Richard A. Werner, Neue Wirtschaftspolitik

  • vielleicht ein paar Anmerkungen aus Sicht eines Praktikers (mit den hochschwebenden Theorien hab ich es nicht so):


    - Die einfachste From für eine Bank Geld zu schöpfen ist ein Lombardkredit (oder auch Repo genannt) bei der Zentralbank. Das funktioniert so:


    1. Sagen wir mal die Bank hat 1 Mio. Einlagen von Kunden
    2. mit dieser 1 Mio. kaufen Sie sich eine Griechische Staatsanleihe für 1 Mio EUR
    3. Die Griechische Staatsanleihe wird als Repo/Pensionsgeschäft an die EZB gegeben
    4. Von der EZB bekommen Sie 1 Mio. abzgl. Sicherheitsmarge zurück, sagen wir 990 tsd.
    5. Mit den 990 tsd können sie wieder Griechische Staaatsanleihen kaufen
    6. die 990 Tsd Staatsanleihen können wieder bei der EZB eingereicht werden usw. und so fort


    D.h. die Geldschöpfung bei einer Anleihe passiert nicht durch den Kauf sondern durch das Lombardgeschäft mit der EZB.


    Grenzen für die Geldschöpfung sind eigentlich nur die Mindestreserve und Eigenkapitalanforderungen.


    Deswegen ist es für die Banken auch so wichtig, dass Anleihen "EZB fähig" sind. In der Finanzkrise wurde ja bewusst deshalb der Schwellenwert herabgesetzt.


    Über diesen Mechanismus funktioniert auch die Geldschöpfung bei den Staatsanleihen. Das geht in USA im Prinzip so:


    Die FED Funds rate ist ungefähr 0,12%, das ist die Verzinsung für das oben geschilderte Lombardgeschäft. Eine einjährige US Staatsanleihe bringt sagen wir mal 0,5%. Wenn Bernanke verspricht, die Fed Funds Rate ein Jahr lang unverändert bei 0,12% zu lassen, ist es für die Banken ein einfaches Geschäft:


    Ich kaufe mit wie oben besprochen US Staatspapiere für 0,5%, hole mir den Kredit bei der Fed zu 0,12% und mache das bis zum Anschlag. So wird aus Staatsverschuldung über den Umweg Notenbak Geldschöpfung.


    MMI

  • Das, was memyselfandi007 beschreibt, wäre dann aber genaugenommen der nachfolgende Schritt nach nixda. Funktioniert nur mit Staatsanleihen oder jedenfalls nur mit bestimmten Anleihen (vermutlich nicht mit Ecuador-Anleihen). Wenn es so wäre, wie Lando meint, dann könnte die Bank ja wirklich aktiv Geld schöpfen, für sich selbst und nicht für die Kunden, und das ohne Einbezug der Notenbank. Sie würde quasi Kredit an sich selbst geben, denn eine dritte Partei ist ja nicht im Spiel - jedenfalls wäre die Passivposition nicht dem Staates oder dem Verkäufer der Staatsanleihe zuzuordnen (wie bei einem gewöhnlichen Kredit). Das kann nicht sein, weil es nicht sein darf, weil dann wäre ja fast alles möglich??


    Der Grund, griechische Staatsanleihen zu kaufen, ist doch einfach: die griechischen notieren höher als Einlagen bei anderen Banken?

    „Wir haben die gesamte Führung fast aller Berliner Sicherheitsbehörden ausgetauscht und dort ziemlich gute Leute reingebracht." – Benedikt Lux, Grüne Berlin

  • #Winter
    Lando's Variante würde nur funktionieren, wenn der Verkäufer den Betrag stundet. Das macht aber wohl kaum ein Verkäufer freiwillig.


    Ein normaler Anleihekauf ist einfach ein Aktivtausch (Cash an Anleihen) und keine Bilanzverlängerung. Das amchen in der regel Banken, wenn sie Kundeneinlagen irgendwie "margenbirngend" anlegen wollen aber keine Kredite vergeben können oder wollen.


    Eine Bilanzverlängerung einer Bank passiert nur wie beschrieben über Repogeschäfte (z.B. EZB), Emission von Bankanleihen oder steigende Einlagen.


