Russische Aktien - die neuen Griechen?

  • Für Leute, bei denen noch Polymetal ADRs im Depot schlummern (so wie bei mir) - diese Wertpapiere gibt es ja eigentlich schon seit einem Jahr gar nicht mehr. Ich habe daher heute mal bei BNY Mellon nachgefragt und folgende Antwort bekommen:

    Please note we are in the process of selling the underlying shares. Once this has been completed, sale proceeds minus fees will be distributed to DR Holders.

    Ähnliches gilt wohl auch für meine zweiten russischen ADRs von Sberbank. Die waren von JPM ausgegeben worden. Da gibt es eine Mitteilung auf Reddit:

    https://www.reddit.com/r/SBRCY…nk_should_know/?rdt=43651

    Es wird damit gerechnet, dass 2025 oder 2026 Geld fließen könnte - mal sehen, wie viel.

    "The only function of economic forecasting is to make astrology look respectable." - John Kenneth Galbraith

  • Die Reaktion in Moskau ist deutlicher, -9,4%, und heute nochmals -7,4%, liegt mit umgerechnet 4,0$ auf gestrigem AIX-Niveau, wo es heute bis auf 3,70$ runterging. Seufz.


    Die Goldvorräte des russischen Teils gehen auch auf den Käufer über, Wert laut H1-Bericht ca. 900 Mio. USD! Die Angabe von 3,7 Mrd. USD bleibt nach allem, was ich jetzt gelesen habe, irreführend. Auch wenn es zu einem geringen Teil durch steuerliche Effekte erklärt werden kann, d.h. daß der Käufer mehr zahlt, als bei Polymetal ankommt, liegt der Kaufpreis näher bei 2,5 Mrd. USD, abzüglich der Goldvorräte noch viel niedriger.


    Egal, was noch an Erklärungen nachgeliefert wird, das sieht nicht vertrauenswürdig aus. Gut, die Lage mag sich im letzten halben Jahr unvorhersehbar verschlechtert haben. Auch der Aktienverkauf von ICT erscheint zeitlich etwas dubios. Angeblich ginge der Verkauf einfacher ohne einen im Westen ansässigen Großaktionär, naja.

    Es besteht auch noch die Gefahr, daß die OFAC (US-Sanktionsstelle) dazwischenfunkt, was die Weiternutzung des russischen POX angeht.


    An Dividenden ist die nächsten Jahre nicht viel zu erwarten, während der laufenden Investitionen. Und (mindestens) die nächsten 2-3 Jahre auch keine Rückkehr zur LSE, dafür sei man derzeit zu klein.


    Polymetal wird nach dem Verkauf der russischen Tochter wieder investierbar für Instititutionelle, aber wer von denen hat Zugang zur AIX? Sie sind auch recht klein. Offenbar lastet der laufende ADR-Verkauf auf dem Kurs?


    Bewertung: POLY-K machte zuletzt 200 M$ EBITDA in H1/2023 (TTM 478 M$), da gab es aber eine Lücke zwischen Produktion und Verkauf wegen der Engpässe im Schienenverkehr. Gesamt 2022: 539 M$, 2021: 630 M$, jedoch vor corporate-Kosten. Der Goldpreis steht jetzt etwas höher als damals, aber die Kosten sind auch gestiegen. In H2 war die Produktion mit 272 kUz höher als in H1 mit 213 kUz. Ziel für 2024: 475.000 Unzen bei AISC von 1250-1350$ pro Unze. Bei 2000$ Goldpreis ergibt das im Mittel ein betriebliches EBIT von 333 M$, richtig? Da sie Nettocash haben, gehen künftig (irgendwann) nur noch Steuern weg, keine Ahnung, wie viel das in Kasachstan/AIFC ist (20%)? Für Exploration und die Baukosten wird auch noch was abgehen, oder wird das bilanziell alles als Investition erfaßt?


