• In der FAZ ist heute ein netter Beitrag über Zucker.


    Zusammengefasst:
    - EU kürzt Zuckersubventionen (die den halben Agrarhaushalt ausmachen)
    - Verwendung von Zucker für die Äthanol-Erzeugung steigt rapide (wird mit Benzin vermischt als Treibstoff verwendet; steigende Öl-/Benzinpreise beschleunigen den Prozess)
    - Zuckerpreis wird wohl mittel- u. langfristig steigen, auch bei entsprechender Ausweitung des Anbaus


    Vergangene Hausse-Perioden bei Zucker zeigten Steigerungen von 8 Cent pro Pound auf 44 Cent (1979/80) bzw. von 4 auf 65 Cent (1974). Aktueller Preis ca.8 Cent.


    Bei ABN Amro gibt es ein Endlos-Zucker-Zertifikat ABN0CE und sogar ein Mini-Short. Das Zertifikat ist seit Auflegung Mitte Februar von ca. 4,60 auf 6,90 EUR gelaufen.


    Herakles, überlegend, doch wieder Zucker in den Kaffee zu tun

  • Hallo Herakles,


    wie schon an anderer Stelle geschrieben ist der Zuckermarkt durch die riesigen Subventionen kein echter Markt und scheidet damit für mich aus.

    They did not know it was impossible, so they did it! --Mark Twain

  • Zucker wird für Antizykliker immer interessanter.


    Zwei Zucker-Zertifikate, die den Zucker Future als Basiswert haben sind:


    GS3MC5
    und
    ABN0CE


    Nachfolgend der Chart des Basiswertes: Zucker-Future (SBK7.CEC) vom 30.04.2007

  • Aus dem Brasil Web Forum:
    Bitterer Zucker aus Brasilien
    5.7.2005


    Markus Schöberl, Zuckerrübenexperte im Rübenbauernbund und zur Zeit in Brasilien unterwegs, hat an NR Hermann Schultes einen Bericht geschickt, der es verdient, öffentlich bekannt zu werden


    Hintergrund :


    Ziel der EU-Agrarreform ist die Reduktion der Zuckerproduktion von derzeit ca 120 % des europäischen Eigenbedarfs auf ca 60 % des Eigenbedarfs und Umstellung der Versorgung auf Importe aus Brasilien, das unter gegebenen Bedingungen eine weitere Verdoppelung der Rohrzuckerproduktion vornehmen wird.


    Eindrücke aus Brasilien


    Mail von: Markus Schöberl
    Gesendet: Samstag, 02. Juli 2005 01:07
    An: Schultes Hermann, Ing.


    Betreff: Eindruecke aus Brasilien


    Hallo Hermann,


    bin gerade mit der FAIRTRADE-Reisegruppe (Journalisten + Fairtrade Mitarbeiter)in Brasilien unterwegs. Am Beginn der Reise waren wir im Grossraum Recife (Pernambuco), eine der grossen Zuckerrohrzonen.


    Es ist wirklich erschütternd, was wir hier zu sehen bekommen haben. In der Region herrscht nur soziales Elend, das durch die Zuckerbarone entstanden ist.


    Wohin du auch schaust, du siehst nur Zuckerrohr. Früher war hier Regenwald, der dann abgebrannt wurde und nun von wenigen Grossgrundbesitzern beherrscht wird.


    Die Landbevölkerung wurde brutal vertrieben oder umgebracht, um die Zuckerrohrzone zu erweitern. Diese Bevölkerung dient heute den Zuckerbaronen zu Hungerlöhnen.


    Die Vertriebenen haben ihr Hab und Gut verloren, die Häuser wurden einfach mit Schubraupen dem Erdboden gleich gemacht.


    Nun leben, besser gesagt vegetieren, diese Leute am Strassenrand (oeffentliches Gut) in so genannten Camps. Das sind primitvste Hütten aus Holzstangen, die mit Plastikplanen bespannt wurden. Sanitäre Anlagen gibt es hier keine. Wasser natürlich auch nicht. Dafür aber Hunger, Unterernährung vor allem der Kinder, Krankheit und Durchfall. Ärztliche Hilfe können sie sich natürlich nicht leisten. Da brauchst wirklich gute Nerven, um das zu verdauen.


