Market-Timing

  • ... Mischformen zwischen beiden Varianten sind natürlich ebenfalls möglich, und mir am symphatischsten.
    So fahre ich bei höherer Marktbewertung meine Aktienquote runter. Entsprechende Varianten wurden ja hier im Forum schon vorgestellt.


    Ich rechne nur mit der Dividende zum Leben, Kursgewinne sind dann Bonus ;-)


    Wenn ich in meine Historie schaue, dann gibt es in Crash-Jahren noch immer eine gute Dividende, erst in den Folgejahren fällt diese mit dem Gewinn wegen Wirtschaftsabschwung.
    In guten Jahren ist die Dividende meist ein Bruchteil des Bewertungsanstiegs der Aktien.


    Somit müsste man später in guten Jahren schon mal ein wenig verkaufen, um die mageren Jahre zu finanzieren.


    Man muß auch damit rechnen das man später nicht mehr in der Lage ist, ständig aktiv zu sein!


    Eine Korrektur von -20% würde ich locker aussitzen, aber eine große über -50% würde ich gerne mal auslassen - aber genau das ist die schwierige Kunst!


    Bei -20% kann es sein das ich gute Werte verkaufe und nach Steuern nicht mal mehr die selbe Anzahl von Aktien bekomme!

    »In meinem Alter begreife ich, dass Zeit mein kostbarster Besitz ist.«
    »Freiheit bedeutet, dass man nicht unbedingt alles so machen muss wie andere Menschen.«
    »Eine Aktie zu verkaufen die fällt, ist in etwa so, als ob man ein Haus für 100.000 Dollar kauft und es verkauft, sobald jemand 80.000 Dollar dafür bietet.«
    Buffett

  • man kann market timing auch ganz einfach mit gleitenden durchschnitten handhaben:


    http://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=2126478


    Ohne das Paper jetzt studiert zu haben, dürfte Market-Timing mit gleitenden Durchschnitten recht träge sein. Insbesondere, wenn man als Langfrist-Investor die 200-Tage-Linie als Trigger nimmt. Man ist als Verkäufer dann "spät" dran, muss u.U. in weiter fallende, volatile Märkte "reinverkaufen" und hat hinterher das Gefühl nicht den Markt getimt zu haben. ;-)
    Oftmals dreht der Markt an solchen Widerstandslinien auch noch.

    "I am not buying anything right now. I am mainly looking out the window." (Jim Rogers, Feb. 2012)

  • Ich habe die Studie auch nicht komplett gelesen und ich muss gestehen ich halte recht wenig von solchen Trendfolgesystemen zum Market-timing. Das Problem ist, dass man den Markt wirklich jeden Tag verfolgen muesste um so ein System konsequent umzusetzen. Denn wenn das Signal kommt muss man schnell reagieren koennen. Erfahrungsgemaess bin ich aber grade im Urlaub wenn es drauf ankommt. ;)

    They did not know it was impossible, so they did it! --Mark Twain

  • "Das Problem ist, dass man den Markt wirklich jeden Tag verfolgen muesste um so ein System konsequent umzusetzen."


    Mußt du eben nicht. In der Studie wurden 6-12 Monate GD's getestet über verschiedene Assetklassen. Es wird einmal (!) im Monat umgeschichtet, falls nötig.

  • Hussman ist der Meinung, dass seit 17. Juli die Marktbreite des S&P500 in einem selten fragilen Zustand ist:
    http://www.hussmanfunds.com/wmc/wmc150727.htm


    Dana Lyons hat ein ebenso seltenes Signal mit anderen Indikatoren für den 30. Juli ermittelt:
    http://jlfmi.tumblr.com/post/1…he-summation-of-all-fears


    Beide Signalkombinationen haben präzise die historischen Indexrekorde 1973, 2000 und 2007 markiert, bevor der Markt dann endgültig abgeschmiert ist.

