Russische Aktien - die neuen Griechen?

  • Dieser Krieg ist schei**e, und ich weiß nicht wie zurechnungsfähig oder paranoid Putin wirklich ist,

    aber was bedeutet es jetzt für russische Aktien?
    Wie könnte die Situation in 2-3 Jahren sein? Die jetzt geschätzten Gewinne werden sicherlich nicht erreicht, aber wenn man von der Hälfte ausgeht, wären sie immer noch recht günstig.

    Werden sie dann auch handelbar sein, wird die Dividende weiter überwiesen?

    Je nachdem wie wann dieses einschätzt, wird man jetzt noch verkaufen oder evtl. nachkaufen

    (ein Limit von 3,x bei Gazprom wurde bis jetzt nicht bedient)

  • Jemand schrieb oben, dass der Christian Rieck mit seiner Spieltheorie falsch lag, weil er einen Einmarsch in die Ukraine nicht plausibel fand.


    Ob wir einen vollen Einmarsch sehen, wissen wir noch nicht, aber offenbar bewerten Russen und Rieck die angedrohten NATO-Santionen unterschiedlich. Bei Rieck gab der negative Wert dort für Russland den Aussschlag, der gegen eine Invasion sprach. Putin sagte kürzlich irgendwo, die Sanktionen würden ihn nicht schrecken, denn er gehe davon aus, dass sie so oder so verhängt würden. D.h. vielleicht schätzt Russland die Lage so ein, dass ungeachtet der Ukraine der Westen ihnen so weit wie möglich wirtschaftlich zu schaden versucht. Dann hätten sie ganz andere "Opportunitätskosten" als in der Tabelle bei Rieck eingetragen war.


    Ungeachtet dessen sind wir nach dem jüngsten Zug wieder in einem neuen Teilspiel, und nun haben die USA ein Interesse daran, dass Europa Sanktionen verhängt (sie selbst aber lieber nicht), und Europa hat ein sehr starkes Interesse daran, so wenig wie möglich an Sanktionen zu verhängen. Zur Gesichtswahrung wird etwas gemacht werden, aber auf mittlere Sicht dann eben nur ungern.


    Erster Test für diese Idee wäre der, ob die USA nun ihre Ölimporte aus Russland einstellen. Falls nicht, dann können sie ja auch die Drohung mit dem Swift-Ausschluss eigentlich nicht umsetzen.


    Mal sehen, wie das mit den Sanktionen nun läuft.

  • so wenig wie möglich an Sanktionen zu verhängen. Zur Gesichtswahrung wird etwas gemacht werden, aber auf mittlere Sicht dann eben nur ungern.

    Diesbezüglich sind auch die Formulierungen zu NS2 interessant.

    "Gehen nicht davon aus dass es in den nächsten Monaten" oder "mittelfristig" zu "einer Genehmigung kommt", so schreiben Habeck und Co.

    =Langfristig schon.


    Konsequent wäre ja: "Wir sprengen das Ding in die Luft und schaffen Fakten".

    Plus: "Wir sprengen auch NS1" - oder ist das Gas dort irgendwie besser?


    Nein, um die künftige Gewinne von Gazprom braucht man sich keine Sorgen machen.


    Das Risiko bei russischen Aktien droht (und das sagte ich schon öfter) vor allem aus den USA:

    Irgendeine Zinnober mit Enteignen der ADR zum Beispiel.


    Andererseits: So viele Privatanleger werden nicht in Gazprom sein, der ein oder andere Funds dagegen schon.

    Und meist lässt man die Sanktionszeche die kleinen Leute zahlen. Das mit den ADR kapiert außer den paar Börsianern eh kaum einer, ist also auch kaum publikumswirksam. Da hab ich Hoffnung dass man sich nicht mit den Fundsmanagern und Banken überwerfen will und die ADRs bleiben - zumal das Putin ja sogar hilft wenn er keine Dividenden mehr in den Westen überweisen muss.


    Ein Handelsverbot kann ich mir schon eher vorstellen, aber das wäre ja nur der second worst case.

    "Nicht Völker führen Kriege gegeneinander, sondern Regierungen führen Kriege gegeneinander"

    "If you act out of fear, anger, despair or suspicion - this will ruin everything." - Thich Nhat Hanh


  • Die Formulierung mit NS2 war von gestern. Dann kam die Sanktion von den USA noch obendrauf, und heute sieht es eh schon wieder anders aus.


    Das ist das Niveau, das ich in etwa erwartet hätte für den RTX in so einem Fall. Erstaunlicherweise hätte man noch heute morgen gut verkaufen können.

    Sberbank, zwischenzeitlich unter 2 Euro, jetzt 3,32. Der Rubel auch mit wilder Schwankung.


    Ebenso ist die Frage, ob der Zugang zur Moskauer Börse und zum Rücktausch des Rubels künftig noch möglich sein wird. Für mich sind russische Aktien nicht mehr investierbar. Fix Price und Polymetal sollte nichts passieren, bei der MOEX bin ich am überlegen, mit knapp der Hälfte Verlust zu verkaufen, so lange das noch geht. Der Rubel könnte auch noch stark nachgeben.

