Russische Aktien - die neuen Griechen?

  • Hallo, der Economist-Artikel passt wahrscheinlich zur Diskussion:


    If Russia breaks upThe peril beyond Putin
    "The world rightly worries about the prospect of a Greater Russia. But a Lesser Russia could be just as troubling"
    Die Grafik auf der letzten Seite zeigt eine Übersicht über mögliche "Bruchstellen"...



    http://worldif.economist.com/a…up-the-peril-beyond-putin


    http://worldif.economist.com/a…up-the-peril-beyond-putin

  • Dazu dürfte auch beigetragen haben, dass die russische Regierung ihre Stützungsaktionen von Währung und Wirtschaft massiv zurückgefahren hat, um die eigenen Staatsreserven zu schonen.


    Die russische Zentralbank hat den Rubel nur ganz zu Anfang etwas gestützt. Sie kaufen nach wie vor einen guten Teil des in Russland geförderten Goldes und anscheinend am Markt noch etwas dazu. Den Rückgang der USD-Reserven würde ich nicht überbewerten, das wird der neue globale Trend (Japan, China, Saudi-Arabien haben auch damit angefangen). Russland hat übrigens einen Teil der verkauften USD in den vergangenen Monaten wieder zurückgekauft. Und solange ihre Gold-Position wächst, haben sie erstmal kein wirkliches Problem mit der Währung, sondern ganz offensichtlich noch Spielraum.


    Zitat

    Gibt es empirische Erfahrungen, ab welchem Level einer schrumpfenden Wirtschaft die Unzufriedenheit so weit wächst, dass Regierungen in demokratischen Gesellschaften gehäuft abgewählt werden, und ab wann es gehäuft zu Umstürzen in nichtdemokratischen Gesellschaften kommt?


    Das Experiment läuft ja gerade in Griechenland. Die Syriza ist vielleicht scharf links, aber immer noch demokratisch. Demnach ist noch Spiel nach unten.


    Meiner Ansicht nach gibt es eine Tendenz in der anti-Russischen Propaganda, die nahelegt, dort könne es leicht zu einem Regimewechsel kommen. Bisher sind durch die Sanktionen allerdings Putins Sympathiewerte nach oben geschossen. Es gab auch im März vor Ostern Gerüchte, die auch vom auswärtigen Amt getreut wurden, Putin sei verschwunden und es könne in Moskau einen Putsch gegeben haben, etc. Nach 2 Wochen stand der Putin dann lächelnd vor der Kamera und sagte, er habe sich ein paar Tage Urlaub gegönnt. Vielleicht hatte er auch eine Darmgrippe, wer weiß...


    Zitat

    Idee dahinter: In vielen Bereichen ist Russland auf Exporte angewiesen.


    Gerade haben Gazprom und Wintershall vereinbart, die Ostsee-Pipeline um zwei weitere Stränge auszubauen. Da geht ein dicker Pluspunkt an unsere Angie, dass sie sich nicht völlig vor den Karren der Amerikaner spannen lässt und trotzdem weitsichtige Politik macht.


    Zitat

    Daher meine Überlegung: Wie tief kann Russland noch wirtschaftlich fallen, bis Putin einen Boden einziehen und die Reserven ausschütten muss, um das Volk zufrieden zu halten?


    Ich glaube nicht, dass das ansteht. Während der letzten Phase, in der der Ölpreis etwas höher war, also ca. April bis Juni, hat die russische Zentralbank sogar am Markt USD zurückgekauft, um wieder mehr Spielraum zu haben, sagen sie.


    Balkenchart

  • Einige südamerikanische Länder hatten in den letzten Jahren einen noch deutlicheren wirtschaftlichen Niedergang zu verzeichnen als RU. Trotzdem werden die herrschenden Regierungen immer wieder gewählt.


    "It's the economy, stupid" gilt eben auch nicht immer. In der westlichen Welt habe wir ja kaum noch Werte, die wir nicht schon verkauft hätten. In Südamerika gilt eben auch, dass weite Teile der Bevölkerung mit den plutokratischen Demokratiesimulationen unter amerikanischen Einfluss auch nicht wirklich gut gefahren sind, und dahin auch nicht zurück wollen.


