physisches Gold

  • Hallo,


    Wie man so indem letzten Tagen lesen kann, ist angeblich die Nachfrage nach Goldmünzen wesentlich höher als der Goldpreis derzeit es wiederspiegelt. Angeblich sind auch viele Händler ausverkauft und viele Goldmünzen nicht mehr lieferbar bzw. lange Wartezeiten.


    Wenn man den normalen Verstand einschaltet und versucht es aus der Sicht eines Händlers zu sehen, kann man sich diese Situation sehr gut erklären. Man ist dann auch immun dagegen, teuer einzukaufen.


    Hierzu zur Goldsituation in der Türkei und bei den vielen Goldhandler vor Ort.


    Es gibt in der Türkei das Gold des kleinen Mannes "Ceyrek Altin" was ungefähr zw. 1,699 Gramm und 1,759 Gramm wiegt.
    Dieses Goldstück ist eine Goldmünze aus 22 Karat und wird in der Türkei hauptsächlich bei Hochzeiten, bei Verlobungen und anderen Festen verschenkt. Es ist auch eine Möglichkeit für den kleinen Mann sich gegen die (früheren) tägliche Abwertung der türkischen Lira zu "versichern" . Wird auch sehr gerne von Müttern als Sparplan benutzt um dem Kind später etwas mitgeben zu können . Es findet sozusagen ein reger Handel statt und die Goldhandler haben immer die Münzen vor Ort.
    Die Marge bei dieser Münze ist auch ziemlich klein, sodass dem Händler vor Ort nicht viel übrig bleibt, aber er davon profitiert, dass Kunden reinkommen und er womöglich teuren Schmuck verkauft, wo die Margen bei über 100 % liegen.


    Jetzt ist seit langem eine Situation eingetreten, was auch sehr unüblich für die Türkei ist. Laut Aussagen der Juweliere, Goldhändler sei "Ceyrek altin" ausverkauft.
    Es gibt weit und breit keine "Ceyrek Altin" mehr zu kaufen. Wenn man sich natürlich von dem Hype anstecken lässt, dann denkt man sich, dass die Menschen Ihr "wertloses" Papier in "echtes" Geld umtauschen.


    Aber leider muss ich die Goldbugs enttäuschen . Es hat nichts mit der Papierentwertung zu tun, sondern ist eine rein betriebswirtschaftliche Angelegenheit.
    Das Problem ist, dass die Händler, das kleine Gold des kleinen Mannes zurückhalten und nicht mehr verkaufen.
    Der kleine Mann möchte jetzt wo die Hochzeitssaison anfängt , das kleine Gold kaufen. Jetzt wo der Preis auch gesunken ist, ist es eine ein gute Gelegenheit. Nur der Händler sitzt nun auf Buchverlusten und wäre ja dumm vorher teuer gekauftes Gold billiger zu verkaufen. Er verweist auf den Goldschmuck, wo er mehr Möglichkeiten hat am Preis zu drehen, da hier eine gewisse Marge den Goldpreisruckgang abfedert. Aber bei kleinem Gold hat er kein Spielraum.


    Daher denke ich dass diese Situation auch bei den Goldhandler in Deutschland mit den Goldmünzen vorliegt. Wären ja blöd wenn Sie teuer eingekaufte Ware mit Verlust verkaufen würden. Sonst wurde ja jeder Einzelhändler nach einer gewissen Zeit Pleite gehen. Daher versuchen nun die größten Goldzocker ( die Goldhändler ) die Nachfrage künstlich nach oben zu drucken, um die Buchverlusten an den kleinen Mann weitergeben zu können . Ist nicht anders wie an der Börse mit den Aktien.
    Bei sinkenden Kursen kaufen die Großen ein, am Tiefpunkt verkaufen die Großen nicht und bei steigenden Kursen verkaufen die Großen an die Kleinen ! Und so läuft das Spiel,seit es Menschen gibt.

  • Bei kleinen Goldhändlern hast Du bestimmt recht, dass sie vielleicht Inventar zurückhalten, wenn sie auf zukünftig höhere Kurse hoffen und noch keinen Verlust realisieren möchten.


    Die großen jedoch hedgen ihr Inventar über Termingeschäfte mit ihrer Bank, d.h. sie sind normalerweise short ihr eigenes Inventar und somit unabhängig von den Preisschwankungen. Was für die eine Rolle spielt, ist der Preis (und die Lieferzeiten), zu dem sie ihr Inventar beim Großhändler wieder aufstocken können. Danach richtet sich normalerweise auch ihr Verkaufspreis. Wenn Du mal bei Westgold oder proAurum auf die Webseite guckst, sind einige Produkte vergriffen, aber Du bekommst problemlos 999er Gold in 1-Unzen-Stückerlung und größer.


