Wann kann man privatisieren?

  • Schon mal ans Privatisieren gedacht? ...jahrelang den ganzen Tag nur das tun, worauf man Lust hat, und zwar ohne finanzielle Sorgen...


    Ich habe mal mein Excel-Sheet gequält, um zu sehen, wie viel man braucht, um vom arbeitslosen Einkommen leben zu können - ohne Abhängigkeit von Rente, Stütze, Sozialhilfe oder altruistischem Nachwuchs.


    Die Kalkulation hängt massiv von zwei Variablen ab:
    a) der Rendite, die das Wertpapierdepot abwirft
    b) der langfristigen Inflationsrate


    Ich habe dafür folgende Annahmen getroffen:
    ad a) Aktiendepot mit 6% jährlicher Rendite - das entspricht etwa den langfristigen Renditen, die nach dem 2. Weltkrieg in den USA und in DE erzielt wurden. Achtung: Depot- und Kauf-/Verkaufskosten müssen zusätzlich erwirtschaftet werden!
    ad b) Inflationsrate von 3,1% p.a. Das erscheint momentan hoch, ist aber der langfristige Nachkriegswert für DE.


    Nun zwei Szenarien:


    Szenario A) Das vorhandene Depot-Kapital soll erhalten bleiben, und zwar zur jetzigen Kaufkraft. Das Depot soll also in 30 Jahren den gleichen Gegenwert darstellen wie heute. Die entnommenen Summen werden inflationsbereinigt, d.h. sie haben immer die gleiche Kaufkraft wie heute.


    Szenario B) Das Depot wird innerhalb von 30 Jahren "verzehrt", also völlig aufgebraucht. Die jährlich entnommene Summe ist wieder inflationsbereinigt, d.h. man erhält jedes Jahr die gleiche Kaufkraft wie heute.


    Resultat:


    Szenario A: Man darf jedes Jahr 3,2% des Depotwerts verzehren. Anders kalkuliert: Um den jetzigen Lebensstandard völlig zu decken, muss das Depot 31 x mal so gross sein wie die derzeitigen jährlichen Ausgaben.
    Beispiel:
    a) Depot = 100.000 EUR --> jährliches Taschengeld von 3.200 EUR
    b) Jährliche Ausgaben 50.000 EUR --> erforderliche Depotgrösse 1,55 mio EUR


    Szenario B: Man darf jedes Jahr 5,7% des Depots verzehren. Anders kalkuliert: Um den jetzigen Lebensstandard völlig zu decken, muss das Depot 17,6 x mal so gross sein wie die derzeitigen jährlichen Ausgaben.
    Beispiel:
    a) Depot = 100.000 EUR --> jährliches Taschengeld von 5.700 EUR
    b) Jährliche Ausgaben 50.000 EUR --> erforderliche Depotgrösse 880.000 EUR.


    Als Daumenregel kann man wohl folgendes Mindestvermögen ansetzen:
    - Privatisieren mit Kapitalerhalt: Depot = Ausgaben x 30
    - Privatisieren für Mittfünfziger ohne Rücksicht auf die Erben: Depot = Ausgaben x 20


    Habt Ihr schon mal ähnliche Überlegungen angestellt? - und wie sieht Euer Resultat aus?

  • Hallo witchdream,


    ich habe mir das ganze mal für eine Rente von 1.000 Euro/Monat gemessen am heutigen Gegenwert mit einer Inflationsrate von 3% durchgerechnet, habe aber leider die Daten nicht zu Hand.
    Was ich aber eigentlich sagen will ist, dass für mich Szenario B keine Option ist. Ich will nicht mit 90/95 Jahren feststellen, ich lebe noch, kann mir aber dann keine Pflege/Altenheim mehr leisten. Da ich nicht weiß, ob ich nicht durch neue Entwicklungen in der Medizin über 100 werde, sind mir Kapitalverzehr in 30 zu riskant.

  • Hallo witchdream,


    ja ich habe auch schon ähnliche Überlegungen angestellt. Bei mir würde es vermutlich trotz kleinem Vermögen jetzt schon funktionieren. In den letzen 2,5 Jahren (vorher habe ich keine Daten) waren nämlich meine Erträge ganz außerordentlich und mein Lebensstil bescheiden. Bis sich das wesentlich ändert habe ich das Häuschen von meiner Oma geerbt, so dass es so weitergehen kann.
    Was hauptsächlich dagegen spricht ist die Frage "Was tun?". Ich bin schießlich "erst" 36. Und ich befürchte, ich werde mit nichtstun versumpfen & verblöden. Dann gehe ich in 10 Jahren als hirntoter Ganzbesondersführentner meinen Freunden und überhaupt der ganzen Umwelt gehörig auf die Nerven. Außer ich finde eben eine vernünftige Aufgabe. Das geht in einem Beruf vermutlich noch am besten. Ich muss mir also langsam mal einen suchen. Bin nämlich seit einigen Monaten arbeitslos.


