Ölaktien

  • Spannend.


    Ein astreines Politikinvest.

    Ala Petrobras.


    Immerhin, wenn man sowas macht dann ist ne super hohe Divi das richtige Kriterium.

    Denn Divi kann man nicht faken.


    Die Frage ist wie die da wirtschaften.

    Ich bin ja bekanntermaßen reisemäßig Fan der arabischen / nahost Region.

    Und recherchiere immer potentiell spannende Ziele.

    Da ist mir neulich Kurdistan untergekommen und direkt auf die Reiseliste gekommen.


    Es scheint dort erstaunlich stabil zu sein!


    Erbil muss eine blühende und sichere Stadt sein. Es gibt jede Menge brauchbare Hotels, auch Touroperators die Trekking in den tollen Bergen dort anbieten.


    Der Ruf der Kurden als Volk "das was auf die Reihe bekommt" ist im nahen Osten auch durchaus gut.


    Eine Frage wäre noch das Level der Korruption.


    Die letzten zwei Wochen war ich in Ägypten unterwegs, nicht package sondern auf eigene Faust, Kairo&Umgebung plus Luxor.

    Alter Schwede!


    Faszinierendes Land.

    Hat mich richtig vom Sockel gehauen, auch und grade der Moloch Kairo.

    Aber die Korruption, das Schmieren, das Bakschisch, das Geschacher. Das ist derart krass dort. Hab ich so heftig noch nie erlebt. Und ein Bekannter der da lebt hat Geschichten erzählt....da könnte man ein Buch schreiben drüber!


    Also Finger weg von ägyptischen Aktien, echt jetzt!


    Wie das in Kurdistan ist keine Ahnung, aber wie gesagt vom Image her muss es dort deutlich gesitteter zugehen.


    Wenn ich mal hinreise berichte ich.


    Einstweilen viel Erfolg mit der Aktie.

    Bin recht voll mit Öl grad, aber kannst uns ja auf dem Laufenden halten wie sie sich entwickelt.

    "Nicht Völker führen Kriege gegeneinander, sondern Regierungen führen Kriege gegeneinander"

    "If you act out of fear, anger, despair or suspicion - this will ruin everything." - Thich Nhat Hanh


  • Kennzahlen sind echt irre, reicht für ein kleines Investment.


    Die Aktie bekommt man übrigens auch auf Tradegate.

    „Das große Karthago führte drei Kriege. Nach dem ersten war es noch mächtig. Nach dem zweiten war es noch bewohnbar. Nach dem dritten war es nicht mehr aufzufinden.“

  • Der Kursverlust hatte aber (auch) fundamentale Gründe, die immer noch ein Problem darstellen, nämlich die Abhängigkeit von der kurdischen Regionalregierung, von der sie wohl die Förderlizenz haben und die wohl auch der Abnehmer ist, wenn ich das richtig verstehe? Die hat auch noch einen Rechtsstreit anhängig mit der Zentralregierung in Bagdad, inwiefern tangiert das GKP (Enteignung)? Dazu noch die Abhängigkeit von Erdogans Wohlwollen wegen der Pipeline. So oder so ist das ein extremes Hochrisikoinvestment, noch mehr als Petrobras, und die haben sogar eine höhere Dividendenrendite. Nach anderen Kennzahlen ist GKP wiederum günstiger. Da hat man wirklich alles beinander: nicht nur Irak an sich schon, sondern auch noch Kurdistan und Ex-ISIS-Gebiet. Für sowas hätte ich dann schon gerne wenigstens eine Zusammenfassung. Da kann man nicht einfach mechanisch investieren.

    „Wir haben die gesamte Führung fast aller Berliner Sicherheitsbehörden ausgetauscht und dort ziemlich gute Leute reingebracht." – Benedikt Lux, Grüne Berlin

  • Nicht zu vergessen potentielle Spannungen mit dem Iran.

    Der Atomdeal scheint bis auf weiteres tot.

    Es gibt Unruhen dort.

    Die Gelegenheit wäre somit gegeben den Iran jetzt fertig zu machen von westlichen Werten zu überzeugen.

    Oder Wahlweise die Mullahs aktiv werden um von ihrer verkackten Innenpolitik abzulenken.

