Nachdem die meisten Bank und Versicherungsaktien in den freien Fall übergegangen sind, mal ein paar erste (ungeordnete) Gedanken was Kaufkandidaten sind und welche Werte zu vermeiden sind:
Nicht kaufen: CEO Wechsel
- Werte bei denen gerade ein neuer CEO (Merril) oder noch kein neuer CEO (Citi) ernannt wurde. Jeder neue CEO wird zunächst erstmal richtig aufräumen (bzw. abschreiben), was in der Regel mit einem Abschreibungsblutbad über ein oder zwei Quartale anhält. Nach dem Blutbad auf Wiedervorlage
Finger weg: Kleinzeug
- Player die zu klein sind, aber überproportional große Probleme haben. Z.B. Northern Rock oder IKB, die für ihre Größe überproportional viel Sch... am Stiefel haben, werden nur sehr spät wenn überhaupt unterstützt. Die Konkurrenten bedienen sich bei diesen Fällen wohl lieber an der Konkursmasse, die Aufsichtsbehörden sind auch eher widerwillig. Ähnliche Fälle: Countrywide, ETrade. Hier kann es von jedem Level aus noch beliebig nach unten gehen.
Profiteure ?
Wenn dann sind das entweder nicht betroffene Banken (schwer zu sagen) oder besonders gut kapitalisierte Banken & Gruppen die bald mal die Schwäche der Konkurrenz nutzen können.
Hier würde mir z.B. die HSBC einfallen, die heute eindrucksvoll gezeigt hat, dass in Ihrer Bilanz genügend Platz für 40 Mrd. + off balance sheet Assets ist. Auch Institute wie die Postbank mit Ihrer Retail Kunden Basis könnten profitieren. Vielleicht auch starke regionale Retailbanken (Spanien ??). Auch Lloyds TSB könnte interessant sein. Über Berkshire brauchen wir wohl nicht zu reden....
Too big to fail (ohne CEO Wechsel)
Da würde mir auf Anhieb Freddie Mac einfallen. Zwar werden die Aktionäre sicher eine Kapitalerhöhung schlucken müssen, aber Freddie Mac wird (zumindest vor den Wahlen) nicht pleite gehen. Ganz im Gegenteil, es wird ja nach wie vor überlegt, wieder mehr Neugeschäft zuzulaasen.
Sonst was ?
Ziemlich schwer in Mitleidenschaft gezogen wurden auch die Finanzvermittler wie. z.B. MLP, AWD, Interhyp etc. Sicher wurden hier auch einiges an Überbewertung abgebaut, da diese Gesellschaften aber ja keine Risikoträger im eigentlichen Sinne sind, könnten sich hier einige Chancen ergeben. Für die Deutschen Gesellschaften könnte 2008 wg. der Steuergeschichte interessant sein.
Profiteure (2)
Die Rückversicherer sind in den letzten Jahren stark unter Druck geraten, weil das Geschäft aufgrund der dickeren Kapitaldecke der Erstversicherer weggebrochen ist. Bekommen die Erstversicherer Probleme, fragen sie zuerst den Rückversicherer. Swiss Re und Hannover wären da wohl am interessantesten, Münchener Rück vielleicht auch.
Auch Finger weg: Teure Übernahmen in jüngster Vergangenheit
Banken und andere Finanz-Firmen die gerade erst für viel Geld Konkurrenten übernommen haben, sollte man besser auch aussen vor lassen. Im konkreten Fall wären das z.B. RBS und Fortis, die jetzt wohl nur noch die Hälfte bezahlen müssten um das gleiche zu bekommen. Die Businesspläne, die den Übernahmen zu Grunde lagen, dürften jetzt auch hinfällig sein. Hypo Real Estate (Depfa) dürfte auch dazu gehören.
Momentan gefährlich: Aktien, bei denen Verbriefung etc. einen Großteil des Geschäftsmodells ausgemacht hat.
Z.B. AMBAC, Bear Stearns, Moodys, wieder Northern Rock, Countrywide und auch die meisten Investmentbanken (inkl. Deutscher Bank). Zwar werden Verbriefungen nicht verschwinden, aber wer dann am Ende tatsächlich davon profitiert ist wohl noch nicht klar. Auch nicht, wer in USA auf 10000 Fantastillionen Schadenersatz verklagt wird.
Sehr unschlüssig bin ich mir bei Werten wie AIG, Deutsche BAnk, ING, Goldnman. Die passen irgendwie nicht so richtig in mein bisheriges Cluster. Zwar haben sie (momentan) noch keine Probleme, aber irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass da noch ein paar Leichen im Keller liegen. Wie erwähnt hängt über vielen natürlich auch das Damoklesschwert US Sammelklagen.
Das wären dann mal für eine erste Watchlist von meiner Seite:
- Freddie MAc (evtl. auch Fannie May)
- HSBC, lloyds TSB
- Swiss Re Hannover Rück
- MLP, AWD
Für weiter fundierte Ergänzungen wäre ich dankbar. Anmerkung: Nur die Tatsache, dass ein Wert stark gefallen ist sagt noch gar nix. Irgendwo muss schon ein guter Grund vorhanden sein, wieso ein Wert zu den Gewinnern gehören könnte, die es in jeder Krise bekanntlich gibt.
MMI
P.S: Die Frage ab wann man ins fallende Messer greifen kann ist auch interessant. Ich persönlich kaufe bei Finanzwerten gerne unter Buchwert ein, vergangene KGVs sind oft relativ uninteressant in solchen Phasen. In der letzten Krise waren Kapitalerhöhungen der großen Player (Allianz, Münchener Rück) gute Indikatoren für fundamentale Wendepunkte. Diesesmal könnten es z.B. auch Ankündigungen von Dividendenaussetzungen sein.