    Generell können die Kleinanleger gar keine Goldknappheit hervorrufen, einfach weil die Kapazität der Prägeanstalten die maximale Nachfrage nach Kleinanleger-Gold begrenzt. Ich weiß z.B. dass die Perth Mint (Australische Prägeanstalt) seit dem Kurssturz 7 Tage die Woche arbeitet, normalerweise nur 5 Tage. Aber mehr als 7 Tage hat die Woche nicht, und bis sie die Kapazität vergrößern, müsste die Nachfrage über längere Zeit hoch bleiben, und dann müssen sie erstmal neue Anlagen kaufen.


    Balkenchart

  • Zum ersten Mal, seitdem ich mich erinnern kann, steigt bei fallendem Goldpreis das Verkaufsinteresse bei Westgold:
    Die Verkaufsneigung hat sich auf etwa 1 Verkäufer auf 5 Käufer deutlich erhöht.

    "The only function of economic forecasting is to make astrology look respectable." - John Kenneth Galbraith

  • Manche sagen: Geschichte wiederholt sich immer wieder.


    Andere gehen nicht so weit und meinen, sie würde sich nur reimen.


    Im Moment habe ich den Eindruck, dass sie sich nicht einmal reimt.


    Früher vergrößerten Imperien ihre Macht und ihren Einfluß, indem sie andere Länder eroberten und deren Schätze und Menschen ausbeuteten.


    Heutzutage schüchtern sie die eigene Bevölkerung mit Räuberpistolen ein damit sie freiwillig ihre Freiheit aufgeben und geben vor zum Schutz der eigenen Bevölkerung andere Länder überfallen zu müssen. Bezahlen dürfen diesen ruinösen Irrsinn natürlich die derart Beschützten.


    Außerdem werden die Beschützten von ihren genialen Führern auch noch mit Serviceleistungen verwöhnt, von denen frühere Generationen nicht einmal zu träumen gewagt hätten: Geld wird aus dem Nichts hervorgezaubert und so wird gewährleistet, dass die Beschützten alle mal eine sorglose Rente verleben können.


    Währenddessen wandern Archaische Relikte im großen Stil von der entwickelten zur unterentwickelten Welt, da die ungebildeten Menschen dort über Geldangelegenheiten noch nicht so aufgeklärt sind wie der moderne Westler:


    http://www.resourceinvestor.co…?ref=hp&t=precious-metals

    Gold functions like the sun, with all currencies as planets orbiting around it, with only the sun in fixed position (Zijstra)

    Einmal editiert, zuletzt von vinas ()

  • http://www.bloomberg.com/news/…uff-to-euro-doubters.html


    "“The Americans are taking good care of our gold,” Norbert Barthle, the budget spokesman for Merkel’s Christian Democratic bloc in parliament, said in an interview. “Objectively, there’s absolutely no reason for mistrust.”Ending talk of repatriating the world’s second-biggest gold reserves removes a potential irritant in U.S.-German relations. (sic!!!)
    (...)
    Germany’s election in September hastened the shift when the Free Democratic Party, which flirted with bringing the gold home, dropped out of Merkel’s coalition and was replaced by the Social Democrats. Other supporters included Philipp Missfelder, a member of Merkel’s Christian Democratic Union who quit as her government’s envoy for relations with the U.S. in April. Juergen Hardt, his successor, signaled a change of position."



    MIt der jetzt herrschenden großen Koalition ist das natürlich alternativlos. Im Augenblick ist Weltmeisterschaft, da dürfte die subtile Änderung in diesem Gebiet eigentlich noch nicht mal im Wirtschaftsteil der Fachpresse erscheinen. Keep walking, nothing to see here...


    PS: einen gewissen Anteil in fremden Zentralbanken zu verwahren ist sinnvoll, aber man sollte durchaus diskutieren ob das in der jetzigen Form (ohne Kontrolle bei den Amerikanern) und in der heutigen Goldmenge geschehen sollte. Die Aktionen der Bundesregierung (Abwiegeln, Nachgeben auf öffentlichen Druck und dann wieder heimlich die Rückholung beerdigen) ist nicht gerade vertrauenserweckend.
    PPS: Kennt jemand eine 2. Quelle für den Sachverhalt? In den Kommentaren unter dem Bloomberg Artikel behaupten einige dass der Artikel mehr oder minder erfunden sei und keine Änderung bei den Repatrierungsplänen der Bundesbank gäbe.. Meinungen? Was ich bei der ganzen Frage nicht ganz verstanden habe, warum wurde der Zeitplan für die Repatriierung aus den USA so erstaunlich gestreckt ? Bis 2020 und bisher ungefähr 5 Tonnen erfolgreich bearbeitet....

    beati pauperes spiritu


    "we shall fight on the landing grounds, we shall fight in the fields and in the streets, we shall fight in the hills; we shall never surrender.“ W.C.


