Versicherungen - old and boring oder geht da noch was?

  • Mal eine weniger langweilige Versicherung, eher was für echte Kaltduscher oder Leute die sich gerne mal Eiswürfel in die Unterhose tun:


    Coface, den franz. Kreditversicherer hat es ordentlich zerlegt, von 12,30 EUR auf aktuell 5 EUR.


    Die aktuelle Krise wird Coface auf jeden Fall treffen, da sie ja Lieferantenkredite absichern und sicher einige Abnehmer ausfallen werden. Es kann momentan keiner abschätzen wie hoch die Verluste werden.


    Auf der Plus Seite steht:

    - die ganz großen Risiken sind i.d.R. die Supermarktketten, die laufen nach wie vor

    - Wie effektiv werden die Staatshilfen sein ?

    - Coface selber ist auf jeden Fall systemrelevant und wird im Ernstfall wie auch immer supported

    - nach so einer Krise ziehen die Prämien oft stark an

    - die meisten Kreditversicherer konnten die letzten Jahre etwas Speck ansetzen

    - Aktuell ca. 1,9 mrd EK IFRS vs. 0.75 mrd Market cap


    Auf der negative Seite steht:

    - potentiell großer Verlust Hebel wenn die Losses stark steigen (1,2 mrd. Prämie, +10% loss Ratio= -100 Mio Ergebnis, in der Vergnagenheit gabe es schon mal Jahre mit 140-150% Loss ratios vs. ca 45% in 2019)

    - sie haben rechtzeitig für 2020 Rückversicherung reduziert, d.h. die Losses schlagen noch stärker durch


    Aktuell könnte es etwas zu früh sein, für mich aber auf jeden Fall auf der Watchlist für eine kleine Risikoposition. Villeicht gegen Mitte des jahres, wenn man die ersten Losses in den Zahlen sieht.


    MMI

  • Wie gesagt, Mapfre hat an sich einen guten Ruf. Was ich nicht verstehe ist, warum die quasi 20 Jahre lang kurstechnisch nie vom Fleck kamen. Die schwanken immer 2 EUR und 3,50, ohne erkennbares langfristiges Wachstum.

    Kann es sein dass Mapfre einen guten Ruf, hat weil sie vernünftige Produkte für Kunden haben mit denen es aber nicht möglich ist "g'scheid" Geld zu verdienen?


    Wenn ich die letzten 5 Jahre anschaue komme ich auf einen ROE von 7-8% im Schnitt. Das sind adjustierte Zahlen (glaub ich), also ihre "wiederkehrenden einmaligen" Ausrutscher (Abschreibungen) noch draufgerechnet. Wenn man "strenger" ist, ist man vllt bei 5-6% ROE (nur eine Überschlagung, nicht gerechnet).


    Schaut man auf den langen Chart (seit 2000) kommt man auf 5.5% Rendite p.a ---> upps, das ist ja der ROE!

    Langfristig ist der ROE (bzw. Return on Capital) die Rendite die der Aktionär erhält (Trademark: Charlie Munger).


    Vielleicht wird aus dieser mittelmässigen/leicht schlechten Company (mein Urteil) ja ein schöner Schwan, aber wenn die so weitermachen, hängt man da langfristig für 5-6% Return p.a. drinnen (egal wie billig gerade). Vielleicht ist das für einige attraktiv, aber bisschen mehr sollte es doch schon sein, oder?

  • #Caute,


    gute BEobachtungen. Meine Vermutung ist, dass die Kapitalallokation nicht besonders gut ist. Ich kenne den Hauptaktionär (Stiftung) nicht besonders gut, aber irgendwie habe ich das Gefühl dass die Prio auf "Spanische Firma wird Marktführer in LatAm" gelegt haben unabhängig davon was die Expansion am Ende einbringt.

  • Coface, den franz. Kreditversicherer hat es ordentlich zerlegt, von 12,30 EUR auf aktuell 5 EUR.

    Oh ja, Coface ist eine sehr interessante Idee.


    Die heftige Loss Ratio wird brutal reinhauen, aber das ist doch ein Einmaleffekt, nicht wahr?

    Ich meine die Policen werden ja fakultiv abgeschlossen oder auf Jahressicht nehmen ich an?

    Also kann Coface auch die Konditionen verändern so dass zumindest Corona nächstest Jahr nicht mehr reinhauen würde oder?