    In Russland schätze ich die Situation so ein, das nicht Putin erfolgreich die Schuld anderen zuweist, sondern die Bevölkerung eher meint, das wenn das der Preis ist, dass Russland seine internationalen Interessen wieder gegen die Amis durchsetzt, dann ist man eben bereit diesen zu bezahlen. Zumal man in Russland dem Staat ohnehin mit einem gewissen Fatalismus begegnet und sein Heil im kleinen privaten sucht.


    In allen Fällen spielt auch eine gute Portion Nationalstolz eine Rolle.

    „Das große Karthago führte drei Kriege. Nach dem ersten war es noch mächtig. Nach dem zweiten war es noch bewohnbar. Nach dem dritten war es nicht mehr aufzufinden.“

  • Es ist hier schön ruhig geworden.

    beati pauperes spiritu


    "we shall fight on the landing grounds, we shall fight in the fields and in the streets, we shall fight in the hills; we shall never surrender.“ W.C.


    “Facts do not cease to exist because they are ignored.” – Aldous Huxley



  • Der Rubel scheint sich jedenfalls gegen den Euro zu stabilisieren.


    und beim RTX (in USD) könnte man evtl. eine Bodenbildung hineinfantasieren (obwohl meine charttechnischen Fähigkeiten begrenzt sind, wie ich immer wieder unter Beweis stelle ;) ) :


    Hast Du begonnen, in russische Aktien zu investieren?

    "The only function of economic forecasting is to make astrology look respectable." - John Kenneth Galbraith

  • Der Rubel scheint sich jedenfalls gegen den Euro zu stabilisieren.


    und beim RTX (in USD) könnte man evtl. eine Bodenbildung hineinfantasieren (obwohl meine charttechnischen Fähigkeiten begrenzt sind, wie ich immer wieder unter Beweis stelle ;) ) :


    Hast Du begonnen, in russische Aktien zu investieren?


    Ja. Vorher nur eine kleine Position in Gazprom gehabt (nicht so gut gelaufen, ergo ziemlich Verluste), aber inzwischen investiere/spekuliere/spiele? ich auch in anderen russischen Werten

    beati pauperes spiritu


    "we shall fight on the landing grounds, we shall fight in the fields and in the streets, we shall fight in the hills; we shall never surrender.“ W.C.


    “Facts do not cease to exist because they are ignored.” – Aldous Huxley



  • Ich bin nach wie vor bei Magnit, wo ich nur noch sehr leicht im Plus liege. Preisfrage zu Magnit: Was ist schneller, Umsatz- und
    Gewinnwachstum in Rubel oder Abwertung des Rubels gegenüber westlichen Währungen?


    Und Global Ports Investments scheint einen näheren Blick wert zu sein: http://otcadventures.com/?p=1700
    Eine Diskussion zu Global Ports Investment würde mich freuen.

    Einmal editiert, zuletzt von Al Sting ()

  • Ganz gute Doku auf 3Sat, in der Mediathek bis 24.11.:


    http://www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=55076


    Zitat

    Raubritter - Business auf Russisch
    Die russische Wirtschaft kriselt. Dafür sind nicht nur der dramatische Verfall des Rubels und die jüngsten politischen Ereignisse verantwortlich. Fehlende Rechtssicherheit und Korruption sorgen seit Jahren dafür, dass Russland für Investoren ein gefährliches Pflaster ist.


    Nichts wirklich Neues aber zumindest für mich nochmal die Erinnerung daran, die Finger davon zu lassen....

  • Irgendwo gab es mal eine Onlineweisheit zum Thema, in Russland zu investieren wäre wie ein Lotterieticket zu kaufen, und wenn man gewinnt, wird womöglich das Ticket eingezogen.

    „Das große Karthago führte drei Kriege. Nach dem ersten war es noch mächtig. Nach dem zweiten war es noch bewohnbar. Nach dem dritten war es nicht mehr aufzufinden.“

  • Oder wie Browder mal sagte: es gibt zwei Arten von Investoren in Russland: die die Geld verloren haben und die die Geld verlieren werden :-)

    Value investing is at its core the marriage of a contrarian streak and a calculator - Seth Klarman

  • Danke für den link MMI.


    in dem Video sind ja auch alles "arme Opfer" !
    Der Handy-Ladenbesitzer sieht nicht unbedingt aus wie ein unschuldiges Lämmchen.
    Genauso die Frau des Baulöwen (ehemaliger Bürgermeister von Moskau). Sie haben 2000 angefangen und sind in 15 Jahren zu Milliadären aufgestiegen. und alles natürlich nur durch harte und erhlich Arbeit.
    Nur die anderen sind Betrüger. Jetzt wo es Konkurrenten gibt, die genauso agieren, stellen sie sich als Opfer dar.