    „Wir haben die gesamte Führung fast aller Berliner Sicherheitsbehörden ausgetauscht und dort ziemlich gute Leute reingebracht." – Benedikt Lux, Grüne Berlin

  • Eventuell erschweren sie auch den russischen Unternehmen die Finanzierung, so wie es in Sanktionsrunde 1 für den russischen Staat vorgesehen war/ist (war ja nur eine sehr kurze Runde). Ohne Zugang zu westlichen Finanzmärkten wird eine neue Pipeline nach China für Gazprom auch nicht so einfach, und dann müssen sie weiter nach Westen liefern.

    "Hey Du, möchtest Du ein A kaufen?" Standard & Poor's (zitiert aus: Marc-Uwe-Kling: Der falsche Kalender - 365 falsch zugeordnete Zitate)

  • Vorhinein ich primär emotional, jetzt mal ruhiger:

    Meine Einschätzung Putins:

    Hat sich zum klassischen Imperialisten entwickelt, der in der Tradition früherer Zaren einst als "Sammler russischer Erde" erinnert werden will.

    Wie schon geschrieben, "Wo einst ein russisch Stiefel stand, sei immer russisch Vaterland".

    Dafürfälscht und lügt er hemmungslos, Geheimdienstprägung halt.

    Der Preis an Geld und Menschen darf hoch sein, ihm geht es ums Land.

    Entsprechend kann der Krieg auch lange dauern, zumindest im Schwelbrandmodus.

    Dieser Konflikt entscheidet sich nicht kurzfristig (von wegen Chickengame), sondern mittel- bis langfristig. Und da sind Putins Potentiale und Chancen recht überschaubar.


    Grenzen von Putins Imperialismus (3 Optionen, je nach Möglichkeiten)

    A: Die Grenze der eigenen Kräfte

    B: Die alte UDSSR

    C: SU + Vasallenstaaten (Warschauer Pakt)

    Prinzip: Je leichter das Fressen, desto größer der weitere Appetit.


    Darum wird der Westen die Ukraine auch unterstützen wie einst die Afganis gegen Russland: Mit Geld und Waffen, aber ohne eigene Truppen. Denn je schwerer verdaulich der ukrainische Happen, desto unwahrscheinlicher weitere Überfälle.

    Ob am Ende eines Friedensvertrags die Krim russisch oder ukrainisch sein wird, ist derzeit m.E. völlig offen, entscheidet sich eh nicht in diesem Jahrzehnt.


    Meine gewünschte Gegenreaktion des Westens: Russland finanziert seine Kriege nicht zuletzt über seine Exporteinnahmen in harten Devisen, primär Rohstoffe. Er hat einen soliden Vorrat angelegt, das hilft kurz- bis mittelfristig.

    Der Westen (Europa, USA, asiatische Partner) sollten mittelfristig andere Rohstoffbezugswege suchen, notfalls entwickeln, um möglichst wenig Putins Kriege zu finanzieren. Also Alternativen zu NS1, Öl, aber auch Nickel etc.

    Ich rechne mit einem sehr langen Atem des Westens. Inklusive Osteuropas, die selber nicht zurück unter Russlands Imperium wollen.


    Potentiale: Von russischen Aktien halte ich mich zukünftig fern. Blutgeld ist nicht meins.

    Ich kann mir gut vorstellen, dass Rohstoffexplorer im Westen oder in Afrika und Asien zukünftig gepäppelt werden, um als Alternativen zu Russland zu taugen. Würde ich in Rohstofffirmen gehen, suchte ich dort.


    Dieser Exkurs nur als Nachschlag, weil ich zuvor nur emotional und ohne Aktien Zeug schrieb.


    PS: Ob ich zum Forum öfter aktiv zurückkehre ist noch offen, aber derzeit unwahrscheinlich. Für meinen Geschmack hat sich die Gesamtatmosphäre und Diskursqualität in den letzten Monaten stetig verschlechtert.

  • Eventuell erschweren sie auch den russischen Unternehmen die Finanzierung, so wie es in Sanktionsrunde 1 für den russischen Staat vorgesehen war/ist (war ja nur eine sehr kurze Runde). Ohne Zugang zu westlichen Finanzmärkten wird eine neue Pipeline nach China für Gazprom auch nicht so einfach, und dann müssen sie weiter nach Westen liefern.

    Russland hat einen komfortablen Außenhandelsüberschuss. Jeden Monat kommen neue USD herein. Und je höher der Öl- und Gaspreis, desto mehr nehmen sie ein. Bequemerweise laufen die Devisen bei den staatsnahen Rohstoffirmen auf, also für die Regierung genau an der richtigen Stelle.


    Man müsste den Handel mit Russland schon so blockieren, dass sie nicht ausweichen können. Ist das realistisch? Wollen die USA das?


    In den USA liegt die Inflationsrate bei 7% p.a., und es sind im Herbst Kongresswahlen.


    Wirklich?

