What works on Wallstreet? O'S Diskussion

  • Versand aus GB bei superbookdeals.de dauert etwa 2 Wochen. Bisher hatte ich noch nie Probleme. Die Rückgabe bei Mangel ist immer möglich ( Auch bei Kauf von Privat via Amazon Garantie ! ) . Sendungen von Amazon.com ( US ) dauern übrigens auch zwei Wochen und der Versand von Amazon US ist auch nicht Portofrei.


    US-Versender verlangen fast immer und vor allem bei vergriffenen Büchern überhöhte Preise. Da ist Vorsicht geboten.

    "If it sounds too good to be true, it probably is."


    "Theoretisch gibt es keinen Unterschied zwischen der Theorie und der Praxis. Praktisch stimmt das aber nicht."


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  • Ich möchte hier feststellen, dass O'S in seinem Buch zu dem Schluss kommt, dass ROE und Marge eine Signifikante Relevanz darstellt.
    Dabei ist als Einzelstrategie zu erkennen, dass man das schlechteste 10tel vermeiden sollte.
    Hingegen scheint darüber hinaus kein Einfluss auf die Performance vorhanden zu sein.
    Das wundert auch nicht, denn es ist ja keine Kurskomponente vorhanden.
    Es gibt Teure Werte mit hohem ROE
    Es gibt Teure Werte mit niedrigem ROE
    Es gibt billige Werte mit hohem ROE
    Es gibt billige Werte mit niedrigem ROE


    Das sollte sich irgendwie gegenseitig eliminieren.
    Nehme ich aber eine Kennzahl wie z.B. KGV<20 hinzu, dann
    bleibt:
    Es gibt billige Werte mit hohem ROE
    Es gibt billige Werte mit niedrigem ROE


    Und das trennt Gut und Böse besser, als wenn man das ROE unbeachtet läßt mit:
    Es gibt billige Werte


    Diese Strategie, ROE + ein KxV-Kennzahl zu kombinieren ist stets besser als nur eine KxV-Kennzahl zu nehmen.



    Sicherlich: KUV+RS ist viel stärker als z.B. ROE und RS.
    Dieser Vergleich ist aber bescheuert.


    Denn KxV-Faktoren sind eine Sache.
    Der RS Faktor wieder eine andere.
    Und ROE Faktor ist wiederum was ganz anderes.


    Insofern wäre interessant zu wissen wie KUV+RS+ROE performen würde. 3 in ihrer Art völlig verschiedene Bewertungskomponenten. ROE ist dabei die schwächste. stimmt. Aber sie verbessert das ganze, oder etwa nicht?


    Gruß, Joe

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    2 Mal editiert, zuletzt von Joe ()

  • Hi Joe,


    ich habe ein bißchen einen statistischen Hintergrund:
    Aus der Tatsache, daß drei Bewertungskriterien jede einzeln für sich gute Ergebnisse (i.S.d. Überrendite) erzielen, läßt sich nicht schlußfolgern, daß Kombinationen dieser drei noch bessere Ergebnisse erzielen - der Effekt kann auch genau umgekehrt sein (beispielhafte Erklärung s.u.). Vielleicht minimiert es auch (nur) das Risiko, das wäre natürlich auch ein guter Grund, diese Kennzahlen zu berücksichtigen. Meine Überlegung, das nicht zu tun, war eigentlich nicht fundiert. Ich hatte da einfach zu wenig Vergleichsmöglichkeiten (Fehlen von mechanischen Filtern und Vergleichswerten), und die KxV schienen wesentlicher zu sein.
    Nun ja, ich muß da sicher noch viel lernen, und werde das auch hoffentlich in den nächsten Jahren tun. Wenn ich Zeit finde, werde ich O'S auch noch lesen. Momentan ist da mein Hintergrund gering.


    Ganz genau genommen dürfte man dann sowieso nur mechanisch vorgehen, weil das Auswählen von besonders "guten" Aktien bereits ein verzerrender Faktor sein könnte (beispielsweise könnte es sein, daß die Überrendite daher kommt, daß es sich mehrheitlich um Aktien handelt, die nach anderen Bewertungskennzahlen schlecht sind; aber tatsächlich nur die schlechten sich überdurchschnittlich entwickeln, während die "guten" Mauerblümchen bleiben - und sich so im Durchschnitt immer noch ein überdurchschnittliches Plus ergibt). Eine rein mechanische Strategie ist mir persönlich jedoch zu heiß, zumal man sich da ja auf die ganz unteren paar Prozent konzentriert, nicht mal die 10%. Ich persönlich fühle mich wohler, wenn ich weiß, daß die Aktie qualitativ auch gut ist, und damit das Kursniveau langfristig nach unten abgesichert.


