Buchwert und Goodwill

  • Ich kann schon fast schlecht schlafen wegen diesem Problem, es scheint keine wirkliche Lösung zu geben. Um mal die Gegenargumentation einzunehmen:


    Wenn man ganz radikal wäre und den Goodwill immer abzieht, dann hieße das, daß das übernommene Unternehmen schlagartig weniger wert wäre. Gestern noch 100 Mio., heute nur noch 40 Mio. Die Mutter B müßte in diesem Jahr einen hohen Verlust ausweisen, und selbst wenn man es außerhalb der GuV unterbringen würde, hieße das, daß die 100 Mio. Cash auf einmal weniger wert sind, nur weil sie investiert wurden.
    Regelmäßige Abschreibung wie nach HGB war ein Kompromiss, wenn auch eine Halbheit. Man hätte vielleicht so argumentieren können, daß wenn die Übernahme sinnvoll war, dann ist sie langfristig so rentabel, daß die Gewinne die Abschreibungen aufwiegen und damit das EK nicht sinkt. Aber das sind Fragen, die eigentlich nicht mein Geschäft sind, sondern das der BWL.


    Daß es auch nach IFRS Firmenwertabschreibungen gibt, die vom Management nach eigener Einschätzung vorgenommen werden, macht es nicht besser. Ich muß einen Satz von mir oben korrigieren, der so ziemlicher Unsinn war: wenn ich schrieb, daß "die Bewertung Sache des Managements sei", nun, dann würde man sich damit von diesem abhängig machen, und das ist eigentlich genau das, was man nicht möchte. Man möchte ja möglichst harte Zahlen, wegen der Vergleichbarkeit, und nicht welche, die vom Management fast nach Belieben getrimmt werden können. Es wird kaum ein Vorstand zugeben wollen, daß vergangene Übernahmen, die man selbst zu verantworten hatte, doch weniger wert sind.


    Zumal, neben dem KBV noch das Problem der durch fehlende Firmenwertabschreibung "aufgeblähten" Gewinne besteht. Kann man gleichzeitig die Gewinne und die tendenziell "aufgeblähte Bilanz" ernstnehmen?


    Verrückt auch, daß man sich mit solchen Problemen herumschlagen muß, obwohl man es doch eigentlich bloß einfach haben wollte. Ist es am Ende besser, sich dumm zu stellen?


    Unter US-GAAP gab es doch auch schon das Goodwill-Problem? z.B. O'Shaughnessy oder die anderen haben vermutlich nicht bereinigt.


    Insofern könnte man, wenn man sich nicht allzuweit von ihm entfernen möchte, als Kompromiss so vorgehen, daß zwar zunächst auch der Einfachheit halber nur das ausgewiesene Eigenkapital herangezogen wird, um eine Liste von Kandidaten zu erhalten, aber dann vor dem Kauf noch eine "Due Dilligence" stattfindet, in der doch noch der Goodwill berücksichtigt wird.
    Man muß ja nicht blind nach Liste kaufen.

    „Wir haben die gesamte Führung fast aller Berliner Sicherheitsbehörden ausgetauscht und dort ziemlich gute Leute reingebracht." – Benedikt Lux, Grüne Berlin

  • In der Goodwill beziehung sind sich IFRS und USGaap ziemlich ähnlich.


    Eine Abschreibung nach HGB ist ja aber auch nicht "sinnvoll". Der "Sinn" der IFRS Regeln ist ja ein "True and Fair" View. Eine planmäßige Abreibung würde aber nicht dem wirklichen Geschäftsverlauf entsprechen.


    Also lässt man den Goodwill in der Bilanz und muss jährlich prüfen ob der Goodwill noch "werthaltig" ist. Eine "Aufwertung" von derivativem Goodwill ist dabei an sich nicht möglich. Er kann nur abgeschrieben werden.


    "An sich" ist Goodwill ja nichts verwerfliches. Es kommt - wie Witchdream das schon sagt, nur auf die Verhältnisse an. Einen "moderater" Bodensatz an Goodwill ist in Ordnung. Nur sollte man immer bedenken, dass er halt "relativ schnell" abgeschrieben werden kann.

