Renault - total unterbewertet (5er KGV)

  • Zitat

    Original von Value Style
    Ihr solltet aber nicht nur die Marketcap nehmen, die Schulden dürft Ihr nicht vergessen und dann sind sie eben dank unfähigen Vorstand auch nicht mehr sooooo billig.


    Also schlecht sieht die Bilanz in meinen Augen nicht aus (für eine Kapitalintensive Branche). Das bilanzierte Umlaufvermögen übersteigt die kurzfristigen Verbindlichkeiten.


    Und die langfristigen Verbindlichkeiten (ca. 10 Mrd. ¤) werden durch die 43,8%-Nissanbeteiligung auch deutlich überschritten.


    Du kannst gerne mal ein paar Namen nennen, wo die Bilanzen deiner Meinung nach besser aussehen. Ich kucke mir die dann mit Interesse an, da ich wohl an die Bilanz geringere Ansprüche habe.


    Zitat

    Original von Value StyleIst halt einfach eine scheiss Branche die Cash verbrennt.


    FCF im Automobilgeschäft gut 120 Mio. Euro. Wenn das Verbrennen ist, dann bitte noch ein paar Kohlen drauf legen.


    Zitat

    Original von Value Style
    Und da mit hohen Schulden und nicht dem besten Vorstand unterwegs zu sein erklärt eben acuh eine günstigere Bewertung.


    Der COO ist neu - den kann ich noch nicht einschätzen, aber ansonsten stimme ich hier zu.

  • Wenn Renault und Peugeot nicht billig sind, dann gibt es kennzahlenmäßig gesehen keine billigen Aktien. Beide sind so profitabel wie zu früheren Rekordzeiten, sind dabei kaum mehr verschuldet als früher, und kosten die Hälfte von damals.


    Daneben frage ich mich, wie jemand, der noch nichtmal grundlegend Bilanzkennzahlen wiedergeben kann, die Managementfähigkeiten beurteilen können will. Die langfristigen Finanzverbindlichkeiten sind bereits durch Cash gedeckt! Inklusive der kurzfristigen ergibt sich noch eine geringe Nettofinanzverschuldung.

    „Wir haben die gesamte Führung fast aller Berliner Sicherheitsbehörden ausgetauscht und dort ziemlich gute Leute reingebracht." – Benedikt Lux, Grüne Berlin

    Einmal editiert, zuletzt von Winter ()

  • Winter, da muß ich Dir ja schon wieder zustimmen ; -)
    Eine derart eindeutig an Fundamentalkennzahlen (Multiples, etc.) identifizierbare Unterbewertung im Big-Cap-Bereich, wie sie vor allem 2009 bei Renault vorlag (KBV = 0,1, KGV{Mehrjahresmittel} = 1,0) habe ich in meinem ganzen Börsenleben nur noch ein weiteres Mal erlebt (Samsung Electronics 1999). Obwohl die franz. Regierung damals keinen Zweifel daran gelassen hatte, daß sie sowohl Renault als auch Peugeot im Notfall immer helfen würde (Bürgschaften etc.), bewertete die Börse beide Unternehmen, als wären sie so gut wie pleite...


    Selbst jetzt nach mehreren Hundert Prozent Kursanstieg seit dem Tief vor 2 Jahren ist das niedrige Niveau der meisten einfachen Kennzahlen bei Renault SA offensichtlich niedrig. Selbst unter pessimistischen Annahmen:
    Nehmen wir an, Renault kann in den kommenden 5 Jahren nicht mehr an das alte Rekordgewinniveau anknüpfen, sondern strebt gegen ein mittlere Gewinnpotenzial von nur noch 6¤ pro Aktie. Auch für den künftigen mittleren Umsatz pro Jahr nehmen wir mal nur 120 ¤ pro Aktie an. Zum Spaß noch einen EK-Buchwert von lediglich 55¤. Analysten rechnen langfristig wohl eher mit Gewinn 10¤, Umsatz 135¤, EK 80¤, die Annahmen sind also wirklich pessimistisch.
    Da Automobilaktien generell wachstumsarm und recht renditeschwach sind, ist es normal, daß die Börse den fairen Wert bei Renault sehr niedrig ansetzt, auch in Zeiten, wenn der Laden rund läuft.
    Berücksichtigt man die historische Bewertung der vergangenen Jahre, könnte die Börse der Renault-Aktie folgendes Fair-Value-Niveau zugestehen:


