. Oder unterliege ich einer Täuschung, wie beim Käseproblem? (Je mehr Käse, desto mehr Löcher, je mehr Löcher, desto weniger Käse. Daraus folgt: Je mehr Käse, desto weniger Käse!) Vielleicht gibt es eine Möglichkeit, wie man das widerspruchsfrei zusammensetzen kann. Aber die würde doch eine bestimmte Verteilung der Kennzahlen im Markt vorausetzen, und wäre damit nicht mehr allgemeingültig, oder?


    Richard, mir graut vor Dir.

    „Lasst uns doch die Quadratur des Kreises probieren.“Robert Habeck über sein Politikverständnis

    Einmal editiert, zuletzt von Winter ()

  • Mit deinem ersten Absatz stehe ich etwas auf den Schlauch, weiss jetzt gar nicht was du meinst. Beim heiligen Gral musstest Du bei mir nicht viel Ueberzeugungsarbeit leisten, der schlug bei mir gleich ein wie eine Bombe.
    Zu Fehlern von O´S - da meine ich wirklich, dass viele Fehler von ihm von mir entdeckt worden sind, isbesondere der schlimmste von allen: die feste Anzahl von 50 Aktien egal wie gross das Aktienuniversum ist. Dieser Fehler ist es, der sehr viel kaputt macht und nur die Dezilanalysen am leben laesst. (alles macht er auch nicht kaputt. Ein ehemaliger Chef von mir sagte einmal, man kann mit fast jedem Testergebnis noch etwas auswerten, es ist selten zu 100% alles nicht brauchbar, und wenn noch so viele Fehler gemacht wurden. Recht hat er.)


    Zum Widerspruch (der zumindest zum Teil auch auf niedrige versus hohe EK-quote hinauslaeuft) hat der Datenminer Tortoriello immerhin an anderer Stelle eingeraeumt dass es daran liegen koennte, dass die letzten 20 Jahre das Zinsniveau stetig gefallen ist. Hochverschuldete Firmen koennten davon profitiert haben. Wehe wenn das mal umgekehrt laeuft, was man z.B. bei Griechenland derzeit gut beobachten kann.



    Anmerkung: Kleiner Exkurs fuer die Stillen Mitleser:
    ROE = KBV/KGV
    (und das Problem dabei ist, dass das ein Widerspruch dazu ist, dass Aktien mit niedrigem KBV besser abschneiden als solche mit hohen. Wers nicht glaubt spekuliert damit immerhin gegen die verdammt lange Auswertung von ca. 70 Jahren oder mehr von Fama und French. Das KBV ist wohl die bestuntersuchteste Value-Kennzahl die es gibt. Tortoriello "entdeckt" das das guenstige KBV nur maessig funktioniert, aber er wertete auch nur die 20 Jahre vor 2008 aus).
    Hohes ROE (=KBV/KGV) kann also durch hohes KBV entstehen.
    Einen schlechten Buchwert B (= Hohes KBV) kann man entstehen lassen in dem man sein Eigenkapital ausschuettet und fortan mit viel Verschuldung arbeitet. Riskant, aber so lange das Zinsniveau von Jahr zu Jahr die letzten 20 Jahre gesunken ist, konnte man sich die Verschuldung immer mehr leisten.


    Gruss,
    Joe

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    3 Mal editiert, zuletzt von Joe ()

  • Ich lese mir gerade auf Empfehlung von Woodpecker interessiert diesen Faden durch. Eigentlich wollte ich verstehen, nach welchem Motto ihr die relative Stärke anwendet. Der mir bekannte Ansatz nach Wilder (RSI), der nach meinem Verständnis aus den Kursdaten der zumeist letzten 14 Tagen berechnet wird, hat gerade bei Nebenwerten zuweilen eine so hohe Volatilität, dass es mir graust. Sprünge innerhalb von 20 tagen von 30% auf 80% und 20 Tage später wieder zurück auf 30% - das klingt für mich mehr nach einem Werkzeug für kurzfristige Trader als für Investoren mit einem Horizont von Monaten bis mehrere Jahren. Ich habe den Eindruck, hier immer noch etwas massiv falsch zu verstehen. :-(



    Wie auch immer, mir gefällt dafür dieser Beitrag von Matze vom 17.04.2008 sehr gut. Der hier aufgezeigte Ansatz, viele Faktoren einzubeziehen sieht auf den ersten Blick besser aus als das, woran ich mich bislang versuche (das arbeitete eher multiplikiv als additiv und ist damit viel schwerer zu kalibrieren).