    Diese Menschen sind ausschliesslich auf Almosen angewiesen, die sind aber auch sehr spärlich und eher von Hilfeorganisatinen wie z.B. die CPT. Die Regierung gibt den Landlosen gelegentlich Nahrungsmittel, aber das ist so selten und wenig, dass es halt nur zum Sterben zu viel ist.


    Bei der Rohrernte können dann die ausgehungerten Landlosen bei den Zuckerbaronen zu Hungerlöhnen arbeiten, aber natürlich ohne ofizieller Anstellung und Sozialversicherung oder ähnliches. Jetzt ist mir auch klar, dass Zucker aus Brasilien praktisch in der Produktion nichts kostet und deshalb so billig auf den Weltmarkt geschleudert werden kann.


    Wenn wir uns in Europa auch einfach das Land des Nachbarn unter den Nagel reissen können, Arbeiter mit 2-3 Euro abspeisen, auf die Umwelt pfeifen dürfen, dann werden wir auch zu diesen Preisen produzieren können, das ist wirklich keine Kunst!


    Ich wuerde gerne einmal unsere Vertreter der EK (nennen wir sie halt einmal so) Urlaub in diesen Camps vermitteln, damit sie hautnah spüren, was WENIGER ALS NICHTS ist und was sie da mit ihrer Zuckerpolitik unterstützen.


    Denn eines ist klar: Brasilien freut sich schon auf die Dreiecksgeschaefte via LDC s, dass hört man hier überall, wenn man das Thema Zucker anspricht!


    Anstatt den Armen hier zu helfen, wird halt einfach weggeschaut. Auch eine Art von Politik! Die Europäische Kommission nennt das dann Entwicklungshilfe - sehr interessant!


    Wenn ich wieder zurück bin zeige ich dir die Fotos dazu.


    LG
    __________________
    Gruss brasilmen Thomas

    "Outside of a dog, a book is man's best friend. Inside of a dog, it's too dark to read." — Groucho Marx

  • Zitat

    Original von Ptolemaeus
    Markus Schöberl, Zuckerrübenexperte im Rübenbauernbund und zur Zeit in Brasilien unterwegs, hat an NR Hermann Schultes einen Bericht geschickt, der es verdient, öffentlich bekannt zu werden


    Bei solchen Quellen sollte man sich zumindest ein kleines Bisschen die Frage stellen, ob sie unvoreingenommen und objektiv berichten.

  • Zitat

    Bei solchen Quellen sollte man sich zumindest ein kleines Bisschen die Frage stellen, ob sie unvoreingenommen und objektiv berichten.


    Das wird natürlich nicht sonderlich objektiv sein, ist ja auch schon ziemlich alt, kann aber doch als Hinweis darauf gelten, dass die Sozialstandards in Brasilien in den kommenden Jahren eher steigen als sinken werden.


    Also auch steigende Produktionskosten für Zucker und Ethanol, via Lohnkosten bzw. Steuern.


    Fühle mich daher mit Quanto-Zertifikat auf Zucker eindeutig wohler als mit Aktien. Wie etwa z.B. Cosan http://www.cosan.com.br/en/ir/


    (Daß ich mich wohl fühle, heißt aber durchaus nicht, daß ich recht habe! Wäre auch sehr interessiert, ob jemand zu der Frage noch was kompetentes zu sagen hat!)

    "Outside of a dog, a book is man's best friend. Inside of a dog, it's too dark to read." — Groucho Marx

    Einmal editiert, zuletzt von Ptolemaeus ()

  • Zitat aus dem Bericht: Abschied von der Zuckerrübe vom 29.05.2005.


    Die Konkurrenz wird als Sklavenhalter bezeichnet
    Wenn europäische Zuckerlobbyisten allerdings über Brasilien sprechen, dann klingt es so, als ob es sich um ein Land mit einer Handvoll politisch einflußreicher Großgrundbesitzer handelte, die Landarbeiter und ihre Kinder zu Sklavenarbeit auf ihren unermeßlich großen Zuckerrohrplantagen zwingen, für die wiederum ökologisch wertvoller Urwald brandgerodet wurde. "EU-Kommission provoziert Ausweitung der Sklavenarbeit in Südamerika", schreibt der Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau. Der Hintergrund solcher Polemik: Angst. "Mit Brasilien können wir nie mithalten", sagt der Geschäftsführer des Verbandes, Christian Lang.