    Value investing is at its core the marriage of a contrarian streak and a calculator - Seth Klarman

  • witchdream :
    Dieses Problem ist mir auch schon aufgefallen. So würde ich in der Tat auch nicht vorgehen. Bei den ganz oberen darf man schon etwas skeptisch sein, abhängig von den absoluten Zahlen natürlich. Ich denke, als Filter kann man getrost KBV>0,25 nehmen. Eine Überprüfung ist m.E. bei solchen Aktien in jedem Fall notwendig, mindestens das Nachvollziehen der Zahlen anhand des Geschäftsberichts und das Prüfen auf evtl. Kapitalerhöhung/Verwässerung. Das Gewinn kann auch im Jahr vor einer Pleite noch positiv sein.


    Aber: Prima Hinweis, daß O'S quasi über den Börsenwert die Insolvenzen wegfiltert, oder diejenigen, bei denen offensichtlich etwas mit den Zahlen nicht stimmen kann! Ich hatte mich schon gefragt, warum er mit den Pennystocks keine Probleme bekommen hatte.


    Matze :
    Du meinst der Anteil des Goodwill an der Bilanzsumme, um den das EK reduziert werden sollte? Ich hatte früher mal die Überlegung, den Goodwill gedanklich gleichmäßig auf Fremd- und Eigenkapital aufzuteilen, und dann den EK-Anteil zu bereinigen, und das ist das gleiche. Ich habe dann davon Abstand genommen, weil eine Abschreibung voll auf das Eigenkapital durchschlagen würde, weil sich an der nominalen Forderung des Fremdkapitals nichts ändert.


    Wie ist eigentlich selbstgeschaffener Goodwill (=Firmenwert) möglich? Ich dachte, das geht nur bei immateriellen Vermögenswerten.


    Naja, wir müssen es so nehmen, wie es ist. Der IFRS vermindert m.E. die Visibilität für Mechaniker (lol!), weil er zu mehr Schwankung führt (überraschende Abschreibungen).
    Wie Joe schon schrieb, ist es beruhigend zu wissen, daß der Buchwert trotz alledem noch "funktioniert". Sehr guter Punkt übrigens, Joe!
    Dennoch würde ich den Goodwill zumindest in der Einzelfallbetrachtung als negativ ansehen. Beispiel EADS: Das Eigenkapital besteht zu 100% aus Goodwill, und man bezahlt an der Börse auch noch mehr dafür, d.h. immerhin mehr, als für die einzelnen Töchter mal bezahlt wurde in der Vergangenheit.


    Dann bleiben noch die Minderheiten. Ich kann momentan nicht sagen, wie hoch diese im Schnitt sind, ob es überhaupt ein nennenswertes Problem ist. Ganz geschwind geprüft: Bei D.Logistics waren im GB2006 z.B. 5,1 Mio. Minderheitsanteil am EK von 85 Mio.
    Ich werde auf jeden Fall die nächste Zeit mal verstärkt darauf achten. Das Wort "Minderheit" gehört auf die noch zu erstellende Liste der Stichworte, nach denen bei einer Schnellprüfung des GB gesucht werden sollte.


    Was oft auch noch kritisch gesehen wird, sind latente Steuern auf der Aktivseite der Bilanz. Es gab mal einen Thread dazu, indem ich mir das so vorstellte wie Vermögen, das nur durch die Ersparnis der nächsten Jahre zustande kommt. Jemand klärte mich dann auf (ich glaube, es war Zero), daß es was mit dem Verlustvortrag zu tun hat, dessen steuerlicher Nutzen bereits heute aktiviert wird, oder so.
    Ich bin nicht sicher, ob ich das richtig verstanden habe, aber eine gegenwärtige Werthaltigkeit dürfte hier ja auch nicht gegeben sein, oder? Jedenfalls nicht vergleichbar mit anderen. Der Wert kommt ja erst in der Zukunft zustande durch die gesparten Steuern. Wenn die Firma pleite geht, dann wird das nicht realisiert werden können.