    “Facts do not cease to exist because they are ignored.” – Aldous Huxley



    2 Mal editiert, zuletzt von qed1984 ()

  • Ich verstehe nicht, wieso dieser Artikel jetzt bei Bloomberg auftaucht. Erstens wird das nicht von der Bundesregierung, sondern von der Bundesbank entschieden. Zweitens ist die Ansage der Bundesbank seit Anfang letzten Jahres unverändert. Dazu siehe folgendes Interview mit Thiele von der BuBa.


    Die Frage, was mit dem deutschen Gold sei, wurde auch bei FOFOA diskutiert. Ein paar Anmerkungen. Wenn uns die Amis was böses tun wollen, dann können Sie das Gold natürlich blockieren, damit wir es nicht verkaufen können. Aber wollen wir es verkaufen? Die Europäischen Zentralbanken haben ziemlich klar angesagt, dass sie nicht beabsichtigen, was zu verkaufen (das liegt bestimmt daran, dass Gold ihrer Ansicht nach überbewertet ist :D ).


    Wenn ein Verkauf also kein Ding ist, wovor haben die USA denn dann mglw. Angst? Ach ja, die Bundesbank sitzt ja noch auf einem Haufen Dollars aus Zeiten der D-Mark (die EZB hat nie zusätzliche "Reserven" in Dollars gekauft). Wir könnten ja diese Dollars verkaufen oder sogar in Gold umtauschen. Bei entsprechend großem Volumen könnte das dem Dollar tatsächlich schaden. Aha. Die Amis haben also wenn überhaupt Sorge, dass wir Dollars verkaufen und damit Gold kaufen, nicht aber umgekehrt. Daher geht die Diskussion ein bisschen am Thema vorbei.


    Als in Persien 1979 die Revolution stattfand und die Aufständischen in der US-Botschaft Geiseln genommen hatten, haben die USA die persische Goldreserve zunächst blockiert. Als aber der Iran dann später eine regulare Regierung (unter Khomeini !!) hatte, haben die USA das iranische Gold dann wieder freigegeben und sogar noch auf Wunsch der neuen iranischen Regierung von New York nach London geswappt. Die USA machen zwar vieles, was gegen das Völkerrecht verstößt, aber in Finanzdingen müssen sie sich tatsächlich ein bisschen zurückhalten, denn sie profitieren gigantisch davon, dass alle Welt den Dollar benutzt (sie können so seit 1973 ein beständiges Leistungsbilanzdefizit finanzieren, d.h. auf Kosten des Restes der Welt leben). Und dazu brauchen sie ein bestimmtes Maß an Vertrauen. Nur aus Zwang würde das so nicht gehen.


    Balkenchart

  • Hallo Balkenchart,


    eine Frage an dich als aufmerksamen Beobachter des Goldmarktes: Siehst du einen Zusammenhang zwischen den Gold-Infos zum Notenbank-Gold Ecuadors in 2012 und 2014?
    So wie ich es verstand, versuchte Ecuador 2012, die Hälfte seiner Goldreserven zurückzuholen: http://www.zerohedge.com/news/…e-third-its-gold-holdings

    Zitat

    From Bloomberg:
    Ecuador’s government wants the nation’s banks to repatriate about one third of their foreign holdings to support national growth, the head of the country’s tax agency said.


    Ich habe nichts Belastbares gefunden, ob dieser Plan umgesetzt wurde.


    2014, Ecuador gibt einen relevanten teil seiner Goldvorräte an Goldman Sachs und erhält im Gegenzug Kredite: http://www.manager-magazin.de/…ldman-sachs-a-973880.html


    Ich fand keinen weiteren Bericht zu einem Transport des Goldesals Foge der Forderung ano 2012.
    Allerdings hörte ich gerüchteweise, Ecuadors Bitte sei von den Amis, wo ihre Goldreserven lagern würden, schlicht ignoriert worden (Weil die Amis das Gold nicht mehr hätten).
    Und da Ecuador selber nicht an seine Goldreserven komme, hätten sie jetzt das Beste aus der Situation gemacht, indem sie es jetzt gegen Dollarkredite verpfändeten.
    Frei nach dem Motto: Wenn wir unser Gold eh nicht mehr zurückbekommen, wollen wir dafür wenigstens den Gegenwert in Dollar erhalten - und vielleicht kaufen wir dafür im eigenen Land wieder Gold...