    Ich bin stark versucht, ihn für meine Bedürfnisse anzupassen und beispielsweise für meine Franzosen-Watchlist auszuprobieren.
    Aber ein paar Fragen hätte ich dazu noch:
    - Sind diese Parameter jeweils Ja/Nein-Faktoren (0%/100%) oder gibt es auch "schleichende" Parameter, bei denen Werte zwischen 0% und 100% erreicht werden können?
    - Gibt es Boni für das eindrucksvolle Überschreiten einzelner Parameter? Ich könnte mit eine Kombination von Schwellen und Boni vorstellen, beispielsweise wie folgt für den KGV, der von Matze mit 7,5% gewichtet wird:
    Schwelle bei KGV13=7,5%,
    Linear gemittelter Zusatzbonus=max.7,5% für den Bereich KBV13 bis KGV 5
    Oder in Beispielrechnungen:
    KGV5: Schwelle+ 100% Bonus=7,5% + 7,5% = 15%
    KGV9: Schwelle+ 50% Bonus=7,5% + 3,75%= 11,25%
    KGV13:Schwelle+ 0% Bonus=7,5% + 0% = 7,5%
    KGV14: unter Schwelle = 0% = 0%


    Oder um grundsätzlich zu fragen: Falls ihr mit ähnlichen Ansätzen arbeitet, habt ihr bessere Erfahrungen mit digitalen Ja/Nein-Parametern oder mit gleitenden Parametern gesammelt?


    Edit: In diesem Faden wird viel von mechanistischen Ansätzen und fehlerbehafteten Datenbanken geschrieben. Ich persönlich verfolge da einen Mischansatz, indem ich grob vorfiltere, was ich in freien Datenbanken, aber auch in interessanten Diskussionen für interessant erachte und mir dann bei Gelegenheit die für mich interessanten Daten sehr oft von der Homepage des Unternehmens hole, gerne von einem Blick in den Geschäftsbericht begleitet.
    In diesem Rechercheschritt wird mächtig ausgesiebt, wenn ich Zweifel an der Haltbarkeit des Geschäftsmodells oder der Glaubwürdigkeit der verantwortlichen Personen habe oder wenn mir Details aus dem Geschäft nicht schmecken. Dabei darf mein "Bauchgefühl" jede Menge Vetos verhängen und aussieben, aber auch jede Menge Sympathiepunkte vergeben.

    Einmal editiert, zuletzt von Al Sting ()

  • Al Sting :


    Echt lustig (im sinne von interessant)!
    Die Diskussion ist so lange her, dass ich mich kaum mehr dran erinnerte, dass Matze das hier so detaillierte beschrieben hatte. Da steht ja schon die Hälfte von meinem Modell das 2009 entstanden ist. Ich hoff mal er hat kein Patent angemeldet, sonst muss ich noch zahlen...;D


    Mein Bewertungsmodell funktioniert übrigens linear (nehme an das meinst du mit gleitend).


    Das heißt


    KZ (Kursziel) =


    0,4/KUV*Kurs*20% + 1,2/KBV*Kurs*30% + ...


    wobei


    Kurs= aktueller Kurs
    0,4 = Soll KUV
    1,2 = Soll KBV
    20% = Gewichtung KUV
    30% = gewichtung KBV
    ... = selber Mechanismus mit K(FCF)V, KPV5 (war das Matze oder Joe, die das erfunden haben? Da gibts auch nen Thread zu), DiviRend, KGV.


    Dazu dann eine Reihe Zu-/Abschläge, für RS(6 Monate, 3 Monate), EKQ, Schulden, Wachstum, weiche Faktoren wie Aussehen des Vorstands, meine Meinung zum Produkt (alle Zuschläge teils linear, teils diskret).


    Gruß,
    wp

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    5 Mal editiert, zuletzt von woodpecker ()

  • @ Woodpecker: Danke! Guter Ansatz!
    Die Fortsetzung deiner Formel würde mich auch hinter den Pünktchen brennend interessieren, gerne auch per PN. :-)


    Nicht weil ich sie 1:1 übernehmen will, dafür haben wir sicherlich im Detail noch etwas andere Gewichtungen und Prioritäten. Aber wie geschrieben bin ich auf der Suche nach einer geeigneten quantitativen Bewertung unterschiedlicher Aktien, da interessieren mich solche Ansätze als Anregung.