    Ich denke in anderen Ländern, (Türkei, Italien, Südamerika, Asien) usw ist es nicht anders. Ich denke überall wo es um große Beträge geht, kämpfen Haifische !!


    Ich würde sogar soweit gehen und behaupten auch in den entwickelten Ländern ist es nicht unbedingt anders.
    In Deutschland, USA, UK, rennen nicht unbedingt Schlägertrupps durch die Gegend sondern diese Truppen nennen sich "Anwälte".
    Bestochen wird hier auch niemand , nur es werden Beratungsverträge vergeben ( siehe aktuell DFB).
    Einige Schweizer Banker trauen sich auch nicht unbedingt eine Reise in die USA zu unternehmen. Dort warten nämlich die "Trupps" auf sie.


    Wieviel Korruption, Betrug usw, es auch hier in Deutschland gibt, macht uns der Flughafen Berlin, Fa Hess usw. klar.


    Ich denke man muss nur eines berücksichtigen. Wieviel Rendite bekomme ich für meine Risiko-Bereitschaft.


    In Länder wie Russland wird man entweder extrem reich oder extrem arm. Daher sollte man das ganze wie einen gehebelten Optionsschien betrachten.


    EDIT: ausserdem denke ich, in den USA am Anfang des Kapitalismus nicht anders war. Russland könnte man eventell mit der Zeit USA 1930 vergleichen.


    EDIT:
    Auf die Frage an den Handyladen Besitzer, der auf der Flucht in London im Luxus lebt: (ab min 48:15)
    "Warum ist Putin furchterregend?" Typ: " Er ist schlau und hat ein gutes Gedächtnis. Putin hat einen analytischen Verstand. Er ist diszipliniert....).
    D.h. doch früher konnte man besser Betrügen, die Vorherigen waren dumm und habens nicht gecheckt. Ich höre eine Art Respket und Bewunderung heraus.

  • Oder wie Browder mal sagte: es gibt zwei Arten von Investoren in Russland: die die Geld verloren haben und die die Geld verlieren werden :-)


    Ich meine, Browder hätte sein Kapital verfielfacht und hätte auf politischem Druck seinen Fonds auflösen müssen, bevor es wieder abwärts ging. Er müsste also zu den Gewinnern gehören.
    Aber keine Frage, Russland ist ein Insider-Game. Und der Fall Browder zeigt gut, dass erfolgreiche Outsider verdrängt werden.
    Ich versuche mich auch nur bei Magnit, weil die zumindest teilweise aus dem Raster fallen:
    - Retailer ist für den Staat strategisch weniger interessant als Rohstoffe. Wenn es bei der Lebensmittelversorgung zu Problemen kommt, wird aber schnell die Bevölkerung ärgerlich. Daher hoffe ich, dass das staatliche Interesse an einer guten und effizienten Versorgung überwiegt.
    - Der Chef ist einer der ganz wenigen Oligarchen, die nicht in Moskau wohnen (sondern in Krasnojarsk) und den Erfolg nicht über politische Nähe zu Putin erworben hat - als Armenier ist er eh etwas außen vor. Der Aufbau von Magnit ist ein Wachstumserfolg, wie er global eher selten zu finden ist, mir fällt spontan nur WalMart in den Wachstumszeiten ein.
    - Der Chef hält sich komplett aus Politik heraus, sein Privathobby ist der Fußballverein von Krasnojarsk.
    - Das (profitable) Flächenwachstum hält mit der Rubelabwertung grob mit, und die Rubelabwertung dürfte m.E. nicht ewig weitergehen.

  • - Der Chef ist einer der ganz wenigen Oligarchen, die nicht in Moskau wohnen (sondern in Krasnojarsk) und den Erfolg nicht über politische Nähe zu Putin erworben hat - als Armenier ist er eh etwas außen vor.


    Bist du sicher dass er in Krasnojarsk wohnt?


    Krasnojarsk ist mitten in Sibirien...


    Magnit wurde in Krasnodar gegründet. Der Gründer ist auch (wie viele Oligarchen) im Fussballgeschäft aktiv und besitzt/fördert/oder ähliches den lokalen Fussballclub, FC Krasnodar.