    Mit 450 M$ EBITDA und einem EV-Multiple von 5x, was dem aktuellen Median-Multiple der Konkurrenten laut TIKR entspricht, käme man genau auf 5$ pro Aktie. Wobei die derzeitige Bewertung von Goldminen historisch eher niedrig ist. Polymetal hatte laut TIKR im Mittel 7,5 seit 2014 bis Anfang 2022 (auf TTM-Basis sogar 8,8), und ich schätze, dem kasachischen Teil dürfte eher eine höhere Bewertung zugestanden werden als dem (größeren) russischen.


    Man kann auch halten, wenn man Goldexposure haben will oder auf eine positive Entwicklung des Unternehmens setzt, wie in der Vergangenheit gesehen, als das EBITDA über 15 Jahre um den Faktor 15 stieg, während die Aktienzahl nur um 72% zunahm. Sie seien übrigens auch offen für die Förderung Basismetallen.

    „Wir haben die gesamte Führung fast aller Berliner Sicherheitsbehörden ausgetauscht und dort ziemlich gute Leute reingebracht." – Benedikt Lux, Grüne Berlin

  • Mein Versuch, bei BMY Mellon noch etwas über den ungefähren Zeithorizont der Polymetal-Verkäufe in Erfahrung zu bringen, ist leider gescheitert ("confidential").

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  • Gazprom pays the bill


    Gazprom has become one of the Ukraine war’s biggest corporate casualties. “Gazprom understands that it will never again have as big and fat a slice of the pie as Europe, and it simply has to accept that,” said Marcel Salikhov, head of the Institute for Energy and Finance, a Russian think-tank. “The only way forward now is to look for relatively smaller sources of revenue and gradually develop them, gathering crumbs.” In an interview with state television channel Rossiya 1 on Sunday, Putin admitted Russia had previously profited more from exporting energy, but denied the loss of business was causing problems. “Maybe it was more fun [previously], but on the other hand, the less we depend on energy, the better, because the non-energy part of our economy is growing,” he said. While Moscow decided early in the war to slash gas supplies to Europe, a move that initially boosted prices enough to offset the slump in exports, the effect was shortlived. Pre-tax earnings hit a record Rbs4.5tn ($49.7bn) in the first six months of 2022 but slumped 40 per cent to Rbs2.7tn a year later, while net profits slid from almost Rbs1tn to Rbs255bn. Researchers at the state-controlled Russian Academy of Sciences have even predicted the company’s full-year 2023 results will show it has ceased to be profitable, and that net losses could hit Rbs1tn by 2025.


    Gazprom.png


    Gazprom’s oil business, Gazprom Neft, has become the company’s main lifeline, contributing 36 per cent of revenues and 92 per cent of net income in the first half of 2023. The division’s market value even surpassed that of its parent company last year.

    Source: FT

  • Fix Price mit 35,7 Mrd. RUB Nettogewinn für 2023 bei 850 Mio. Aktien ergibt 42 RUB/Aktie oder 0,46 USD. Jedoch wieder niedrige Steuerquote von nur 6,2%, dafür jetzt mit Nettocash.

    Bei Kurs 2,10$ an der AIX (Briefkurs mit 50k) schon verlockend (KGV 4,6), aber es bleibt halt eine Firma mit Geschäft fast ausschließlich in Rußland. Daß aber Dividenden fließen können, haben sie ja mit der Ankündigung der Interimsdividende gezeigt.

    PS. Kurs an der MOEX umgerechnet 3,40$.

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  • Ich habe den gesamten Nachkaufbestand meiner Polymetal-Aktien zu 3,79$ verkauft. Ich hätte noch besser dem ersten Impuls nachgegeben bei 4$. Gründe:

    - Die falschen Vertröstungen des letzten Jahres von Nesis;

    - die verdächtige Kursbewegung im Januar;

    - der Insiderverkauf durch seinen Bruder;

    - die Tatsache, daß sie bis zum Bau des neuen POX eben doch Geschäfte in Rußland machen und damit das ESG-Problem irgendwo bestehen bleibt (wenn auch nicht als Eigentümer);

    - das Investitionsprogramm für die nächsten Jahre und damit einhergehend niedrige Dividenden;

    - die für die nächsten Jahre nicht in Aussicht stehende Rückkehr zur LSE, wie eigentlich erwartet;

    - der enttäuschend niedrige Verkaufspreis für den größeren russischen Teil;

    - die unbekannten Kosten für die Nutzung des verkauften POX, die das EBITDA mindern, falls die OFAC damit überhaupt einverstanden ist;

    - die unbekannten Kosten für den künftigen corporate overhead, die das EBITDA mindern;

    - die folglich vorläufig nicht mehr eindeutig zu kalkulierende und im Branchenvergleich nicht eindeutige Unter-Bewertung

    - und schließlich die Tatsache, daß ich die Aktien über den zweifelhaften Broker Freedom24 halte.