    Wenn man den deutschen Kurszettel anschaut, sieht man aber, daß die niedrigen Bewertungskennzahlen oft miteinander korrelieren. Sprich, wenn ich nach verschiedenen Kennzahlen einzeln sortiere, sind die anderen Kennzahlen der Spitzengruppe oft auch niedrig - was ja auch logisch nachvollziehbar scheint, vielleicht vom aktuellen KGV abgesehen (obwohl das de facto auch oft niedrig ist, sofern nicht negativ). Es handelt sich oft um die üblichen Verdächtigen.


    Von daher sehe ich wenig Grund zu der Annahme, daß es sich um Effekte handelt, die sich gegenseitig wieder aufheben - und qualitativ scheint mir die Strategie sowieso logisch nachvollziehbar (und sie paßt auch am besten zu meinem Persönlichkeitstyp ;-)).

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  • Es stimmt tatsächlich.
    Ich habe einmal anhand des KGV10-Faktors festgestellt, dass dieser tendenziell andere günstige Kennzahlen anzieht.
    Filtere ich also nur und ausschließlich nach guten KGV10-Werten, sind plötzlich auch überdurchschnittlich viele andere KxV-werte günstig. Die Analyse habe ich irgendwo hier im Formum reingestellt, keine Ahnung mehr wo.


    Und logisch ist es auch. So ein Filter sucht nach günstigen Aktien und er findet dann auch tendenziell günstige Aktien. Ich vermute, jeder der KxV Kriterien ziehht die anderen KxV Kriterien an.
    Das gilt vermutlich aber nicht für den alleinigen ROE-Faktor.


    Norberts Analyse zur Margen-Entwicklung wurde auch angesprochen (bei Greiffenberger-Thread).
    Alles tendiert langfristig zur Mitte (Mean Reversion).
    Das glaube ich auch. Würde man seine Werte nur anhand der Marge auswählen man würde schlecht fahren.
    Aber: wenn ich eine Aktie habe, die ein KGV von 5 hat, mir also anders ausgedrückt eine Rendite von 20% bringt.
    Was sagt mir dann die Marge?
    Wenn der Gewinn zustande kam mit einer hohen Marge, dann würde in den kommenden paar Jahren die Marge vermutlich zurück gehen. Bei gleichem Kurs würde also
    ein KGV 5, dann KGV 6, dann KGV 7 kommen.
    Bei einer niedrigen Marge wäre das Ergebnis viel instabiler, insbesondere wenn es ein Marge nahe Null ist.
    Aus einem KGV wird nächsten Jahr ein KGV 2 oder ein KGV 10 oder auch ein negatives Ergebnis. Ja, O'S findet sogar, dass jene Unternehmen die zu den 10% der schlechtesten Margenbesitzern gehören, den Gesamtmarkt regelrecht underperformen. Vermutlich ist die Gefahr, dass eine schwache Marge im Nächsten Jahr sich nur geringfügig bessert und immer noch negativ ist. Die Mean Reversion kommt gar nicht mehr zum Zug, weil das Unternehmen pleite ist!


    Hohe Margen lassen sich nicht aufrecht erhalten, weil Trittbrettfahrer auch in den Markt drängen wo man gut verdienen kann und somit sich gegenseitig Konkurenz machen.
    Aber mittelmäßige Margen? Wer drängt da schon verstärkt rein? Ich schau mir also die Marge an, und wenn sie nicht zu schlecht ist, dann spricht das eher für das Unternehmen. Zumindest spricht es dafür, dass ein KGV 5 nächstes Jahr immer noch ein KGV 5 oder so bleiben wird und die Gefahr, dass der Kurs abtaucht wegen großer Verluste ist m.E. nicht mehr so stark gegeben.
    Deshalb rede ich immer wieder von Risikobewertung, nicht von Growth.