    „Wir haben die gesamte Führung fast aller Berliner Sicherheitsbehörden ausgetauscht und dort ziemlich gute Leute reingebracht." – Benedikt Lux, Grüne Berlin

  • Zitat

    Original von Winter
    Matze :
    Du meinst der Anteil des Goodwill an der Bilanzsumme, um den das EK reduziert werden sollte?


    Wie ist eigentlich selbstgeschaffener Goodwill (=Firmenwert) möglich? Ich dachte, das geht nur bei immateriellen Vermögenswerten.


    Dennoch würde ich den Goodwill zumindest in der Einzelfallbetrachtung als negativ ansehen. Beispiel EADS: Das Eigenkapital besteht zu 100% aus Goodwill, und man bezahlt an der Börse auch noch mehr dafür, d.h. immerhin mehr, als für die einzelnen Töchter mal bezahlt wurde in der Vergangenheit.


    1) Ja und Nein. Bei einem Unternehmen wie EADS - wo 100% des EK's Goodwill sind - würde ich gedanklich schon eine große EK-Abschreibung vornehmen. (Dass heißt - EADS - würde bei mir fast nie "billig" werden.


    Bei (aktuellem Beispiel) Ceradyne macht der Goodwill 5% der gesamten Assets und weniger als 10% des Eigenkapitals aus. Das ist für mich "Pi mal Daumen" in Ordnung - und dort werde ich keinen Abschlag vornehmen. (Stellt sich bei wieder anderen Unternehmen - wie etwa Leoni die Frage wie man mit Übernahmen umgeht.)



    Originärer Goodwill wie folgt: Über selbst geschaffenen immaterielle Vermögenswerte die nicht bilanzierbar sind. Mit der Zeit aber den zugekauften Goodwill substituieren.


    (Allerdings nur ein wirklich grob/grobes Beispiel(es hinkt aus bestimmten Gründen ein bisschen (viel!) )


    Stell Dir dass Flipper Unternehmen von Oben vor: Der Käufer für 100$ hat 60$ Goodwill in den Büchern stehen. Mit der Zeit erweitert er das Angebot um Kondomautomaten, die er ebenfalls für 1¤ in den Kneipen anbringt. (Für sein Unternehmen bilanziert er Flipper und Kondomautomaten zusammen als "CashGeneratingUnit". Also als eine Einheit, die Goodwill enthält aber irgendwie zusammengehört ("Division:Kneipen")
    Jetzt hat er für 80$ Inventar in den Kneipen. Irgendein Honk zerstört jetzt alle Flipperautomaten. Er muss prüfen, ob ein Schaden entstanden ist, der die Abschreibung des Goodwills nötig macht. Da die Kondomautomaten aber auch 100¤ im Monat erwirtschaften ist der Barwert der "CashGeneratingUnit" immer noch mehr wert als die aktuelle bilanzierung inkl. Goodwill. Der Goodwill darf nicht abgeschrieben werden, obwohl es sich den ehemeals zugekauften den derivativen Goodwill handelt.
    Der zugekaufte ist durch eigenen ersetzt worden.

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  • Schreibt das Unternehmen Verluste, zweifle ich natürlich den Wert des immateriellen Gedöns an. Ist das Unternehmen aber in Saft und Kraft und die Gewinne sprudeln (siehe auch Thread
    http://www.antizyklisch-invest…ght=gewinne&hilightuser=0
    freue ich mich. Macht das Unternehmen erst Gewinn, ich kaufe und dann Verlust habe ich Pech gehabt.
    Klingt vielleicht simpel, läßt sich aber nicht auflösen. Als Nichtmechaniker und Freund der nicht in Zahlen zu fassenden Gesamtschau bereitet mir diese Fragestellung keine schlaflosen Nächte.


    Demnächst als Fallstudie mit 25% immateriellen Gedöns, 7% latenten Steuern, aber einstelligem KGV und unter Nettoumlaufvermögen - ich habe leider erst ein paar Teilausführungen.

