Ölaktien

  • Wenn man sich die letzten Quartalsbilanzen von Shell anschaut, muss man sagen, die verdienen sich aktuell dumm und dämlich. Einen Großteil der Profite stecken sie in den Schuldenabbau, den Rest in die (noch bescheidene) Dividende, Aktienrückkäufe und überschaubare Investitionen (u.a Erneuerbare). Wenn die hohen Ölpreise noch ein paar Quartale anhalten, sind sie regelrecht "gezwungen", die Dividenden drastisch anzuheben, da ihnen die Liquidität ansonsten zu den Ohren herauskommt - die Schulden sind bei dem aktuellen Tempo nämlich bald abbezahlt.

    Vor diesem Hintergrund sind die Aktien - trotz der jüngsten Anstiege - spottbillig. Ähnliches gilt für BP und Total.

  • Anteile an Shell und Total besitze ich bereits 😉 Hinzu kommen CNOOC (dank an witchdream), Intel Pet Corp, Technip Energies, Petroleo Bras, Santos und Parex Resources.

    "When the going gets weird, the weird turn pro"

    Hunter S. Thompson

  • Der einzige Haken, den man nicht vergessen darf, ist, die Weisheit, dass bei Rohstoffen "das beste Mittel gegen hohe Preise hohe Preise sind".


    Wenn Öl also demnächst zweihundert USD kostet, was nicht unwahrscheinlich ist, sorgt die unausweichliche Rezession dann dafür, dass der Verbrauch gewaltig einbricht und der Preis dann steil fällt ... möglicherweise auf zwanzig ... siehe 2008.


    Dann haut es natürlich alles mögliche Andere auch zusammen.


    Vielleicht sorgen aber die Sanktionen, so sie funzen, auch für ein neues Spiel. Die Sanktionierer zahlen alle 200, der Rest der Welt nur 120 - an Russland ...

    Auch unsere Gedanken sind wircksame Factoren des Universums. Novalis


    Everything will be allright!

  • Wenn Öl also demnächst zweihundert USD kostet,

    Kann mir überhaupt mal jemand die Bezinpreise erklären? Brent kostet irgendwo zwischen 110 und 120 USD. Das hatten wir auch schon in 2007 oder 2011 bis 2013 und damals kostete ein Liter Benzin €1,60. Jetzt mit 30c Steuersenkung immer noch €2?

    „Das große Karthago führte drei Kriege. Nach dem ersten war es noch mächtig. Nach dem zweiten war es noch bewohnbar. Nach dem dritten war es nicht mehr aufzufinden.“

  • EUR/USD 2007: 1,35

    EUR/USD 2011-2013: 1,20-1,45

    Mineralölsteuer für Benzin seit 2003: 0,6545 EUR/l

    Mineralölsteuer für Diesel seit 2003: 0,4704 EUR/l

    Umsatzsteuer seit 2007: 19% (außer von Juli-Dezember 2020)

    "The only function of economic forecasting is to make astrology look respectable." - John Kenneth Galbraith

  • Landos Sorge aus #23 habe ich auch, und zusammen mit den Dividendenrenditen, die ich wahrgenommen hatte - nämlich zuletzt gezahlte oder laut comdirect geschätzte (Vorsicht, die comdirect aktualisiert die geschätzten Kennzahlen oft nicht mit dem Kurs) - schien mir das nicht attraktiv genug, angesichts einer nicht nur hochzyklischen Industrie, sondern einer im zumindest langfristigen terminal decline (ohne entsprechende Investitionen alleine wegen rückläufiger Fördermenge, wobei dann natürlich auch wiederum die Ausschüttungsquote steigen könnte). Bei den Telekoms bekommt man teils mehr und hat wenigstens ein konjunkurstabiles Geschäft, wenn auch kein wachsendes.

    BP schüttete bis vor Corona jahrelang 40-41 Pence pro Aktie aus, zuletzt fast halbiert auf 22 Pence, und das ist auch die Schätzung, die dann pro Jahr um einen Pence steigt. Kurs: 431 Pence.