    Gewinnmultiple (KGV) 11 x 6¤ = 66¤
    Umsatzmultiple (KUV) 0,5 x 120¤ = 60¤
    Eigenkapitalmultiple 1,1 x 55¤ = 60,5¤


    Momentan steht die Aktie bei etwa 37¤. Selbst nach mehreren Hundert Prozent Kursanstieg ist also bestimmt noch Luft nach oben zum fair Value - wo auch immer der genau liegt, darüber haben 10 Analysten natürlich mindestens 10 verschiedene Meinungen. Ersetzt man die pessimistischen Annahmen durch realistische, ergibt sich natürlich wesentlich höheres Niveau für einen fair Value.


    Dies ist keine Handlungsempfehlung, keine Kaufempfehlung, lediglich ein Rechenbeispiel.

    "Il y a à parier, que toute idée publique, toute covention recue, est une sottise, car elle a convenue au plus grand nombre!" (Sébastien-Roch Nicolas, aka Chamfort)

    5 Mal editiert, zuletzt von Boersenreflex ()

  • Renault mag nicht genug FCF gehabt haben im letzten Jahr aber Besserung scheint doch in Sicht. Damit sollte auch die Dividende steigen und deswegen auch mittelfristig der Kurs, wenn sich diese Erkenntnis durchgesetzt hat.


    Die Umsätze sind auch etwas gestiegen und die Bewertung ist eben sehr niedrig bei einem profitablem Unternehmen mit einer guten Gewinnreihe.
    Man könnte sich natürlich wegen der Schuldenkrise fernhalten wollen, aber irgendetwas ist doch immer, oder?


    Das Management grundsätzlich in Frage zu stellen ist natürlich nicht unberechtigt, doch die niedrige Bewertung muss das im Zweifelsfall kompensieren.
    Ich kann ein Management nicht besonders gut bewerten und daher versuche ich es auch erstmal nicht. Die Bewertung ist niedrig genug um das zu kompensieren. Da im Halbjahr ein Gewinn verbucht wurde, kann ich hier die Management-Schwäche ganz platt erstmal offensichtlich nicht sehen.
    Im Gegensatz dazu kann man dies bei Praktiker schon sehr deutlich erkennen (nein, ich will kein Salz in die Wunde streuen).

    3.) Gib nie mehr für einen Erwerb aus, als absolut nötig
    16.) Geschäft ist Geschäft (... bis sich ein besseres anbietet)
    218.) Kauf nie ohne zu wissen, was Du kaufst

    Einmal editiert, zuletzt von Zek ()

  • Zitat

    Original von Winter
    Wenn Renault und Peugeot nicht billig sind, dann gibt es kennzahlenmäßig gesehen keine billigen Aktien. Beide sind so profitabel wie zu früheren Rekordzeiten, sind dabei kaum mehr verschuldet als früher, und kosten die Hälfte von damals.


    Daneben frage ich mich, wie jemand, der noch nichtmal grundlegend Bilanzkennzahlen wiedergeben kann, die Managementfähigkeiten beurteilen können will. Die langfristigen Finanzverbindlichkeiten sind bereits durch Cash gedeckt! Inklusive der kurzfristigen ergibt sich noch eine geringe Nettofinanzverschuldung.