    Aber gleich eine inhaltliche Frage: Gibt es bei dir keine Max-Schwellen, um den Einfluss einzelner Parameter zu begrenzen? Auf den ersten Blick sieht es so aus, als könnte ein aus verschiedensten Gründen extrem niedriger KUV oder KBV so einen hohen Einfluss gewinnen, dass die restlichen Parameter kaum mehr eine Rolle mehr spielen. Damit käme man schnell in die Probleme meiner alten, multiplikativen Formel: Man muss aufpassen, dass einzelne Parameter nicht das Ergebnis zerschießen.
    Ich habe deshalb mal per Wurzel heruntergeregelt, mal per Potenz hochgeregelt und bin trotzdem nur mäßig zufrieden mit dem Ergebnis.


    Da ich schon so viel darüber rede, werfe ich jene Formel gleich noch in den Raum. Im Gegensatz zu den hier diskutierten Ansätzen gehen bei mir auch Prognosen für das laufende Jahr ein, zumindest damit bin ich nicht schlecht gefahren. Kommentare, Kritik und Fragen sind natürlich erwünscht.
    Ach ja, ähnlich wie bei EV/EBIT und KGV gilt auch hier "Small is beautiful".
    (KGV14 + EV/EBIT14)/2 x (KBV)[hoch](1/4) / (1 + 1,5xDiv-rendite[in %] + gemitteltes Wachstum[in %])[hoch]2


    Letztlich gilt bei mir natürlich immer: Diese Formel bietet wie alle Kennzahlen nur eine Vorauswahl von Unternehmen, die dann möglichst genau unter die Lupe genommen und selektiert werden.
    Bei den Franzosen landeten bei mir beispielsweise die Automobilzulieferer MGI Coultier, Belier und Montupet auf vorderen Rängen. Allerdings erreichen diese derzeit historisch gesehen untypisch hohe Umsatzmargen und ich sehe bei ihnen nicht die technologische Dominanz, dass sie diese Margen auf Dauer halten können. Daher rechne ich hier mittelfristig mit einem "Return to the mean".


    Ciao, Al Sting

  • Zitat

    Original von Al Sting
    ...
    Aber gleich eine inhaltliche Frage: Gibt es bei dir keine Max-Schwellen, um den Einfluss einzelner Parameter zu begrenzen? Auf den ersten Blick sieht es so aus, als könnte ein aus verschiedensten Gründen extrem niedriger KUV oder KBV so einen hohen Einfluss gewinnen, dass die restlichen Parameter kaum mehr eine Rolle mehr spielen. ...


    Stimmt, KUV und KBV übersteuern gerne mal in den Extrembereichen.


    Das behebe ich mit zwei Fragen in einem kleinen Ampelsystem parallel:


    KUV<0,2 -> Nicht kaufen. (Oder nur in sehr begründeten Ausnahmefällen)
    KBV<0,4 -> dito.


    Die anderen Kennzahlen erzeugen eher selten Ausreisser.


    wp

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  • Hier greife ich noch auf eine m.E. interessante Diskussion zum KGV_10 aus dem Januar 201 zurück.



    Wie Joe etwas später erklärt, errechnet sich sein KGV10 aus dem gemittelten Gewinn der letzten 10 Jahre, er arbeitet also mit einem "G10_Durchschnitt".


    Und da hakt direkt meine Frage ein: Werden bei dieser Betrachtung nach KGV_10 profitabel wachsende Unternehmen nicht unangemessen "bestraft"?


    Ich möchte diesen Eindruck an einem Beispiel festmachen. Angenommen, wir haben zwei Unternehmen mit den folgenden Parametern:
    1. Beide Unternehmen hatten vor 10 Jahren den gleichen Umsatz
    2. Beide Unternehmen hatten die gleiche Gewinnmarge, also auch den gleichen Gewinn.
    3. Nichtzyklisches, stabiles Geschäftsmodell (rechnet sich leichter) --> beide Unternehmen hielten in der gesamten Zeit konstant ihre Umsatzmargen
    4. Der Unterschied: Unternehmen A hat stabile Umsätze, hingegen wachsen die Umsätze von Unternehmen um jährlich 10%.
    5. Beide Unternehmen sind gleich bewertet mit KGV=10


    Preisfrage: Wie hoch ist der KGV_10 bei beiden Unternehmen, der auf dem gemittelten Gewinn der letzten 10 Jahre beruht?
    Beim Wachstumsunternehmen: 14,8
    Beim stagnierenden Unternehmen: 10
    Daher meine Kritik: Das Wachstumsunternehmen wird mit diesem Parameter "bestraft".


