Optionen - Chancen und Risiken

  • Ausgangspunkt: Börsengurus, Dummschwätzer oder Verbrecher ??


    Weiter gehts hier ...

    »In meinem Alter begreife ich, dass Zeit mein kostbarster Besitz ist.«
    »Freiheit bedeutet, dass man nicht unbedingt alles so machen muss wie andere Menschen.«
    »Eine Aktie zu verkaufen die fällt, ist in etwa so, als ob man ein Haus für 100.000 Dollar kauft und es verkauft, sobald jemand 80.000 Dollar dafür bietet.«
    Buffett

  • Zur Risikomessung von Stillhaltergeschäften hier mal ein recht einfacher Artikel:


    http://www.futuresmag.com/2009…watch-out-those-fat-tails


  • Danke für den Link, ein wirklich interessanter Artikel.


    Zu dem Teil über das Risiko von Stillhaltergeschäften: "...picking up nickels in front of a steamroller, which is okay if you do not get run over. But the problem comes when risk measures only see the nickel and never the steamroller. This can happen with option writers during prolonged periods of moderate and shrinking volatility. They can sail along, earning extremely strong returns with no drawdowns. This creates remarkable Sharpe Ratios but when volatility spikes, like what happened in 2008, they can have massive drawdowns, which would seem nearly impossible based on their Sharpe Ratio if that was all you looked at."


    Mich würde mal interessieren, wie verschiedene Options- und Risiko-Arbitrage-Strategien mit verschiedenem Leverage und Risikomanagementstrategien in einem Crash wie 2008 abgeschnitten haben. Viele hat es zerlegt, aber ja nicht alle. Was unterscheidet die einen von den anderen? Vermutlich zunächst einmal das Ausmaß an Leverage, aber was sonst noch?
    Und von denen, die schon über mehrere Marktzyklen mit der gleichen Strategie bestehen: Was ist deren Langfristperformance, über alle Boomphasen und Crashes hinweg?


    Ich kenne in Deutschland zwei Gruppen/ Institutionen, die Stillhalterstrategien propagieren (eigentlich drei, aber Trader IQ würde ich mal als nicht ganz so vertrauenswürdig einstufen):


    1. Optionsstrategien (http://www.optionsstrategien.com/) bzw. Jens Rabe: Wenn ich sein Konzept richtig verstanden habe (ich habe als Cap Trader - Neukunde drei Monate kostenlos seinen Newsletter mit wöchentlicher Webinar-Sprechstunde ausprobieren können) dann schreibt er sowohl Aktien- als auch Rohstoff- bzw. Futuresoptionen teilweise auch als nackte Optionen (um sich die doppelten Gebühren für den Spread zu sparen), aber immer breit diversifiziert und mit kleinen Positionsgrößen und so, dass die Marginauslastung des jeweiligen Kontos immer unter 50% bleibt, damit im Falle von Turbulenzen noch genügend Reserve da ist. Die Laufzeiten sind mehrere Monate, im Regelfall, glaube ich, 2-4 Monate Restlaufzeit und er schließt die Positionen nach großem Gewinn (ich glaube so 90% Wertverfall der Option) oder aber so ungefähr 4-6 Wochen vor der Fälligkeit, weil ihm das "Gammarisiko" bei zu kurzer Restlaufzeit zu hoch wird. Er verfährt ferner nach der Regel, Aktien- bzw. Futures-(Rohstoff-)Optionen bei einem Verlust von 100% bzw. 200% immer zu schließen oder zu rollen (damit keine extremen Verluste in Einzelpositionen auflaufen können), wofür er eine tägliche Überprüfung der Positionen empfiehlt. Für den Einstieg richtet er sich bei Future-Optionen u.a. nach Signalen aus CoT-Daten wie etwa deutlichen Abweichungen/Veränderungen der Positionierung von Commercials von ihren Normalniveaus. (Ich bin mir nicht sicher, ob ich das völlig korrekt wiedergegeben habe, weil es aus der Erinnerung ist, aber in groben Zügen dürfte das so stimmen).
    Das mit den nackten Optionen, Straddles und Strangles (in diesem Jahr bei Futures z.B. Rohöl, Zucker und Weizen) scheint mir ziemlich riskant, aber im Zusammenhang mit der kleinen Positionsgröße, Diversifikation und der Verlustbegrenzungsregel wahrscheinlich vertretbar; jedenfalls wirkt er auf mich sehr kompetent, hat langjährige Erfahrung und scheint damit auch schon sehr schwierige Jahre wie 2008 gut überstanden zu haben.