    Beide Nachkäufe waren lohnend, sowohl der an der LSE als auch der an der AIX, wenngleich nicht so gut wie erhofft, außer man hätte bei 5$ verkauft. Die originale Position (11% des Gesamtbestandes) halte ich noch via Tabys.


    Fix Price sollte man nach Kauf über FF24 @AIX auch zu IB übertragen lassen können, da sie ja nach wie vor das Listing an der LSE haben und Dividenden fließen. Dann wäre zumindest FF24 raus. Aber es ist schon heiß.


    Die Aktien der MOEX sind auf ein neues Allzeithoch in Rubel gestiegen, aktuell 206 RUB, in Euro wegen schwachem Rubel etwas schlechter:

    https://www.moex.com/en/issue.…com&utm_term=RU000A0JR4A1

    Damit verdreifacht seit dem Tief unter 70 RUB, in Euro dürfte ich ca. 26% im Plus sein. Dazu wird eine Dividende angekündigt, die derzeit 8,4% Rendite ergibt. Bloß kommt nichts davon an, seufz...

    Man könnte versuchen, es über FF24 auf ein Depot in Rußland übertragen zu lassen (dazu braucht man aber ein aktiv genutztes Depot bei FF24), oder auf eines der Halykbank in Kasachstan, ob man damit unbemerkt die Sanktionen umgehen kann und das Geld rausbekommt, oder wenigstens die Dividenden auf ein Sperrkonto. Aber kostet halt auch Geld und Zeit.

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  • FA hat es als Verlust akzeptiert, allerdings nur 20.000 verrechnet, den Rest aber als Verlust vorgetragen.

    Auch unsere Gedanken sind wircksame Factoren des Universums. Novalis


    Everything will be allright!

  • Interessante Idee. Das müßte auch für direkt gehaltene russische Aktien gelten. Aber ggf. dürfte man nicht vergessen, sie bei einem eventuellen späteren Verkauf wieder voll hochzuschreiben (EK 0).

    PS. Müßte auch für Fix Price GDR gelten. Ich muß mal kontrollieren, ob ich von denen Dividende erhalten habe. Diese Dackel schütteten Rubel aus, die wird IB nicht gutschreiben.

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  • Reaktion auf Sanktionen: Russland beschlagnahmt Vermögenswerte.

    Weil russisches Geld in den USA eingefroren wurde, enteignet Moskau Vermögenswerte der Großbank JP Morgan Chase, u.a. Aktienbestände.


    Damit dürften die ADRs von JP Morgan durch sein.


    Bzw da die Hoffnung ja zuletzt stirbt: vielleicht sogar gut so, falls das irgendwann mal wieder rückabgewickelt werden sollte.

    Denn durch die Beschlagnahme kann JP Morgan die unterliegenden Aktien zu den ADRs nicht verschleudern, sofern nicht bereits geschehen.


    Betrifft ggf. u.a. Magnit, Rosneft, Sberbank

  • Bzw da die Hoffnung ja zuletzt stirbt: vielleicht sogar gut so, falls das irgendwann mal wieder rückabgewickelt werden sollte.

    Denn durch die Beschlagnahme kann JP Morgan die unterliegenden Aktien zu den ADRs nicht verschleudern, sofern nicht bereits geschehen.

    chfin


    Denkst Du, es wird irgendwann eine Wiederauflage des Londoner Schuldenabkommens von 1953 geben? Diesmal mit Russland in der Rolle des Schuldners? Dem sollte dann wohl eine bedingungslose Kapitulation Russlands vorangehen. Was wäre denn - Deiner Einschätzung nach - der Zeithorizont für eine derartige Lösung?