    Die Raketen neulich auf Kurdistan geben einen Vorgeschmack welche Region da wohl im Feuer stehen würde.


    https://www.fr.de/politik/iran…iet-im-irak-91915170.html


    Muss sagen, für den Moment ist mir Petrobras da auch lieber.

    Aber no risk no fun, sollten die adversen Szenarien nicht eintreffen, hat die Aktie freilich enormes Upside Potential.

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  • Es könnte schon sein, dass die Region allgemein friedlicher wird, die Kriege sind ja jetzt nach Osteuropa verlegt worden. Man spricht ja auch von Gasförderung im östlichen Mittelmeer, wenn jemand da jetzt teure Bohr-/Förderinseln hinstellen will, ist das mM ein Indiz dafür. (Die lassen sich ja von ein paar Schlauchbooten, besetzt mit motivierten "Aktivisten" hochjagen). Eher sehe ich die von Winter angesprochene Gefahr, dass es die Gewinne nicht bis zu den Aktionären schaffen.

    Auch unsere Gedanken sind wircksame Factoren des Universums. Novalis


    Everything will be allright!

  • Da kann man nicht einfach mechanisch investieren.

    LOL - ich muss doch bitte jetzt nicht anfangen, dir die Grundsätze von mechanischem Investieren zu erklären?


    Mechanisches Investieren lebt unter anderem von der menschlichen Schwäche, Risiken grundsätzlich überzubewerten. Mit angeblich risikolosen Investments ("Witwen- und Waisen-Papiere"), fundamental fantastischen Aktien (BO: "Die 10 besten Aktien Europas"), mit eigener over-confidence usw. bin ich schon so oft auf die Nase gefallen, dass es mich zurück zur reinen Mechanik zieht.


    Die Aktie ist dermaßen spottbillig, dass ich sagen würde, dass sämtliche Risiken doppelt enthalten sind. Bei "sicheren" Öl-Aktien wie Royal Dutch Shell muss man doch mittlerweile sogar Angst haben, dass die "Übergewinne" von der EU konfisziert werden... :thumbsup:

  • Hab mir die Aktie mal etwas genauer ansgesehen.


    Erstmal danke fürs Vorstellen.

    Interessant, muss ich sagen.


    Die Assets liegen NW von Erbil, auf halbem Weg nach Mossul. Das ist schon eher kurdisches Kernland, und weit genug von der iranischen Grenze weg dass ich da nicht übermäßig mit Drohnenanschläge oder dergleichen rechnen würde.

    Die kurdische Region ist wie gesagt auch wesentlich stabiler als der Rest-Irak (s. zB Reisewarnung des auswärtigen Amts, die sich auf Irak AUSSER die Kurdenregion bezieht. Von dieser wird nur "abgeraten", eine deutlich mildere Kategorie).


    Die Korruptionsverquickungen sind von außen natürlich schwer zu erkennen.

    Wie immer im nahen Osten werden verschiedene Clans und Individuen auf unterschiedliche Weise hier ihr "Bakschisch" rausziehen. Dafür dass sie die Pipeline in Ruhe lassen, dass die Bauarbeiter hinkommen, Material geliefert wird, die Genehmigungen kommen usw. Ganz normal in der Gegend.
    Meist sind diese Absprüche aber relativ statisch, d.h. wenn Gulf Keystone heute damit klarkommt UND Geld für 20% Divi übrig hat, dann sollte das auch morgen der Fall sein. Kann sogar gut sein dass die die Divi verwenden als Vehikel irgendwelchen Auslands-Kurden, die Anteile halten, ihren Share zukommen zu lassen, dann wäre sie sogar überaus sicher (solange CF da ist). Müsste man mal in die Ownership Struktur reinsehen.


    Wenn alles ruhig weiterläuft also eine attraktive Aktie.


    Wenn.


    Und hier ist der Haken.

    Die Kurden sind nicht von Freunden umzingelt.


    - Die Türkei brauchen sie für ihre Pipeline. Das machen die Türken gerne, denn auch sie profitieren, haben einen Landzugang zu (vermutlich günstigem) Öl, nehmen Gebühren etc. Aber sollte es im Rahmen eines von mir erwarteten Syrieneinsatzen der Türkei auch mit den Kurden wieder knirschen, wird sowas eben auch gerne mal zur Waffe. Und dass es knirschen kann ist aktuell sehr wahrscheinlich:

    Die USA haben die Kurden hängen lassen, und geben den Türken in der Gegend grade freie Bahn (so zumindest interpretiere ich das. Kommentare gerne willkommen!) und das wird Erdi nutzen um vor der Wahl und im allgemeinen Chaos grade die Region in seinem Sinne zu "ordnen".