    Das Drehbuch für den Untergang steht fest - es geht nur noch um den Preis für die beste Maske (H. v. Buttlar)

  • Quizfrage:


    - was ist der Buchwert dieser realen Firma ? Werte in Klammern sind neg. , alle Zahlen in 1000$
    - Marktkapitalisierung = ca 8 Mrd$, und damit welches KBV ?


    die am weitesten links stehenden Zahlen sind die für 2007,
    Formatierung bekomme ich leider nicht besser hin.


    (eine Besonderheit scheint hier der treasury stock zu sein, wikipedia bringt etwas darüber:
    http://en.wikipedia.org/wiki/Treasury_stock



    [FONT=courier new]


    PERIOD ENDING 31-Dec-07 31-Dec-06 31-Dec-05

    Assets
    Current Assets
    Cash And Cash Equivalents 73,697 254,393 202,025
    Short Term Investments - 20,000 10,000
    Net Receivables 95,718 63,871 68,208
    Inventory 646,563 632,710 586,840
    Other Current Assets 30,296 27,136 22,481

    Total Current Assets 846,274 998,110 889,554
    Long Term Investments - - -
    Property Plant and Equipment 505,101 389,810 431,168
    Goodwill 28,304 6,547 2,649
    Intangible Assets 56,221 - -
    Accumulated Amortization - - -
    Other Assets 15,206 19,642 43,612
    Deferred Long Term Asset Charges 35,972 26,239 -

    Total Assets 1,487,078 1,440,348 1,366,983

    Liabilities
    Current Liabilities
    Accounts Payable 324,814 287,150 243,627
    Short/Current Long Term Debt - - -
    Other Current Liabilities 75,360 12,927 15,151

    Total Current Liabilities 400,174 300,077 258,778
    Long Term Debt 1,090,000 840,000 840,000
    Other Liabilities 289,106 234,445 181,135
    Deferred Long Term Liability Charges - - 11,972
    Minority Interest 28,000 - -
    Negative Goodwill - - -

    Total Liabilities 1,807,280 1,374,522 1,291,885

    Stockholders' Equity
    Misc Stocks Options Warrants - - -
    Redeemable Preferred Stock - - -
    Preferred Stock - - -
    Common Stock 105,635 104,956 103,810
    Retained Earnings 773,829 635,272 497,389
    Treasury Stock (2,251,506) (1,653,768) (1,453,765)
    Capital Surplus 1,096,923 1,036,237 945,466
    Other Stockholder Equity (45,083) (56,871) (17,802)

    Total Stockholder Equity (320,202) 65,826 75,098

    Net Tangible Assets ($404,727) $59,279 $72,449

  • value : Ich gehe ja auch nicht voll-mechanisch vor, nur das Screening, also die Vorauswahl, ist mechanisch, und momentan nicht einmal das zwingend. Die Endauswahl schaue ich mir schon nochmals an. In der gegenwärtigen Marktlage möchte ich möglichst was, was nach unten abgesichert ist, nichts hoch Gehebeltes wie Herlitz oder Greiffenberger.


    Immateriell und Goodwill ist ja nochmal was anderes. Hinter ersterem verbirgt sich zwar oft letzteres, aber auch als Antizykliker kann man m.E. den anderen immateriellen Vermögenswerten durchaus Wert zugestehen; muß man aber nicht zwingend.
    Z.B. bei United Labels, die ich mir gestern angeschaut habe, nachdem ich sie bisher wegen des KBV<0,5 mit dem geistigen Auge weggefiltert hatte, und von denen ich mir u.a. wegen >6% Dividendenrendite eine Portion gegönnt habe, sind auch 25% immateriell - aber die Lizenzen gehören ja integral zu deren Geschäft (btw. auch 6% latente Steuern, die noch abgewertet werden müssen, und auch einstelliges KGV)! So wie bei Metis.
    Das mit dem schlecht schlafen war natürlich nicht ganz ernst gemeint. Ich denke, mit dem beschriebenen Verfahren kann ich leben (... und sündige nicht gegen den Geist von O'S).