    Es gibt halt nicht nur Winters Zahlen :)


    Die Enterprise-Multiplen dürften recht hoch sein, da auf 11 Milliarden Börsenwert ja noch -37 Milliarden Net-Cash kommen. Und dagegen sieht doch der FCF relativ bescheiden aus. (Zumindest wenn man den MSN-Daten glauben kann :D )

  • Ich sehe keine -37 Mrd. Euro Net-Cash.
    Im Halbjahresbericht auf Seite 23: http://www.renault.com/en/List…1%20Earnings%20report.pdf
    Da ist die Autobank noch mitkonsolidiert, und logischerweise tauchen dann sowohl deren Verbindlichkeiten (sales financing debts) von 21 Mrd. ¤ als auch deren Forderungen auf (sales financing receivables) von 20,3 Mrd. ¤.
    Ersters zählst du offenbar, letzteres nicht. In diesem Sinne hat jede Bank oder Versicherung einen irrsinnig hohen EV.
    Abgesehen davon verbleiben 6,8 Mrd. ¤ langfr. Finanzschulden und 2,6 Mrd. ¤ kurzfr. Dem gegenüber stehen aber 8,5 Mrd. ¤ Cash. Das Autogeschäft wird auf S. 3 mit einer Netto-Verschuldung von 1,2 Mrd. ¤ ausgewiesen.
    Nach wie vor übersteigt alleine der Wert der Nissanbeteiligung mit 12,9 Mrd. ¤ den Börsenwert von 10,8 Mrd. ¤. Auch ohne Intangibles und Minderheiten bleibt noch ein Eigenkapital von rund 19 Mrd. ¤.


    Daß der FCF (mit nur der Nissan-Dividende) bei Renault nicht gut aussah, ist leider richtig. Das störte mich auch immer.


    Aber gut, wer die Autos von Renault nicht mag, der wird immer irgendetwas suchen, was gegen die Aktie spricht.

    „Wir haben die gesamte Führung fast aller Berliner Sicherheitsbehörden ausgetauscht und dort ziemlich gute Leute reingebracht." – Benedikt Lux, Grüne Berlin

  • nicht ich zähle...


    sondern Enterprise-Value ist nunmal MarketCap + Schulden - Cash = 11 Milliarden + 48 Milliarden - 8,5 Milliarden = 50,5 Milliarden


    Ohne Renault und die Autobank nährer zu kennen...


    Aber die Autobank hat ja auch Anteil am FCF, EBIT, EBITDA ...


    Und du beziehst ja bei den Verhältnissen den EV dann zu diesen Größen.


    Ums mal in Relation zu setzen:


    MSFT und CSCO haben derzeit einen EV/FCF von rund 8, da sie eben eine NetCash-Position haben.


    Würde Renault auch auf dem Niveau gehandelt werden, dann müssten die einen FCF von 6,3 Milliarden haben!


    Deswegen finde ich den Begriff Value-Investment auch fragwürdig, da mir alleine schon mind. 4 Variationen einfallen:


    - Substanz orientiert (Buchwert)


    - Ertragswert orientiert (FCF, Buffett, DCF,...)


    - Gewinn(-wachstum) orientiert (KGV, PEG, ...)


    - Enterprise-Value orientiert (Cash, Schulden, ...)


    In dein Modell geht wohl eher Nr. 1 und Nr.3 ein...


    Bei dem Managerment-Kritiker hier vllt Nr. 2 und Nr. 4

  • Das ist ja drollig. Du addierst einfach sämtliches Fremdkapital in der Bilanz, nämlich die 37,8 Mrd. kurz- und die 9,9 Mrd. langfristige Verbindlichkeiten. Das ist definitiv nicht die Art, wie man nach gängiger Definition den Enterprise Value berechnet.


    In dem Fall solltest du mal diese Kennzahlen nach deiner Privatdefinition bei den anderen Autobauern berechnen, sonst haben sie gar keinen Wert (das haben sie auch so nicht). Damit spiele ich den Ball an dich zurück...


    Was die Autobank angeht, so könnte man sie, so wie es glaube ich auch GM gemacht hat, ausgliedern und verkaufen. Dieses Segment würde sicher zu einem positiven Wert verkauft werden können, notfalls für einen Euro. Wenn du auf S. 28 weiterblätterst, dann findest du die nach Segmenten aufgegliederte Bilanz und GuV. Die Zahlen für das Automotive-Segment unterscheiden sich geringfügig von den o.g. auf Konzernebene, z.B. ist der Cash zu einem kleinen Teil der Bank zugeordnet, womit sich die Differenzen zu den ausgewiesenen Nettofinanzschulden des Autosegments von 1,2 Mrd. ¤ erklären. Die Autobank trägt auch eher wenig zum Gewinn bei, nur 217 Mio. Euro.