    Auch beim ROE ist ein schwaches ROE schlecht. Warum?
    Wenn ich mit meinem Kapital von sagen wir 100.000 Euro an der Börse z.B. 20% mache, dann könnte ich mir pfiffig noch mal 100.000 euro an Kredit aufnehmen und nehmen wir an ich könnte das für 6% tun.
    Dann würde ich ein ROE von 20% haben und für das Fremdkapital würde ich nochmal 20%-6% = 14% machen.
    Dann hätte ich einen Gewinn von 34.000 Euro.
    Es lohnt sich sogar noch mehr Schulden zu machen. Ich könnte versuchen nochmals 100.000 Euro aufzunehmen.
    Schwups schon wären es 48.000 Euro. Meine EK-Quote wäre dann auf 33% geschrumpft. Mein Umsatz wäre 300.000 Euro


    Wie aber sieht es aus, wenn ich im nächsten Jahr mit einem EK von 33% nur noch 3% auf mein EK erwirtschafte?
    Tja, dann würde ich mit jedem Kreditaufgenommenen Euro 3%-6% = -3% Verlust machen.
    Ich würde also -3000 Euro machen (auf EK +3000, auf Fremkapital -6000 = -3000).
    Mit jeder Umsatzerweiterung würde mein Verlust ansteigen.
    Deshalb wäre es besser für mich, den Kredit wegzulassen und zu schrumpfen, vorausgesetzt ich wüßte dass ich nächstes Jahr nur änhlich schwach abschneide. Im Fall der Börse kann ich es nicht wissen, aber in anderen Unternehmen kann ich aufgrund der noch nicht gestorbenen Konkurenz damit rechnen, dass eine Erholung nur langsam zu Meanreversion kommt.
    Jedenfalls ein ROE unter dem individuellen Zinsniveau würde zu einem Schrumpfen des Umsatzes führen. Und das träfe ganz empfindlich das KUV.
    Ein hohes ROE von 15% oder mehr, keine Ahnung ob sich das lange hält. Die Leute gehen von einem starken Ausweiten der Umsätze aus, a la meinem Beispiel oben, weil es sich lohnt. Deshalb wird ROE oft als Growth-Faktor gewertet. Aber darum geht es mir gar nicht. Ich bin zufrieden wenn das ROE über 7% steht, bei größeren Werten, die Kapital zu besseren Konditionen aufnehmen können, darf es auch weniger sein.
    Mir geht es halt ums Risiko, nicht um Growth.
    Und O'S belegt, das die Unternehmen mit dem 10% der schlechtesten ROEs tatsächlich underperformen. Nur logisch wenn man meine Erklärung oben verstanden hat.


    Gruß, Joe
    P.S. ich nehme weder Marge noch ROE noch EK in meinem Ranglistenbewertungssystem auf. Ich filtere nach KxV-Kriterien und schaue mir dann die in frage kommenden Unternehmen an. Ich schau aus obigen Überlegungen auch aufs ROE und die Marge (die nur eine verhältniszahl von KUV/KGV darstellt) und die EK-Quote (letzteres mach unser guter witch übrigens auch), aber die Entscheidung fälle ich hier individuell per Bauch. Eine Art Risikoeinschätzung. Zu gut muss das ROE und die Marge nicht sein, nur eben nicht zu schlecht.
    Ein ROE über 15% finde ich nicht erstrebenswert.

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    Einmal editiert, zuletzt von Joe ()

  • Witch und Winter hatten gerade über O'S, RS und Haltestrategien gesprochen. Hier vielleicht der geeignete thread?


    winner-loser: nach 5 jahren neigen Aktien zu einem "reversion to the mean".
    5jährige Gewinner neigen im Folgejahr zur Schwäche, und umgekehrt neigen 5jährige Loser zu einem Erholungsjahr.


    Gruß, Joe
    P.S. @alle-die-jedes-mal-ins-Zweifeln-kommen-und-aber-immer-schon-wissen-wollten:
    Ich habe selbst endlich nachgeguckt um rauszubekommen welches Wort Bedrohung (=threat) heißt, und welches Diskussionsfaden (=thread). Den Diskussionsbeitrag nennt man im englischen "thread", und "loser" schreibt man übrigens mit nur einem "o". :-)
    Schwer zu merken, weshalb man geneigt ist das Wort "Sräd" (Flucht nach vorne) zu benutzen oder das Wort ganz zu meiden. Stimmt doch, oder?!

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  • Habe das Wort "nachgeguckt" leider nicht im Duden gefunden, looser hingegen könnte einen Hinweis auf den Pathologen Emil Looser (18771936), oder das schweizerische Unternehmen Looser Holding sein.


    nur mal so...