    - Der Iran ist grade notorisch instabil. Teilweise von innen, aber ich nehme doch sehr an das wird auch von außen geschürt. USA, Israel, Saudis, und letztlich eben auch wieder die Türkei haben ein Interesse dran dass die nicht zu einer Atombombe kommen und werden die aktuelle Gelegenheit nutzen den Iran zu schwächen. Ein Casus belli lässt sich schnell generieren (Atomanlagen, oder Drohnen für die Ukraine) und demnächst werden m.E. Ressourcen in der Ukraine frei (mission accomplished, es wird bald auf Verhandlungen und Teilung zusteuern imho - aber auch hier Kommentare willkommen). Die Russen als einer der wenigen Freunde der Iraner sind auch schwach. Mit Netanjahu sitzt ein falkischer Präsident wieder am Ruder.

    Also wenn nicht jetzt, wann dann?

    Und sollte es im Iran knallen, muss das, wie oben erwähnt, nicht unbedigt direkte Folgen für Gulf Keystone haben. Aber es würde natürlich die Kurse erstmal kräftig drücken. Oder deren Gewinne werden dann benötigt für die Heimatverteidigung. "Übergewinne" ^^


    Um ehrlich zu sein, das scheint mir wahrscheinlich genug dass ich genau hierauf erstmal warte.

    Sobald es donnern würde, würde ich kaufen (kann m.E. bereits nach der WM soweit sein, aber ne Glaskugel hab ich auch nicht, es ist eben nur ne Theorie).

    Vorher warte ich aber lieber nochmal ab.


    Einen weiteren Vorteil hat Gulf Keystone allerdings:
    Sie sind quasi natürlich gehedged. Knallt es im Golf ist es zwar schlecht für sie, aber der Ölpreis geht dann auch hoch.


    Alles in allem, ein richtig feines Geopolitikinvest! Und bei derlei haben wir im Forum einen Edge!

    Ich bin sicher 3/4 aller "Analysten" weiß nicht mal wo Kurdistan ist.

    Und das letzte Viertel kann es sich kaum erlauben eine Aktie die als "irakisch" wahrgenommen wird im Depot zu haben. ;)


    wp

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  • Alles in allem, ein richtig feines Geopolitikinvest! Und bei derlei haben wir im Forum einen Edge!

    Ich bin sicher 3/4 aller "Analysten" weiß nicht mal wo Kurdistan ist.

    Und das letzte Viertel kann es sich kaum erlauben eine Aktie die als "irakisch" wahrgenommen wird im Depot zu haben. ;)

    @wp, danke für deine Einschätzung.


    Du hast Recht: GKP ist eine echte Paria-Aktie. Da kommt wirklich alles zusammen:


    - GKP als vormalige Anlegerkatastrophe vor 10 Jahren, mit dem ehemaligen CEO im Knast und über 99% Kursverlust vom Hoch

    - GKP als Ölfirma, die kein ESG-konformer Fond auch nur mit der Kneifzange anfassen darf

    - GKP mit Operationsgebiet im politisch brisanten Irak

    - GKP mit Operationsgebiet im politisch brisanten Gebiet der Kurden

    - GKP mit potentiellen Korruptionsverwicklungen, Firmensitz auf den Bermudas usw.


    Wenn man davon ausgeht, dass der Kurs diese Negativpunkte angemessen eingepreist hat, dann offenbart sich erst die Schönheit so einer Paria-Aktie: Sie kann eigentlich nur positiv überraschen. Und wie wir alle von Dreman wissen: Unterbewertete Aktien reagieren (im Gegensatz zu überbewerteten Aktien) kaum noch auf negative Überraschungen. Sie reagieren aber (im Gegensatz zu überbewerteten Aktien) extrem erfreulich auf positive Überraschungen.


    Die Menge an potentiell positiven Überraschungen ist bei GKP sehr hoch....


    Das Ganze gepaart mit makelloser Bilanz und sprudelnden Gewinnen - ich muss aufpassen, dass ich mich in diese Kack-Aktie nicht "verliebe"...



    edit: Hier noch die Liste der Hauptaktionäre laut Simply Wallstreet. Sieht nach einer Menge Family-Offices und Value-Fonds aus.


