O'S: Stein des Weisen

  • Die Drei Filter-Strategie



    Die Drei Filter-Strategie ist die komplexeste einer Serie von drei durch James P. O’Shaugnessy entwickelten Anlagestrategien und stellt eine unmittelbare Weiterentwicklung der KUV-Strategie und der KUV+RS-Strategie dar.
    In seinen Aufzeichnungen nennt O’Shaughnessy diese Strategie selbst "Stein der Weisen"-Strategie, da er bei seinen Erhebungen, die den amerikanischen S&P 500-Index über eine Jahrzehnte währende Zeitspanne betrafen, mit dieser Vorgehensweise die besten Ergebnisse erzielt hat.
    Die Redaktion der TM Börsenverlag AG hat diese Strategie in grafischer und tabellarischer Form auf den Dax 100 umgesetzt. Ob auch hier O’Shaughnessy’s euphorischer Name berechtigt war, lesen Sie im Folgenden.


    Wie gehen Sie vor?


    Die Drei Filter-Strategie ist die Steigerung der KUV+RS-Strategie, indem sie neben dem Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV) und der Relativen Stärke (RS) noch einen dritten Filter hinzunimmt - den Gewinn. Dieser wird den beiden anderen Kriterien als Eingangsbedingung zugeschaltet.
    Die Strategie ist auf den Kauf eines "Korbes" von fünf Aktien (ursprünglich aus dem S&P 500-Index, hier aus dem Dax 100) ausgerichtet, die jeweils ein Jahr lang gehalten werden. Die Auswahl findet durch oben stehende Filter wie folgt statt:
    Grundvoraussetzung ist, dass das Unternehmen im abgelaufenen Geschäftsjahr einen Gewinnanstieg melden konnte. Einfache Grundannahme hierzu: Nur wenn die Gewinne steigen, kann die Aktie sich nachhaltig positiv entwickeln. Dabei gelten folgende zwei Spezifikationen:
    Die Verringerung des Verlustes ist NICHT als Gewinnanstieg zu sehen.
    Wenn ein Unternehmen jedoch in der Verlustzone war und im abgelaufenen Geschäftsjahr erstmals wieder Gewinne erzielt hat, gilt das Kriterium des Gewinnanstiegs indes als erfüllt.
    Nur diejenigen Aktien aus dem Dax 100, die dieses Auswahlkriterium erfüllen, kommen in die engere Wahl und werden mit dem zweiten Filter konfrontiert: Dem KUV.
    Hierzu wird für alle verbliebenen Werte das KUV errechnet und eine Rangliste erstellt. Ganz oben stehen diejenigen Titel mit dem höchsten, ganz unten die Aktien mit dem niedrigsten KUV. Grundaussage ist hierbei: Je niedriger das KUV, desto besser - aber zu niedrig darf es auch nicht sein. Denn extrem niedrige Werte können auch ein Hinweis darauf sein, dass bei dieser Aktie etwas "faul" ist. Herausgefiltert werden daher diejenigen 20 Aktien, die sich im zweiten unteren Fünftel befinden.
    Auf diese herausgefilterten 20 Aktien wird nun der dritte und letzte Filter angesetzt: Die Relative Stärke. Hierbei geht es um folgende Überlegung: Grundsätzlich stehen die Chancen für diejenigen Aktien hinsichtlich einer besseren Kursentwicklung gegenüber dem Index besser, die sich auch im Vorfeld als Outperformer präsentierten und dadurch eine hohe Relative Stärke gegenüber dem Index entwickeln konnten. Für das Investment werden aus den durch den ersten Filter verbliebenen 20 Aktien diejenigen fünf ausgewählt, die die höchste Relative Stärke gegenüber dem Dax 100 entwickelt haben.


    Hinweis:


    Dadurch, dass die Strategie auf jeweils ein Jahr ausgelegt ist, können Sie erzielte Gewinne steuerfrei vereinnahmen.
    Die Performanceberechnung unserer Beispiele erfolgt dabei indes so, dass jeweils zum ersten Handelstag im Juni gewechselt wird. Sie selbst sollten aber die jeweils im Depot befindlichen Aktien ein oder zwei Handelstage länger halten, um erst nach Ablauf eines vollen Kalenderjahres zu verkaufen und so die Spekulationsfrist zu umgehen!
    Die Strategie berücksichtigt die von den AGs ausgeschütteten Dividenden nicht. Somit ist also die tatsächlich erzielte Performance noch etwas höher als die abgebildete. Dieser Effekt ließe sich noch weiter erhöhen, wenn Sie, so wie in der Dividend TOP 5-Strategie, die Dividendenerträge zur Wiederanlage einsetzen.