    2. Optionsuniversum (https://www.optionsuniversum.de)/ Schwarzkopf/ Lieser/ Hoffmann: Sie sind mir aus ein paar Webinaren bei Lynx und Cap-Trader vor allem durch Butterflies auf Aktienindizes bekannt, womit sie hauptsächlich ihr Geld zu verdienen scheinen. (Dazu gibt es auch ein paar historische Webinare auf ihrer Homepage z.B. https://www.optionsuniversum.d…ebinar-123-butterfly.html. Dort wird eine Butterfly-Strategie auf den Russel 2000, monatliches Aufsetzen, etwa 2 Monate Laufzeit, eine Woche vor Fälligkeit zu schließen, aktives Management mit Aktionsmarken und Positionsbeobachtung einmal am Tag beschrieben.) Wie bei Jens Rabe scheinen sie mir von ihrer Argumentation und Erfolgsdarstellung her vertrauenswürdig, realistisch, kompetent und seriös. An Butterfly-Strategien gefällt mir, dass durch die Spread-Konstruktion (Verkauf von zwei Optionen am Geld und Kauf von zwei Optionen aus dem Geld mit gleicher Laufzeit ) der mögliche Verlust auf einen vorher genau bekannten Maximalbetrag begrenzt ist und damit auch - wenn ich es richtig verstehe - jegliches Black-Swan/Fat Tail-Risiko ausgeschaltet sein müsste. Wie viel Ertrag da aber nach den Gebühren für 4 Optionen, die alle i.d.R. vor Fälligkeit geschlossen werden, d.h. 8 Einzeltransaktionen, und einigen Verlusttrades tatsächlich langfristig relativ zum Kapitaleinsatz übrig bleibt, weiß ich auch nicht, aber es scheint sich in den letzten Jahren gut gelohnt zu haben, während meinem Verständnis nach ein extremer Drawdown in turbulenten Zeiten wie in dem oben erwähnten Artikel nicht eintritt, weil durch die Spreadkostruktion immer eine Verlustbegrenzung und Ausschluss von Tail-Risiken gegeben ist?


    Ich habe allerdings mit beiden Strategiekonzepten keinerlei praktische Erfahrungen, finde sie aber als Ergänzung zu einer aktienbasierten Anlagestrategie grundsätzlich interessant.
    Wegen der derzeit niedrigen Volatilitäten und weil ich für die nächsten 2-4 Jahre mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Rezession und einen Aktiencrash erwarte, habe ich mich entschieden, mich erst einmal in der Theorie damit zu beschäftigen und die Erfolgsbilanz solcher Strategien in realer Zeit zu beobachten und dann nach dem nächsten Crash und ganz großem Volatilitätsspike darüber nachzudenken, ggf. auch in so etwas einzusteigen.


    Praktische Erfahrungen und/oder Meinungen zu den erwähnten Personen und Strategien von Usern in diesem Forum mit mehr Erfahrung auf diesem Gebiet, als ich sie habe, würden mich brennend interessieren.

  • Beide Wege haben vollkommen unterschiedliche Ansätze. Der Butterfly hat tatsächlich den Vorteil durch das definierte Risiko, aber das Management der Position ist viel komplexer als der Ansatz von Jens.


    Gerade für einsteiger ist der Zugang über Short Puts daher deutlich einfacher, zumal sich das Depot dann einigermaßen mit dem Markt bewegt. Der Butterfly hat den Nachteil, dass sich das Depot bei stark steigenden Kursen wie in diesem Jahr trotzdem negativ entwickelt.


    Das muss man erstmal aushalten können...

  • Gerade für einsteiger ist der Zugang über Short Puts daher deutlich einfacher, zumal sich das Depot dann einigermaßen mit dem Markt bewegt.


    So mal rein aus Neugier gefragt:
    Hast du dein Optionsdepot/Anlagephilosophie mal mit historischen Daten einem Stresstest unterworfen? Wie hoch der prozentuale Verlust der short puts bei z.B. einem Einbruch über Monate (wie in 2007/2008) oder einem Tagescrash (wie beim schwarzem Montag 1987) wäre?

    beati pauperes spiritu


    "we shall fight on the landing grounds, we shall fight in the fields and in the streets, we shall fight in the hills; we shall never surrender.“ W.C.


