Russische Aktien - die neuen Griechen?

  • Die Risiken sind ja auch nicht ohne:

    - Ultra-Blackbox.

    - Es könnte sich jederzeit verändern, zu deinem Nachteil.

    - Du dürftest bei einer Auflösung des Sparbuch weitgehend leer ausgehen, sofern es mal dazu kommt.

    - 8,4% durchschnittliche Dividendenrendite ist nett, aber ohne Kursgewinn auch nicht so spektakulär.

  • Der Kurs von Gazprom springt weiter in die Höhe.

    Grund dafür soll die halbwegs verbindlich (wiederholte) Aussage sein, dass Gazprom zukünftig 50% der Gewinne als Dividende ausschütten will. Die aktuelle Dividendenerhöhung soll also kein Einzelfall, sondern eher ein Vorgeschmack auf die Zukunft sein.


    Ich erkenne dahinter eine Logik: Im letzten Monat wurde in Moskau diskutiert, Gazprom und Rosneft zu fusionieren, um damit den Staatsanteil an Gazprom von derzeit 39% auf über 50% zu heben. Dieser Plan wurde aber wegen des Widerstands von Rosneft aufgegeben.

    Der jetzt gezogene Plan B sieht vor, dass der russische Staat seine Anteile auf über 50% erhöht, indem von Gazprom-Töchtern gehaltene Gazpromaktien gegen Cash gekauft werden. Das soll mit Krediten bei russischen Banken finanziert werden. Eine steigende und stetig hohe Dividende wäre dann im Interesse des Hauptaktionärs Russland, um diese Kredite zu bedienen und zu tilgen.

    Außerdem sollte Gazprom nach dem Auslaufen der teuren Pipeline-Projekte auch den nötigen Cashflow aufweisen.


    Der Gazprom-Gewinn je Aktie (EDR, WKN: 903276) liegt laut Marketscreener bei 1,80€ für 2018 und jeweils etwas über 1,60€ für 2019 bis 2012. Ich gehe mal von 1,60€/ADR in den kommenden Jahren aus.

    50% Dividendenausschüttung = 0,80€/Aktie.

    Eine Dividendenrendite von 8% und ein KGV von 6 erscheint mir auch bei den Abschlägen für ein russisches Staatsunternehmen für angemessen, wenn die Dividenden zuverlässig fließen. Über den Daumen gepeilt liegt mein Kursziel damit bei locker 10€, eher mehr.

    Zu aktuellen Kursen um 6,40€ sehe ich daher trotz bereits erzielten soliden Kursgewinnen keinerlei Verkaufsdrang. Bei mir spricht gegen eine Aufstockung (mein Kauftrigger von 50% Kurspotential wäre erreicht) lediglich das bereits erreichte solide Depotgewicht, dass angesichts der riskanten Region und Branche nicht über Gebühr ansteigen soll.

  • Gazprom Shares Soar as Investors Expect Management Changes

    https://www.bloomberg.com/news…management-changes-coming


    Das mit den 50% und Fusion mit Rosneft ist Unsinn, der Staat hält schon jetzt über 50% an Gazprom.

    Warum rechnest du immer in EUR, ich finde das sehr verwirrend.

    Gazprom hat 2018 (IFRS) 65.89 RUB pro Aktie an EPS, für 2019 gibt Bloomberg 73.33 RUB EPS als Consensus an (das würde ca. 2 EUR pro ADR entsprechen). Allein im Q1 hat Gazprom schon über 500 Milliarden RUB verdient (23.63 RUB/Aktie).

    Beim aktuellen Kurs von 235 RUB liegt das KGV gerade mal knapp über 3 (und nicht 6!!). Sollten wirklich mal 50% vom Gewinn ausgeschüttet werden, läge die Dividendenrendite bei ~16%.

  • Gazprom ist seit Jahren sensationell niedrig bewertet, selbst für russische Verhältnisse.

    Das ist allen bekannt.

    Der Deckel darauf war nicht die zu niedrige Dividende (ist eher der Auslöser; andere Russen gehen aktuell auch stramm nach oben) oder das falsche Management (hallo, wir sind hier in Russland, das wird so oder so immer korrupt sein!).

    Es war das politische Risiko weiterer Querelen und Sanktionen zwischen USA und Russland, mit potentiellen Fogen bis zur Enteignung, ADR Sperrung etc.


    Hat lang genug gedauert, aber meiner bescheidenen Ansicht nach fällt dieses Hindernis nun weg oder wird deutlich geringer.


    Grund:

    1) USA-China gehen jetzt ernsthaft in den Ring. Die USA werden versuchen Russland nicht ins "gegnerische" Lager zu vergraulen. Denn durch den Landkontakt ist Russland als Rohstofflieferant für China *extrem* attraktiv.

