Die Sonne geht auf?

  • Ich fine es immer erstaunlich, dass geologische Endlager für EWIG (=unendlich lang) bestehen bleibende hochgiftige Stoffe wie Cyanid, PCB, Quecksilber, Furane, Arsen usw überhaupt kein Problem darstellen (siehe die von K+S Betriebene Klasse-IV Deponie in Herfa-Neurode) http://www.ks-entsorgung.com/de/entsorgungswege/utd/
    aber wegen Schwermetallen mit langer Halbwertszeit (also niedriger Radioaktivität) ein Riesenzirkus gemacht wird.
    Da ist irgendwo in der Massenpsychologie etwas grundlegend falsch gelaufen.


    Natürlich ist das alles auch ein politischer Zirkus. Das macht aber weder die Atomkraftwerke sicher noch löst es das Problem des Atommülls. Und wenn in Sellafield (und andernorts) früher geschlampt wurde, kann das auch künftig wieder passieren. Die Halbwertszeit der Erinnerung ist wesentlich kürzer als die des Atommülls.

    "Hey Du, möchtest Du ein A kaufen?" Standard & Poor's (zitiert aus: Marc-Uwe-Kling: Der falsche Kalender - 365 falsch zugeordnete Zitate)

  • Zitat

    Jerobeam schrieb:
    Ich finde es immer erstaunlich, dass geologische Endlager für EWIG
    (=unendlich lang) bestehen bleibende hochgiftige Stoffe wie Cyanid, PCB,
    Quecksilber, Furane, Arsen usw überhaupt kein Problem darstellen (siehe
    die von K+S Betriebene Klasse-IV Deponie in Herfa-Neurode) http://ks-entsorgung.com/de/entsorgungswege/utd/ aber wegen Schwermetallen mit langer Halbwertszeit (also niedriger Radioaktivität) ein Riesenzirkus gemacht wird.


    Das liegt eben daran, dass es sich nicht um niedrige Radioaktivität handelt. Die Strahlung beispielsweise der in dem Guardian-Artikel fotografierten Kühlbecken ist so hoch, dass sich ein Mensch maximal 2 Minuten daneben aufhalten darf (Quelle). Wenn ich dagegen neben einer Tonne mit Quecksilber-, Furan- oder sonstigem Müll stehe, passiert mir überhaupt nichts. Wenn diese radioaktiven Abfälle mit denen in der Deponie von K+S vergleichbar wären, spräche ja nichts dagegen, sie ebenfalls dort einzulagern.

    "The only function of economic forecasting is to make astrology look respectable." - John Kenneth Galbraith

  • Die Radioaktivität ist umgekehrt proportional zur Halbwertszeit, da
    Aktivität = Zerfälle pro Sekunde.
    Material mit langer Halbwertszeit ist nur schwach Aktiv. Extremfall ist die stabile Materie (Halbwertszeit unendlich), die ist überhaupt nicht Radioaktiv.
    Desto kürzer die Halbwertszeit, desto höher die Radioaktivität des Isotops. Desto schneller ist es aber auch wieder weg.


    Die Dosis ist noch einmal eine ganz andere Sache, die hängt nämlich von der Zerfallseigenschaften des Isotops ab.
    Die hohe Dosisrate vom Magnox-Sludge kommt hauptsächlich von Cs-137 (30 Jahre HWZ) wegen Gamma-Emission und kurzer Halbwertszeit. Daher ist die Strategie auch den Sludge so zu verpacken dass das mobile Cäsium in der Zeitspanne von ~150-300 Jahre nicht herauskommen kann. Danach ist die Aktivität vernachlässigbar.
    Der Magnox Sludge ist "Intermediate-Level-Waste" (Mittelaktiv), nicht hochaktiv.
    Mehr dazu in IAEA Tecdoc 1518 (Seite 74 bzw p.81 im pdf): http://www-pub.iaea.org/MTCD/p…tions/PDF/te_1518_web.pdf
    Waste handling Allgemein: http://www.world-nuclear.org/N…What-are-nuclear-wastes-/
    Treatment of wastes at Sellafield (Hintergrundinfos zum DRYPAC): http://www.wmsym.org/archives/…ml/sess12/12-04/12-04.htm

  • Auf jeden Fall sehr beruhigend, daß schon 20 Jahre herumsaniert wird und es noch 20 Jahre dauern wird.


    Beste Voraussetzung, munter weiter solche potentiellen Sanierungsfälle in die Landschaft zu setzen.


    http://www.handelsblatt.com/te…omkraftwerke/8961612.html


    Ein erhellender Artikel:

    Zitat

    Die Investoren haben dabei eine besondere Planungssicherheit - sie erhalten einen garantierten Abnahmepreis für den Atomstrom von umgerechnet 10,6 Cent pro Kilowattstunde. Er liegt weit über dem derzeit gezahlten Preis in Großbritannien.


