Sammlung von Unternehmen die Gewinne "verstecken"

  • Ich möchte hiermit mal eine Sammlung von Unternehmen beginnen, die nach alter "Tradition" gelinde gesagt vorsichtig sind beim Ausweis von Gewinnen. ich bin mir nicht sicher ob das gute Investments sind, aber ich würde gerne eine Liste solcher Firmen aufbauen zur Beobachtung.



    Starten möchte ich das mit 2 Klassikern:


    1. Erlus AG


    Für mich der könig der Tiefstapler, operativer Cashflow in Hülle und Fülle, Produktionsanlagen weitgehend abgeschrieben. Gewinne aus Grundstücksverkäufen in Höhe von 20% der Marktkapitalisierung verschinden sofort wieder in irgendwelchen Rückstellungen. Im Übrigen nur HGB Bilanzierung


    2. Sloman Neptun


    Auch ein Klassiker. 2007 verkauft man eine vorher nie gemeldete Beteiligung am Germanischen Lloyd zu ca. 50% des damaligen Börsenwertes. Die Aktionäre bekommen 1,50 EUR Dividende.



    Wer kennt noch ähnliche Kandidaten ?


    MMI

  • Tribune Resources, TBR.ax oder au:tbr


    Goldminer aus OZ, der (abgesehen von schuldenfrei und profitabel) nicht sein gesamtes gefördertes Gold verkauft, sondern Teile davon bunkert (hoffentlich). In der Bilanz ist es nur mit den Gestehungskosten bewertet. Allerdings ziemlich zugeknöpfte Informationspolitik, eine verschachtelte Überkreuzbeteiligung mit RND.ax und der Cheffe saß in grauer Vorzeit auch mal hinter schwedischen Gardinen. Man munkelt, daß die Bestände um ca 50 Mio AUD zu niedrig angesetzt sind bei ca 50 Mio Aktien, Kurs heute 1,50 AUD.


    Strategie: wir kaufen ganz viele Aktien und zwingen die Gesellschaft zu einer Naturalausschüttung.
    Haken: Management hält über 50%, Top Twenty 87%

    Auch unsere Gedanken sind wircksame Factoren des Universums. Novalis


    Everything will be allright!

    Einmal editiert, zuletzt von Lando ()

  • Ich war mal längere Zeit bei Sachenmilch AG investiert und da hatter Großmogul Müller den Daumen drauf bzw. gewusst wie er die Kuh melken kann. Ist jetzt aber auch schon Jahre her, dass ich dort aktiv dabei war und hab irgenwann so billig verkauft, wie ich die auch gekauft habe.


    Mit einiger Distanz verfolge ich das Papier noch immer. Leider sind da die Pachtverträge gekündigt worden (den genauen Schachzug von Müller hab ich nicht durchschauen können, aber heißt für Aktionäre sicher nichts gutes). Ab 2011 wird dort glaub nur noch das Vermögen verwaltet... leider. Aber so eine ähnliche Aktie ohne den Müller würde ich mir echt gerne ins Depot legen. Bin gepsannt, was sich in diesem Thread noch an Ideen ansammelt.

  • vielen Dank, da sind schon ein paar ganz gute Kandidaten dabei.


    Weiterhin sind mir noch folgende Werte eingefallen:


    -Custodia
    konsequenter Ausweis nur von Buchwerten


    -Effektenspiegel
    auch hier ein ratespiel wie hoch der NAV tatsächlich ist.


    MMI

  • Ich glaube von Fürstenberg stammt der Satz


    Reingewinn ist, was der Vorstand beim besten Willen nicht vor den Aktionären verstecken kann.

    Auch unsere Gedanken sind wircksame Factoren des Universums. Novalis


    Everything will be allright!

  • Cloppenburg vesteckt beispielsweise die Gewinne der frz. Tochter, indem sie einfach keinen Gewinnabführungsvertrag haben.

    Das Drehbuch für den Untergang steht fest - es geht nur noch um den Preis für die beste Maske (H. v. Buttlar)

  • für die Fans der HGB Bilanzierung:


    Mal den Geschäftsbericht der Erlus AG anschauen:


    Eigekapital 2009: 32,6 Mio
    Gewinn 2010: 1,6 Mio
    Dividende gez. 2010: -0,7 Mio
    Rechnerisches Eigenkapital 2010: 33.5 Mio



    ausgewiesenes Eigenkapital 2010: 37,8 Mio.


    Differenz: +4,2 Mio


    BilMoG Machts möglich.

  • Anmerkung:


    Lustigerweise ist beim 2010er Geschäftsbericht auf den letzten 10 Seiten noch (seitenverkehrt) eine Kopie des Geschäftsberichtes 1904 (!!!) angehängt.


    Interessanterweise hatte man damals Nettomargen von 17%. Das waren noch Zeiten ...aber gejammert wurde schon damals.

    Einmal editiert, zuletzt von memyselfandi007 ()

  • Erlus gab vor zwei Monaten bekannt daß das Kartellverfahren beendet wurde und Erlus "nur" 2,5Mio bezahlt. Die Strafe war ursprünglich bei 10,2Mio, und diese wurden auch in der Erlusbilanz rückgestellt. Die einzig logische Konsequenz wäre, daß dieses Jahr der Gewinn um fast 8Mio aus dieser Rückstellungsauflösung erhöht wird. Aber denkste! Auf Nachfragen wurde in der HV gesagt, die Rückstellung wird erst 2016 aufgelöst! Wie geht daß? Läßt HGB wirklich so etwas zu?

  • HGB beruht auf dem Vorsichtsprinzip. D.h. ich kann eigentlich immer sagen "ich bin mir nicht sicher" und die Rückstellungen nochmal stehen lassen.


    Erlus ist hier besonders kreativ. Vor einigen Jahren haben Sie mal ein Grundstück verkauft und hätten % Mio EUR (?) Gewinn zeigen müssen. Um das nicht zu tun, haben sie gleich wieder eine Rüclstellung gebildet.


    Unter IFRS darf man das nicht in dem Umfang.

  • Das Management von Erlus hat wenig Motivation ein gutes Ergebnis zu zeigen. Aus deren Sicht ist es daher eher logisch die Rückstellung nicht aufzulösen wenn der WP es abzeichnet.


    Accounting, insbes. unter HGB hat nicht wirklich viel mit Logik zu tun.



    Edit: Kannst Dich ja auf der nächsten HV bei Hern Girnghuber beschweren, wird aber nicht viel bringen........

  • Ohne Details zu wissen, nur als Idee zu Auflösung Rückstellungen: vielleicht war gemeint, dass erst im Jahr 2016 (Jahresabschluss) für das Geschäftsjahr 2015 final entschieden wird, welche RSt. und in welcher Höhe aufgelöst und welche neu dotiert werden und es jetzt dafür noch zu früh ist? Wenn die RSt. für diesen Fall aufgelöst würde, könnten ja vielleicht noch andere Rückstellungen zu dotieren sein. Ein 2. Faktor sind wohl auch die Annahmen, z.B. über Abzinsungszinssatz.