    2) Das Muller-Ding ist durch. Trump ist per se Russland nicht abgeneigt (Grund: siehe (1)), hat aber die letzten Jahren wegen der Untersuchung den besonders harten Hund gegenüber Putin gespielt


    Merke:
    Russische Aktien, und insbesondere Gazprom, sind immer eine Wette auf die Geopolitik.

    Die Geopolitik ist der Katalysator warum russische Aktien aktuell (gegen den Trend) nach oben rauschen. Und die Geopolitik war schuld als es vor Jahren nach unten rauschte.

    Die ganzen Storys werden nur nachgeliefert nach dem Motto "Kurse machen Nachrichten".


    Nächste Station:
    M.E. wird es einen Deal zwischen DE und USA geben: LNG-Terminals + irgenwelche Zugeständnisse an die Ukraine gegen Nordstream 2.

    Das wird dann einen weiteren Schub auslösen für Gazprom.

    Kursziel für mich 10-12 EUR, dann fliegt die erste Hälfte raus.


    wp

    "Nicht Völker führen Kriege gegeneinander, sondern Regierungen führen Kriege gegeneinander"

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  • Europaratsversammlung

    Russland erhält Stimmrecht zurück


    https://www.tagesschau.de/ausl…roparat-russland-109.html


    Ich finde ja das Vorgehen Russlands in der Ukraine war nicht gut und auch großteils unklug von Putin.

    Andererseits war damals schon abzusehen, dass das "Bestrafen" von Russland nicht von Dauer sein wird.

    Nun also der nächste Schritt zur Wiederannäherung.


    Schätze übrigens bei der Türkei wird es auch so laufen. Zu wichtig dieses Land für den Westen. Also riesen Tamtam aktuell, aber in 3-5 Jahren dann wieder Normalität.

    Auf diese Berechenbarkeit der Realpolitik kann man an der Börse ganz gut wetten wie ich finde.

    Mein Fehler ist allerdings meistens, dass ich zu früh einsteige.

    War in Russland auch so. Zwei Jahre später rein damals, und die eh schon schönen Gewinne wären nochmal doppelt so hoch.


    wp

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  • Bin seit ein paar Tagen auch bei Surgutneftegas und Rushydro dabei.

    Herzliches Dankeschön an dieser Stelle an jero für die Vorstellung der Beiden!


    Ich sehe beide ganz klar als Dividenden-Titel mit hübschem geopolitischen Kurspotential, aber ohne organische Wachstumsphantasie.

    Will sagen, wenn der Kurs steigt dann nicht weil das Unternehmen wächst, sondern weil der aktuelle Bewertungsdeckel sich lockert aufgrund der Wiederannäherung Westen-Russland. Das, in Kombination mit der Warteprämie >>5% p.a. finde ich aktuell ganz attraktiv.


    Mein Russlandanteil ist mittlerweile allerdings recht hoch. Wenn ich mit meiner geopolitischen These also schief liegen sollte, wird das teuer für mich.

    Aber das ist halt wohl das Schicksal des Contrarian.


    wp

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  • Zumindest wären wir dann Leidensgenossen. :)

    Aber aktuell läuft es ja in unsere Richtung, und ich glaube auch das der Großteil der Kapitalsammelstellen in Russland extrem untergewichtet ist, was bei einer Neuverteilung der Allokation allein schon die Kurse maßgeblich treibt.

    Wenn es dazu noch Verbesserungen in der Governance und Rechtsstaatlichkeit gibt, und die Profitabilität dadurch steigt (weniger 'leakage') könnte das eine (positiv) explosive Mischung sein. Viele "wenn", aber die Bewertungen sind niedrig so dass die 'margin of safety' recht gut ist (aber durch die jüngsten Kursanstiege schon geschrumpft ist).

  • Gegen Russland wird auch mal wieder die Sanktionskeule geschwungen.

    https://www.handelsblatt.com/p…n-im-visier/24587454.html


    Das ist schon absurd, das größte politische Risiko wenn man in derlei Schwellenländer investiert aktuell, ist das Verhalten der USA ^^.

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  • Eines muss man Putin lassen: Auch in den letzten Jahren der Sanktionsspirale sind die Währungsreserven weiter angestiegen. Ich sehe daher nicht, wie man ihn mit einer Sanktionierung beim Kauf russischer Staatsanleihen einschüchtern kann.

  • Eines muss man Putin lassen: Auch in den letzten Jahren der Sanktionsspirale sind die Währungsreserven weiter angestiegen. Ich sehe daher nicht, wie man ihn mit einer Sanktionierung beim Kauf russischer Staatsanleihen einschüchtern kann.

    Zustimmung.

    Zumal die Staatverschuldung bei 13% liegt. Sensationell eigentlich.

    Noch besser als die Türkei mit ihren 29% ;-)

    https://de.statista.com/statis…bruttoinlandsprodukt-bip/


    Dennoch bin ich gespannt ob die Amis sich noch so einfallen lassen um die Russen zu gängeln.