    Mit Equador Anleihen kann man auch Geld schöpfen, allerdings zu deutlich restriktiveren Konditionen im Interbankenmarkt. Da werden dann höhere Zinsen verlangt und größere "Haircuts".


    MMI

  • Natürlich gehört die Refinanzierung bei der Zentralbank zu dem Geldschöpfungsvorgang dazu; zu bestimmten Stichtagen muß die Bank wohl Mindestreserve und bestimmte Bilanzrelationen nachweisen, dh sie kann natürlich nicht unendlich viel Geld schöpfen. In dieser Stunde der Wahrheit muß die Bank dann "gebailoutet" werden, wenn sie zuviel geschöpft hat oder ihre Aktiva abgewertet worden sind.


    Ich meine halt, daß MMIs Punkt 1) nicht zwingend am Anfang stehen muß, sondern die Staatsanleihen auch erst gekauft werden kann (gegen Guthabeneinräumung) und dann später der ZB zur Refinanzierung gegeben wird.

    Auch unsere Gedanken sind wircksame Factoren des Universums. Novalis


    Everything will be allright!

  • #Lando,


    für Deinen Schritt 1 müsste jemand einen ungesicherten Kredit an die Bank geben. Das mcahen aber in der Regel nur Kleinanleger wg. der Staatsgarantie (Staatliche Einlagensicherung).


    In der Regel ist dehalb die Einlage der erste Schritt, der Kauf von Wertpapieren dann Schritt 2.


    Bei Deutschen Landesbanken oder bei der KfW war das aber nicht der fall, da diese Institute vom Staat garantiert wurden oder werden. Die haben sich dann einfach Geld unbesichert am Kapitalmarkt oder Interbankenmarkt besorgt.


    MMI

    Einmal editiert, zuletzt von memyselfandi007 ()

  • Hallo,


    danke, MMI hat das mit den Anleihen geklaert:


    Zuerst kauft die Geschaeftsbank mit ihrem eigenen Cash eine Anleihe. Dabei wird kein Kredit geschoepft, sondern nur ein Aktivum gegen ein anderes getauscht.


    Dann wird die Anleihe bei der Zentralbank hinterlegt. Erst dadurch wird die Bilanz verlaengert und Geld erzeugt.


    Balkenchart

  • Balkenchart

    Zitat

    Der alte Wechsel (gemeint ist ein zentralbankfaehiger Wechsel) ist ein Kredit, den die Zentralbank zur Verfuegung stellt. Jeder geschaeftstreibende kann ihn in Anspruch nehmen, und es gilt (zumindest damals zu vor-Euro-Zeiten) fuer alle der Diskontsatz.


    Soll das heißen jeder Geschäftstreibende kann einen zentralbankfähigen Wechsel ausstellen oder verstehe ich dich da falsch?


    Gemäß http://www.bundesbank.de/download/gm/gendoc2008de.pdf
    Scheint mir der Kreis derjenigen, die zentralbankfähige Wechsel ausstellen können doch stark eingeschränkt zu sein:
    Art des Emittenten: Notenbankfähige Emittenten
    sind Kreditinstitute, die notenbankfähige
    Geschäftspartner sind. (Seite 43, Kapitel 6.2.2 ZULASSUNGSKRITERIEN FÜR NICHT
    MARKTFÄHIGE SICHERHEITEN)

    Gold functions like the sun, with all currencies as planets orbiting around it, with only the sun in fixed position (Zijstra)

  • Bin zwar nicht Balkenchart, aber ein Wechsel war zentralbankfähig, also diskontfähig, wenn ihm ein reelles Warengeschäft zugrundelag, die Fälligkeit nicht weiter als 3 Monate in der Zukunft lag und er von 2 solventen Schuldnern indossiert war.


    In der Praxis nahm der Schuldner, bspw ein Handwerker, den Wechsel an, bezahlte damit Waren bei seinem Lieferanten, der gab ihn seiner Hausbank oder seinen eigenen Lieferanten, irgendeiner in der Kette seiner Hausbank und die bei Bedarf der Bundesbank. Jeder zahlte seinem Kreditor Zinsen in Höhe des Diskontsatzes. Wenn man einen Wechsel nicht einlöste, war das schlecht für den Ruf und der Gläubiger hatte sofort einen pfändbaren Titel. Erste Frage an eine Bonitäts-Auskunftei, hat XY schon mal Wechsel zu Protest gehen lassen.


