Ein sehr sehr gutes Buch!
Richard A. Werner, Neue Wirtschaftspolitik, Verlag Vahlen, Muenchen, 2007.
Das Buch ist von der Form her etwas abstossend, sehr langatmig, und er zitiert wirklich jeden, der jemals an VWL gearbeitet hat. Wer Gedult hat, wird aber mit einem absolut brillianten Inhalt belohnt.
Werners Forschungsgebiet ist die Kredittheorie des Geldes. Das Buch ist so etwas wie ein Ueberblick ueber seine Arbeit. Ich versuche mal, den Gedankengang hier zu skizzieren.
1. Geld ist nicht Bargeld oder Sichteinlagen oder Termingeld oder Mindestreserven, sondern Geld ist Kredit. Daher ist das richtige Mass fuer die Geldmenge in der VWL nicht M0, M1, ..., M3 etc, sondern das gesamte Kreditvolumen.
2. Die Zentralbank und die Geschaeftsbanken spielen eine Sonderrolle in der Wirtschaft, denn sie sind die einzigen, die Kredit, also Geld, erzeugen koennen. Das zeichnet sie vor allen anderen Finanzfirmen (Fonds, Broker, Private Equity, Versicherung, usw) aus. Die anderen sind nur Vermittler, aber die Zentral- und Geschaeftsbanken koennen Geld schoepfen, d.h. aus dem Nichts erzeugen.
3. Der Markt fuer Kredit wird nicht durch den Preis, also den Zins, ins Gleichgewicht gebracht. Es findet auch keine Marktraeumung zum Gleichgewichtspreis statt, sondern Kredit ist knapp und wird durch das Angebot bestimmt. Ist gibt immer genug Nachfrage nach Kredit.
Die Bestaetigung folgt weiter unten. Wer unbedingt eine plausible Erklaerung moechte, denke daran, dass man in fast allen Kapitalgesellschaften begrenzte Haftung, aber unbergrenzte Chance hat, dass sich also das Eingehen von Risiken ueberproprtional lohnt. Aehnlich fuer Privatleute, die im schlimmsten Falle privat insolvent werden, die aber danach bei Null anfangen koennen und nicht in die Sklaverei verkauft werden.