    Der richtige EV des Autosegments wäre somit 10,8 + 1,2 = 12 Mrd. Euro, und das ergibt durchweg spottbillige Kennzahlen.

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  • Zitat

    Enterprise Value (EV) Der Enterprise Value (EV) berechnet sich aus der Marktkapitalisierung (Aktienkurs * Anzahl Aktien) plus Verbindlichkeiten abzüglich Kassenbestand. Der Cash wird abgezogen und Verbindlichkeiten werden addiert, da ein Käufer dieses Unternehmens sofort über die Barmittel verfügt, gleichzeitig aber auch die Schulden übernehmen muss.


    Deine Renault ist vllt ein Sonderfall...


    Allerdings stehe ich mit meiner Berechnung des EV nicht alleine da...


    Defacto würdest Du bei einem KOMPLETTEN Kauf von Renault diese Autobank erstmal bekommen, und somit auch für diese Schulden gerade stehen. Ob du einen Käufer findest und ob alles so werthaltig ist bei den Forderungen kannst du ja nicht ahnen...


    Ich habe auch nicht behauptet, dass ich den EV als alleinige Größe interessant finde. Aber er zeigt einem eben auch mal die andere Seite einer Medaille. Viele hochverschuldete Unternehmen wie Telekom, Versorger oder Vivendi usw. sehen, dann eben nicht mehr so günstig aus, wie man nach reiner KGV-, KCF-, KFCF-Betrachtung vermjuten würde.

  • Der Freecashflow fast aller Automobilunternehmen war in den vergangen 10 Jahren im Schnitt negativ, was durch Überkapazitäten zustande kommt. Das Renault eine grotten schlechte Bilanz hat habe ich übrigens nirgendwo geschrieben. Eine gute Bilanz hätte zum Beispiel Audi. Ich habe nur geschrieben, dass sie nich so günstig sind für einen Investor, weil ich nicht die Nissanbeteiligung und den Cash nehmen kann und dann sagen kann boah ich habe mehr Wert als das EK...Da gehört eben das ganze Unternehmen zu. Sie sind auch nicht teuer, aber sie sind mit Sicherheit nicht das Jahrhundertschnäpchen.


    Lieber Winter, Deine Kritik, wenn sie überhaupt auf mich bezogen war, empfinde ich als arm, weil Du micht nicht kennst, noch ich etwas zu der Bilanz von Renault geschrieben habe. Wie willst Du denn überhaupt wissen, ob ich eine Bilanz lesen kann.
    Es ist übrigens mein Beruf, ich denke ich kann es ganz gut. Das was bei Renault aus meiner Sicht einfach das Problem ist, dass ein Verkauf bzw. Kauf eines Investors fast unmöglich ist, wegen der Staatsbeteiligung. Also muss ich Anhand FCF bewerten und zwar mit Enterprise Value. Weil man schlicht und ergreifend nicht verwerten wird. Und EV ist höher als nur die Marketcap zu nehmen. Hier ist übrigens entscheidend ob der Vorstand in Zukunft gute Arbeit leisten wird, damit ein hoher Freecashflow zu tragen kommt. Vergleichen wir einfach mal die Umsatzrendite von Renault mit der von Audi: Umsatzrendite 2,802% ist die von Renault, von Audi: Umsatzrendite 9,430%. Darin zeigt sich, dass Audi scheinbar in der Lage ist deutlich höhere Margen durchzusetzen. Bei Volkswagen liegt die übrigens bei 5,6%. Vielleicht ist es sinnvoller sie mit Renault zu vergleichen weil Audi sicherlich ein anderes Segment darstellt. Dennoch sind die Margen von VW doppelt so hoch. Umsatzrendite ist übrigens aus nem Bloomberg kann also auch falsch sein, ich habe sie nicht selbst nachgerechnet und ist auf das betriebliche Ergebnis bezogen. Und selbstverständlich ist die Berechnung von Benny falsch und Deine richtig. Aber nichts desto trotz, ich sehe hier einfach im Moment noch nicht den Faktor, der die Kurse explodieren lassen soll. Auch die Nissanbeteiligung ist zwar dar aber defakto unveräußerbar wg. dem Kooperationsvertrag. Was den Verkauf der Autobank angeht, kann ich nicht beurteilen ob sie einen positiven Wert hat. Du? Ich denke, man wird dafür nur schwer einen Käufer finden. Renault könnte jetzt sehr interessant werden, wenn ein gutes Management hier in der Lage wäre langfristig die Margen zu verbessern und den Freecashflow zu erhöhen. Das ist aber in der Branche sehr sehr schwierig, da man sehr kapitalintensiv arbeitet. Renault ist sicherlich nicht teuer, aber durch die Staatsbeteiligung wird ein Verkauf im Ganzen nicht möglich sein. Also sollte man auf Basis zukünftiger Freecashflows bewerten. Hierfür benötigt man einen guten Vorstand. Der ist zur Zeit bei Renault nicht vorhanden.
    http://www.reuters.c...E73S0HJ20110429
    http://www.handelsbl...bt/4116956.html
    http://article.wn.co...ly_fired_execs/