    Wenn einer in der Kette den Kredit nicht brauchte, konnte er den Wechsel sich auch unters Kopfkissen legen und sich die Zinsen selbst verdienen, der Wechsel muß nicht zwingend zur Zentralbank.

    Auch unsere Gedanken sind wircksame Factoren des Universums. Novalis


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    Einmal editiert, zuletzt von Lando ()

  • Lando ,


    Vielen Dank für die Antwort. Du schreibst in der Vergangenheitsform. D.h. also Wechsel dieser Art gibt es nicht mehr. Wann wurden die dann abgeschafft? Etwa im Zuge der Euroumstellung? Und warum? Klingt doch nach einem ganz vernünftigen Konzept. Wenn man bedenkt was Zentralbanken heutzutage so alles als Sicherheiten akzeptieren!

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  • Ich bin zwar nicht Lando, aber ein Blick auf Wikipedia sagt:


    Der Wechsel verliert im täglichen Geschäft und als Bestandteil der Mittelstandsfinanzierung an Wichtigkeit. Der Grund für den Bedeutungsverlust des Wechsels ist zum einen darin zu sehen, dass es nicht gelungen ist, den Wechsel maschinenfähig zu machen. Wegen seiner Urkundeneigenschaft lässt sich der Wechsel nur durch hohen Personaleinsatz und -aufwand abwickeln. Hinzu kommen neue wirkungsvolle Arten des Zahlungsverkehrs, insbesondere die Überweisung, die Debit- und die Kreditkarte, durch die sich die Vorteile des Wechsel mit Gesichtspunkten der Automatisierung und der Rationalisierung der Bankenwelt in Einklang bringen lassen. Zum anderen führte auch der Wegfall des Rediskonts als günstige Refinanzierungsquelle dazu, dass das Diskontgeschäft (kurzfristige Kreditgewährung durch Banken auf Basis von Wechseln) bedeutungslos wurde.


    http://de.wikipedia.org/wiki/Wechsel_(Urkunde)


    Zumindest erinnert mich das Ganze an meine Banklehre Anfang der 80er als alles noch so wunderbar manuell lief. Die älteren unter uns erinnern sich ;-)

    “Investment is most intelligent when it is most businesslike.” -Benjamin Graham

  • Er ist noch brauchbar, um einen bloßen Außenstand bei einem Schuldner "unbedingt" zu machen, dh der Schuldner kann das Zahlungsversprechen per Wechsel nicht mehr rückgängig machen. Wenn man nur eine offene Rechnung hat und fängt irgendwann an zu klagen heißt es ja immer, hab erstens nie was bekommen und die Ware war zweitens unbrauchbar usw, man muß vor Gericht erst alles Mögliche beweisen und Verzugszinsen kennen Richter auch kaum.

    Auch unsere Gedanken sind wircksame Factoren des Universums. Novalis


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  • Zitat

    Original von best_choice
    Zumindest erinnert mich das Ganze an meine Banklehre Anfang der 80er als alles noch so wunderbar manuell lief. Die älteren unter uns erinnern sich ;-)


    Anfang der 80er - junger Hüpfer ;D

    "If it sounds too good to be true, it probably is."


    "Theoretisch gibt es keinen Unterschied zwischen der Theorie und der Praxis. Praktisch stimmt das aber nicht."


    "Erfahrung ist das was man bekommt, wenn man nicht bekommt was man möchte."

  • Hallo,


    ich will auf Nixda's Beitrag aus dem Lage-Thread hier antworten.


    Das Video ist sehenswert, danke.


    Zur Erinnerung: Werner sagt, das Angebot von Kredit ist rationiert. Eine Aenderung des Kreditvolumens fuer Konsumenten, Hypotheken, Investitionen, Spekulation fuhert zu einer entsprechenden Aenderung der Verbraucherpreise, Immobilienpreise, Wirtschaftswachsum, Assetpreise. Werner rechnet das durch und weist nach, dass sinkendes Kreditvolumen fuer Investitionen der Rezession in Japan um 1-3 Quartale vorlaeuft. Ebenso zeigt sinkendes Volumen an Hypotheken den Immobiliencrash an.