    @Dak472:
    Ich würde sagen, ein KBV von -25 und damit auf Platz 1 auf witchdreams KBV-Liste ;)
    Im Ernst: Das Halten eigener Aktien scheint auch ein Problem zu sein. Daran hatte ich auch schon gedacht, aber ich verstehe auch nicht so ganz, wieso die eigenen Aktien das Eigenkapital mindern.
    P.S. "Negativer Goodwill" - ja, das wäre mal was Interessantes!

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  • Und noch eine Frage, die ich vergessen hatte:
    Was ist eigentlich der Unterschied zwischen bilanziellem und wirtschaftlichem Eigenkapital, das man in manchen Quellen findet?


    Einfallen würde mir: Zuwendungen der öffentlichen Hand und Mezzanine wie Genußscheine? Evtl. noch andere Positionen der Passivseite, wie bestimmte Rückstellungen? Darüber hatte ich mal einen eigenen Thread eröffnet.
    Im Netz finde ich keine eindeutige Definition des Unterschieds.


    Für die Aktionäre wird wohl das bilanzielle Eigenkapital relevant sein, abzüglich der Minderheiten. Diese haben meistens nur einen kleinen Anteil am Eigenkapital, aber erstaunlicherweise oft einen hohen am Jahresüberschuss, z.B. bei UMS weit mehr als die Hälfte (2006).

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  • Das müsste so was wie Mezzanine Kapital sein. Also Kredite die anderen gehören - aber als Eigenkapital (wirtschaftliches) gerechnet werden

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  • bei der obigen Firma handelt es sich um UST Inc. - Kau- und Schnupftabak und inzwischen auch eine Wein Abteilung.
    http://www.ustinc.com/
    "
    U.S. Smokeless Tobacco Company is the worlds leading producer and marketer of moist smokeless tobacco products, including its two marquee brands, Copenhagen and Skoal, which outsell all others in the category. It also competes in other segments with Red Seal and Husky.*


    Ste. Michelle Wine Estates produces and markets premium wines sold nationally through the Chateau Ste. Michelle, Columbia Crest, Snoqualmie and Stags Leap Wine Cellars wineries, as well as sparkling wine sold under the Domaine Ste. Michelle label. It also is the exclusive U.S. distributor of wines made by Marchesi Antinori of Italy.


    UST's primary mission is to create superior stakeholder value by delivering long-term, sustainable and consistent earnings growth. To accomplish this, the company's current focus is on accelerating profitable volume growth for its smokeless tobacco business and maintaining momentum in its wine business by improving overall returns in line with the company's cost of capital.


    With leading brands in growing categories, as well as talented people and a strong focus on product innovation and quality, UST is uniquely positioned to achieve these goals.
    "


    Es handelt sich eher um eine Firma der Art "Flipper Cash Mashines " wie im Beispiel von Maze.
    Der Marktwert einer solcher Flipper Firma mit jährlichen Einnahmen von 104000¤ würde wohl eher bei 1,5 Mio ¤ liegen und der Buchwert wäre dazu winzig und das KBV riesig.


    Nochmal zu UST: so etwas liest man auch selten:
    "our primary mission is to create superior stakeholder value by delivering long-term, sustainable and consistent earnings growth."


    Was ich damit eigentlich sagen will ist, Buchwert und damit KBV ist ziemlich schnuppe, meiner Meinung nach zählt langfristig nur der zukünftigen Strom an Gewinnen, bzw. des freien cash flows.


    Strategien wie - kaufe Aktien mit kleinem KBV - funktionieren meiner Meinung nach nur ( oder haben nur funktioniert), weil ich Firmen mit schwankenden Gewinnen
    dann besser bewerten kann. Wenn die Firma z.B. im Schnitt 11% auf den Buchwert verdient und ich mit einem KBV<= 1 kaufe, werde ich langfristig evtl. auch 11% damit verdienen, obwohl die Firma im Moment des Kaufs vielleicht nur winzige Gewinne oder gar Verluste ausweist und damit vielleicht zu stark abgestraft wurde.


    Und zweitens bekomme ich den Zweifel nicht los, dass bei solchen Studien doch ein "survivor ship bias" mit im Spiel ist - hier wurde auch die Frage aufgeworfen: warum keine penny stocks mit super kleine KBV ?