    Soviel ich mich entsinne, kamen im Londoner Schuldenabkommen ausschließlich die Besitzer von Staatsanleihen in den Genuss der Rückzahlungen, die die Bundesrepublik bis ins Jahr 2010 leistete. Die vom Dritten Reich enteigneten sonstigen Werte, wurden die jemals erstattet?


    Oder denkst Du vielleicht an die Rückzahlung der Zarenanleihen? Das war ein gelungener PR-Gag: Für ein paar hundert Millionen Dollar hat sich Russland damals auf diese Weise den Zugang an die westlichen Kapitalquellen freigekauft, der von Frankreich mit Verweis auf diese Außenstände aus Anleihen, die zu Zarenzeiten noch vornehmlich an französische Anleger verkauft worden waren, blockiert worden war. Ein paar hundert Millionen für den Zugang zu einem Markt von Hunderten von Milliarden. Es kommt bei solchen Sachen immer auf die Kosten-Nutzen-Relation für die beteiligten Verhandlungspartner an.


    Geschenkt wird einem nichts. Die russische Regierung hat Dich faktisch bereits enteignet. Sie macht es nur nicht offiziell. Der Hintergedanke ist, Dich auf Deine Regierung sauer zu machen. Intelligente Propaganda eben.


    Welche Regierung würde denn, im Fall des Falles, nämlich wenn es plötzlich Friede, Freude und Eierkuchen regnet, Deine Interessen als Aktionär gegenüber Russland vertreten? Welche Partei in Deutschland würde sich dafür stark machen?


    Fragen über Fragen.


    PS: Nach einer meiner schlimmeren Fehlinvestitionen tröstete mich eine wohlmeinende Verwandte beim Kaffeplausch: " Dein Geld ist nicht weg. Es hat nur ein Anderer".

    4 EL Limonensaft, 2 EL Zucker, 1 EL Fischsoße, 2 Knoblauchzehen, 1 Vogelaugenchili, Pfeffer

  • Denkst Du, es wird irgendwann

    ich denke, es wird irgendwann wieder friedlichere Zeiten geben.

    Und im Rahmen einer oder mehrerer Vereinbarungen könnten die diversen gegenseitigen Geiselnahmen peu a peu wieder aufgelöst werden.


    Wie und wann und ob überhaupt, das verrät mir meine Kristallkugel leider nicht.

  • ich denke, es wird irgendwann wieder friedlichere Zeiten geben.

    Agreed.

    Zitat

    Und im Rahmen einer oder mehrerer Vereinbarungen könnten die diversen gegenseitigen Geiselnahmen peu a peu wieder aufgelöst werden.

    Das klingt mir sehr nach Die Zahnfee wird es schon richten. Oder steht Dir ein historisches Beispiel vor Augen?


    In meiner Kristallkugel jedenfalls steht klar und deutlich: You can't unscramble an egg.


    Und da wir gerade dabei sind. Eines meiner Lieblingsrezepte für die Frühstückseier: Egg Bhurji (auch Masala Scrambled Eggs genannt). Eigentlich wollte ich einen Link einstellen. Aber das funktioniert nicht. Bei Interesse an einem Rezept bitte googlen.

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    3 Mal editiert, zuletzt von Tante_Nr_9 ()

  • Das klingt mir sehr nach Die Zahnfee wird es schon richten. Oder steht Dir ein historisches Beispiel vor Augen?

    Man kann da z.B. an die Rückabwicklung der Verstaatlichungen in der DDR denken. Die Familie meiner Mutter hat nach der Wiedervereinigung z.B. ein Grundstück rückübertragen bekommen - die Erbengemeinschaft war nach 40 Jahren mittlerweile recht groß...


    Du hast ja oben selbst die Zarenanleihen und die Rückkehr Russlands an den Kapitalmarkt angesprochen. Das Interesse Russlands, am internationalen Kapitalmarkt teilzunehmen, wird mittlerweile nicht geringer geworden sein. Den russischen Aktienmarkt wieder für Ausländer zu öffnen ist ein vergleichsweise einfacher Vorgang.