    Berechnung:


    Die Haltedauer der ausgewählten Aktien beträgt jeweils ein Jahr, beginnend am 01.06. eines jeweiligen Jahres. Nach einem Jahr werden die Filter erneut angelegt und die im Depot enthaltenen Aktien ausgetauscht, sofern sie den Kriterien der Strategie nicht mehr entsprechen sollten.
    Wichtig ist bei der Berechnung, sich nicht auf Prognosen zu verlassen. Basis müssen immer die Umsätze eines abgeschlossenen Geschäftsjahrs sein, daher beginnt die Berechnung jährlich am 01.06., wenn für alle Unternehmen die gesamten Daten für das Vorjahr auf dem Tisch sind.
    Die Formeln zur Berechnung des KUV sowie der Relativen Stärke finden Sie, wenn Sie diese Begriffe anklicken.


    Bewertung:


    Je mehr Filter, desto besser? In diesem Fall nicht. OShaughnessys Erhebungen mit der Drei Filter-Strategie brachten zwar für den S&P 500-Index die besten Ergebnisse, dies wird aber im Dax 100 nicht bestätigt. Und das dürfte kein Zufall sein. Je strenger eine Vorauswahl erfolgt, desto problematischer werden die Ergebnisse. Denn Aktien von Unternehmen, die zwar keinen Gewinn erreicht haben, ihre Verluste aber extrem reduzieren konnten, sind für Anleger meist die begehrtesten Objekte - und weisen nicht selten die beste Relative Stärke zum Index auf. Durch die Drei Filter-Strategie kommen diese Werte aber gar nicht erst in die engere Wahl!
    Eine zu hohe Massierung von verschiedenen Kriterien, die sich gegenseitig unter Umständen sogar ausschliessen, kann eine im Prinzip gute Idee zu Fall bringen. Das "Keep it Simple"-Prinzip sollte auch für Anlagestrategien gelten. Die Drei Filter-Strategie hat mittelfristig zwar besser als der Dax 100 abgeschnitten, aber wir raten Ihnen, die KUV+RS-Strategie zu bevorzugen!


    Ergebnisse:


    Die Ergebnisse der Stein der Weisen-Strategie haben wir in grafischen und in tabellarischen Übersichten für Sie aufbereitet, jeweils im Vergleich mit dem DAX100 zum 01.06. eines Jahres.



    http://depots.boerse.de/depot_mu.php3




    als vergleich dazu die kuv+rs - strategie:


    Die KUV+RS-Strategie


    Die KUV+RS-Strategie baut auf den Grundlagen der KUV-Strategie auf, wird aber durch die Hinzunahme der Relativen Stärke um ein weiteres Auswahlkriterium erweitert.
    Auch die KUV+RS-Strategie geht auf James P. O'Shaughnessy zurück, einen versierten Börsenstrategen, der eine Reihe viel versprechender Strategieansätze mit Hilfe einer umfassenden Datenbank amerikanischer Aktien auf ihre Tauglichkeit untersucht hat.
    Die Redaktion der TM Börsenverlag AG hat diese Strategie auf den Dax 100 projiziert und die Resultate in grafischer und tabellarischer Form für Sie aufbereitet.


    Wie gehen Sie vor?


    Das Ziel ist, in einen aus fünf Aktien aus dem Dax 100 bestehenden Korb zu investieren, der sich besser entwickelt als der Dax 100 selbst. Gemäß der KUV+RS-Strategie durchlaufen die 100 Aktien dazu zwei Filter:


    Zunächst wird für alle Werte das KUV errechnet und eine Rangliste erstellt. Ganz oben stehen diejenigen Titel mit dem höchsten, ganz unten die Aktien mit dem niedrigsten KUV. Grundaussage ist hierbei: Je niedriger das KUV, desto besser - aber zu niedrig darf es auch nicht sein. Denn extrem niedrige Werte können auch ein Hinweis darauf sein, dass bei dieser Aktie etwas faul" ist. Herausgefiltert werden daher diejenigen 20 Aktien, die sich im zweiten unteren Fünftel befinden.