    Einige Beispiele aus der letzten Zeit. Zweitens müsste sich bei Renault dann etwas an den Margen ändern. Woher sollte das auf Dauer in einer sehr schwierigen umkämpften Branche kommen? Die Branche ist drittens sehr kapitalintensiv was nicht gerade für einen hohen zukünftigen Freecashflow spricht. Daher tue ich mich schwer mit einem Kauf. Und ich wollte hier lediglich darauf hinweisen, dass man eben nicht sagen kann "Wow das Unternehmen kostet an der Börse 10 Milliarden und hat 11 Milliarden Aktienbeteiligungen an Nissan." Erstens müsste man dann erstmal Nissan bewerten, was sind die denn eigentlich wert? Zweitens müsste man dann verkaufen können und drittens bezahlt man die Marketcap für das EK, dazu kommen die Schulden, die muss man nämlich auch bezahlen. Im Gegenzug kann man die liquiden Mittel von den Schulden abziehen. Dann ist man aber schon bei einer ganz anderen Rechnung als oben...

    Value Investor - Anlagehorizont teilweise über 10 Jahre. Bitte nehmt meine Beiträge nicht als Investmentgrundlage. Teilweise habe ich Aktien über die ich spreche im Depot, also hinterfragt meine Äusserungen bitte immer kritisch bevor Ihr anlegt.

  • Die Betrachtung der EV-Multiples ist prinzipiell natürlich berechtigt, ist ja auch die (eine) Methode der Profis, aber hier weniger üblich, nur MMI erwähnt sie öfters. Joel Greenblatt setzt stark auf sie.
    Bringt doch zum EV/EBIT und EV/EBITDA einfach mal einen konkreten Vergleich!


    Bei Renault besteht der Sonderfall nicht nur in der konsolidierten Bank, sondern vor allem in der Nissan-Beteiligung. In der Substanzwertbetrachtung ergibt sich durch den Kursverfall von Renault und den Anstieg von Nissan mittlerweile sogar, daß die Nissanbeteiligung minus die Nettofinanzschulden des Autosegments alleine bereits mehr wert ist als Renault an der Börse kostet. Wohlgemerkt nicht bloß auf Basis reiner Phantasie-Buchwerte, sondern auf Basis des Börsenkurses. Das eigene operative Geschäft gibt es kostenlos dazu. Wenn das kein Punkt in einer Substanzwertbetrachtung ist, weiß ich nicht, was einer sein soll. Dann sollte man lieber ehrlich sein und sagen, daß man entgegen der Statistik das KBV ignoriert. Von bilanzierten Gebäuden und Maschinen kann ich mir nämlich ebenso wenig kaufen, sofern sie nicht veräußert werden. Das ist doch ein schlechtes Argument. Daß zum Beispiel Microsoft viel Cash hat, garantiert mir ja auch nicht, daß sie es komplett ausschütten, sondern sie übernehmen vielleicht viel zu teuere junge Techunternehmen (nicht bloß vielleicht). Diese Gefahr besteht bei Renault zumindest nicht. Alleine der (Brutto-)Cashbestand macht aber schon über 80% des Börsenwertes aus!
    Es stimmt aber, daß bei solchen Konstellationen (abgesehen von einer Marktwertänderung der Beteiligung) die Upside oft gering ist, weil eine Höherbewertung des eigenen Geschäfts nur einen stark unterproportionalen Effekt auf den Wert hätte, wie etwa auch bei EVN. Bei Renault müßte man das einfach mal durchrechnen, wie es sich dort zusammensetzt, wieviel das eigene Geschäft wert wäre.


