Aber was soll das mit dem Verzicht auf Rohstoffimporte, zumal sich nur (weitgehend) der Westen dran hält? Durch die steigenden Preise hat Ru mehr Einnahmen denn je und die westliche Wirtschaft den Schaden. Bringt das der Ukraine irgendwas?
Dito die ADR/GDR Sanktionen. Dass keine Neuemissionen rausgebracht werden können an Aktien und Anleihen, ist für mich ja nachvollziehbar. Aber mit dem Delisting bzw. Handelseinschränkungen, das schadet doch nur dem Aktionär, aber weder Putin noch sonstigen Russen.
Ebenso unverständlich ist für mich der Rückzug der Firmen vom russ. Markt. Was juckt es irgendjemand, wenn er keinen McDoof bekommt? Oder Netflix nicht nach Russland streamt?
Es ist wirklich ne spannende Frage.
Also ganz nüchtern betrachtet, wie kann man das erklären?
Ist wirklich seltsam.
Der einzige Ansatz der mir einfiele wäre massenpsychologisch.
Das was ich oft mit "Wohlfühlmoral" bezeichne. Oder auch Massenhysterie.
Annahme:
Viele Menschen sind heimlich (keiner wird es zugeben, oft vielleicht sogar nur unterbewusst) kriegsbegeistert.
Warum?
Weil sie unausgelastet sind.
Weil viele auch keinen tieferen Sinn verspüren im Leben. Religion ist tot, viele sind stark vereinzelt, kaum Familie und echte Verantwortung, Konsum und Karriere enttäuschen doch irgendwann, man will eine Aufgabe haben die über das Selbst hinaus weist, man möchte Teil etwas Großen sein.
ZB eines (natürlich guten) Kollektivs das ein anderes (natürlich böses) Kollektiv beiseite räumt zum Wohle der Welt.
Dieser Wunsch und seine Ausprägung sind so alt wie die Menschheit, nicht wahr?
Folge:
Man will also irgendwie "mitkämpfen", aktiver Teil sein, beitragen zum "Werk des Guten".
Zur Waffe greifen muss dann aber doch nicht sein.
(Was ein großartiger Fortschritt ist immerhin! Zu Beginn WK1 haben sich Tausende begeistert freiwillig zur Waffe gemeldet aus exakt dem selben Antrieb, mitwirken wollen am Werk des Guten. Das war verheerend!)
Also, da man nicht zur Waffe greift, will man dem Gegner anderweitig schaden.
Und da überschlagen sich dann alle mit zu kurz gedachten Ideen, und treiben sich auch im Sinne von virtue signaling (in der Moderne ist es wichtig dass alle SEHEN wie gut man ist) gegenseitig vor sich her.
Schau!
Ich habe meinen Wodka in den Ausguss gekippt! Ha! Aber was machst du? Warum steht da noch Tschaikowski bei dir im CD Regal? Als guter Bürger solltest du den verbrennen!
(ich übertreibe, aber so in der Richtung)
An die Firmen und Politiker wird dann auch entsprechender Druck herangetragen. Und dem geben die nach, schlicht weil sie keine negative Presse wollen, und jeder der nicht 110% mitzieht, schnell Verräter ist.
Das ganze wird von interessierter Seite natürlich voll befeuert.
Mit einem Wort:
Es geht oft eher um das eigenen Gefühl "was getan zu haben" als um den echten ökonomischen Effekt?
Diesen Trend konnte man vorher, bei Covid, auch bei anderen Themen auch schon beobachten (beide Seiten, die fanatischen Impfpflichfans mit ihrer Hetzjagd, aber natürlich auch die Impfgegner mit ihren trotzigen "Widerstands"-Demos).
Eigentlich eine Art von Massenhysterie.
Naja, genug theoretisiert.
Falls jemand ne andere Idee hat, schreibt mal. Mich interessiert das echt.
Weil derlei las man immer nur in Geschichtsbüchern. Und nun ist man mittendrin. Verrückt.