    Wenn ich das richtig sehe, liegt das etwa auf dem Niveau größerer Dachsolaranlagen in Deutschland, aber deutlich ÜBER der Vergütung für Nichtwohnegbäude und Freianlagen! http://www.solaranlagen-portal…hkeit/einspeiseverguetung


    Mit anderen Worten: Der Bau von großtechnischen AKWs in UK wird stärker subventioniert werden als der Bau von großtechnischen Solaranlagen in Deutschland!
    Und wenn ich frühere Berichte richtig erinnere, ist die Subventionslaufzeit für AKWs in UK sogar noch deutlich länger als für Solaranlagen in D.


    Da versteht man doch glatt den im gleichen Artikel jubelnden Energieminister:

    Zitat

    Der britische Energieminister Ed Davey betonte die komplett private Finanzierung des Projekts: „Das ist ein hervorragendes Geschäft für die britischen Stromverbraucher. Zum ersten Mal wird ein Atomkraftwerk in Großbritannien nicht mit dem Geld der britischen Steuerzahler gebaut.


    Denn nicht die Steuerzahler bezahlen die subventionierten Einspeisepreise, sondern die liebe AKW-Fee oder so...
    Oh Herr, schmeiß Hirn vom Himmel!


    Diese Kalkulation ist wirklich beeindruckend! Hier zeigt sich ertmals, dass AKWs nicht nur unbeherrschbar sind, sondern auch teurer als die teuerste regenerative Energieerzeugung, Solarstrom.
    Wahrlich eine gute Nachricht. Spätenstens jetzt stehe ich voll hinter der Energiewende.


    EDIT: Falls der Garantiepreis für britischen Atomstrom 10,6 britisch Cent und nicht Eurocent beträgt, wären das mit 13,2 Eurocent sogar deutlich mehr als der Garantiepreis für die allerkleinsten Solaranlagen auf deutschen Dächern und 33% höher als jener für Solaranlagen von deutschen Freianlagen. Sehr spendabel!

    Einmal editiert, zuletzt von Al Sting ()

  • Die Radioaktivität ist umgekehrt proportional zur Halbwertszeit, da
    Aktivität = Zerfälle pro Sekunde.


    Leider ist die Aktivität selbst geringer Mengen von Radioisotopen mit langer HWZ trotzdem noch ziemlich hoch, man kann sie mit

    selbst leicht ausrechnen (m: Masse des Radioisotops in g; m(a): Molekulargewicht des Radioisotops in g/mol, N(A): Avogadrosche Zahl: ca. 6x10^23; T(1/2): Halbwertszeit des Radioisotops (in s)).


    Hochradioaktiver Abfall hat eine Aktivität von mehr als 10^14 Bq pro Kubikmeter. Ein Teil der Isotope in diesem hochradioaktiven Abfall ist relativ kurzlebig; so würde es ausreichen, das von Jerobeam als Beispiel angesprochene Cäsium-137 für 300 Jahre zu lagern, um die darin enthaltene Radioaktivität um den Faktor 1000 zu senken. So macht man das im Labormaßstab mit extrem kurzlebigen Radioisotopen wie z.B. Phosphor-32 (HWZ 14 Tage): einfach ein Jahr rumstehen lassen und dann in die Kanalisation bzw. den Hausmüll entsorgen, da die enthaltene Radioaktivität weitestgehend abgeklungen ist. Allerdings enthält hochradioaktiver Abfall auch Isotope mit deutlich längerer HWZ wie z.B. Plutonium-239 mit einer HWZ von 24.000 Jahren. Die sichere Entsorgung dieser Abfälle ist trotz gegenteiliger Beteuerungen nicht gesichert. Offenbar ist man ja nicht mal in der Lage, in Sellafield mittelradioaktiven Abfall über 40 Jahre sicher zu lagern.


    (1 Kubikmeter U-238 hätte, trotz der extrem langen Halbwertszeit von 4,5x10^9 Jahren, eine Aktivität von 2x10^11 Bq, wenn ich mich nicht verrechnet habe, wäre also als mittelradioaktiver Abfall einzuordnen. Soviel zum Thema "langlebige Isotope sind nur schwach radioaktiv.")

    "The only function of economic forecasting is to make astrology look respectable." - John Kenneth Galbraith

  • Erinnert irgendwie alles an Silicon Saxony


    Zitat


    SMA Solar Technology geht
    im Geschäftsjahr 2015 von einem rückläufigen Umsatzniveau aus, und plant
    vor diesem Hintergrund bis zum 30. Juni 2015 weltweit rund 1.600
    Vollzeitstellen abzubauen.