    Value Style: Wenn Du eine Bilanz prinzipiell lesen kannst, dann solltest Du das auch tun! Wenn jemand nämlich lediglich darüber schreibt, daß das Unternehmen nicht mehr billig sei wegen "hoher Schulden", dabei aber den Punkt überhaupt nicht sieht, siehe oben, gleichzeitig aber glaubt, das Management qualitativ beurteilen zu können, dann macht mich das skeptisch. Falls es anders gemeint war, siehe unten.


    Bei der Ertragswertmethode spielt es keine Rolle, was Nissan wirklich wert ist: man nimmt einfach deren konsolidierten Gewinn. Und damit ergibt sich ein KGV von 5, selbst mit dem margenschwachen Renaultgeschäft. Wohlgemerkt nicht nur heuer, sondern auch wenn man die Gewinne der Vergangenheit zugrundelegt. Das KGV2013 auf Basis von 20 Analystenschätzungen liegt übrigens bei 3,23. Das schreit einen regelrecht an.


    Warum sollte der Kauf/Verkauf wegen der Staatsbeteiligung nicht möglich sein? Das ist absoluter Nonsens, absolut kein Grund, weder für den Kurs der Akie, noch für den Einstieg eines Investors, zero. Dann müßte es bei der Telekom oder Volkswagen genauso sein, ist es aber nicht.
    Man kann fast immer Gründe finden, warum eine Aktie billig ist. Dabei gibt es gute und schlechte, wirkliche und Pseudo-Gründe. Das genannte ist genauso wie etwa eine geringe Börsenliquidität kein echtes Argument, jedenfalls eines, das für mich völlig egal ist. Das mag höchstens mal ein Grund sein, warum anderen Investoren ein Schnäppchen entgeht.


    Mit dem FCF hast Du aber die schwache Stelle aufgegriffen. In der Vergangenheit war es so. Wenn das der Grund für die Beurteilung des Management ist, ist das was anderes. Also kennzahlenmäßig im Sinne z.B. der "Management efficiency" etc. Ich verstand halt eine qualitative Beurteilung darunter. Daß die Autoindustrie Überkapazitäten hatte und hat, ok, aber das muß nicht in alle Ewigkeit so andauern. Gerade das macht die Branche eigentlich längerfristig gesehen eher interessant, denn so könnte es sich erklären, warum Gewinn und Cashflow in Zukunft besser aussehen werden, wenn die Branche lernt und die Überkapazitäten abbaut. Daß in kapitalintensiven Branchen keine hohen FCF möglich seien, lasse ich nicht gelten: Das ist fast in jeder Branche möglich, nur nicht zu jeder Zeit. Merke: Boombranchen meiden, wo alle die Kapazitäten ausweiten.
    Was die Umsatzrendite angeht, so bist Du meines Erachtens (wie die allermeisten Investoren, inkl. zum Beispiel Max Otte, der aber auch Renault empfiehlt) falsch gewickelt. Das genaue Gegenteil ist richtig. Die Marge hat für sich alleine entgegen der weitverbreiteten Meinung nachgewiesenermaßen keine Aussagekraft. Wenn Renault aber billig ist trotz derzeit niedriger Margen im Vergleich zu ähnlichen Autobauern wie VW, dann bedeutet das nur, daß noch ein Potential zur Verbesserung besteht. Diese Verbesserung ist aber nicht notwendig, um eine Kurssteigerung zu rechtfertigen. Falls das aber doch mal passiert, kann die Aktie sich vervielfachen. Ich sehe aber auch keinen Katalysator, der gerade jetzt etwas daran ändern sollte, dazu bin ich auch nicht tief genug drin (aber mir reicht auch das Potential dazu; wenn ich die Zeit und die Fähigkeit hätte, das einzuschätzen, wäre das m.E. extrem wertvoll). Immer daran denken: Dafür ist das KUV niedrig, was für sich alleine die wichtigste Kennzahl ist. Man kann nicht alles haben.