    MB

  • hmmm, ich vermute mal, Joe wollte mich dezent darauf hinweisen, dass ich Winter blöd angemacht haben könnte.


    Da sach ich mal: Falls das bei Winter so angekommen sein sollte: Sorry, Winter, war nicht mies gemeint - ich wollte nur mal das Thema ein bißchen fokusieren. Ich hoffe, du verzeihst mir - ich bin forumsmäßig mit geschliffenen Umgangsformen etwas aus der Übung.


    Was den winner-loser-Effekt betrifft - mit einem "o", danke Joe! ;o) -


    Tja, interessante Bemerkung von Winter. Ich hab mir die von Winter angesprochene Tabelle 15-18 bei O'S (3. Auflage, S. 242) mal angeschaut, und ich komme zu der gleichen Schlussfolgerung wie Winter: Ich habe keine Ahnung, was O'S damit meinen könnte. Eine völlig kryptische Tabelle, ohne Erklärung im Textteil.


    Man möchte fast meinen, das ist die O'Shaughnessy-Steinlaus.
    http://de.wikipedia.org/wiki/Steinlaus

  • Alle die threat verwenden, haben zuviel hardcore punk gehört :)


    Zitat

    Original von Mausebiber
    Habe das Wort "nachgeguckt" leider nicht im Duden gefunden, looser hingegen könnte einen Hinweis auf den Pathologen Emil Looser (18771936), oder das schweizerische Unternehmen Looser Holding sein.


    nur mal so...


    MB


    Da gibt es mehr davon :) http://www.eye.ch/swissgen/kant/sgloos-m.htm


    oder für das Musterdepot ;D CH0026205861 LOOSER HOLDING AG


    Nicht Börsennotiert. Könnte für Value interessant sein. http://www.bronze.ch/deutsch/prod/halb/looser_bronze_50.htm

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  • Ich frage mich gerade, O'Shaughnessy hat doch bei einigen Strategien Dividendenaktien ausgeschlossen. War das nur bei der Dividendenstrategie, oder noch bei anderen? Die Begründung: "because they would dominate the list" ist ein bißchen merkwürdig (bedeutet wohl, sie hätten das erste Dezil gebildet). Was würde passieren, wenn man sie in die Analyse miteinbeziehen würde? Ich meine, sie mögen vielleicht tendenziell langweiliger sein als andere Aktien, aber sooo fundamental unterschiedlich sicherlich auch nicht, daß man sie a priori separat behandeln müßte. Daß er sie im Nachhinein ausgeschlossen hat, weil sonst die Ergebnisse nicht so deutlich wären, kann ich mir aber auch nicht vorstellen, denn gerade bei der Dividendenstrategie sind sie das sowieso nicht. Wenn die Versorger bei der Dividendenstrategie überdurchschnittliche Ergebnisse liefern - na prima, spricht doch nichts dagegen?

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  • woodpecker fragt im Bücherthread, wie es sein kann, dass bei jeder neuen Auflage von O'S eine neue Kennzahl durch's Dorf getrieben wird und ob man aus derartig variablen Befunden überhaupt valide Strategien ableiten kann.


    Die Frage ist absolut berechtigt.


    Winter hatte im Bücherthread erwähnt, dass speziell das KUV in der 4. Auflage "entthront" worden ist. Ich besitze das Buch nicht, bin aber zufällig bei Amazon über die "Blick-ins-Buch"-Funktion ins KUV-Kapitel gestolpert. Dort auf S. 147 diskutiert O'S Woodpeckers Frage:


    Zitat

    The unseating of PSR [=KUV] as the top value factor can be attributed to two things: (1) By analyzing the PSR-ratio's composited decile data, as opposed to simply reviewing the 50 lowest PSR-stocks on a single December rebalance cycle, we broaden the scope of analysis. [...] (2) Two very bad years for PSR in 2007 and 2008.
    One thing has troubled me about all single factor returns is the speed with which a few years can change the results of our findings. While directionally the results remain the same [...] it is still troubling to see a few bad years change the relative return of a factor over a 46 year period.


    Anders gesagt: Die Top-50-Portfolios von O'S sind - im Vergleich zur Dezil-Methode viel zu pointiert und wenig robust. Und man darf nicht jedes Zehntelprozent Rendite einer Kennzahl auf die Goldwaage legen.