    OwnershipNameSharesCurrent ValueChange %Portfolio %15.04%Lansdowne Partners Limited32,500,000$65.7m0%2.62%

    11.08%Stichting Administratiekantoor van Gewone Aandelen A Van Lanschot23,950,695$48.4m0%no data

    10.02%Hof Hoorneman Bankiers N.V.21,653,695$43.7m0%89.45%

    6.26%UBS Asset Management13,537,911$27.3m0%0.01%

    4.58%Astaris Capital Management LLP9,898,158$20.0m0%100%

    3.89%abrdn plc8,408,999$17.0m0%0.02%

    3.87%Dimensional Fund Advisors LP8,361,221$16.9m0%no data

    3.84%InsingerGilissen Asset Management N.V8,307,232$16.8m0%2.84%

    3.47%Acadian Asset Management LLC7,490,897$15.1m0%0.06%

    2.9%Precision Capital6,259,970$12.6m0%no data

    2.78%Societe Generale Group, Banking Investments5,999,762$12.1m0%0.13%

    2.43%BrightSphere Investment Group Inc.5,258,527$10.6m0%11.51%

    0.42%Bessemer Investment Management LLC914,974$1.8m18.17%no data

    0.42%American Century Investment Management Inc897,943$1.8m20%no data

    0.35%Teviot Partners LLP764,000$1.5m0%1.22%

    0.27%Ninety One UK Limited575,000$1.2m0%no data

    0.14%State Street Global Advisors, Inc.308,722$623.6k3.64%no data

    0.11%Teachers Insurance and Annuity Association-College Retirement Equities Fund244,719$494.3k0%no data

    0.098%Mason Capital Partners210,865$425.9k3.36%0.35%

    0.096%Stuart Catterall207,330$418.8k0%no data

    0.079%Gertjan Joannus Koomen170,394$344.2k0%no data

    0.07%FinLABO SIM S.p.A., Asset Management Arm151,000$305.0k0%0.47%

    0.065%Geode Capital Management, LLC141,291$285.4k7.62%no data

    0.061%The Vanguard Group, Inc.131,117$264.9k0%no data

    0.054%Credit Suisse Asset Management (Switzerland)117,466$237.3k0%no data

  • LOL - ich muss doch bitte jetzt nicht anfangen, dir die Grundsätze von mechanischem Investieren zu erklären?


    Das ist nicht vergleichbar mit den typischen mechanischen Aktien wie Nordwest Handel, Fuchs Petrolub (ja, auch die gehörte mal in diese Kategorie, bevor sie zur Qualitätsaktie wurde), Salzgitter oder K+S aus Deutschland oder Europa. Ich muß Dich doch nicht daran erinnern, was mit unseren russischen Aktien passiert ist? Da lohnte es sich retrospektiv z.B., ADRs zu vermeiden. Ich stimme zu, daß die Aktie günstig ist, aber man sollte sich eben des Risikos bewußt sein! Also ob man das eingehen will. Es ist eine Sache, eine Firma zu haben, die von der deutschen Regierung als Kunden abhängt. Es ist eine ganz andere Sache, eine Firma zu haben, die als Kunde die kurdische Regionalregierung hat, und die genau in dieser Sache einen Rechtsstreit austrägt mit der irakischen Zentralregierung, und die in der Vergangenheit offenbar nur unregelmäßig gezahlt hat.

    Auch sind die von Dir genannten Kennzahlen in dieser Branche meiner Meinung nach generell eher begrenzt geeignet für den Vergleich mit anderen Aktien, weil die Ressourcen endlich sind und es meist eine Liquidation auf Raten ist, anstatt einer nachhaltigen Dividende wie bei den meisten anderen Firmen. Das kann ein großer Unterschied sein. Auch aus diesem Grund sehe ich Aktien wie Royal Durch Shell kritisch mit Dividendenrenditen von 4%. Ansonsten gilt das, was woodpecker schon schrieb, auch im Türkeifaden, und was auch für chinesische Aktien oder sowas wie Petrobras gilt, und hier noch ungleich stärker. Damit meine ich nicht nur die ganz großen geopolitischen Makrofragen, sondern auch eine Ebene darunter, was wird da eingepreist? Das würde ich gerne wissen, das meinte ich.