  • Man kann da z.B. an die Rückabwicklung der Verstaatlichungen in der DDR denken. Die Familie meiner Mutter hat nach der Wiedervereinigung z.B. ein Grundstück rückübertragen bekommen - die Erbengemeinschaft war nach 40 Jahren mittlerweile recht groß...


    Du hast ja oben selbst die Zarenanleihen und die Rückkehr Russlands an den Kapitalmarkt angesprochen. Das Interesse Russlands, am internationalen Kapitalmarkt teilzunehmen, wird mittlerweile nicht geringer geworden sein. Den russischen Aktienmarkt wieder für Ausländer zu öffnen ist ein vergleichsweise einfacher Vorgang.

    An beide Situationen habe ich gedacht. Sie sind beide nicht vergleichbar:

    Rechtlich gesehen hat sich die ehemalige DDR der ehemaligen BRD angeschlossen und insbesondere das Rechtssystem der BRD übernommen. Die Rückabwicklung der Verstaatlichungen der DDR wurde damit zu einem innerstaatlichen juristischen Problem, bei der die Gerichte der BRD das letzte Wort hatten.

    Beim Problem des Auslandsbesitzes von Aktien handelt es sich a priori um ein Problem, das keiner Gerichtsbarkeit unterliegt. Es gibt also keine oberste Richter-Instanz. Solche Probleme können höchstens über ein Schiedsgericht gelöst werden, das auf Freiwilligkeit und guten Willen auf allen Seiten basiert. Der etwaige gute Wille von Regierungen spielt hier keine ausschlaggebende Rolle; letztlich geht es um Besitzstreitigkeiten zwischen Privatleuten, die in verschiedenen Rechtssystemen leben. Hinter solchen Schiedsgerichten steht keine staatliche Macht. Insbesondere funktionieren sie nicht in Fällen, in denen

    • einer der Kontrahenden den Schiedspruch nicht akzeptiert (siehe Bahngewerkschaft - Bahn),
    • einer der Kontrahenden zahlungsunfähig ist,
    • oder mehr als nur zwei Parteien involviert sind.

    Die Zarenanleihen waren, wie gesagt, ein PR-Gag. Zwar wurde in den Zeitungen von einem Betrag von bis zu 700 Mio Euro/USD gesprochen. Wieviel Geld da tatsächlich geflossen ist, wissen wir jedoch nicht. Ich schätze, nicht mehr als ein niedriger zweistelliger Millionenbetrag. Bei den Staatsanleihen handelte es sich auch nicht um ein Geschäft unter Privatleuten, sondern um ein Geschäft zwischen Privatleuten und einem Staat. Der Staat hat von sich aus freiwillig eine Lösung angeboten, die ihm nicht viel kostete, die aber eine ungeheure Publizität entfaltete. Die neu herausgegebenen russischen Staatsanleihen konnten einen deutlich niedrigeren Zins anbieten. Finanziell hat sich das "großherzige Angebot" der russischen Regierung sicherlich schon nach wenigen Tagen amortisiert.


    Beim Schaden, einschließlich Kollateralschaden, durch den Überfall Russlands auf die Ukraine bewegen wir uns finanziell inzwischen in einer Größenordnung im Billionenbereich. Eine eventuelle finanzielle Regelung zur Befriedung der Situation wird sich um solche Lappalien, wie den Auslandsbesitz von russischen Aktien, nicht weiter scheren können.


    Um eine Idee von der Komplexität der Angelegenheit zu bekommen, ist der Wikipedia-Artikel zum "Londoner Schuldenabkommen" sehr instruktiv.



    PS: Sowohl bei der Rückabwicklung der Enteignungen der DDR, wie auch bei der Auszahlung der Zarenanleihen bewirkte der große Zeitraum zwischen Ursache und Auflösung des Konflikts sicherlich stark komplexitätsmindernd, zumal ein Großteil des Wissens um die genauen Eigentumverhältnisse und Zusammenhänge bereits im Grabe ruhte.

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