    Oder Shell: Jahrelang 47 Pence pro Quartal, 1,88 GBP im Jahr, zuletzt wieder erhöht auf 25 Pence/Q, also annualisiert 1 GBP. Das ist auch die Schätzung, 1-1,17 GBP. Kurs 23,61 GBP.

    So sehen die NTM-Bewertungen bei den europäischen Namen BP, Shell und Total aus: KGVe ~5, FCF-Rendite 16-20%, aber nur 5% Dividende.

    Petrobras Vz: KGVe 2,15, FCF-Rendite 42%, 37% Dividende.

    CNOOC / PetroChina / China Petroleum & Chemical: KGVe 4 / 5,5 / 5,5, FCF/Kurs 13% / 11% / 18% und Dividende 9% / 8% / 12%, wobei erstere wohl Nettocash haben.

    CNOOC (Kürzel 00883) wäre für mich am ehesten die Alternative zu Petrobras, um die nicht zu hoch zu gewichten. Am 9. oder 13. Juni (seufz) ist record date für eine "special dividend" von 1,18 HKD, Kurs 12,04 HKD. Regelmäßig gibt es zwei Dividendentermine pro Jahr, im Juni und September, wobei die Dividende in der Vergangenheit mau war, das Maximum waren mal 0,73 HKD 2019 entsprechend 6,0%.

    Jedoch zum Vergleich, wenn schon China: Die D-Aktie des Wachstumswertes Haier hat ein KGV 5,5, cashbereinigt eher 3, und eine erwartete Dividendenrendite von 7,2%.


    Heute kam auch die fehlende Abrechnung zur Petrobras-ADR-Dividende. Die Quellensteuer wurde voll verrechnet, genau wie laut John Silver auch bei den Originalaktien. Die DKB weist auch die fremden Spesen aus, als Summe in Euro.


    PS. Zum Spritpreis, in den letzten zehn oder mehr Jahren sind sicherlich auch die Kosten für Raffination und Distribution gestiegen.

    „Wir haben die gesamte Führung fast aller Berliner Sicherheitsbehörden ausgetauscht und dort ziemlich gute Leute reingebracht." – Benedikt Lux, Grüne Berlin

  • Kann mir überhaupt mal jemand die Bezinpreise erklären? Brent kostet irgendwo zwischen 110 und 120 USD. Das hatten wir auch schon in 2007 oder 2011 bis 2013 und damals kostete ein Liter Benzin €1,60. Jetzt mit 30c Steuersenkung immer noch €2?

    fehlende Raffineriekapazität, schau dir den WTI 3-2-1 Crackspread an, 60$/bbl ist ATH.

  • Exxon (Mobile) war übrigens jahrzehntelang unter den Top 10 der teuersten Firmen der Welt, steht aktuell knapp über dem Niveau von 2007 und unter dem von 2014. In Q4/2010 (Wikipedia-Liste) war Petrobras mal auf Nummer 4 und auf Nummer 1 in dem Jahr war PetroChina (ISIN CNE1000003W8), deren Aktienkurs aktuell weit unter langjährigem Niveau ist. Es gibt einige chinesische Ölaktien, deren transkribierter Name ähnlich klingt und die auch teils aneinander beteiligt zu sein scheinen. Aktuell hat Saudi Aramco wieder Apple als teuerstes Unternehmen der Welt überholt. Sowas ist ja auch immer symptomatisch.

    Ah, Raffinierien wäre auch noch was.


    Ich kenne die finnische Neste (ISIN FI0009013296), scheint jedoch teuer anhand von KGVe und Dividende, Kurs langfristig auch gut gelaufen ganz unabhängig von den anderen Ölaktien. Die Margen im Raffineriegeschäft dürften auf Rekordhoch sein. Und auf die dann ein KGV=KGVe 24 und 2% Dividende bei einem langfristig ebenfalls sterbenden Geschäft? Als Autofahrer ärgert man sich, warum der Steuerrabatt nicht voll ankommt. Kein Wunder.