    Petrobras hatte zu Beginn des Jahres, als ich investierte, eine erwartete Dividendenrendite von 40% oder mehr, ich glaube, sie haben sogar 60% gezahlt, sogar noch auf den aktuell höheren Kurs. Daher beeindrucken die prognostizierten 17% nicht so extrem. Wenn man einfach mal überlegt, was so die angemessene Renditeerwartung an so eine Aktie ist, und woher die kommen soll, wahrscheinlich doch nur aus den Dividenden (dabei wird tendenziell gelten: Rendite <= Dividende).


    Landos Chart ist interessant, reicht aber nicht weiter zurück. Dann würde man glaube ich erkennen, daß Ölaktien zuvor hinter der Entwicklung des Ölpreises zurückgeblieben waren. Insofern hat sich das nur relativiert.

    „Wir haben die gesamte Führung fast aller Berliner Sicherheitsbehörden ausgetauscht und dort ziemlich gute Leute reingebracht." – Benedikt Lux, Grüne Berlin

  • Du beschreibst sehr gut das Konzept dass hinter den "Contrarian" Ansatz steckt.


    Insofern würde ich diesen ein wenig abgrenzen vom rein Mechanischen.


    Mechanisch ist mechanisch. Filter, fertig, Punkt.

    Contrarian ist mechanisch PLUS gewisse Annahmen an die Psychologie und an das Eingepreist-Sein von Risiken.

    Exakt wie du es schreibst "Wenn man davon ausgeht, dass....".

    Dieser Satz wäre bei einem REIN mechanischen Ansatz nicht notwendig, oder?


    Ich finde Contrarian toll.
    Weil es psychologisch zumindest für mich gesünder ist.

    Ja, auch contrarian Aktien können übel failen, siehe die Russen. Da lagen wir nun mal daneben bezüglich des Eingepreistseins der Risiken.


    Aber:

    Wenn so Aktien abtanken ist es zumindest nicht komplett unerwartet. Man weiß ja irgendwie dass man mit dem Feuer spielt, ergo kann man sich die Flossen verbrennen.


    Ich für meinen Teil fand es viel schmerzhafter als ich früher tolle Hypeaktien mit glänzenden Aussichten kaufte. Und dann - oh welch Schmerz, wie kann das sein? - verloren diese angeblich todsicheren Invests plötzlich 70%! Und zwar OHNE jemals vorher mich mit Dividenden verwöhnt zu haben.

    DAS ist bitter. Und ein Schmerz den viele Techjünger doch auch grade erfahren. Nehmen wir Beispiel JET oder zur Rose oder Netflix, Meta etc. Tolle Management, bzw tolles Konzept.

    Und? Auch fast alles weg...kaum viel besser als die Russen.


    Gazprom zb war bei mir immerhin zu 70% schon aus seinen eigenen Divis bezahlt. Also 30% Verlust genau genommen. Und falls man es steuerlich anrechnen kann nur nahe Null.


    Ich gehe soweit zu sagen dass Russland kein systematischer Fehler war und man es nicht übertreiben sollte daraus Schlussfolgerungen zu ziehen.


    Es war generell korrekt analysiert von uns. Gazprom war sauattraktiv, macht nun die fetten Gewinne wie erwartet.

    Aber es hat sich halt dieses Enteignungsszenario realisiert das wir und alle unterschätzten. Einfach Pech!


    Ich habe im Frühjahr mit mir gehadert ob ich nun alle ADR abstosse - also praktisch alle meine Türken. Zum Glück tat ich es nicht! Qua heute haben die die Kursverluste der Russen bereits wettgemacht!


    Das "Verlieben" allerdings witch, gut dass du es so ehrlich reflektierst, das zeigt den Fortgeschrittenen.

    Das ist gefährlich.

    Ich war mal in Gazprom verliebt.
    Heute bin ich bissl in THY verliebt.
    Nur weiß ich es heute dass das gefährlich ist und handle auch danach - insofern dass ich die Hälfte von THY abgestossen habe - mit 400% Gewinn kann man das mal tun, da ist der Rest auch noch fett genug.
    Ein Teil-Verkauf mit Würgen, weil wer lässt gerne los was er liebt? Ja auch das gibt es, würgen beim Verkaufen! Und auch das mag besser sein das dann durchzuziehen als blind werden mit der rosa Brille auf der Nase.