    Was die Autobank angeht: Renault wird sie vermutlich nicht verkaufen wollen, weil sie die Kontrolle darüber behalten wollen. Für einen Euro würde ich einen Anteil an der AG aber übernehmen, sofern ich keine Bürgschaften leisten muß. ;)


    Deine Links funktionieren übrigens nicht, Value Style.

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    Einmal editiert, zuletzt von Winter ()

  • Die Analysten von Goldman Sachs sind nicht ganz bei Trost:
    http://www.finanznachrichten.d…-auf-51-euro-sell-322.htm


    Kursziel angehoben auf 51 Euro, Empfehlung auf "sell" belassen, das sind über 41% über dem aktuellen Kurs von 36 Euro. So langsam wundert mich da nix mehr...

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  • Zum Lachen mal die Historie des Goldman Heinis. Was "sell/attractive" bedeutet weiss ich nicht, vielleicht meint er sich damit selbst ?



    <Analyst STEFAN BURGSTALLER Firm Goldman Sachs
    Company Renault SA Last Price 35.89 EUR
    Recommendation Date Target Price Period Close Price
    sell/attractive 08/01/11 51.00 12 37.08
    sell/attractive 07/14/11 47.00 12 37.09
    sell/attractive 04/13/11 45.00 12 37.87
    sell/attractive 02/16/11 51.00 12 45.82
    sell/attractive 01/27/11 50.00 12 49.42
    neutral/attractive 10/29/10 59.00 12 39.92
    neutral/attractive 08/06/10 48.00 12 33.72
    buy/attractive 05/20/10 50.00 12 28.53
    buy/attractive 02/12/10 64.00 12 29.56
    buy/attractive 01/21/10 57.00 12 36.10
    buy/attractive 11/27/09 46.00 12 32.17
    neutral/attractive 08/05/09 34.00 12 32.95
    sell/attractive 05/20/09 24.00 12 25.84
    sell/attractive 04/07/09 17.00 12 20.70
    neutral/attractive 03/23/09 15.00 12 15.56
    Sell/Neutral 01/12/09 14.00 12 20.44
    neutral/neutral 12/17/08 18.00 12 17.34
    neutral/neutral 11/11/08 21.00 12 20.60

  • ich glaube mit "attractive" ist der ganze sektor gemeint. analysten geben bei goldman immer sowohl eine sektoreinschätzung als auch einzelwerteinschätzungen. wenn der sektor "attractive" ist, heißt das, die fondsmananger sollen auto-aktien gegenüber ihrer benchmark (z.b. DAX, EuroStoxx etc) übergewichten. Ein "sell" für die Einzelaktie heißt dann, sie sollen diesen Wert innerhalb des Autosektors gegenüber der Benchmark untergewichten.


    So ergeben auch die "Kursziele" einen Sinn, auch wenn das natürlich etwas pervers klingt. Die 51 Euro kommen wohl alleine durch die Attraktivität des Sektors zustande (Renault wird mit anderen Autoaktien mitgezogen), innerhalb des Sektors sieht der Analyst aber wohl bei den meisten anderen Aktien noch mehr Kurspotential.

  • Ich teile eure Meinung, dass Renault eigentlich klar unterbewertet ist, habe mich aber trotzdem noch nicht dazu durchringen können, mir welche ins Depot zu legen. Ist es nicht einfach der völlig falsche Zeitpunkt, sich IRGENDEINE Autoaktie anzuschaffen? Wie geht ihr denn mit dem Widerspruch zwischen Einzelaktie und gesamter Branche um?

  • Positiv fiel Renault in den letzten Jahren durch immer besser werdenden Urteile in der Pannenstatistik auf. Von dieser Seite dürfte zumindest wenig Gegenwind kommen.