    Auf diese herausgefilterten 20 Aktien wird nun der zweite Filter angesetzt: Die Relative Stärke. Hierbei geht es um folgende Überlegung: Grundsätzlich stehen die Chancen für diejenigen Aktien hinsichtlich einer besseren Kursentwicklung gegenüber dem Index besser, die sich auch im Vorfeld als Outperformer präsentierten und dadurch eine hohe Relative Stärke gegenüber dem Index entwickeln konnten. Für das Investment werden aus den durch den ersten Filter verbliebenen 20 Aktien diejenigen fünf ausgewählt, die die höchste Relative Stärke gegenüber dem Dax 100 entwickelt haben.


    Hinweis:


    Dadurch, dass die Strategie auf jeweils ein Jahr ausgelegt ist, können Sie erzielte Gewinne steuerfrei vereinnahmen.
    Die Strategie berücksichtigt die von den AGs ausgeschütteten Dividenden nicht. Somit ist also die tatsächlich erzielte Performance noch etwas höher als die abgebildete. Dieser Effekt ließe sich noch weiter erhöhen, wenn Sie, so wie in der Dividend TOP 5-Strategie, die Dividendenerträge zur Wiederanlage einsetzen.


    Berechnung


    Die Haltedauer der ausgewählten Aktien beträgt jeweils ein Jahr, beginnend am 01.06. eines jeweiligen Jahres. Nach einem Jahr werden die Filter erneut angelegt und die im Depot enthaltenen Aktien ausgetauscht, sofern sie den Kriterien der Strategie nicht mehr entsprechen sollten.
    Wichtig ist bei der Berechnung, sich nicht auf Prognosen zu verlassen. Basis müssen immer die Umsätze eines abgeschlossenen Geschäftsjahrs sein, daher beginnt die Berechnung jährlich am 01.06., wenn für alle Unternehmen die gesamten Daten für das Vorjahr auf dem Tisch sind.


    Die Formeln zur Berechnung des KUV sowie der Relativen Stärke finden Sie, wenn Sie diese Begriffe anklicken.


    Bewertung


    Der gegenüber der KUV-Strategie eingefügte, zusätzliche Filter ließ im Vorfeld erwarten, dass die KUV+RS-Strategie ein besseres Resultat als die reine" KUV-Strategie zeitigen würde - aber das war nicht der Fall. Die Ergebnisse beider Strategien seit Mitte 1996 sind insgesamt nahezu deckungsgleich.
    Allerdings beruht die KUV-Strategie nach dem Herausfiltern von 20 geeigneten" Aktien auf einer willkürlichen Auswahl von fünf Werten. Hier ist jederzeit möglich, durch Zufall eine Kursrakete oder im Gegenzug einen Underperformer zu erwischen, was auch unsere Versuchsperformance nicht völlig auf alle Fälle übertragbar macht. Dies ist eigentlich nicht im Sinne der Grundidee einer Anlagestrategie.
    In der abschließenden Bewertung geben wir daher der KUV+RS-Strategie den Vorzug, da sie bei annähernd gleichem Erfolg den Faktor Zufall eliminiert. Grundsätzlich gilt:
    Auch hier unterstreicht das über mehrere Jahre hinweg betrachtet weit über der Indexperformance liegende Ergebnis, dass diese Strategie eine für längerfristig orientierte Investoren gut geeignete Grundlage zu überdurchschnittlichen Gewinnen ist.


    http://depots.boerse.de/depot_mu.php3



    ...ich fürchte hier wird irgendwas mit den Übertragungen der Depots schieflaufen...nachzulesen unter
    http://www.boerse.de dann unter strategien


    viel spaß
    upwind

  • Hallo zu spaeter Stund,


    ein paar Kommentare:


    1) 5 Jahre sind natuerlich nicht signifikant, um eine Strategie zu beurteilen
    2) Ich wuerde als Vergleichs-Strategie noch DAX-30 dazunehmen (obwohl der ja fast schon zum DAX100 wieder runtergekommen ist)
    3) Das RS-Kriterium scheint insgesamt als `Turbo' zu wirken - nach oben wie nach unten. Man koennte versuchen, es im Baerenmarkt wegzulassen, auch wenn man sich dann auf das Timing-Problem einlaesst. Natuerlich ist es schlecht, wenn ich zum falschen Zeitpunkt in Cash oder Anleihen bin, aber wahrscheinlich vertretbar, wenn das RS-Kriterium nur voruebergehend inaktiv war. Tja, da sind noch eine menge Ideen zu pruefen...