  • dann halte ich, just for fun, einfach mal das dagegen:


    thema: aktuelle marktanalyse


    "Summary: There are several breadth and sentiment indicators that suggest the indices have reached, or are at near, a one month low. But more importantly, for the first time in awhile it is possible to see an endgame to the sideways trading range that has persisted in 2015. A break lower soon, should it occur, would likely lead to a washout low. This is the set up for US equities as seasonally weak August begins"


    http://feedproxy.google.com/~r…edburner&utm_medium=email

  • Hussman ist der Meinung, dass seit 17. Juli die Marktbreite des S&P500 in einem selten fragilen Zustand ist:
    http://www.hussmanfunds.com/wmc/wmc150727.htm


    Dana Lyons hat ein ebenso seltenes Signal mit anderen Indikatoren für den 30. Juli ermittelt:
    http://jlfmi.tumblr.com/post/1…he-summation-of-all-fears


    Beide Signalkombinationen haben präzise die historischen Indexrekorde 1973, 2000 und 2007 markiert, bevor der Markt dann endgültig abgeschmiert ist.


    Interessant. Wie gut ist dieser Indikator (Marktbreite)? Wie häufig hat er in der Vergangenheit richtige Ausstiegssignale gegeben vs. Fehlsignale (Warnung aber keine Kursrückgang)?

    beati pauperes spiritu


    "we shall fight on the landing grounds, we shall fight in the fields and in the streets, we shall fight in the hills; we shall never surrender.“ W.C.


    “Facts do not cease to exist because they are ignored.” – Aldous Huxley



  • Interessant. Wie gut ist dieser Indikator (Marktbreite)? Wie häufig hat er in der Vergangenheit richtige Ausstiegssignale gegeben vs. Fehlsignale (Warnung aber keine Kursrückgang)?


    Steht jeweils im Text. In der jeweiligen Kombination keine Fehlsignale:


    Bei Hussman:


    Zitat

    The remaining signals (record high on a weekly closing basis, fewer than 27% bears, Shiller P/E greater than 18, fewer than 60% of S&P 500 stocks above their 200-day average), are shown below. What’s interesting about these warnings is how closely they identified the precise market peak of each cycle. Internal divergences have to be fairly extensive for the S&P 500 to register a fresh overvalued, overbullish new high with more than 40% of its component stocks already falling – it’s evidently a rare indication of a last hurrah. The 1972 warning occurred on November 17, 1972, only 7 weeks and less than 4% from the final high before the market lost half its value. The 2000 warning occurred the week of March 24, 2000, marking the exact weekly high of that bull run. The 2007 instance spanned two consecutive weekly closing highs: October 5 and October 12. The final daily high of the S&P 500 was October 9 - right in between. The most recent warning was the week ended July 17, 2015.


    Bei Lyons:


    Zitat

    The 59 occurrences all took place in 4 distinct periods, though most of them happened within 2 clusters:
    August 1972 (13)
    November 1999-March 2000 (44)
    September 2007 (1)
    July 2015 (1)

  • Hussman ist der Meinung, dass seit 17. Juli die Marktbreite des S&P500 in einem selten fragilen Zustand ist:
    http://www.hussmanfunds.com/wmc/wmc150727.htm


    Dana Lyons hat ein ebenso seltenes Signal mit anderen Indikatoren für den 30. Juli ermittelt:
    http://jlfmi.tumblr.com/post/1…he-summation-of-all-fears


    Beide Signalkombinationen haben präzise die historischen Indexrekorde 1973, 2000 und 2007 markiert, bevor der Markt dann endgültig abgeschmiert ist.


    Ich würde aber zu bedenken geben, dass ein Signal, das "selten" auftritt, selten aussagekräftig ist, sondern viel häufiger das Ergebnis eine Suche nach genau der Kombination von Parametern, die bei einem gegebenen Set von Ergebnis zufällig gleich waren. Bei der schier unendlichen Zahl möglicher Kombinationen von Parametern wird man immer fündig, wenn man nur lange genug sucht. Kabbala funktioniert auch so.