    Schließlich:

    Die Reaktion der Aktie auf die Nachrichtenlage.

    Ein ganz wichtiger Indikator beim Contrarian (nicht so beim reinen Mechaniker würd ich sagen).


    Wie hat Keystone kürzlich auf die Drohnenangriffe Irans auf Kurdistan reagiert?

    Wie wird es reagieren wenn es wieder kracht?

    Das muss man genau beobachten. Oder auch die RS zur Hilfe nehmen also stumpfer Proxy. Man muss da schon Bock auf geopolitische Beobachtung haben - so kopf in den Sand wie beim rein Mechanischen, das geht nicht. Ich mag es, nein ich liebe das. Aber da ist natürlich jeder anders.


    Ein Wort noch zu "Rechsstreit".

    Das läuft in arabischen Ländern nicht so wie ihr denkt. Sehr wahrscheinlich ist "Rechsstreit" nur das Instrument um Verteilung von Claims/Bakschisch neu zu verhandeln.

    Kann also sein dass am Ende irgendwo was abfliesst aus der Firma - und glaube mir, du würdest in den Zahlen garnicht erkennen, wo. Das ist das was bei uns im Westen "Beraterverträge" sind - nur vermutlich noch schlimmer.


    Muss kein Killer sein.
    Und wie du sagst, die Upside ist enorm.

    Und Petrobras hat halt das Verstaatlichungsrisiko. Das würde ich bei Keystone eher nicht sehen! Weil der Staat dort ist schwach. Und die Mächtigen nuckeln bereits und wollen weiter nuckeln, davon kann man ausgehen.


    Ach, eine Frage noch: Hast du auch DNO angesehen? Warum gehen die eigentlich nicht stärker ab?


    Cheers

    Wp

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  • Bei den Russen, das war echtes Risiko. Das ist nämlich immer das nicht eingepreiste. Ich glaube, kein Gazprom Investor hat daran gedacht, dass ihn die eigenen Leute faktisch enteignen.


    Insofern ist bei GKP alles bekannt und bedacht, dass auch noch ein Meteorit einschlägt, ist dann halt Pech, nicht die Farm setzen.

    Auch unsere Gedanken sind wircksame Factoren des Universums. Novalis


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  • Bei den Russen, das war echtes Risiko. Das ist nämlich immer das nicht eingepreiste. Ich glaube, kein Gazprom Investor hat daran gedacht, dass ihn die eigenen Leute faktisch enteignen.


    Insofern ist bei GKP alles bekannt und bedacht, dass auch noch ein Meteorit einschlägt, ist dann halt Pech, nicht die Farm setzen.

    Ja. Die einzige Frage ist ob alles Bekannte bereits KORREKT eingepreist ist.


    Das wissen wir nicht, aber das weiß man nie, bei keiner Aktie.


    Aus den von Witch genannten Gründen steht die Wahrscheinlichkeit allerdings gut dass Risiken nicht nur eingepreist, sondern sogar übermässig eingepreist sind.

    Das ist ja der Kern von Contrarian, dass man davon ausgeht dass Mega-Bäh Aktien ebenso nach unten übertreiben wie Mega-Hype Aktien nach oben.


    Was die Russen betrifft:


    Ich hoffe ihr auch, aber ich hab meinen Frieden gemacht.

    War echt schmerzhaft im Frühjahr.

    Aber es war auch ne enorm spannenden Lernkurve über die eigene Psyche - eine echte Feuertaufe!

    ...und irgendwie auch ein geiler Ritt ... ohne Sattel auf dem ungezähmten Mustang durch die Prärie... ^^


    Was wäre in Investorenleben ohne so einen Ritt mal alle 10 Jahre oder so?

    Langweilig. Und vermutlich wenig ertragreich...weil zu defensiv.

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  • Bei den Russen, das war echtes Risiko. Das ist nämlich immer das nicht eingepreiste. Ich glaube, kein Gazprom Investor hat daran gedacht, dass ihn die eigenen Leute faktisch enteignen.

    Doch, doch, alles bekannt: Russische Aktien - die neuen Griechen?

    „Das große Karthago führte drei Kriege. Nach dem ersten war es noch mächtig. Nach dem zweiten war es noch bewohnbar. Nach dem dritten war es nicht mehr aufzufinden.“

  • Ja. Die einzige Frage ist ob alles Bekannte bereits KORREKT eingepreist ist.