    Wo meine These doch eigentlich wäre, dass die Amis die Russen brauchen um China einzuhegen.


    Möglich wäre natürlich auch dass es sich bei den Anleihensanktionen eher um Symbolpolitik handelt, gerichtet an das eigene Wahlvolk...

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  • Mit seinen Sanktionen gegenüber Putin schadet sich der Westen selbst – er braucht Russland für eine Allianz gegen das aufstrebende China: https://www.nzz.ch/meinung/san…nd-gegen-china-ld.1498044


    Mein Reden....

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  • Wäre vielleicht etwas für einen eigenen Faden, aber wen es interessiert, der kann sich diesen wirklich vielschichtigen Podcast anhören:


    https://www.deutschlandfunknov…putin-der-herr-des-kremls



    In Eine Stunde History hört ihr:

    • Der Russland-Experte Alexander Rahr beschreibt den Kremlchef Wladimir Putin.
    • Die Reporterin Sabine Adler war als Korrespondentin Zeitzeugin der Anfänge Waldimir Putins als russischer Ministerpräsident.
    • Der Berliner Historiker Jörg Baberowski plädiert für ein Ende der Sanktionen des Westens gegen Russland und für Verhandlungen mit Putin, um einen Modus Vivendi zu erreichen.
    • Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte Matthias von Hellfeld berichtete über die Zeit vor der Ära Putin.
    • Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Veronika von Borries erinnert an den Beginn der steilen Karriere des Wladimir Putin.
  • Lukoil, die ich bereits seit längerem im Depot habe, hat gestern eine neue Dividendenpolitik festgelegt, nach der 100% des Free- Cashflow ausgeschüttet wird. Gleichzeitig wurde die Interims-Dividende für Dezember auf 192 Rubel verdoppelt (!). Für 2019/2020 können somit ca. 500 Rubel ausgeschüttet werden (etwa 7 € pro Aktie) und der Aktienkurs steht gerade mal bei 80 €.

  • Lukoil weiter im Aufwärtstrend bzw. legt grad nen schönen Ausbruch hin und notiert in EUR auf ATH.

    Meine drittgrößte Depotposition...weiter so!! ...bei KGV6 ist da noch ordentlich Luft! :thumbsup:


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    Kann es sein dass russ. Aktien nach Jahren der Flaute langsam wieder "salonfähig" werden?


    wp

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  • Keine Ahnung ob die Aktien wieder "salonfähig" sind, aber man kann mit Sicherheit sagen, dass sich das Russische Finanzministerium durchgesetzt hat, die Unternehmen (im Staatsbesitz) zu höheren Ausschüttungen zu bewegen.


    Vermutlich war das der "Catalyst" - den Begriff hab ich von einem Hedge Fund Manager gestohlen. ;-)


    Bei aller Freude am ATH, viel mehr als die Inflation hat der geschundene Langzeit Lukoil Aktionär über die letzte Dekade nicht verdient (ohne Dividende sogar Geld verloren).

    #Timing_matters


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  • Gazprom mit dem nächsten Schub.

    Vermutlich dank dieser Meldung:


    Zitat

    Dänemark gibt grünes Licht für Nord Stream 2

    Nach langem Zögern hat auch Dänemark die Zustimmung für den Bau der Gaspipeline Nord Stream 2 durch ihre Gewässer gegeben. Damit ist die letzte Hürde genommen.

    https://www.handelsblatt.com/p…rd-stream-2/25171572.html


    Sehr schön.

    Auch für die Energiesicherheit Deutschlands. Je mehr Anbieter (inkl. Russland und USA), desto besser.

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  • Gazprom hat das erste Stück der Pipeline "Kraft Sibiriens" nach China eröffnet.

    Ab 2023 soll dann Gas fließen, über 30 Jahre im Gesamtvolumen von 363Mrd EUR.

    https://www.tagesschau.de/ausl…biriens-pipeline-101.html


    Im Januar wird offenbar "Turkish Stream" eröffnet.


    Läuft rund mittlerweile - weiter so!

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  • Auch dekorder.org (für mich eine gute Quelle für Hintergrundinformationen zu Russland) hat einen Bericht zur "Kraft Sibiriens". Darin schreiben sie, dass es bis zur Amortisation der Pipeline eine längere Zeit dauern dürfte. https://www.dekoder.org/de/gnose/sila-sibiri


    Aber gut: Die Pipeline wurde primär aus politischen Gründen gebaut, nicht aus wirtschaftlichen, und die Bewertung Gazproms war auch deshalb lange so niedrig. Und mit der Fertigstellung sollte der Großteil der Ausgaben durch sein, jetzt kann der Cashflow und Gewinn anwachsen und zu 50% als Dividende an die Aktionäre weitergegeben werden.