    Vor die Wahl zwischen zwei möglichen Alternativen gestellt, wähle die Dritte!

  • ja, die anzahl der ereignisse ist immer ein problem. also ich kann mich am besten mit dem satz anfreunden:


    "So has this indicator been reliable, terrible, or something in between? It probably will depend on who you ask. Skeptics would say that on average, you had to wait more than a year after the divergence first appeared before the market peaked. Believers would say that although stocks climbed 14% on average, stocks eventually did fall much further."


    http://theirrelevantinvestor.t…dth-and-major-market-tops

  • Der Verdacht des data-mining liegt natürlich immer nahe. Das Interessante bei der Kombination von Hussman ist aber, dass sie 1:1 sein Credo nachbildet. Und sein Credo lautet:


    Wenn ein Syndrom aus overbullish, overbought und overvalued gepaart wird mit schwachen "market-internals", dann kannst du auf einen Crash warten.


    Im konkreten Fall:
    - overbullish = Bären < 27%
    - overbought = Index-Rekordstand im Abstand einer Woche
    - overvalued = Shiller-PE > 18
    - schwache "market-internals" = >40% der S&P500-Aktien unter dem 200-Tage-Durchschnitt


    Du kannst natürlich hier jeden Einzelwert als data-mining betrachten; z.B. warum Bullen <27% und nicht <29%. Andererseits ist die Merkmals-Kombination für Hussman's Verhältnisse extrem simpel und klobig, und trotzdem bringt sie relevante Ergebnisse. Das ist weit eher der deduktive Beweis einer bestehenden These als die induktive Ableitung einer These aus geplünderten Daten.


    Dass die Fallzahl hier so gering ist, mindert die (statistische) Signifikanz, erhöht aber die Relevanz der Ereignisse. Wenn du die Bedingungen etwas lockerst, erhältst du mehr Ereignisse und eine klare statistische Signifikanz (siehe die oberen Grafiken in Hussman`s Artikel oder die Fallzahlen bei Lyons), aber die Einzelereignisse sind nicht mehr so prägnant/relevant. Ich finde, er hat die Methode toll auf die Spitze getrieben, um die Gültigkeit seiner Hypothese zu demonstrieren.

  • Eine alte Regel lautet: Wenn ich viele Faktoren brauche um aus historischen Daten ein Modell zu basteln, dann ist es meistens nicht besonders stabil.


    Hussman selber schreibt zwar immer schöne Kommentare, vernichtet nach wie vor im großen Stil Kapital seiner Anleger. Sein Growth Fund ist YTD mit -6% in den Miesen. Das sollte man auch berücksichtigen. Theorie und Praxis sind eben oft nicht so einfach miteinander zu vereinen.


    mmi

  • Es gibt immer noch zwei starke Argumente gegen den Absturz: TINA und cheap money.
    Nullzinsen produzieren halt Blasen. Große Blasen.
    Dass ich keinen historisches Vergleichsbeispiel von Nullzinsen in diesem Umfang erinnere, das uns als Warnung dienen könnte, steigert das Übertreibungsrisiko m.E. noch weiter - das Lernen durch Schmerzen steht hier erst an.


    Wohl ist mir dabei auch nicht, aber ich sehe die Tendenz des Aufblasens noch nicht beendet.


    EDIT, @ witchdream: Ich habe in meinem Musterdepot auch vor kurzem "resigniert": Einerseits bin ich mit meiner Alternative Öl relativ auf die Nase gefallen, andererseits bin ich (zögerlich) wieder stärker in normale Aktien eingestiegen. Zu Preisen, die ich vor zwei oder drei Jahren ignoriert hätte.
    Dank der Ölprobleme hätte deine Ausstiegsstrategie auch eine vergleichbare Performance geliefert: 4% seit Jahresbegonn, etwa ausgeglichen in den letzten 12 Monaten - Nullsummenspiel.