    Ich persönlich arbeite bei der Betrachtung zyklischer Unternehmen mit stabilem Geschäftsmodell, wo ich die Ertragssituation über mindestens einen Konjunkturzyklus abbilden muss, deshalb gerne mit linear gemittelten Umsatzrenditen. Damit gewinne ich einerseits Informationen über die mittlere Profitabilität (Stichwort return to the mean), bestrafe aber andererseits keine Unternehmen für ihr Wachstum.


    Meine Frage an die KGV_10-Experten: Habe ich dabei etwas übersehen oder worin liegen die Vorteile des KGV_10?

  • Al Sting : Die Antwort auf Dein Problem liefert exakt das von mir erfundene "KPV" - Du findest alles bei Forumssuche nach "Die Königin der Value-Kennzahlen". Dein "Mischansatz" ist auch das, was ich für sinnvoll erachte.


    Eine Formel zu diskutieren ist müßig. Woodpeckers KUV>0,2 finde ich allerdings deutlich übertrieben (in normalen Zeiten ist das schon das oberste Dezil!), das sollte eher <0,02 oder so sein (oder <0,1, um gleichwertig zum KBV<0,4 zu sein).

    „Lasst uns doch die Quadratur des Kreises probieren.“Robert Habeck über sein Politikverständnis

  • Zitat

    Original von Winter
    Al Sting : Die Antwort auf Dein Problem liefert exakt das von mir erfundene "KPV" - Du findest alles bei Forumssuche nach "Die Königin der Value-Kennzahlen".


    Sehr schön und danke für den Link! Ich sehe erfreut, dass ihr meine Gedanken schon konsequent weitergedacht habt!

  • Zitat

    Original von Winter
    Al Sting : Die Antwort auf Dein Problem liefert exakt das von mir erfundene "KPV" - Du findest alles bei Forumssuche nach "Die Königin der Value-Kennzahlen". Dein "Mischansatz" ist auch das, was ich für sinnvoll erachte.


    Das KPV ist in der Tat eine hervorragende Erfindung. Ich benutzte früher ein Umsatz-adjustiertes KGV5, aber das KPV fasst das schön zusammen.
    Hat in meinem Modell folgerichtig das höchste Gewicht.


    Zitat


    Eine Formel zu diskutieren ist müßig. Woodpeckers KUV>0,2 finde ich allerdings deutlich übertrieben (in normalen Zeiten ist das schon das oberste Dezil!), das sollte eher <0,02 oder so sein (oder <0,1, um gleichwertig zum KBV<0,4 zu sein).


    Ist alles Geschmackssache und geht ja auch nur darum das Prinzip des Modells zu verdeutlichen.
    Wie angedeutet, sind auch Ausnahmen von den 0,2 möglich, aber eben nicht ohne Detailprüfung.


    ps. Leben wir denn in normalen Zeiten?!


    wp

    "Nicht Völker führen Kriege gegeneinander, sondern Regierungen führen Kriege gegeneinander"

    "If you act out of fear, anger, despair or suspicion - this will ruin everything." - Thich Nhat Hanh


  • "With so much energy directed to exploiting the excess returns available through value investing, maybe the only “value” stocks left are the value traps, those stocks whose prices are low as their prospects are determinedly poor."


    http://www.indexologyblog.com/…ogyblog+(Indexology+Blog+)


    Im Artikel wird der Value ETF AUM und der Entwicklung des S&P500 Value index Marketcap verglichen. Die Schlussfolgerung, dass die ETF AUM viel staerker gestiegen ist als die Index Marketcap ist aber bloedsinn. Sinnvollerweise haette man die AUM Entwicklung des Value ETF mit der AUM Entwicklung des S&P verglichen. ETFs haben als Gruppe Mittelzufluesse gehabt im Beobachtungszeitraum.

    They did not know it was impossible, so they did it! --Mark Twain

  • "Value stocks relative to their growth counterparts are experiencing historic under performance. In order to take a closer look at this we’re going to be using the HmL factor (high minus low). This takes the return on small and big value stocks minus the return on small and big growth stocks and leaves you with the relative performance."


    "Over ten years, or three investing lifetimes, the value premium becomes much more reliable. The HmL factor has been positive on 930 of all 951 ten-year periods, or 98% of the time. Right now we’re in the two percent. This is the worst ten year period for value relative to growth since the late 90s."


    https://theirrelevantinvestor.…istoric-underperformance/


    They did not know it was impossible, so they did it! --Mark Twain