    Solche Überlegungen wie die o.g. in Brasilien gibt es bei uns genauso: https://www.spiegel.de/politik…f0-4776-a5aa-a6f6efca41eb

    "Es kann nicht sein, daß sich [...] die Mineralölkonzerne in der Krise die Taschen noch voller machen. [...] Steuer auf Kriegs- und Krisengewinne [...]" (Lars Klingbeil). Wer definiert Übergewinne? Schwer vorstellbar, wie sowas nicht verfassungswidrig sein soll. Auch bemerkenswert: "Großbritannien kündigte vergangene Woche daher eine zusätzliche Gewinnsteuer von 25 Prozent auf die Profite von Öl- und Erdgasproduzenten an. Italien hatte im März eine Sondersteuer für Energiekonzerne eingeführt."

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  • Ich habe Motor Oil Hellas im Depot, laufen auch ganz gut, und nach wie vor günstig. KGV 7, Divi 6%.


    Orlen (Polen) scheint mir auch günstig.
    KGV 6, Divi 5%.

    Weiß aber nicht ob die nicht ein Thema mit Wegfall russischem Öl haben?

    Allgemein ist Polen ja eh billig nach wir vor, daher wären die vll nochmal nen Blick wert wer Interesse hat.


    Ansonsten, ja, ist ein Punkt, wirklich antizyklisch ist Öl nicht mehr.

    Andererseits: Dank ESG vielleicht doch noch? Gibt etliche große Player die in die Sektor nicht rein dürfen.

    Und wenn es ein Superzyklus wird (was ich glaube), dann verdienen die alle genug bevor sie langsam untergehen.
    Hauptrisiko ist (mal wieder) der Staat und seine unendliche Weisheit.
    Wo waren eigentlich die Ausgleiche für Shell&co als die nix verdienten wegen niedriger Ölpreise?!


    Ach so, KOC hat auch Raffinieriegeschäft.

    Schlägt leider bislang nicht positiv auf den Kurs durch.

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  • Hab den Ölaktienanteil nochmal etwas erhöht, Neuzugang Occidental Petroleum. Vorerst halbe Position.


    Ich rechne in 2022 konservativ mit KGV 5-6.

    Die China-Werte sind da zwar deutlich attraktiver - aber die sind halt auch....China.


    An Oxy gefällt mir dass Buffet da drinne ist und kürzlich noch mal aufgestockt hat.

    Dann ist es USA, die Wkeit irgendwelcher Sondersteuern ist dort vielleicht etwas kleiner als bei den Europäern.

    Sie sind auch wenig gehedged, dh. der Ölpreis schlägt voll durch, was unter meiner Annahme, für Jahre hoher Ölpreis, durchaus passt. In einem Szenario mit rückläufigem Ölpreis wären sie allerdings entsprechend anfälliger.


    Dividende ist 2022 noch recht mau, Fokus scheint auf Schuldenabbau.

    Dieser schreitet allerdings enorm schnell voran, ab nächstem Jahr dürfte locker 8% oder so Divi drin sein.


    Chart sieht super aus.


    Nettes Schmankerl ist dass sie wohl ziemlich ernsthaft in CCS einsteigen wollen:

    https://www.reuters.com/busine…ture-projects-2022-03-23/

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  • Nochmal Thema "Übergewinnsteuer".


    Das Thema köchelt ja zunehmend in Tagesschau & Co auf.

    Habe daher Befürchtungen dass da wirklich was im Busch ist.


    Wie würde denn sowas laufen?


    Seid ihr auch der Meinung dass derlei in den USA weniger wahrscheinlich ist?

    Und wenn es auf einen Multi geht, sagen wir Shell. Wer würde denn da besteuern? Der Staat mit dem Firmensitz? Der wo der Umsatz entsteht? Der Umsatz wird ja eigentlich schon besteuert? Geht das Rechtlich? Würde die Besteuerung nicht wiederum zu steigenden Preisen führen?!