    Einmal editiert, zuletzt von Al Sting ()

  • Mir ist nicht klar, wieso der Hussman in den Miesen ist. Wer nicht investiert ist, der hält einfach cash. Als US-Investor in USD sollte man mit cash zumindest eine Null-Rendite haben, vielleicht minus Verwaltungsgebühr.


    Insofern spricht das negative Resultat von Hussman gar nicht gegen sein Markt-Timing, sondern gegen das Verfahren, mit dem er es umsetzt.


    Ich gehe mit witchdram, dass man derzeit am Aktienmarkt nichts verpasst. Normal wäre ein S&P 500 bei ca. 950 und ein DAX bei ca. 7000. Da drängen sich Aktien nicht wirklich auf. Wieso soll ich mir ein 50%-Verlust-Risiko ans Bein binden, wenn ich derzeit bei historisch niedrigster Inflation auch cash halten kann?


    Die hekle Frage ist die Methode, mit der Du den Wiedereinstieg bestimmst.


    Gruß,


    Balkenchart

  • Ein Beitrag von Meb Faber, der den Tiefschürfern unter uns vermutlich an die Nieren gehen wird, aber was soll´s:


    http://mebfaber.com/2013/09/18…mple-trend-and-valuation/


    Der Beitrag ist so kurz wie genial: Er erklärt in ein paar Sätzen, warum Balkenchart, Joe, ich und viele andere an dem Versuch gescheitert sind, ein erfolgreiches market timing-Modell auf Basis einer absoluten Value-Kennzahl zu finden, z.B. Kaufen bei Shiller-PE<18, und Verkaufen bei Shiller-PE>18 (oder Experimente mit sonstigen Kennzahlen und Werten). Der Kniff besteht darin, zusätzlich zur absoluten Bewertung des Marktes den Markt-Trend einzubeziehen, also sozusagen die Relative Stärke des Marktes. Da funzt dann plötzlich ein simples Modell mit zwei einfachen Komponenten wie: Bewertung über/unter Shiller-PE 18 sowie Trend über/unter 200-Tage-Linie.


    Der Vater von Fabers Gedanken ist offenbar Hussman, und das Konzept ist so simpel und eingängig, dass man es fast nicht fassen kann, warum so etwas überhaupt der Erwähnung wert sein soll. Ich sag ja: Die Provokation schlechthin für Tiefen-Analytiker.


    PS: Den verlinkten Hussman-Artikel kann man sich in diesem Fall sparen. Die message von Meb Faber ist genial kurz und prägnant.


    PPS: Dem aufmerksamen Leser wird nicht entgehen, dass der Meb-Faber-Artikel aus dem Jahr 2013 stammt und der Markt damals teuer/aufwärts war. Heute ist der US-Markt teuer/abwärts, weshalb Meb Faber den alten Artikel in seinem Blog hochgehievt hat.

    "Spending money to make you happy is hard if you’re already happy." Quelle

    Einmal editiert, zuletzt von witchdream ()

  • Nur eine Beobachtung: Hussman hat es 2015 geschafft, in seinem Hauptfonds -8,4% zu verlieren obwohl der markt mehr oder weniger flat war in den USA.


    Vielleicht landet er ja mal dieses Jahr den großen Treffer, aber das hilft seinen langfristigen Anlegern wohl nicht wirklich.

  • Nur eine Beobachtung: Hussman hat es 2015 geschafft, in seinem Hauptfonds -8,4% zu verlieren obwohl der markt mehr oder weniger flat war in den USA.


    Vielleicht landet er ja mal dieses Jahr den großen Treffer, aber das hilft seinen langfristigen Anlegern wohl nicht wirklich.


    Nuja, der heutige DAX-Tagesverlust von -4,3% zeigt auf der anderen Seite, wie schnell eine Über- oder Unter-Rendite verpuffen kann.