    “Facts do not cease to exist because they are ignored.” – Aldous Huxley



  • »In meinem Alter begreife ich, dass Zeit mein kostbarster Besitz ist.«
    »Freiheit bedeutet, dass man nicht unbedingt alles so machen muss wie andere Menschen.«
    »Eine Aktie zu verkaufen die fällt, ist in etwa so, als ob man ein Haus für 100.000 Dollar kauft und es verkauft, sobald jemand 80.000 Dollar dafür bietet.«
    Buffett

  • Zitat


    Ich möchte nicht 10 oder 20 Jahre warten, bis mein Dividendeneinkommen endlich groß genug ist, um überhaupt einen spürbaren Teil meiner Ausgaben zu tragen. Selbst bei moderaten 2.000 Euro im Monat und einer Dividendenrendite von 5 % müsste das Vermögen 480.000 Euro betragen. Wenn ich Steuern und andere Faktoren berücksichtigen würde, wäre der Betrag noch höher.
    Fakt ist:9 % erwartete Rendite pro Jahr sind mir zu wenig.
    20 Jahre zum Ansparen sind mir zu lang.


    Wow, hier gehts ja ab. Als ich das am Wochenende gelesen hab, dachte ich sofort "Performance chasing". ;) Die lustige Renditejagt ist eroeffnet. :D


    Ein Paar Gedankenanstoesse die vielleicht helfen:
    1) Wenn du nicht kurz vor der Rente stehst ist vermutlich dein Gehalt der groesste Hebel. Haeng dich auf Arbeit rein, hol dir ne 20% Gehaltserhoehung und Spar die Differenz.
    2) Der Zweitgroesste Hebel sind deine Ausgaben. Jeden 100er den du pro Monat sparst sind 30K weniger die du ansparen musst. :)
    3) Dividenden: Verstehen vermutlich die wenigsten hier im Forum warum die so beliebt sind beim Durschnittsanleger. Dividenden sind ein recht schwacher Value-Faktor und man muss Steuern darauf bezahlen. Wuerde mich hier auf Kursgewinne statt Dividenden konzentrieren. Die kannst du bei Bedarf realisieren.
    4) Mit einer internationalen Value-Strategie sollten im Moment 5.8% (REAL) zu machen sein ueber die naechsten 10 Jahre. (Siehe StarCapital - Norbert macht fantastische Arbeit) Das ist etwas unter dem Durschnitt aber keine Katastrophe. in 10 Jahren schaffst du immerhin noch 75% Rendite (REAL). ;)
    5) Fuer Leute die in Deutschland steuerpflichtig sind wuerde es echt Sinn machen in einen ETF zu investieren der "deine" Strategie verfolgt und erst beim verkaufen Steuern generiert (In UK kann man immerhin £22600 pro Jahr steuerfrei realisieren als Paar). In den USA gibt es da schon schoene ETF's von Cambria investments (Meb Faber) und Alpha Architect (Wes Gray). In Deutschland gibt es natuerlich Star Capital Priamos. :) Ich vermute ihr habt die Diskussion auch intern: Wenn der Fond 10x/20x/50x groesser waehre koennte man vermutlich auch 0.5%-0.9% Gebuehr verlangen... DANN waehrd ihr unschlagbar in Deutschland

    They did not know it was impossible, so they did it! --Mark Twain

    6 Mal editiert, zuletzt von spud ()

  • in einen ETF zu investieren der "deine" Strategie verfolgt und erst beim verkaufen Steuern generiert

    Ich mach mal den Spielverderber: ab 2018 ist auch der Wertzuwachs von Fonds inkl. ETFs jährlich zu versteuern. Nur Aktien sind (vorerst) für das Aufschieben von Steuern geeignet.

  • So mal rein aus Neugier gefragt:
    Hast du dein Optionsdepot/Anlagephilosophie mal mit historischen Daten einem Stresstest unterworfen? Wie hoch der prozentuale Verlust der short puts bei z.B. einem Einbruch über Monate (wie in 2007/2008) oder einem Tagescrash (wie beim schwarzem Montag 1987) wäre?