    Hältst du dieses Gerücht für belastbar?

  • Zum ersten Artikel, den Du verlinkt hast. Ich sehe nicht, dass es in dem Auszug bei Zero-Hedge um Gold ginge (im Falle Ecuadors). Zum zweiten Artikel. Ja, die Meldung kam aus Ecuador. Offensichtlich haben sie einen Teil ihres Goldes verliehen. Ich gehe nicht davon aus, dass sie es tun, um damit Zinsen zu verdienen. Ich kann mir zwei Gründe vorstellen. Erstens, sie sind knapp bei Kasse und "gehen zum Pfandleiher". Zweitens, die Amerikaner haben sie "gebeten", das zu tun. Vielleicht wird das Gold gerade anderswo benötigt. In wieweit das "bitten" mit diplomatischem Druck untermauert ist, musst Du raten.


    Insgesamt glaube ich aber nicht, dass die Amerikaner das Gold, das für ausländische Regierungen und Zentralbanken bei der New York Fed lagert, veruntreuen. U.a. das Beispiel Persiens/Irans spricht dagegen. Außerdem sagte die Bundesbank irgendwo, dass alle zwei Jahre ein paar Leute hinfliegen und das Gold prüfen. Thiele bestätigt das ja im wesentlichen in dem Interview oben.


    Meiner Auffassung nach müssen die Amerikaner an dieser Stelle auch fair spielen, denn der Dollar hängt indirekt davon ab. Wie funktioniert das? Die ausländischen Regierungen und Zentralbanken haben Dollar-Reserven, weil man ohne Dollars kein Öl kaufen kann. Wieso akzeptieren die Ölexporteure überhaupt Dollars, wo die USA doch seit 1973 ein strukturelles Leistungsbilanzdefizit haben und daher diesen Dollars am Ende gar kein Wert gegenübersteht (den man im Ausland einlösen könnte)? Klar, wenn Saddam Hussein das Oil for Food Programm in Euros abwickelt, dann kann man ihn aus dem Verkehr ziehen. Aber das kannst Du nicht mit allen Ölexporteuren gleichzeitig machen. Peitsche ja, aber irgendwo muss auch Zuckerbrot sein. Vertrauen kann man nicht erzwingen.


    Das Zuckerbrot ist meiner Meinung nach die Möglichkeit, dass die Ölexporteure für ihre Dollars günstig Gold einkaufen können. Das liegt an der Struktur des Goldmarktes, der zu über 95% ein Kreditmarkt ist. D.h. der Goldpreis in Dollar hängt vom Zinssatz und Kreditvolumen ab, aber nicht primär von der Nachfrage nach physischem Gold. Saudi Arabien (d.h. die herrschende Familie) hat dadurch einen riesigen Anreiz, Dollars zu akzeptieren und einen Teil ihrer Überschüsse in Gold anzulegen. Wenn die USA jetzt faulspielen und am Goldmarkt Anarchie erzeugen, dann bricht diese Grundlage für das "Vertrauen" in den Dollar weg.


    Daneben haben die USA auch keinen Anreiz, ihr eigenes Gold zu verkaufen. Sie können ja einfach Dollars drucken und damit das importierte Öl bezahlen. Wieso sollten sie das wertvolle Gold hergeben, solange Dollars auch genommen werden?


    Was ist schließlich mit dem Gold der Europäer, Chinesen, Russlands, soweit es in den USA lagert oder gelagert hat? Diese Länder haben derart hohe Dollar-Reserven, dass sie jederzeit das "fehlende" Gold am Markt nachkaufen könnten und dabei den Dollar kaputtmachen würden. Denen gegenüber müssen die USA aus diesem Grund fair spielen.


    Balkenchart

  • die Bundesbank sitzt ja noch auf einem Haufen Dollars aus Zeiten der D-Mark


    In der Bilanz 2013 kommt eigentlich nur die Pos 2) dafür in Frage, da stehen ca 49 Mrd EUR, und davon sind noch ca 21 Mrd SZR beim IMF. Das ist ja nun nicht die Welt.


    http://www.bundesbank.de/Redak…df?__blob=publicationFile

    Auch unsere Gedanken sind wircksame Factoren des Universums. Novalis


    Everything will be allright!