    Gute Nacht


    Balkenchart

  • hallo balkenchart


    du hast mit sicherheit recht, daß die 5 Jahre noch lange nicht aussagefähig sind, aber immerhin ein Anfang...


    auch mir ist sofort aufgefallen, daß die kuv+rs-theorie zwar im endeffekt die höchste rendite erreicht hat (wenn auch nur knapp), aber die entwicklung ist auch sehr volatil - mir persönlich gefällt die entwicklung nach der drei-filter-strategie bedeutend besser! zumindest in der jetztigen phase hat sich dieses depot doch ausserordentlich gut geschlagen.


    ich halte es allerdings für sehr fraglich, ob es wirklich gelingt die beiden Ansätze je nach bullen- oder bärenmarkt zu kombinieren - das wäre dann wirklich der stein des weisen, heutzutage nennt man das aber wohl noch hellsehen ;-) ;-)!!!


    gruß
    upwind

  • Guten Morgen, upwind!


    Also wenn O'S recht hat und KUV+RS langfristig besser ist als die reine Marktkapitalisierungs-Strategie, dann macht es nichts, wenn ich mit dem Timing falsch liege und im ersten Jahr des Baerenmarktes noch das RS-Kriterium verwende. Ich aergere mich vielleicht, aber langfristig gesehen habe ich noch nichts vermasselt. Wenn der Baerenmarkt angefangen hat, schalte ich dann auf 3-Filter um.


    Wenn genauso die 3-Filter-Strategie langfristig besser als der Markt ist (da muesste ich noch mal genau ins Buch gucken), dann ist es vielleicht vertretbar, wenn ich im ersten Jahr des Aufschwungs noch 3-Filter verwende und erst danach auf KUV+RS umschalte. Die Frage ist, ob ich bei KUV+RS den ersten Peak am Anfang des Booms wirklich brauche, um die langfristige Performance zu erreichen.


    Witchdream, ich habe das Buch leider schon in die Bibliothek zurueckgebracht, kannst Du mal nachsehen, was mit KUV+RS passiert, wenn ich jeweils das erste Bullenjahr nicht mit KUV+RS, sondern mit einer anderen Strategie berechne?


    Meine Idee dabei ist, dass die Phasen von Aufschwung und Abschwung offenbar doch ueber laengere Zeitraeume gehen. D.h. man braucht kein sehr praezises Timing, um zu merken, ob es gerade aufwaerts oder abwaerts geht. Z.B. hatten wir hier seit 1982 Aufschwung, und die Japaner haben seit 1990 einen Baerenmarkt. Da sollte es nicht so viel ausmachen, wenn ich das erst mit 1 Jahr Verspaetung merke. Ich will nicht versuchen, eine Prognose ueber die Zukunft abzugeben. In dieser Hinsicht ernuechtert mich gerade das Buch von Dreman ;)


    Bis dann


    Balkenchart

  • Hallo Balkenchart,


    sorry, ich habe deine Anfrage erst jetzt hier entdeckt - ist ja schon eine Weile her...


    Also ganz kurz: ich glaube nicht, dass ein "mechanischer" Strategiewechsel nach jeweils einem Jahr Bären- bzw. Bullenmarkt viel Sinn macht - einfach deshalb, weil die Bären-Phasen viel zu kurz sind. O´S listet zwischen 1952 und 1996 insgesamt nur 11 Jahre, in denen "all shares" (also der Gesamtmarkt) eine negative Wertentwicklung erfuhr. Diese 11 Jahren waren jeweils "Einzelereignisse" und eingebettet in Bullenjahre. Nur zweimal - 1969/70 und 1973/74 - waren zwei Bärenjahre direkt hintereinander.


    Kurz gesagt: Ein systematischer Strategiewechsel wäre vermutlich zu schwerfällig und würde dem Trend hinterherhecheln.


    Gruss, witchdream


    PS: Nichts-desto-trotz habe ich bei mir erst mal "den Turbo ausgeschaltet" und die Gewichtung von RS reduziert. Ich muss mal darüber nachdenken, ob das besonders clever ist - falls wir momentan den Tiefpunkt der Baisse sehen, wäre eigentlich eher der Zeitpunkt für das Zuschalten des Turbos gekommen, oder? [br][size=1](Diese Nachricht wurde am 23.09.01 um 13:00 von witchdream geändert.)[/size]