    Short-Puts entwickeln sich in Crash Phasen genauso wie der Basiswert. Das Risiko besteht nur darin, wenn man "überhebelt" und "auf Kredit" spekuliert. Das hat aber mit der Option nichts zu tun, sondern geht mit Aktien genauso. Wenn ich quasi für 10.000 Euro Aktien im Wert von 20.000 Euro halte, dann verliere ich in Crash Phasen doppelt so viel wie der Markt.


  • Wow, hier gehts ja ab. Als ich das am Wochenende gelesen hab, dachte ich sofort "Performance chasing". ;) Die lustige Renditejagt ist eroeffnet. :D


    Ein Paar Gedankenanstoesse die vielleicht helfen:
    1) Wenn du nicht kurz vor der Rente stehst ist vermutlich dein Gehalt der groesste Hebel. Haeng dich auf Arbeit rein, hol dir ne 20% Gehaltserhoehung und Spar die Differenz.
    2) Der Zweitgroesste Hebel sind deine Ausgaben. Jeden 100er den du pro Monat sparst sind 30K weniger die du ansparen musst. :)
    3) Dividenden: Verstehen vermutlich die wenigsten hier im Forum warum die so beliebt sind beim Durschnittsanleger. Dividenden sind ein recht schwacher Value-Faktor und man muss Steuern darauf bezahlen. Wuerde mich hier auf Kursgewinne statt Dividenden konzentrieren. Die kannst du bei Bedarf realisieren.


    Du sprichst hier sehr wichtige Punkte an. Bei 1 und 2 kann ich vorbehaltlos zustimmen. Ich sehe aber keinen Grund darin das hart ersparte Geld für einen Minizins auf dem Konto liegen zu lassen. Wenn ich die Möglichkeit habe, statt 5 % lieber 10 % auf das Kapital einzunehmen, wüsste ich kein Argument, warum ich das nicht tun sollte. Warum soll mein Geld nicht genauso hart arbeiten wie ich?


    Zu Dividenden stehe ich genauso wie du. Die machen in der Ansparphase einfach keinen Sinn...

  • ...
    Zu Dividenden stehe ich genauso wie du. Die machen in der Ansparphase einfach keinen Sinn...


    Kann ich nicht nachvollziehen, vor allem weil ich mich erinnere das du ständige Einnahmen haben willst!?


    Bei Aktien bekommt man x% in Bar und y% Wertsteigerung, ohne das man ständig etwas machen muss ;-)

    »In meinem Alter begreife ich, dass Zeit mein kostbarster Besitz ist.«
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    »Eine Aktie zu verkaufen die fällt, ist in etwa so, als ob man ein Haus für 100.000 Dollar kauft und es verkauft, sobald jemand 80.000 Dollar dafür bietet.«
    Buffett

  • Kann ich nicht nachvollziehen, vor allem weil ich mich erinnere das du ständige Einnahmen haben willst!?


    Bei Aktien bekommt man x% in Bar und y% Wertsteigerung, ohne das man ständig etwas machen muss ;-)


    Falsch. Die Dividende entspricht einfach einer regelmäßigen Auszahlung aus der Barkasse des Unternehmens. Das heißt der Wert des Unternehmens sinkt in der Höhe der Dividende.


    Ich will auch nicht sofort ständig Einnahmen sondern zuallererst eine ordentliche Rendite. Die Einnahmen kommen von ganz allein wenn die Rendite stimmt :)

  • Falsch. Die Dividende entspricht einfach einer regelmäßigen Auszahlung aus der Barkasse des Unternehmens. Das heißt der Wert des Unternehmens sinkt in der Höhe der Dividende.


    Ja, das ist klar, allerdings sind Auszahlungen besser als wenn sich das Geld im Unternehmen sammelt und für langfristig ungünstige Übernahmen verplempert wird.



    Ich will auch nicht sofort ständig Einnahmen sondern zuallererst eine ordentliche Rendite. Die Einnahmen kommen von ganz allein wenn die Rendite stimmt :)


    Ich möchte beides bzw. eine über die Jahre steigende Dividende ( aus steigendem Gewinn ), die langfristig steigende Aktienbewertung kommt dann von allein. :thumbsup:


    Soweit ich es überblicke, ist Optionen schreiben nichts für mich!
    - müsste mich ständig drum kümmern
    - jede Transaktion kostet Geld und Steuern


    Es sei denn man hat noch den Spieltrieb und will ständig etwas optimieren ;-)

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