    Nun argumentiert Koo, dass nach dem Platzen der Blase nicht das Angebot von Kredit, sondern die Nachfrage nach Kredit rationiert ist. Und zwar, weil die Firmen ueberschuldet sind und Kredite zurueckzahlen wollen anstatt zu investieren. Das widerspricht ganz klar nicht nur Werners qualitativer Theorie, sondern auch den Rechnungen.


    Wer hat recht?


    Ich bin fuer Werner. An Koo's Argument finde ich folgendes falsch. Angenommen, Mitsubishi ist bilanziell ueberschuldet, hat aber positiven Cashflow, und der Grund fuer die Rezession ist der, dass sie Schulden zurueckzahlen anstatt zu investieren, selbst bei Zinsen nahe null - das waere Koo's "Balance Sheet Recession".


    In dieser Situation koennte sich die "Balkenchart Car Divison" sehr guenstig finanzieren und eine neue Autoproduktion hochziehen. Bei meiner neugegruendeten Gesellschaft fangen wir ja mit frisch gekauften Grundstuecken und Maschinen an - kein Goodwill und keine stillen Lasten wegen ueberteuert waehrend der Blase gekaufter Grundstuecke. Es gibt kein Bilanzproblem, und wir koennen gleich voll einsteigen und investieren in was auch immer wir fuer sinnvoll halten.


    Mitsubishi hat gegen uns keine Chance mehr. Ertsens koennen sie nicht so wie wir in neue Anlagen investieren, weil sie ihre Bilanz sanieren muessen. Wir haengen sie also technologisch ab. Zweitens koennen sie aus ihrem Cashflow nicht so eine hohe Dividende zahlen wie wir. Schlecht fuer ihren Aktienkurs. In 5-10 Jahren uebernehmen wir die Reste von Mitsubishi mit unserer Portokasse.


    Und? Ist es das, was in Japan in den vergangenen 15 Jahren passiert ist? Nein. Dann waere Japan jetzt voll von neugegeruendeten Firmen des Balkenchart-Imperiums, alle profitabel und ohne Altlasten in der Bilanz. Bei den niedrigen Leitzinsen und Marktzinsen muesste Japan nur so von Neugruendrungen mit saueberen Bilanzen wimmeln. Tut es aber nicht. Die Balkenchart Car Division haette genau dieselben Chancen und Probleme wie die japanischen Firmen auch.


    Deswegen hat Werner recht und nicht Koo.


    Balkenchart

  • Kurz gesagt: "Keine Kunden, keine Umsätze - keine Marge, kein Gewinn!"


    Dabei ist es völlig egal wie die Bilanz aussieht oder wieviel Kredit zur Verfügung steht!

    »In meinem Alter begreife ich, dass Zeit mein kostbarster Besitz ist.«
    »Freiheit bedeutet, dass man nicht unbedingt alles so machen muss wie andere Menschen.«
    »Eine Aktie zu verkaufen die fällt, ist in etwa so, als ob man ein Haus für 100.000 Dollar kauft und es verkauft, sobald jemand 80.000 Dollar dafür bietet.«
    Buffett

  • Hallo,


    ich habe eine Frage zur ganz normalen VWL aus dem Lehrbuch.


    John Mauldin schreibt in seiner Kolumne, dass Griechenland keine Chance hat, aus der Verschuldung herauszukommen, weil

    Zitat

    Let's divide a country's economy into three sections, private, government and exports. If you play with the variables a little bit you find that you get the following equation.


    Domestic Private Sector Financial Balance + Governmental Fiscal Balance - the Current Account Balance (or Trade Deficit/Surplus) = 0


    D.h. wenn sowohl die oeffentlichen als auch die privaten Haushalte Verschuldung abbauen wollen, muss eine positive Handelsbilanz vorliegen.


    Kann mir jemand erklaeren, wie die Gleichung zustande kommt und welche Annahmen eingehen?


    Balkenchart

  • Ich weiß es nicht, aber diese Gleichung muß falsch bzw. trivial sein, und zwar ganz offenkundig. In einer geschlossenen Volkswirtschaft, ggf. mit fiskalpolitisch inaktivem Staat wäre sonst weder ein Anstieg, noch ein Abbau der gesamtwirtschaftlichen Verschuldung möglich. Dann stünde da:
    Domestic Private Sector Financial Balance = 0.
    Wenn diese "Financial Balance" also zu jedem Zeitpunkt gleich null ist, und zugleich ein Zusammenhang zum Verschuldungsgrad behauptet wird, dann müßte auch die Verschuldung stets null betragen. Nun, das tut sie in gewissem Sinne natürlich auch, wenn man Schulden und die buchhalterische Gegenposition gegeneinander aufrechnet. Man kann diese komplizierte Formulierung also auf den Satz von nixda zurückführen ("Die saldierten Guthaben der Welt betragen zu jedem Zeitpunkt null").