  • Survivorship-Bias? Nein, überhaupt nicht. Das wäre doch, wenn man für die nachträgliche Analyse nur diejenigen überhaupt zur Auswahl hätte, die überlebt haben. Die Pennystocks hatte man aber zur Auswahl, man hat sie absichtlich nur nicht selektiert. Das darf man doch! Wenn sowas also das Geheimnis das Erfolgs ist, dann weiß man doch, was man zu tun hat (aber wir wissen über die Pennystocks nichts).


    Und dak427:
    Theoretisch - natürlich ist es der diskontierte zukünftige Zahlungsmittelstrom. Der Haken ist nur, den kenne ich nicht. Wenn Du das tust, dann schreibst Du vermutlich von Hawaii aus oder so? Das ist auch der Grund, warum das DCF-Modell für die Aktienanalyse vollkommen ungeeignet ist (ungeachtet dessen, ob es theoretisch richtig ist). Man steckt lauter Größen rein, von denen man keine einzige schwarz auf weiß hat. Dreht man nur ein wenig, dann kommt was ganz anderes raus. Ist es nicht das gewünschte Ergebnis, dann senkt/erhöht man eben den Diskontierungsfaktor, oder schraubt an der ewigen Wachstumrate herum.


    Matze :
    Wegen den Flipper Cash Machines, ich glaube, Deine Firma bekommt langfristig ein ernstes Währungsproblem. ;) Kein Wunder, daß so der Buchwert nie vorankommt: ;D

    Zitat

    Der Käufer für 100$ hat 60$ Goodwill ...
    ... die er ebenfalls für 1¤ ...
    Jetzt hat er für 80$ Inventar ...
    ... 100¤ im Monat erwirtschaften ...

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  • Zitat

    Original von Winter
    Theoretisch - natürlich ist es der diskontierte zukünftige Zahlungsmittelstrom. Der Haken ist nur, den kenne ich nicht.


    Von irgendwelchen DCF-Berechnungen war doch überhaupt nicht die Rede. Letztendlich läuft das was dak427 meinte, auch nur darauf hinaus, was value in http://www.antizyklisch-invest…ght=gewinne&hilightuser=0 so schön zusammen gefasst hat.
    Und darauf kommt es an, wenn man nicht die Leifheit's, Pongs&Zahns, Textilgruppen Hof und wie sie alle heißen im Depot haben will.

  • Hmm *Grummel*... Ich gehe für die Zukunft von einem festen 1:1 Währungskurs aus, weil die Amerikaner (wie der kosovo) mit dem Dollar nur noch zum heizen nutzen können und daher den Euro einführen werden(ironie aus)



    @ Dak:


    Das mit UST ist aber ganz ganz ganz gemein. Denn 1)ist das eine typische Buffett Firma - die Buffett ja auch besitzt (oder auf jeden Fall besessen hat). Ich habe mal irgendwo einen Artikel gelesen, der die "Nifty Fifty" mit den "wirklichen" Top Aktien des Jahrhunderts verglichen hat. UST gehört demnach zu den 20 (oder waren es 50)am besten gelaufenen Aktien die es in den USA je gegeben hat. Aber wie man sieht ist man auch dabei nicht von schlechten "Wochen" gefeilt:

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    Einmal editiert, zuletzt von Matze ()

  • ich bin auch der Meinung, der Beitrag von value,
    "am Gewinne hängt, zum Gewinn drängt .." bringt vieles in wenigen Worten auf den Punkt.



    zum DCF, keine Frage reagiert viel zu sensibel auf geringe Änderung der Eingangsvariablen.
    Nur vielleicht gibt es doch einige Firmen, bei denen die zukünftigen Gewinne stabiler und damit besser vorhersagbar sein könnten, als bei anderen Firmen.
    Es gibt sicher auch andere Methoden als DCF,
    um Z.B. zu sehen , ob jemand dick ist und um sein Gewicht in 10 Jahren zu schätzen muss ich auch nicht seine zukünftige Kalorienaufnahme über 10 Jahre horversagen und dann in kg Gewichstzunahme umrechnen, sondern eher
    - mir die Person jetzt anschauen (welcher Typ, sportlich, hager, kann w/ essen was er will nimmt nicht zu)
    - sein Umfeld und seine Eltern anschauen (erblich Veranlagung eher dick oder dünn)


    aber es geht hier ja nicht um DCF sonder Buchwert,...


    wenn ich was mit KBV < 1 vorliegen habe, kann das ein Schnäppchen sein, muss es aber nicht ..