    Das, worum es hier geht, ist nicht vergleichbar damit, wenn der Gewinn dauerhaft oder zeitweise um 20% sinkt, und der Markt aber einpreist, daß es 50% seien. Eine Pleite oder eine Enteignung oder dergleichen kann nicht in diesem Sinn eingepreist werden, sondern nur die Wahrscheinlichkeit dafür. Wenn das eintritt, wird man (Total-)Verlust erleiden. Also wenn jene "in Wahrheit" 30% beträgt und der Markt 50% einpreist, dann wird man mit solchen Situationen im Mittel Gewinn machen. Aber mit erheblich höherem Risiko, nicht nur der Schwankung, sondern auch des dauerhaften Kapitalverlustes. Daher sollte man sich AUCH darüber Gedanken machen, ob man das tragen kann oder will, und worum es überhaupt geht.

    Wo wir beim Thema Geopolitik waren, es geht schon los: Erdogan läßt als Vergeltung für den Terroranschlag in Istanbul schon vor Monaten angekündigte Angriffe auf Kurdengebiete auch im Irak fliegen: https://www.spiegel.de/ausland…9b-4f0e-8390-ee28c6440d8a

    Schwer für mich einzuschätzen, ob solche Sachen einen Einfluß auf GKP haben.


    Lando : Über 5 Jahre sieht der gleiche Chart vs. Brent (blau) so aus - Gleichstand, auch seit dem Corona-Tief:



    Nach dem simplen Chartvergleich wäre also keine Unterbewertung mehr zu erkennen, mit dem mittlerweile gesunkenen Ölpreis. Jedoch können Ölaktien vorher schon historisch günstig gewesen sein, und es gibt schließlich einen operativen Hebel (durch die Differenz von Ölpreis und Förderkosten), und es wurden sicher auch nicht die ganzen Gewinne ausgeschüttet. Aber manche Ölaktien sind schon etwas unattraktiver geworden.

    „Wir haben die gesamte Führung fast aller Berliner Sicherheitsbehörden ausgetauscht und dort ziemlich gute Leute reingebracht." – Benedikt Lux, Grüne Berlin

  • (Total-)Verlust erleiden. Also wenn jene "in Wahrheit" 30% beträgt und der Markt 50% einpreist, dann wird man mit solchen Situationen im Mittel Gewinn machen. Aber mit erheblich höherem Risiko, nicht nur der Schwankung, sondern auch des dauerhaften Kapitalverlustes. Daher sollte man sich AUCH darüber Gedanken machen, ob man das tragen kann oder will,

    Zustimmung & wichtiger Punkt.

    Das trifft auf viele Contrarian-Invests zu.

    Immer gleich Totalverlust würde ich zwar nicht sagen. Bei den Russen (wahrscheinlich?) schon. Aber ich hab zB 2015 Ukrainer erfolglos Contrarian gespielt, da waren es "nur" -50% mit denen ich raus kam. Dem gegenüber stehen eben oft exorbitante Gewinne wenn es läuft. Im MIttel bei mir stark positiv.


    Aber prinzipiell ja, besser mal kalkuliert einen Totalverlust als Möglichkeit ein.

    Bei den Russen war das ex post mein Fehler. Hätte ich einen Totalverlust als Möglichekit im Hinterkopf gehabt, ich hätte Gazprom als sie bei +200% waren zumindest um die Einstandskosten reduziert.

    Hatte ich aber nicht. Wir haben sogar drüber debattiert hier, und meine Annahme war, auf einem etwaigen Weg nach unten schaffe ich es bei max. -50% rauszukommen.

    Tja, again what learned wie man so schön sagt.


    Man kann es auch kürzer fassen, wie Lando: Nicht die Farm wetten.


    -

    Seitens der Türkei geht es also los, tjo, warum nicht, der Erdi hat vom Biden wohl grünes Licht, da macht es Sinn schnell zu handeln bevor die Amis es sich anders überlegen.

    Kann man jetzt mal beobachten wie Keystone reagiert. Falls sie stabil bleiben wäre das ein enorm starkes Zeichen - bin gespannt.