    Das alles, ebenso wie die Forderung nach systematischen Multifaktor-Modellen oder das Befremden über das Ausklammern von Microcaps, wurde hier im Forum schon nach der ersten oder zweiten Auflage von O'S diskutiert. O'S läßt jetzt offenbar seine Leser in jeder neuen Auflage an einigen dieser Erkenntnisse teilhaben. Aus seiner Sicht verständlich, denn er will sein Buch verkaufen.


    Ich habe keine Lust, nach jeder Auflage meine Strategie neu zu kalibrieren und finetuning zu betreiben. An der Grunderkenntnis hat sich nichts geändert, dass man Aktien billig kaufen soll und dass ein robuster Kennzahlenmix (Multifaktorstrategie) jede Kennzahlen-Mode überdauert. Auf diesem Level sind und bleiben die O'S-Strategien valide und bringen eine beachtliche Überrendite (meine Erfahrung bisher: etwa 7% p.a. im Vergleich zum CDAX).


    Von daher bin ich O'S nach wie vor dankbar, aber ich frage mich auch, ob sich der Kauf der 4. Auflage wirklich lohnt.

  • Ich antworte jetzt mal hier und nicht im neuen Thread zur 4.Auflage, da meine Anmerkungen eher allgemeiner Natur sind.


    witchdream :


    Immerhin erfreulich, dass O'S sich hier seiner eigenen logoschen Inkonsistenz bewußt ist.


    Ich selber verwende auch ein Multifaktor-Modell, arbeite aber nicht mit Dezilen sondern mit Zielkursen die aus den einzelnen Kennwerten abgeleitet und dann unterschiedlich gewichtet zusammengeführt werden.


    Von daher bin ich zwar nicht direkt im Mark erschüttert wenn sich die Aussagen zu einzelnen Kenngrößen ändern, aber dennoch spielt es für mich eine Rolle, da die Gewichtung einzelner Kenngrößen dann in meinem Modell ggf. adjustiert werden sollte.


    Ich hatte mir das Buch bisher nicht gekauft weil ich ein dauerndes Nachjustieren meines Modells eigentlich minimieren möchte und wie gesagt O'S Aussage sich eigentlich ja nicht ändern sollte.


    Das sie es doch tut ist daher schon etwas beunruhigend, denn wer garantiert, dass nicht auch andere Erkenntnisse in einigen Jahren über Bord geworfen werden müssen.


    Ich schätze O'S' Arbeit absolut und denke nach wie vor dass sie mit das wertvollste auf diesem Gebiet ist, aber auch er ist offenbar noch ein gutes Stück von endgültig perfekter Datenauswertung entfernt (sonst hätte er die Empfindlichkeit von gewissen Vorhersagen schon früher erkennen können).


    Gruß,
    Woodpecker


    ps. weiß jemand wo man die jüngste performance von seinem Fonds findet?


    EDIT: Diskussion hier fortgesetzt.

    "Nicht Völker führen Kriege gegeneinander, sondern Regierungen führen Kriege gegeneinander"

    "If you act out of fear, anger, despair or suspicion - this will ruin everything." - Thich Nhat Hanh


    2 Mal editiert, zuletzt von woodpecker ()

  • In Shaughnessys Kapitel zur Eigenkapitalrendite korreliert ja wie zu erwarten die Wertentwicklung der Aktive positiv mit der Eigenkapitalrendite. Seltsam finde ich dabei, dass Beim Dezil mit der höchsten Eigenkapitalrendite die Wertentwicklung wieder abnimmt. Liegt’s an Unternehmen die mit hohen Schulden die Eigenkapitalrendite hebeln ? Oder hat jemand eine bessere Erklärung?

  • Also Eigenkapitalrendite ist eine aehnliche Betrachtung wie Umsatz_Marge.


    Bei der Umsatz_marge betrachtet man:

    Gewinn/Umsatz = Marge (kann man in Prozent angeben)


    Bei der Eigenkapitalrendite ist es:

    Gewinn/Eigenkapital = Eigenkapitalrendite



    Nun benutze ich die geglaettete Marge ueber 12 Jahre = durchschnittsmarge der letzten 12 Jahre.

    Das gleiche koennte man auch mit der Eigenkapitalrendite machen --> glaetten ueber 12 Jahre.

    Der Einfachheit halber setze ich nun Eigenkapital mit Buchwert gleich.