    P.S:
    hätte ich UST 1993 gekauft wäre ich mir 2001 auch ganz schön blöd vorgekommen, auch wenn die Div. einiges abgefedert hätten.

  • Zitat

    Zitat von Joe im United-Labels-Thread
    Ich würde mich dann eher zu den Puristen zählen

    Du hattest im Buchwert-Thread genau gegenteilig argumentiert. Wichtig für eine mechanische Strategie ist, daß man konsistent vorgeht. Sonst vergleicht man genauso Äpfel mit Birnen, wie man es beim unbereinigten KBV eh schon tut. Ich schlage also vor, für das Screening der Einfachheit halber beim Buchwert zu bleiben, denn das funktioniert sicher genauso (bisheriges Research!), und dann erst in einer nachrangingen 'Qualitätsbeurteilung' innerhalb des Screening-Ergebnisses nach Goodwill usw. zu schauen.


    Immaterielle Vermögenswerte würde ich übrigens nie automatisch bereinigen.
    Letztendlich ist es immer die Frage, ob das, was in der Bilanz steht, auch tatsächlich so viel wert ist. Um Deine Überlegung weiterzuführen, was den Einkauf angeht (evtl. zu teuer eingekauft?): genauso könnte man fragen, ob das, was bilanziert ist, auch tatsächlich immer dem aktuellen Marktwert entspricht, z.B. gebrauchte Maschinen etc. Und von berechtigten Aspekten wie Dingen, die nicht bilanziert sind, aber trotzdem nicht umsonst zu haben wären, wie geschulte Mitarbeiter etc., gar nicht zu reden.

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  • Winter :
    Natürlich: Ich kann nur mit dem mechanisch arbeiten was ich bekomme. Und der ist bei allen gleich (Äpfel mit Äpfeln).
    Und erst dann prüfe ich

    Zitat

    in einer nachrangingen 'Qualitätsbeurteilung' innerhalb des Screening-Ergebnisses nach Goodwill usw. zu schauen.


    Wäre ja verrückt andersherum vorzugehen, also erst alle Aktien durchzugehen, um Goodwill bereinigen und dann erst zu filtern.
    Habe ich irgendwo so ein dummes Vorgehen von mir gegeben?


    Bei United Labels ist das KBV selbst nach Abzug von Goodwill günstig. Wobei ich ja gar nicht sage, dass der Goodwill nichts wert ist. Es ist nur ein Sicherheitscheck, den United Labels auch bestanden hat. Eine Nachträgliche Rangänderung erfährt eine Firma deswegen nicht. So ein Check (beileibe nicht der einzige) ist eigentlich nur gut für mein Bauchgefühl, denn ein reiner Mechaniker zu sein, dass traue ich mich nicht. Ich muss es mir immer auch genauer angucken.


    Gruß, Joe

    “It’s the little things that matter. It’s one thing to tell someone they look like the first day of spring. It’s another thing to tell them they look like the last day of a long, hard winter.” - Zig Ziglar

  • Für ein mechanisches System:


    (Durch das Problem Mowhak Industries und Gannett drauf gekommen)


    Was haltet Ihr von einer vollmechanischen Anpassung des Buchwerts um den Goodwill nach folgender Methode:


    "Bereinigter Buchwert" = (1,15*EK-((EK/Goodwill)*EK*0,75))


    1.15* Buchwert abgezogen um Goodwill im Verhältnis zum EK *0,75)


    Dies würde dazu führen, dass Fimen mit "wenig" Goodwill stabiler sind und Firmen mit mehr Goodwill weniger stabil; Damit würden sie gleichzeitig bei mechanischer Betrachtung untergewichtet.