    Also abgesehen davon dass das echt sinnloser Sozialismusquark ist, genau wie die Debatte um Biontech damals. Frage ich mich halt ob das realistisch ist dass derlei kommt in Europa (dann sollte man ggf in US Multis umschichten) oder ob das nur leeres Gelabber ist.

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  • Die Idee kommt ja aus den USA, wo die Demokraten befürchten, die Wahl zu verlieren und sich an solchen populistischen (Wahlkampf)Mätzchen versuchen und wurde den Grünen vmtl. von ihren FührungsVerbindungsoffizieren eingegeben. Stichwort dort: windfall profits.

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  • "Übergewichtssteuer" wäre eine Art Freud'scher Verleser, würde aber auch zu den Grünen passen.

    Das UK und Italien haben das offenbar bereits beschlossen, und seitens der EU wird signalisiert, daß es gebilligt wird. Ob HelloFresh, Biontech und Rheinmetall dann auch sonderbesteuert werden? Die machen ja auch Krisengewinne.


    Motor Oil Hellas ist ja eine reine Raffinerie? Hättest Du die mal früher erwähnt, ich dachte, das sei ein Ölförderer, von 13€ im März auf über 18€, allerdings immer noch unter dem Vor-Corona-Niveau.


    Die örtlichen Spritpreise lagen am 1.6. maximal 27 Cent unter Vortagesniveau, jeweils das Tagestief genommen (1,83 vs. 2,10€). Seither stets über 1,90€, also <20 Cent statt der 35,2 Cent, die es eigentlich sein müßten. Fast die Hälfte des Tankrabatts streichen also die Anbieter ein... Ist die Nachfrage wegen des Rabatts so gestiegen? Sollte eigentlich wegen des 9-Euro-Tickets eher sinken.

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  • Sollte eigentlich wegen des 9-Euro-Tickets eher sinken.

    Also ich fahr antizyklisch jetzt mehr Auto.

    Ganz nach dem Motto: Da alle im Zug hocken ist die Straße schön frei ;-)


    Zur Übergewichtsteuer:
    Wie wird das in UK und Italien denn gemacht? Wen betrifft es? Wie berechnet es sich?

    Ist es zeitlich begrenzt?

    Müssen die Solarfirmen auch zahlen?

    Können Unternehmen das irgendwie umgehen indem sie den Gewinn bilanziell verstecken und in die Zukunft verlagern?

    Der Markt ist doch bekanntlich ein kreatives Biest...


    Zu guter Letzt: Vielleicht ist das alles schon eingepreist bei Shell & Co. Denn eigentlich müssten deren Kurse viel höher stehen.


    Und was die USA betrifft: Bekommen die Dems das denn durch? oder trommeln die nur und die Reps oder irgendwelche Gerichte können es doch blocken letztlich.


    Holy shit, man spürt bereits förmlich wie der Sozialismus 2.0 anfängt Kräfte zu zehren und Ressourcen zu binden.

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  • Motor Oil Hellas ist ja eine reine Raffinerie?

    ach so, ich dachte das wäre bekannt.


    Anhand von diesem hier kannst grob abschätzen wie die eincashen werden. Die Marge hat sich vedoppelt ggü Q1, und ver-5-fach yoy. Ein Einstieg könnte also immer noch lohnen.

    Oder eben in die von dir ungeliebte KOC, siehe anderer Faden.


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  • Orlen (Polen) ist auch noch erstaunlich günstig. Kurs steht da wo vor einem Jahr auch.


    Habe sie mir noch nicht genau angesehen, vielleicht haben die Probleme wegen Russland?! Jemand ne Idee / die mal angeschaut?!


    Die Frage ist natürlich ob die Crack Margins zwangsläufig so hoch bleiben. Scheint ja verschiedene Sondersituationen zu geben die Raffinieriekapazität aktuell verknappen.




    Ansonsten heute Brent sportlich auf 124 hochmarschiert, die OPEC Erhöhung von letzter Woche damit komplett verpufft.


    150 vielleicht schon im Sommer?!

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