  • Eventuell erschweren sie auch den russischen Unternehmen die Finanzierung, so wie es in Sanktionsrunde 1 für den russischen Staat vorgesehen war/ist (war ja nur eine sehr kurze Runde). Ohne Zugang zu westlichen Finanzmärkten wird eine neue Pipeline nach China für Gazprom auch nicht so einfach, und dann müssen sie weiter nach Westen liefern.

    Die Chinesen sollten doch keine Probleme haben, das zu finanzieren, bei ihrem Handelsüberschuss.

  • Wer will schon eine Finanzierung von den Chinesen?

    Na jeder der sie woanders nicht bekommt.


    Halb Afrika lässt sich bereits von China finanzieren. Auch der nahe Osten, Mittelamerika, Iran und selbst die Türkei nehmen die Gelder gerne. Und China gibt seinen enormen USD Überschuss gerne dort aus, weil in den USA zukaufen ist ihnen ja verboten.

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  • Ob ich zum Forum öfter aktiv zurückkehre ist noch offen, aber derzeit unwahrscheinlich. Für meinen Geschmack hat sich die Gesamtatmosphäre und Diskursqualität in den letzten Monaten stetig verschlechtert.

    Al Sting

    Ich schätze deine Meinungen nicht nur zu Aktien sondern auch zum politischen Geschehen sehr.

    Angenehm unaufgeregt, ausgewogen, faktenbasiert und fern von ständiger Weltuntergangsfurcht.

    Mehr Lob ist von meiner Seite kaum möglich.

    D.h. ich würde Dein Wegbleiben wirklich sehr bedauern.


    Aber - ich kann sehr gut verzichten auf Wasserstandsmeldungen zu "ich bin dann mal vielleicht, bestimmt erst mal vorübergehend, womöglich aber dauerhaft ..... usw usw .... weg ... oder auch nicht.


    Sowas bringt niemanden weiter.

    Das ändert auch weder am Gehalt noch der Art der Posting irgendetwas.

    Sprich, das ist absolut überflüssig und nervt nur.

    Wirkt auf mich wie ein Erpressungsversuch.

    Und setzt dich letztlich ohne Not selbst unter Druck.


    Bleib bitte.

    Und falls nicht, dann leider nicht.

    Deine Entscheidung.

  • Börse in Moskau ist weiterhin geschlossen, oder?


    D.h. in den russischen Aktien zocken aktuell nur die westlichen Marktteilnehmer, bzw. genau genommen nur die notorisch kopflosen Europäer (USA ist noch zu), ohne das eventuelle Schnäppchenjäger aus Russland (weil aus deren Sicht ist es doch deutlich geringer das Risiko) dagegen halten können, oder?

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  • IMC nachgekauft.


    Hier hat man keine ADR Problematik.


    Falls Russland die Ukraine dauerhaft besetzt, k.A., Totalverlust?

    Falls nicht, solides Unternehmen mit hervorrangenden Assets und Stand heute 20% Divi. Lt Tool dann min. 250% Upside.


    Kernel wäre ebenso ne Option wenn man nicht an Komplettinvasion glaubt aber ADRs meiden will. Stehen sportliche 40% im Minus heute.


    MHP komischerweise im Plus? Sitzt da ein Vetter vom Putin im Aufsichtsrat?! Lieben die Russen Hühnchen, oder was?!

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  • Sberbank in Moskau aktuell -50%

    fock. Die schaffen es nicht so schnell wieder ins Grün im Depot fürchte ich.

    Dass es derart abtaucht - sowas hab ich noch nicht erlebt. Da war ja Türkei neulich ein Kindergeburtstag dagegen.

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  • Rub/Eur nur -4%.

    Geht eigentlich. Da hatte ich mehr erwartet bei dem Blutbad an den Börsen.


    Wird offenbar nicht so extrem viel Kapital abgezogen grade, sondern der Crash spielt sich jeweils lokal ab?!

    Die Westler hauen die ADRs raus, die Russen verkaufen in Moskau, transferieren aber auch nicht in EUR/USD.


    Nasdaq nähert sich der Nulllinie - am Ende schließen die heute wieder im Plus ^^

    Naja, völlig zurecht rein ökonomisch.

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  • Bei IMC wollte ich gestern schon schreiben, daß man sich mal anschauen müßte, ob deren Ländereien dann in der Restukraine liegen oder nicht.

    MHP -14%?

    Sberbank, war doch klar?

    Beim Rubel hilft wohl auch die russische Zentralbank.

    Jetzt zeigt sich halt auch mal, daß sich das Risiko auch materialisieren kann und hoher V-irgendwas nicht automatisch eine Kaufchance ist.

    Wenn, dann würde ich eher in außerrussische Aktien investieren, die mit runtergehen, Polen oder Kazatomprom oder so, oder in welche, die nur das operative Geschäft in Rußland haben. Polymetal hat ja auch zwei Minen in Kasachstan. Die werden v.a. durch den Ölpreis getroffen, aber das gilt für alle anderen Goldminen auch, die heute sogar steigen, und der schwache Rubel würde sogar eher helfen.

    Ansonsten ist wie gesagt die Frage, ob Dividenden noch bei uns ankommen.

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