    Market Cap 100
    EK: 100
    Goodwill 50


    Beispiel: BW_neu = 115-(1/2*100*0,75) = 77,5



    Werte die quasi kein Goodwill haben würden dann mit 115
    Buchwert bewertet (Quasi Bonus für "no Goodwill");
    Beispiel: BW_neu = 115-(0*0,75) =115


    Die Feinanpassung kann ja jeder für sich vornehmen;



    Was haltet Ihr davon? (Der "groben" Idee über eine Lineare Anpassung?

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  • Vor dem Goodwill in der Bilanz warnte ich schon länger. Man geht auf Nummer sicher - und das ist m.E. nach wie vor angesagt -, wenn man den Goodwill einfach mit 0 ansetzt. Wenn man das nicht tut, weil der Geschäftsbereich profitabel ist, dann könnte man genausogut sagen, man ignoriert den Buchwert völlig und bezahlt damit einen "Goodwill" für das gesamte Unternehmen.


    Nach der "Bilanzbereinigung"/gedanklichen Abschreibung einfach alle anderen Größen berechnen.


    Bei Deiner Formel unten kommt übrigens genaugenommen ein negativer Wert heraus, nämlich -35. Mir fällt es auch nicht leicht, sie nachzuvollziehen.
    (war: "Bereinigter Buchwert" = (1,15*EK-((EK/Goodwill)*EK*0,75)))

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    Einmal editiert, zuletzt von Winter ()

  • Man kann den Goodwill = Null setzen.
    Das Problem ist, dass es schlecht ist, wenn der Goodwill etwas wert ist und dann abgeschrieben wird auf Null. Das ist dann eine tickende Zeitbombe.
    Wenn ich also ein Unternehmen A) habe mit
    EK-quote (mit Goodwill) = 50%
    EK-quote (ohne goodwill)= 40%


    oder ein Unternehmen B) mit
    EK-quote (mit Goodwill) = 40%
    EK-quote (ohne Goodwill)= 40%


    dann ist bei Unternehmen A die Gefahr eines Goodwill verlustes, während bei Unternehmen so etwas nicht passieren kann. Selbst wenn man bei Unternehmen A) den Goodwill mit Null ansetzt, dann ist er dennoch vorhanden und hat gutes Potenzial seinen Wert zu verlieren.


    Also ist es besser ein Unternehmen hätte von vorneherein kein Goodwill aktiviert. Insbesondere bei Firmen die nun wirklich kein Mensch kennt, oft im Micro-Cap-Bereich, da ist Goodwill-Aktivierung doch schon fast so etwas wie Bilanztrickserei und hat von vorneherein ein Malus für diese Untat verdient. Insbesondere für Antizyklische Value-Investoren ein Risiko, wenn das Geschäft gerade schwierig läuft und Goodwill noch aktiviert ist.


    Auf der anderen Seite kann man ja nicht ganz ausschließen, dass der Goodwill tatsächlich etwas wert sein könnte.
    Darum also doch bei Null belassen, das ist evt. Strafe genug.
    Darum will Matze ein System haben, wo er ein bisschen Goodwill mit Null akzeptiert, aber zuviel Goodwill eine zu große Bombe darstellt, und es dafür Abzüge geben soll.
    Irgendwie schon nachzuvollziehen, auf der anderen Seite ist mir die Formel schleierhaft zum Nachvollziehen.
    Sehe ich das richtig dass ich die Konstante EK eigentlich ausklammern kann?
    Dann könnte die Formel doch kürzer sein:
    (1,15*EK-((EK/Goodwill)*EK*0,75)))
    = (1,15/EK - 0,75/Goodwill)*EK^2
    Das quadrieren des EK in der Formel mutet aber schon etwas - (ähem)...ungewohnt an.
    evtl. schreibt man es dann so (1.15/0.75 gerundet auf 1.53):
    = (1,53 - EK/Goodwill)*0,75*EK ?


    Es bleibt bei einem komischen Aussehen.


    Gruß,
    Joe

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