    Bloß hat das mit dem Absolutbetrag der Verschuldung und dessen Verhältnis zur Wirtschaftsleistung überhaupt nichts zu tun. Oder?

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    Einmal editiert, zuletzt von Winter ()

  • Meines Erachtens fehlen in der Gleichung einige Variablen.




    Statt Handelsbilanz sollte da wohl eher Zahlungs- oder Leistungsbilanz stehen.



    Einen ganz guten Überblich gibts hier:


    http://de.wikipedia.org/wiki/Zahlungsbilanz


    MMI


    Edit: besonders interessant ist das Zahlenbeispiel aus dem Wikipediaeintrag:

    Zahlenbeispiel [Bearbeiten]
    Außenhandelssaldo
    Für das Jahr 2004 weist die Deutsche Bundesbank eine Ausfuhr (FOB) von 731,5 Mrd. Euro aus und eine Einfuhr (cost, insurance, freight CIF) von 575,4 Mrd. Euro, so dass ein Außenhandelssaldo von +156,1 Mrd. Euro verbleibt.


    Ergänzungen zum Warenhandel
    Sie betrugen 2004 12,3 Mrd. Euro.


    Dienstleistungen
    Für das Jahr 2004 weist die Deutsche Bundesbank Einnahmen aus dem Verkauf von Dienstleistungen an das Ausland in Höhe von 116,4 Mrd. Euro aus und Ausgaben für den Kauf von Dienstleistungen aus dem Ausland von 147,3 Mrd. Euro, so dass ein Dienstleistungssaldo von 31,0 Mrd. Euro entsteht. Aus dem Inland wurden also mehr Waren an das Ausland verkauft also von dort gekauft, bei den Dienstleistungen war es umgekehrt.


    Erwerbs- und Vermögenseinkommen
    Es flossen 2004 als Einnahmen Einkommen aus dem Ausland ins Inland in Höhe von 106,9 Mrd. Euro und in Gegenrichtung 106,8 Mrd. Euro, so dass per Saldo +0,1 Mrd. Euro als Einkommen aus dem Ausland zuflossen.


    Saldo der laufenden Übertragungen
    Es flossen per Saldo an solchen Übertragungen 28, 4 Mrd. Euro ab, der Bilanzsaldo der laufenden Übertragungen beträgt also 28,4 Mrd. Euro.


    Leistungsbilanz
    Damit erhält man für die Leistungsbilanz als Summe der bisher aufgeführten Salden einen Leistungsbilanzsaldo von +84,6 Mrd. Euro.


    Vermögensübertragungen und Kauf/Verkauf von immateriellen nichtproduzierten
    Vermögensgütern


    Per Saldo flossen +0,4 Mrd. Euro aus dem Ausland zu.


    Kapitalbilanz
    Saldo der Direktinvestitionen
    Per Saldo (Direktinvestitionen aus dem Inland in das Ausland abzüglich Direktinvestitionen aus dem Ausland im Inland) wurde im Ausland in Höhe von 22,2 Mrd. Euro direkt investiert, so dass diese Bilanz ein Minus ausweist: 22,2 Mrd. Euro, es wurde mehr im Ausland direkt investiert als umgekehrt.



    Saldo der Wertpapiertransaktionen und Finanzderivate
    Per Saldo wurde in Höhe von 16,6 Mrd. Euro mehr an das Ausland verkauft als aus dem Ausland gekauft. Es flossen also per Saldo aus dem Ausland + 16,6 Mrd. Euro zu.



    Saldo des übrigen Kapitalverkehrs
    Per Saldo floss an das Ausland, darunter in der Form von langfristigen Krediten der Monetären Finanzinstitute (per Saldo) 3,8 Mrd. Euro und in der Form von kurzfristigen Krediten der Monetären Finanzinstitute (per Saldo) 85,3 Mrd. Euro, insgesamt 107,0 Mrd. Euro. Da dieses Geld an das Ausland floss, beispielsweise als Kredit an das Ausland vergeben wurde, ist dieser Saldo kleiner null: 107,0 Mrd. Euro.