    Nun ist

    Durchschnittsmarge/KUV = durchschnittliche Rendite = KPV


    Dieses KPV sagt mir: KPV = 10% --> aehnlich wie bei einer Anleihe rentiert diese Aktie bei durchschnittlich 10%, vorrausgesetzt die Margen in der Vergangenheit bleiben im Durchschnitt so hoch (tief) wie in den letzten 12 Jahren.

    Beispiel: die Aktie kostet 10 Euro, und sie verspricht mir durchschnittlich 1 Euro pro Aktie Gewinn: KPV = 10%


    Ebenso ist Durchschnittseigenkapitalrendite/KBV = durchschnittliche Rendite

    Beispiel: die Aktie kostet 10 Euro, und sie verspricht mir durchschnittlich 1 Euro pro Aktie Gewinn: KPV = 10%


    Nanu, das ist ja das Gleiche?

    Richtig!

    Es ist so: der Umsatz kuerzt sich bei Durchschnittsmarge/KUV raus.

    Ebenso kuerzt sich die das Eigenkapital (also der Buchwert) dann raus.


    Somit: wenn unter dem Bruchstrich eine besonders kleine Zahl steht, dann wird das KPV (die durchschnittliche Rendite) entsprechend hoch.

    Im Beispiel: kostet die Aktie nur noch 5 Euro und der Gewinn bleibt unveraendert bei 1 Euro pro Aktie, dann ist das KPV = 20%


    Was steht unterm Bruchstrich? --> KBV oder KUV, je nachdem was ich betrachte.

    Entweder das KUV oder das KBV ist besonders klein, dann ist die Rendite besonders hoch.


    Du wirst Unternehmen mit hoher EK_rendite selten mit einem KBV unter 1 finden.

    Es besteht da also ein Zusammenhang.


    Tendenziell ist ein niedriges KBV gut (bzw. ein niedriges KUV), weil egal wie hoch die Umsatzmarge bzw. die EK_Rendite ist, es ist immer besser wenn im Nenner ein niedrigerer Wert steht.


    Oder im Zaehler ein besonders hoher Wert.

    Leider ist es doch auch so: gaebe es ein Produkt das mir immer eine besonders hohe Marge verspricht, so wuerde alle Welt anfangen, nur noch mit diesem einen Produkt zu handeln. Wenn aber alle Leute dies tun wuerden, dann wuerde die Marge bald fallen (wegen Konkurrenz). Und wie wir klar sehen: es gibt kein Produkt mit einer hohen Marge (es sei denn es besteht ein Burggraben, oder die Marge ist zwar hoch, aber es dauert lange bis man etwas verkauft hat: beispiel Immobilien, da hat meine keine hohe Umschlagsgeschwindigkeit).



    Wenn man erst einmal verstanden hat, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen Eigenkapitalrendite und KBV, dann blickt man auf die O'S Analysen ploetzlich ganz anders: es scheint wichtiger zu sein, dass im Nenner ein kleiner Wert steht.

    Aber so oder so, es ist nur eine unvollstaendige Betrachtung:

    Was Du willst ist eine hohe EK_Rendite und ein niedriges KBV.

    Kann sein, dass eine hohe EK_Rendite weniger anzeigt dass etwas guenstig ist: es fehlt ja die Variable "Kurs". Vielleicht zahlen Anleger tendenziell zuviel fuer hohe EK_Renditen, vielleicht hat es mit der Hebelung zu tun. Schon moeglich.


    Firmen mit schwachen Eigenkapitalrenditen haben ein niedriges KBV.

    Um das vergleichbar zu machen nimmst Du deshalb EK_Rendite/KBV bzw. wie ich es liebe: Durchschnittsmarge/KUV.

    Aber beides sollte funktionieren.


    Der Umsatz ist weniger manipulierbar, darum bevorzuge ich Durchschnittsmarge/KUV, und ich habe einen Bias gegenueber hohen Margen, besonders dann wenn die Konkurrenz nicht so hohe Margen hat, oder mir eine hohe Marge nicht einleuchtet.

    Beispiel: Bijou hatte eine Marge von ueber 20% auf Modeschmuck.

    Im Fischer Weltalmanach hat Winter mal gelesen dass die Durchschnittsmarge eines durchschnittsprodukts typischerweise bei 4% liegt.

    Bei 20% gab es Trittbrettfahrer, H&M und C&A hatten sich ueberlegt eine Schmuck-Ecke einzufuehren, auch andere sahen, dass man mit Modeschmuck gut Geld machen kann und entsprechend ist die Marge dann langsam ueber Jahre erodiert.