    "Nicht Völker führen Kriege gegeneinander, sondern Regierungen führen Kriege gegeneinander"

    "If you act out of fear, anger, despair or suspicion - this will ruin everything." - Thich Nhat Hanh


  • Eijeijei, in USA gibt es massiven Druck auf die Versicherer, die Betriebsunterbrechungen trotz Ausschluß zu bezahlen oder auch direkt Prämien für Autofahrer zu senken:


    https://www.wsj.com/articles/p…5573938?mod=hp_lead_pos11


    Ich glaube einige der aktuellen "Krisengewinnler" werden sich noch wundern wie sie der Boomerang von hinten erwischt. Vielleicht nicht in den USA aber auf jeden Fall auch in Europa.


    Wenn das vorbei ist, wird vermutlich ordentlich umverteilt.

  • Das ist ein bekannter Effekt, den man v.a. bei RV immer auf dem Radar haben sollte.

    Die werden in Krisen gerne mal als "deep pockets" rangenommen, grade in den USA.


    Aber es gibt auch positive Effekte: Weniger Autofahrleistung wird zB in der KFZ-Versicherung die Schadenlast drücken.

    Die Margen dort sind sehr dünn, die Volumen haber hoch, das hat dann schnell eine starke Auswirkung.

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  • Ja, Autoversicherung sollte OK sein, aber Industrieversicherung könnte übel werden.


    In konjunkturell schwierigen Zeiten wird ja oft auch die "Warmsanierung" von Industriebetrieben beliebter.

  • EIOPA urges (re)insurers to temporarily suspend all discretionary dividend distributions and share buy backs


    https://www.eiopa.europa.eu/content/eiopa-urges-reinsurers-temporarily-suspend-all-discretionary-dividend-distributions-and_en


    Heißt das Statement von Donnerstag letzter Woche, dass der Versicherungsregulator seiner eigenen Regulierungsmethodik nicht mehr über den Weg traut? Wofür gibt es doch Solvency II nochmal?

    "Hey liebe Versicherer, ihr haltet die Solvency Ratios mit genügend Puffer ein, danke dafür, aber wird leider nicht reichen, weil wir es verk***t haben, sorry!"

  • EIOPA urges (re)insurers to temporarily suspend all discretionary dividend distributions and share buy backs


    https://www.eiopa.europa.eu/content/eiopa-urges-reinsurers-temporarily-suspend-all-discretionary-dividend-distributions-and_en


    Heißt das Statement von Donnerstag letzter Woche, dass der Versicherungsregulator seiner eigenen Regulierungsmethodik nicht mehr über den Weg traut? Wofür gibt es doch Solvency II nochmal?

    "Hey liebe Versicherer, ihr haltet die Solvency Ratios mit genügend Puffer ein, danke dafür, aber wird leider nicht reichen, weil wir es verk***t haben, sorry!"

    Es ist ein offenes Geheimnis, dass ohne die diversen Sonder- und Übergangsregeln viele Versicherer, insbesondere die mit garantiertem Lebensversicherungsgeschäft, ökonomisch insolvent wären. Nur durch massives Lobbying hat man das so hingedreht das aktuell alles noch gut aussieht. Deswegen würde ich auch Wüstenrot & Co. nicht mit der Kneifzange anfassen.


    bei den Rückversicherern sieht es eigentlich so schlecht nicht aus.

  • Das ist spannend.

    "urges" heißt ja nicht zwingen.


    Etliche Rück-Versicherer sind ja sehr stolz auf das jahrzehntelang ununterbrochene Zahlen von Dividenden.

    Das macht bei RV schon auch Sinn als Signal dass operative Verlustjahre (zB durch eine große Katastrophe) nicht voll auf den Aktionär durchschlagen.


    Würde mich daher sehr wundern wenn zB die MüRü dem Vorschlag der EIOPA folgt bzgl Dividende.

    Den Aktienrückkauf haben sie ja bereits gestrichen, das scheinen die Aktionäre eher zu akzeptieren.

    Wobei es in diesem Fall tatsächlich sinnvoller wäre jetzt zurückzukaufen statt dann bei 30% höheren Kursen wieder. Aber dafür gibts ja bereits einen Extrafaden...


    Meine Mapfre habe ich aber mal abgestossen.