    Für die Kapitalbilanz insgesamt ergibt dies einen Saldo von 112,6 Mrd. Euro. In dieser Höhe floss Kapital per Saldo in das Ausland, der Kapitalexport betrug per Saldo 112,6 Mrd. Euro.


    Veränderung der Währungsreserven zu Transaktionswerten
    Die Reserven haben sich um 1,5 Mrd. Euro erhöht, was mit einem Saldo von 1,5 Mrd. Euro in die Zahlungsbilanz eingeht. (Es floss in Höhe von 1,5 Mrd. Euro Geld ab, um ausländische Währungsreserven zu kaufen.)


    Saldo der statistisch nicht aufgliederbaren Transaktionen
    Diese Korrekturgröße wird für 2004 von der Deutschen Bundesbank mit immerhin +26,2 Mrd. Euro angegeben.


    Alle diese Salden addieren sich zu einer Zahlungsbilanz von 0,0 Mrd. Euro. Die Teilbilanzen der Zahlungsbilanz addieren sich also zu null.


    Einmal editiert, zuletzt von memyselfandi007 ()

  • Das Problem sehe ich eher darin, daß das Sparen negativ aufs BIP wirkt, und zwar anhand des folgenden Beispiels:
    - BIP sei 100
    - (Gesamt-)Staatsquote sei 54%, also Staatsausgaben 54
    - Laufendes Defizit 14% des BIP, also Staatseinnahmen 40
    - D.h. die gesamten Staatseinnahmen sind 40% des BIP


    Wenn nun 14% weggespart werden, bedeutet das doch c.p. nichts anderes, als:
    - Staatsausgaben fallen von 54 auf 40
    - BIP fällt von 100 auf 86
    - 40% Staatseinnahmen davon sind 34,4 (Edit: sofern die Steuerquote konstant gehalten werden kann, was in diesem Szenario ebenfalls schwierig würde und nur über Steuererhöhungen möglich wäre)
    - Das laufende Defizit ist also immer noch 5,6% des BIP


    Je höher die Staatsquote, desto höher. Wenn dieses verbleibende Defizit im Folgejahr ebenfalls weggespart werden soll, verlängert sich die Spirale nach unten.
    - Staatsausgaben von 40 auf 34,4
    - BIP von 86 auf 80,6
    - 40% Staatseinnahmen davon sind 32,24
    - Das laufende Defizit ist also noch 2,16%, real meinetwegen also null (wobei in einem solchen Szenario sicherlich keine Inflation aufkommt, sonfern eher Deflation, was die Spirale weiter verlängert!).
    Das BIP ist aber um 20% geschrumpft, und die Staatsausgaben sind um mehr als 36% geschrumpft! Das ist wie ein Drogenentzug - die vorherige Stimulierung wirkt hier umgekehrt. Deshalb braucht es Zeit und hohe Opferbereitschaft - die Griechen wollen zunächst mal nur auf 8% Defizit runterkommen. Oder anders gesagt: Der 'Point of no return' scheint längst überschritten.

    „Wir haben die gesamte Führung fast aller Berliner Sicherheitsbehörden ausgetauscht und dort ziemlich gute Leute reingebracht." – Benedikt Lux, Grüne Berlin

    Einmal editiert, zuletzt von Winter ()

  • Dieter Wermuth vom Herdentrieb-Blog glaubt, daß es gelingen könnte, und je schneller, desto besser:
    Griechenland spart - und es kann klappen
    In der Tabelle stehen bemerkenswerte Zahlen; allerdings ist eben das laufende Defizit nicht berücksichtigt (dieses dürfte unerreicht sein), und das spricht m.E. gegen das "je schneller". Außerdem ist die Inflationsrate unberücksichtigt, die damals die Verschuldung erträglicher gemacht haben dürfte.
    Die griechische Verschuldung wird übrigens bis 2011 geschätzt auf 134% des BIP steigen.

    „Wir haben die gesamte Führung fast aller Berliner Sicherheitsbehörden ausgetauscht und dort ziemlich gute Leute reingebracht." – Benedikt Lux, Grüne Berlin