    Aehnlich muesste es bei EK_Renditen sein. Besonders hohe EK_Renditen ziehen halt Konkurrenz an?

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  • Wie zu erwarten gibt es keine Korrelation, nur die ersten beiden Dezile schneiden etwas besser ab. Vor allem aber sind die letzten beiden Dezile in All Stocks schlechter, in den Large Stocks nur das letzte Dezil und auch geringfügiger. Interpretation: Unter allen (v.a. kleinen) Firmen sind das wohl diejenigen, die Verlust machen oder eine schwarze Null schreiben. Das ergibt dann zwangsläufig ein schlechtes GKV. Große Firmen sind wahrscheinlich öfter profitabel (und die Effekte generell weniger ausgeprägt, weil der Merkt dort effizienter ist).


    Joe : Ja, hohe EK-Renditen (wohl noch besser: ROA=Gesamtkapitalrendite) zieht die Konkurrenz an. Die Umsatzrendite hängt auch von der Branche ab - gilt also eher innerhalb einer Branche und natürlich kann es auch zeitweise abnormal hohe Renditen in einer Branche geben.

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  • winter, stimmt.

    Es ist, je tiefer man ins Detail geht, zunehmend komplizierter.

    Nicht nur die Marge ist branchenspezifisch, sondern bereits bei der simplen Vorstellung "Was ist Umsatz?" wird es komplex.


    Jedenfalls, wenn man ueber hunderte und tausende von Aktien drueber schaut, dann stellt man fest, das (in der Tendenz) margenschwache Unternehmen auch niedrigere KUVs haben. Typisch bei Grosshaendlern (beispielsweise) ist ein niedriges KUV.


    Setze ich dann Margendurchschnitt/KUV ins Verhaeltnis, sehe ich das KPV. Man wird Unternehmen mit hohen Margen selten fuer ein KUV < 1 bekommen.


    Der Unterschied zwischen Margen und KUV ist wohl der, das bei KUV grundsaetzlich gilt: je niedriger desto besser, ohne wenn und aber, alleine schon deshalb, weil die Variable "Kurs" in der Kennzahl steckt.

    Bei der Marge gilt dann umgekehrt "je hoeher desto besser", aber zu hohe Margen ziehen Trittbrettfahrer an und neigen dazu zu erodieren (abgesehen von der Branchspezifischen Margenhoehe). Und darum laesst es sich dann in der Dezil-Analyse schlechter ablesen ob hohe Margen gut sind. Zumindest schlechte Margen ziehen keine Trittbrettfahrer an, und ich glaube (aus dem Kopf heraus), dass das schlechteste Margen-Dezil bestaetigt: schlechte Margen sind schlecht (allerdings: es handelt sich hier sicherlich auch um horrende Verlustbringer).


    Jedenfalls, der heilige Gral, der die "Qualitaetsaktien Buffettologen" und die "Value-Juenger" zusammenbringt ist dann das KPV:

    Durchschnittsmarge/KUV = KPV.


    Und was ist der Umsatz einer Bank verglichen mit dem Umsatz eines Grosshaendlers? Beides kann man definieren, und doch, ich habe da kognitive Dissonanzen sobald ich dann ins Detail gehe.

    Jedenfalls, man kann es definieren, und ich hoffe, das Marge/KUV schon einiges korrigiert (schlechter, aber vermutlich auch funktionabel: Durchschnitts_EK_Rendite/KBV). Letztlich, nur mit einer einzigen Kennzahl wird man nicht gluecklich.


    Ich habe EK_Rendite/KBV versucht zu verbessern. Ich betrachte EK_quote_bereinigt/KBV_bereinigt.

    Bereinigt um goodwill. Die EK_quote ist nicht die EK_Rendite, aber die EK_Rendite koennte durch Kredite gehebelt werden.

    Mir ist aufgefallen, das schuldenfreie Unternehmen selten mit KBV < 1 notieren.

    Naja, ist eine Kennzahl von vielen, und nicht wirklich als Kriterium gedacht sondern als (ein weiterer) Hinweis, wenn ich nach Aktien filtere.

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  • Hallo Joe,


    Das margenschwache Unternehmen ein niedriges KUV haben ist anschaulich plausibel. Umsatz der wenig Gewinn bringt ist an der Börse eben nicht so viel wert.


    Analog bei der Eigenkapitalrendite: EK das geringe Gewinne generiert wird nicht hoch bewertet. Ergo ein niedriges KBV.