    Guntfred

  • Meine Kalkulation sieht so aus.
    5 ha Land; teilweise sehr abgelegen, aber einige Stückchen liegen nah an der Bebauungsgrenze und an einer geplanten Umgehungsstraße. Wenn sich dort was tut, kann dies die Lebensarbeitszeit meiner Frau um 10 Jahre verkürzen, ich selber arbeite ja eh nicht.
    Ein Haus im Ort mit ca 2 ha Grundstück außenrum wird irgendwann auch vererbt.
    Daher muß ich nicht unbedingt große Summen zurücklegen. Da unser Lebensstil sich seit der Studentenzeit kaum verändert hat, schaue ich einfach, das Beste aus dem Angesparten zu machen.
    So wie es ausschaut, werde ich mit 60 reich sein. ;)

    Das Drehbuch für den Untergang steht fest - es geht nur noch um den Preis für die beste Maske (H. v. Buttlar)

  • Hallo witchdream,


    ich habe es nicht nur berechnet sondern auch gemacht.
    Es steht allerdings auf mehreren Beinen.
    Nur auf Kapital (Wertpapiere egal welche Form)zu bauen ist sehr unsicher. Eine mietfreie Wohnung (Haus). Etwas Rentenanspruch. Alles zusammen klappt bei einem Werterhalt
    von 3%.
    Was man mit der Zeit anfängt ist kein Problem.
    Du mußt dich selbst um Dein Vermögen kümmern, das ist spannend und kostet Zeit.
    Das Finanzamt hält dich auch in Trab.
    Sonst kann man aber die Dinge tun für die sonst 10 Stunden am Tag fehlen.
    Mit deinen Berechnungen liegst du nicht schlecht.


    Gruß Zero

  • Moin, moin,


    das Thema scheint ein Dauerbrenner zu sein. Wir hatten es schon mal mit xray und shareware und noch paar anderen. Das eigentliche Problem dabei (wenigstens wäre es meins) hat Guntfred angesprochen. Man muss was tun - was Sinnvolles. Wenn ich mich in der Gilde der Frührentner umgucke (Bekannte meiner Eltern etc.), fällt immer wieder auf, dass der Rutsch ins Rentenalter für viele zum Problem wird. Sie haben Geld, Häuschen und massig Zeit, die sie nun mit einer neuen Beschäftigung sinnvoll ausfüllen müssen. Viele Reisen, pusseln im Garten etc., aber nach 1-2 Jahren beschleicht sie die Ahnung, dass es das noch nicht gewesen sein kann.


    Schto delatch - was tun?, wie schon Genosse Lenin richtig fragte. Häuser ausbauen und verkaufen oder vermieten, Oldtimer restaurieren, Ackerbau und Viehzucht (natürlich ökologisch) betreiben. Alles möglich, aber: Ab einem bestimmten Alter nimmt doch das körperliche Leistungsvermögen bisschen ab. Ferienwohnungen vermieten. Das geht sehr gut; ein Freund macht es seit Jahren auf Bornholm.


    Naja, die Frage nach einer sinnvollen Beschäftigung als Privatier ist jedenfalls vorher von jedem selbst für sich zu beantworten. Ich hab' noch keine endgültige Lösung gefunden; fühle mich aber auch noch zu jung dazu.


    Nic

  • Hallo qwert,


    mit den sinnvollen Beschäftigungen soll man schon in jungen Jahren beginnen. Natürlich hat alles seine Zeit und ich kann
    mit 50 nicht mehr mit Extrem-Klettern beginnen wenn ich sonst nur am Schreibtisch gesessen habe.


    Ich sollte aber in diesem Alter schon meine Interessen in langlebig oder kurzfristig eingeteilt haben.


    Das Leben ist micht nur Beruf auch wenn er gut gewählt ist und Spaß macht.


    Gruß Zero

  • REICH - WAS IST REICH ?


    Also anders formuliert: Ist Robinson Crusoe REICH?


    Relativ gesehen ja. Er hat eine eigene Insel, "Freitag" als billigen Butler und jede Menge Spaß am Selbermachen.


    "Freitag" dagegen ist ARM.


    Reichtum und Armut gehen Hand in Hand.