    Exposure ggü Lateinamerika in Kombi mit eventuell wegfallender Divi... macht sie weniger attraktiv im Quervergleich.


    wp

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  • Ich habe gestern gelesen, dass in den USA einige Versicherer Prämienzurückzahlungen vornehmen, weil es weniger Verkehrsunfälle gibt.

    Und irgendwann werden sie feststellen, dass man gendergerechte Sprache nicht essen kann (fefe).

  • Das ist der Grund warum bspw. Admiral Group sich so gut gehalten hat.


    Wenn Du Prämien upfront bekommst -> und die Kunden dann praktisch 0 fahren, dann hast Du auch keine Versicherungsfälle die Du bezahlen musst. Das ist Profit pur! Echte Sonderkonjunktur. Bei Admiral reden wir (brutto ohne Rückversicherungen) über 2,9 Mrd. GBP Prämien denen normalerweise ein schaden von 1,5 Mrd. GBP gegenübersteht. Das hat schon einen gewissen Hebel wenn die Mobilität um 80% runtergeht.


    Das ist ja total nett von Allstate dass die 800mn USD zurückzahlen.


    Allerdings muss man dazusagen, dass die in 2019 für rund 25 Mrd USD Auto-Prämien gezogen haben. Sprich das ist eher eine kosmetische Maßnahme - möglicherweise um einer Regulierung zuvorzukommen und/oder das öffentliche Bild etwas positiv zu beeinflussen.


    Der Net-Effekt sollte auch für Allstate deutlich höher als die 800mn USD sein.

    Value investing is at its core the marriage of a contrarian streak and a calculator - Seth Klarman

  • Eine andere potentiell interessante Versicherung für die Watchlist ist Grupo Catalana Occidente.


    M.E. ein recht gut geführter Laden. Im Gegensatz zu Mapfre kein Latam, dafür ist ungef. 50% des Geschäfts Kreditversicherung, der Rest Spanien Sach & L&H. Catalana besitzt 100% von Atradius, die wiederum der weltweit zweitgrößte Kreditversicherer sind (nach Euler Hermes, vor Coface).


    Sieht optisch aktuell günstig aus, ich würde da aber mind. noch 2 Quartale abwarten wie sich die Kreditversicherung entwickelt.


    Im Vergleich zu Mapfre haben die langfristig zumindest was den Kurs angeht mehr Wert geschaffen.

  • Bekommt man das Geld nicht zurück? Fährt man mehr als geplant, muß ich das melden und nachzahlen. Fährt man weniger, sollte man doch Geld zurückkriegen? Bisher bin ich immer nur mehr gefahren, von daher keine Erfahrung...

  • Bekommt man das Geld nicht zurück? Fährt man mehr als geplant, muß ich das melden und nachzahlen. Fährt man weniger, sollte man doch Geld zurückkriegen? Bisher bin ich immer nur mehr gefahren, von daher keine Erfahrung...

    Nein, da bekommst Du in der Regel "nüscht" zurück, ausser Du hast sehr spezielle Tarife.

  • Nein, da bekommst Du in der Regel "nüscht" zurück, ausser Du hast sehr spezielle Tarife.

    Ich will hier keine Werbung machen, aber:


    Wir haben mehrere Fahrzeuge schon seit vielen Jahren bei der HUK24 versichert und da ist es genau so, wie Herakles das vermutet. Wir geben (vorher) eine jährliche Fahrleistung an, mit der die Prämie berechnet wird. Fahren wir dann mehr, bezahlen wir nach. Fahren wir weniger, gibt's was zurück. Ist schon immer so und das sind auch ganz normale Tarife, nix besonderes.

    "Es ist leichter, einen Atomkern zu spalten als ein Vorurteil." - Albert Einstein -

  • Oha:


    https://www.insurancejournal.c…est/2020/04/13/564520.htm


    Zitat

    California Insurance Commissioner Ricardo Lara on Monday ordered insurance companies to return insurance premiums to consumers and businesses and provide financial relief during the COVID-19 emergency.

    The commissioner’s bulletin covers premiums paid for at least the months of March and April — including May if “shelter in place” restrictions continue — in at least six different insurance lines: private passenger automobile, commercial automobile; workers’ compensation; commercial multi-peril; commercial liability; medical malpractice; and any other insurance line where the risk of loss has fallen substantially as a result of the COVID-19 pandemic.