    Und nicht vergessen: Nach der WM wird Iran hochgekocht, das halte ich für sehr wahrscheinlich. Dann hocken die Kurden irgendwie unglücklich in der Mitte, weil beide Nachbarn (Türkei und Iran) sie wenig mögen und auf ihre Kosten ihre Einflusszonen abstecken werden. Und die Nato hat sie ja schon mal fallen lassen, da werden die sich auch kaum wieder hin wenden. Aber vielleicht gibts ja auch nen deal, grade weil die Nato nicht mit drin rummischt? Naher Osten ist vieles möglich.

    "Nicht Völker führen Kriege gegeneinander, sondern Regierungen führen Kriege gegeneinander"

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    4 Mal editiert, zuletzt von woodpecker ()

  • Das ist nicht vergleichbar mit den typischen mechanischen Aktien wie Nordwest Handel, Fuchs Petrolub (ja, auch die gehörte mal in diese Kategorie, bevor sie zur Qualitätsaktie wurde), Salzgitter oder K+S aus Deutschland oder Europa. Ich muß Dich doch nicht daran erinnern, was mit unseren russischen Aktien passiert ist? Da lohnte es sich retrospektiv z.B., ADRs zu vermeiden. Ich stimme zu, daß die Aktie günstig ist, aber man sollte sich eben des Risikos bewußt sein! Also ob man das eingehen will.

    Winter : Danke für deine konstruktiven Kommentare. Bin gerade im Urlaub, deshalb nur eine kurze Antwort - ein paar meiner Grundsätze:


    1.) Billige Preise spiegeln i.d.R., dass die Masse der Marktteilnehmer Risiken wahrnimmt. D.h. Billigkeit impliziert (wahrgenommene) Probleme.

    2.) Wie erwähnt, werden Chancen (bei gehypten Aktien) und Risiken (bei ungeliebten Aktien) zu extrem eingepreist, weshalb Überraschungen bei teuren und billigen Aktien diametral entgegengesetzt wirken. Überraschungen sind der eigentliche Katalysator für eine wieder realistische Bewertung.

    3.) Diese Mechanismen gelten quer durch alle Länder, Branchen und Risiko-Stufen. Überall gilt: Statistisch betrachtet bringen die billigsten Aktien die höchsten Überrenditen.

    4.) Dass Hochrisiko-Investitionen auch mal 100%ige Verluste zur Folge haben können, ist klar. (Das kann - nebenbei bemerkt - auch bei Investments passieren, die als solide gelten...). Deshalb achte ich auf breite Streuung.

    5.) Ich persönlich hätte Probleme damit, eine adäquate Risiko-Grenze für mich zu definieren, und praktisch umzusetzen. Ich hatte von Anfang an Totalverluste und habe nie mit denen gehadert. Und vor allem: Wo ziehst du die Grenzen? Welchen Länder / Märkte / Branchen akzeptierst du, und welche nicht?

  • Türkei und Iran ballern aktuell beide auf die Kurdenregion, auch im Irak:

    https://www.tagesspiegel.de/po…ien-und-irak-8897656.html


    Der Kurs von Keystone reagiert darauf null bzw steigt sogar.

    Leider kenne ich mich mit den Verhältnissen vor Ort nicht aus, aber das lässt darauf schließen dass Türkei und Iran tatsächlich nicht die Kurden und ihre Infrastruktur an sich fertig machen wollen, sondern eben gegen regionale, aus ihrer Sicht terroristische Gruppen vorgehen.

    Sowas ist nicht unwahrscheinlich. Der arabische Raum ist ja politisch extrem kleinteilig und eher an Stämmen entlang organisiert, da kann es gut sein dass man sagt "Kurdische Behörden und offizielle Gebiete um Erbil und Mossul ok, aber diese und jene Splittergruppe nur 100km weiter nicht ok".


    Anders kann es kaum sein, sonst müsste Keystone abrauschen.


    Für mich Beweis genug dass selbst militärische Aktionen im Land dort bereits eingepreist sind.

    Habe mir eine erste Position via London zugelegt. Explizit mit Raum zum Aufstocken sobald ich die Aktie etwas besser kenne und es sich in ein paar Monaten auch noch "gut anfühlt".


    Schöne contrarian Aktion. Mein Kursziel ist 5 EUR, also +120%. Plus Dividenden natürlich.

    "Nicht Völker führen Kriege gegeneinander, sondern Regierungen führen Kriege gegeneinander"

    "If you act out of fear, anger, despair or suspicion - this will ruin everything." - Thich Nhat Hanh