    Krasnodar ist in Südrussland, "nahe" am schwarzen Meer und dem Kaukasus.
    (https://en.wikipedia.org/wiki/Krasnodar)



    http://www.entfernungsrechner.…/city/542420/city/1502026
    Mailand oder Madrid, hauptsache Italien ,eh? ;)

    beati pauperes spiritu


    "we shall fight on the landing grounds, we shall fight in the fields and in the streets, we shall fight in the hills; we shall never surrender.“ W.C.


    “Facts do not cease to exist because they are ignored.” – Aldous Huxley



  • Der Sistema Oligarch war auch erstmal "ausserhalb" des Systems. Dann ist aber eine seiner Tochterunternehmen (Bashneft) ins Visir eines Putin Getreuen gekommen (Rosneft). Erst Hausarrest und dann Enteignung.


    Am Kurs der Aktie lässt sich der Zeitablauf ganz gut nachvollziehen....



    Edit: Man könnte auch sagen dass ich "Vollständig geheilt" bin,,,,

    Einmal editiert, zuletzt von memyselfandi007 ()

  • Hallo zusammen, bin neu hier.


    Es ist jetzt etwas länger als zwei Jahre her,
    hier ein kurzer Überblick der Entwicklung meiner russischen Aktien (im Zeitraum 6.6.2014 [Datum meines ersten Posts hier] to date):


    * FSK YeES PAO ("Federal Grid Company") +174% (Rubel) +71% (EUR) + Dividenden (sehr üppig für 2015)
    * Mosenergo +104.7% (RUB) +28.5% (EUR) (+Dividenden)
    * Rosseti ("russian grids") +65% (Rubel) +4% (EUR) +Dividenden
    * Surgutneftegas Pref +18% (Rubel) -25% (EUR) [hier kamen aber 3x hohe Dividenden, 2.36 RUB für 2013, 8.21 RUB für 2014 und 6.92 RUB für 2015, insgesamt etwa 64% des Aktienkurses am 6.6.2014]
    * Gazprom Neft +18.2% (Rubel) -25.7% [+ 3x Dividende 9.38 RUB, 6.47 RUB, 6.47 RUB]
    * Gazprom -5.3% (Rubel) -40% (EUR) [+ 3x Dividende 7.2 RUB, 7.2 RUB, 7.89 RUB]
    * OGK-2 +44.5% (RUB) -9.3% (EUR) (+Dividenden)
    * RusHydro +1.72% (RUB) -36% (EUR) (+Dividenden)


    Die Rubel-Entwicklung (-60%) im Zeitraum hatte natürlich eine deutliche Auswirkung auf die Performance in EUR. Wenn man ein halbes Jahr später als Ausgangszeitraum nimmt (Jahreswechsel 2015) sähe es schon deutlich anders aus (EUR/RUB plusminus Null).

  • Mit der Wahl in den USA und den Wahlen in Bulgarien

    Zitat

    Russia Looks to Have Gained Two Eastern European Allies


    Pro-Russian presidential candidates appear to have won in Moldova and Bulgaria


    http://www.wsj.com/articles/ru…uropean-allies-1479074666


    Wie wahrscheinlich ist eine Aufhebung der Russlandsanktionen (sagen wir mal 2 Jahresfrist)?
    70%? 80%? Abweichende Meinungen?

    beati pauperes spiritu


    "we shall fight on the landing grounds, we shall fight in the fields and in the streets, we shall fight in the hills; we shall never surrender.“ W.C.


    “Facts do not cease to exist because they are ignored.” – Aldous Huxley



  • Wie wahrscheinlich ist eine Aufhebung der Russlandsanktionen (sagen wir mal 2 Jahresfrist)?
    70%? 80%? Abweichende Meinungen?


    Das hängt sicher auch vom Kurs von Trump ab.


    Von Helmut Schmidt ist noch der Satz übermittelt: "Ich weiß nicht, ob es in 100 Jahren noch die NATO geben wird. Aber ich weiß, dass in 100 Jahren Russland noch unser Nachbar sein wird."


    Insofern: Man kann nicht ständig im Sanktionsmodus mit seinen Nachbarn leben. Man muss einen Modus Vivendi miteinander finden, auch wenn man sich gegenseitig nicht mag.

    „Das große Karthago führte drei Kriege. Nach dem ersten war es noch mächtig. Nach dem zweiten war es noch bewohnbar. Nach dem dritten war es nicht mehr aufzufinden.“