    Das höchste Riskio (aber auch die entsprechend große Chance) sehe ich derzeit in dem Punkt, dass sich Renault sehr stark auf die Elektroautos spezialisiert.


    Auf der Pressekonferenz für die Halbjahreszahlen wurde zumindest auch ein bisschen was über die Elektroautos, die nächstes Jahr auf den Markt kommen sollte erwähnt. Angeblich muss die Resonanz aus den Testfahrten sehr ordentlich sein.


    Für eine Familie die sich 2 Autos wünscht um den Tagsablauf gut zu meistern - in Stadtnähe fände ich solche Elektroautos durchaus reizvoll. Für 7000 Euro ein Twizy (siehe Bild unten) und ca. 100 km Reichweite.... Ladezeit knapp 4 Stunden, bei 220 V. Höchstgeschwindigkeit ca. 80 km/h.


    Dazu kommt aber wohl noch eine Monatsmiete für die Batterie von knapp 45 Euro...."Das Akku-Abonnement läuft jeweils 36 Monate, danach kann man es wie bei einem Handy-Vertrag verlängern", erklärt Renault-Manager Christophe Ambroggi. Die Franzosen machen außerdem eine klare Ansage, die man bei vielen anderen Herstellern noch vergeblich sucht: "Wir versprechen, dass die Batterie immer funktioniert" Quelle


    Hoffnungsträger Nummer 1. Soll allerdings wohl der Renault Zoé sein, der auch eine neue Schnelladetechnik enthalten soll.


    http://www.cleanenergy-exhibition.de/index.php?P=11&NID=20


    Gespannt bin ich auf alle Fälle, ob das Thema mit der neuen Ladetechnik keine Ente war. Von Seiten Renault hab ich dazu noch keine Stellungnahme gelesen/gehört (allerdings auch nicht lange danach gesucht).


    Twizy


    Zoé

  • Zitat

    Positiv fiel Renault in den letzten Jahren durch immer besser werdenden Urteile in der Pannenstatistik auf. Von dieser Seite dürfte zumindest wenig Gegenwind kommen.


    Mein Stand ist diesbezüglich schon über zwei Jahre als (Umweltprämie von Februar 2009), aber damals waren sowohl Renault als auch Peugeot auf den hintersten Plätzen der Autohersteller, mit Noten 4,0 oder so, in den diversen Pannen- und sonstigen Statistiken. Ich hatte trotzdem antizyklischen Mut und mir einen Peugeot gekauft (der eigentlich ein halber Toyota ist und mit Motor von Daihatsu).


    Ich dachte mir ursprünglich: Wenn der Ölpreis steigt und Mobilität immer teurer wird, würden immer mehr Leute am Auto sparen und sich günstigere und verbrauchsärmere Wagen anschaffen, und davon sollten Massenhersteller wie Renault profitieren (ich kenne aber den durchschnittlichen Flottenverbrauch nicht; die Tochter Dacia ist zwar vom Anschaffungspreis günstig, der Verbrauch ist aber unter aller Sau). Wie ist das eigentlich in China, was importieren die, oder in den Schwellenländern allgemein? Ich meine damit nicht bloß Peking mit vielleicht nicht repräsentativer Sozialstruktur, dort werden glaube ich sowieso keine Pkw mit Verbrennungsmotor mehr zugelassen, sondern im ganzen Land. Mehr die günstige Marken, weil die am ehesten erschwinglich sind, oder eher aus dem Premiumsegment, weil sie günstige Marken selbst haben und nur die teuren Marken dafür lohnen?


    wisi : Es ist schizophren: Ich würde keine Autoaktie neu kaufen wollen, aber die beiden Franzosen sind ein Beispiel, wo ich nicht verkaufen kann. Wenn es ganz hart kommt, können sie sich sicher wieder halbieren oder gar auf das Tief von 2009 fallen, aber längerfristig fände ich die alten Hochs angemessen, und das war bei Renault bei 120 Euro, heute schon 35 Euro.

    „Wir haben die gesamte Führung fast aller Berliner Sicherheitsbehörden ausgetauscht und dort ziemlich gute Leute reingebracht." – Benedikt Lux, Grüne Berlin