    An dem einen oder anderen Vorurteil gegen das südamerikanische Land ist etwas dran. Der Vorwurf der Kinderarbeit relativiert sich, bedenkt man, daß hierzulande vor 20 Jahren auch Jugendliche über die Äcker gezogen sind, um Rüben zu hacken.


    http://www.faz.net/s/RubEC1ACF…Tpl~Ecommon~Scontent.html

  • Wenn jemand daran teilhaben will,


    Zitat

    dass die Sozialstandards in Brasilien in den kommenden Jahren eher steigen als sinken werden

    ,


    dann kann er sich auch ohne große Umstände die deutsche Südzucker AG ins Depot legen.


    Südzucker macht Werke in Deutschland dicht.
    http://www.hr-online.de/websit…tandard_document_32531358


    Dafür kauft sich Südzucker in Brasilien ein.
    http://derstandard.at/?url=/?id=2980589


    Bin mal gespannt, was der Rübenbauernbund über die brasilianischen Südzucker-Plantagen schreiben wird.

  • Zucker auf 28 Jahre-Hoch:


    http://www.bloomberg.com/apps/…20601087&sid=aaiyLiFv.LM0



    The sweetener has surged 88 percent this year, reaching a 28-year high, as India, the biggest consumer, had its driest June in 83 years and parts of Brazil, the largest grower, were drenched by rainfall four times more than normal, too wet to harvest. World demand will exceed output by as much as 5 million metric tons in the year ending September 2010, according to the International Sugar Organization.


    Is there a possibility of reaching 40 cents a pound? Certainly, said Coleman, whose fund returned 24 percent in 2008. From this point on, it depends how price affects demand. Sugar reached a peak of 23.33 cents a pound in New York on Aug. 12 and ended at 22.21 cents yesterday.




    MMI

  • Aus Zuckerrohr wird nicht Papier hergestellt, sondern Ethylalkohol - jedenfalls in Brasilien.


    Bei (Agrar-)Rohstoffen lohnt meiner Einschätzung nach die klassische antizyklische Vorgehensweise nach Gallea/Patalon. Ich glaube nicht, daß der Zuckerpreis dauerhaft hoch bleibt. Nur kann man sich nicht sicher sein, ob das Hoch schon erreicht ist. Wie groß der spekulative Anteil am Handel wohl ist (die Nachfrage dürfte kurzfristig nicht ausreichend elastisch sein), und ob nicht sogar Spekulanten momentan auf ein weiteres Steigen setzen? Vielleicht noch etwas warten mit einem Short-ETF, dann kann sich eine um so bessere Gelegenheit ergeben. Der Preis war 1981 schon bei über 40 Cent pro Pfund, und schoss in den nächsten zwei Jahren genauso schnell wieder nach unten auf 5 Cent. Der langfristige Chart sieht auch noch lange nicht extrem genug aus für so eine Spekulation, wenn ich den richtigen betrachte (Kontrakt No. 11 aus mmi007s Beitrag, es gibt auch noch einen ähnlichen Kontrakt No. 14 - das Zertifikat aus dem Ausgangsbeitrag steht seltsamerweise heute gerade halb so hoch wie Anfang 2006):


    „Wir haben die gesamte Führung fast aller Berliner Sicherheitsbehörden ausgetauscht und dort ziemlich gute Leute reingebracht." – Benedikt Lux, Grüne Berlin

  • Um zu schauen wie die Spekulationskräfte sind lohnt sich ein Blick zum Wellenreiter:


    Beim Zucker scheinen die Comercials (die wirklich großen) seit längerem Short zu sein. Eigentlich ein sehr bullisches Zeichen, wenn der Zuckerpreis trotzdem steigt.


    Value investing is at its core the marriage of a contrarian streak and a calculator - Seth Klarman

    Einmal editiert, zuletzt von Matze ()