    Meine Mutter zum Beispiel besitzt Land in Südamerika, und sie "beherrscht" ein an die Ländereien angrenzendes Dorf.
    Beherrschen in der Form, daß sie sich in erheblichem Umfang sozial und wirtschaftlich engagiert, d.h. sie strickt einmal in der Woche für das Waisenheim, spendet für den Kindergarten, besorgt Bücher für die Schule, organisiert Ausflüge für Kinder, spendet für die örtliche Krankenstation Betten, Instrumente, etc., die Dorfleute von ihren Obstbäumen zum Eigenbedarf ernten läßt, etc. nebenbei managt sie die Ernten, kümmert sich darum, wie die Preise für Weizen, Rinderkeulen und Soja stehen, schließt Warentermingeschäfte ab, wenn sie eine gute Ernte erwartet, aber befürchtet, daß der Preis der Ernte und / oder der Wechselkurs zum Dollar sich verschlechtern könnte, verfolgt den Wetterbericht, um zu entscheiden, ob sie eine Hagelversicherung abschließen soll, überwacht die technischen Anlagen wie z.B. die Windmühlen, die das Wasser aus dem Untergrund zur Bewässerung der Felder in den zwei Monaten Trockenzeit heraufholen, etc.


    Meine Mutter ist stolz darauf, daß sie nie in ihrem Leben gearbeitet hat, aber ich habe sie immer nur "arbeiten" sehen in dem Sinne, daß sie sich für ihr Umfeld engagiert hat und ihre Ländereien am Laufen gehalten hat.


    Wenn man eine Motivation im Leben hat, dann ist es kein problem, reich zu sein und nicht zu arbeiten.
    Ansonsten gibt es viele depressive Frührentner und Reiche, die nicht wissen, was sie mit ihrem Leben anfangen sollen. Ich denke, daß gerade in deutschland die leute sehr stolz auf Arbeit sind und sich extrem über Arbeit definieren. Meiner Erfahrung nach kann wer so lebt, das "Nicht arbeiten" kaum genießen.


    C. Eberhard

  • Mein Vater war ein `Griesgram` ;) - besaß aber trotzdem die Gabe wunderbare Geschichten erzählen zu können. Er nannte einen Garten von 25 * 50 Metern sein Eigentum und liebte meine Mutter. Über einen Zeitraum von 75 Jahren war er ein stolzes Mitglied der IG-Metall. Vorher kämpfte er allerdings in zwei Weltkriegen für sein Land. Jeden Pfennig musste er dreimal rumdrehen und das, obwohl er immer für JEDEN Menschen zur Verfügung stand, der ihn benötigte. Egal, wer auch immer Probleme hatte, mein Vater hat geholfen. Sei es durch Worte, hilfreiche Spenden oder körperliche Arbeit. Mein Vater war bis zu seinem 92. Lebensjahr der beste Mensch auf Erden.


    Ich bin stolz auf meinen Vater! Er konnte nämlich alles, was ein `Handwerker` können muß.


    Vor allem aber war mein Vater stolz auf sich selbst, weil er niemals andere für sich arbeiten lassen musste - na ja , zugegeben, pork bellies, sugar, life cattle, Devisen und Indizes habe ich in den letzten Jahren vor seinem Ableben für ihn gehandelt. Aber was soll`s:


    Mein Vater würde heute stolz darauf sein, daß er seinen Sohn nicht zu einem Blödmann erzogen hat, der alle Zeit nur hoch hinaus will !!! 8) ;D 8)


    Beste Grüße


    Brain


    @alltimekiffer: Du kannst Robinson Crusoe gar nicht gelesen haben. Sonnst wüsstest du nämlich das Freitag REICH war!!!

  • Hallo zusammen,


    also 40% der Bevölkerung Deutschlands lebt vom Erwerbseinkommen - und der Rest hat es EINFACH geschafft ;)


    Dieser 60%ige Rest, dass sind dann wohl die *Reichen* ....*höhöhö*


    Eichel hat heute auch was vom Privatisieren gelabert mit der Finanzierung seiner Steuererhöhung (oder was hat der wieder für einen scheiss gelabert???) - nur wie das mit dem Verkauf von staatlichen Telekomanteilen funktionieren soll???? ( das Privatisieren) - es gibt schon ausgefuchste Typen - so ist das Leben halt....


    grübel - also wenn ich 1 Mio¤ irgentwo herumliegen hätte, ich denke ich würde mich nicht in einem Forum zu wort melden, zecksderweil es böse Buben und noch schlimmer: männerjagende weibliche Wesen geben soll. *rülps äh.... grübel*


    vermutlich würde ich eine ausgaben/einnahmenrechnung und einen vermögensvergleich zum jahresende durchführen - wobei, ähnlich der einkommensteuererklärung es halt eine Anlage N gibt oder nicht, es ist nur ein zettel (wie halt anlage N) - mehr nicht.


    Ich persönlich würde zu sehr vielen Anlagen V tendieren - obwohl das auch nicht mehr das gelbe vom ei ist. also spleenmäßig müsste das eine zeitlang mit den Anlagen V funktionieren und eine Anlage N denke ich werde ich nicht mehr benötigen.


    aktien - no sanks


    ;)


    und söckchen stricken brauche ich da auch nicht - die zeit ist eh zu kurz