Market-Timing

  • Unmoeglich? Naja, ganz so sicher bin ich mir nicht.


    Ich versuche mir das vorzustellen: Inflation bei 5%, alle investment grade anleihen bei 0%.

    Und die Ramschanleihen, B, B-, oder gar CCC? --> hier wird der Markt nicht zufrieden sein mit 3% wenn alleine die Inflation schon 5% ausmacht. Eher werden diese Ramschanleihen 8% und mehr geben.

    Und was wird der Markt machen? --> keine Investmentgrade Anleihen mehr kaufen, sondern Ramschanleihen, stark diversifiziert. Aber nur solange diese Ramschanleihen auch entsprechend bei (beispielsweise) 8% (und mehr) notieren.

    Denke ich mir so.


    Das einzige was die EZB tun koennte, waere dann: auch aufkauf des Ramsches, also alles, alles kaufen was da ist. Niemand wird mit 0% zufrieden sein, und auch nicht mit 2% bei Ramsch.

    Die EZB wird der einzige Marktakteur? Moeglich waere es, aber macht die EZB wirklich das auch noch?


    Der Spread zwischen Ramsch und Investmentgrade wuerde so gross werden, dass die EZB den Zins nicht bei 0% belassen kann. Vermute ich zumindest. Und das meine ich mit: die EZB wird nicht gross dagegen halten koennen, es sei denn sie sieht darin kein Problem, der einzige Marktakteur zu werden. Ab dann wuerde ich mit einem unregulierten Schwarzmarkt rechnen, in China soll es so etwas geben.

    “It’s the little things that matter. It’s one thing to tell someone they look like the first day of spring. It’s another thing to tell them they look like the last day of a long, hard winter.” - Zig Ziglar

    Einmal editiert, zuletzt von Joe ()

  • Das System ist am irreperabel am A**** und braucht einen Neustart.

    Solche Aussagen waren vor ein paar Jahren schwer in Mode inkl. düsterem Geunke in diversen Foren/Blogs - Goldfans, Verschwörungstheoretiker, Linke, usw usf... . Nur kann ich mir den sog. "Neustart" damals wie heute schlicht nicht vorstellen. Mir fehlt die Phantasie. Was sollte "Neustart" bedeuten? Auf Nachfrage kam nie eine inhaltliche Antwort.


    woodpecker

    Was verstehst du unter "Neustart"?

  • chfin, das wird nie aus der Mode kommen, solange wir voodoo-finanzwirtschaft haben. Ich bin schon so alt, ich kann mich noch an Zeiten erinnern, da gab's noch keine QE und keine negativ Zinsen.

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  • Vor 10 Jahren war Neustart doch irgendwas mit Gold und für Prepper ein gut gefüllter Vorratskeller. Da war das Fiat-Geld und der Zins noch das Böse

    Jetzt ist Neustart Bitcoin und irgendwas mit Blockchain. Das Problem sind jetzt die fehlenden Zinsen und QE.

  • Neustart ist halt jedes mal was anderes, so wie Du sagst, BigA.

    Der Grund mag sich aendern, aber Neustart bleibt immer ein Scenario wofuer man heute nicht mehr ganz so schraeg angeguckt wird wie frueher?


    Das mit dem sich aendernden Grund erinnert mich an den Spruch dem man jemanden erzaehlen kann der gerade unter Liebeskummer leidet:

    "Keine Sorge, die Liebe bleibt, nur die Objekte aendern sich!".


    (Den Spruch habe ich von meiner Frau gelernt.)

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  • Wenn ich das wieder einmal anmerken darf, daß in diesem einfachen Modell Geldmenge vs. Aktien doch gilt (ohne Aussage darüber, wie relevant das ist):

    Wenn, dann kommt es ohnehin nicht auf die absolute Höhe der (wie auch immer gefassten) Geldmenge an, sondern auf deren Veränderungsrate! Zumindest, wenn man annimmt, daß Geldmenge und Vermögenspreise nicht völlig unabhängig sind voneinander, sondern beide (wenngleich nur lose und nicht-linear) miteinander verbunden sind, d.h. ein Teil der zusätzlichen Geldmenge könnte als zusätzliche Nachfrage nach Aktien in Erscheinung treten und so bewertungstreibend wirken, sozusagen das Gleichgewicht zwischen Geld und Aktien verschieben in Richtung höherer Kurse (natürlich nicht notwendigerweise und abhängig von der Marktpsychologie bzw. der Willigkeit derjenigen, die ihre Anleihen an die EZB verkauft haben).

    Tatsächlich ist die Geldbasis seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie offenbar geradezu explodiert, und zugleich sind die Aktienindizes auf neue Höchststände geklettert, obwohl man kaum annehmen kann, daß die Firmen besser dastehen?

    Dann müßte man noch abschätzen können, wie sich die EZB-Bilanz entwickeln wird. Zwischen 2012 und Ende 2014 sank sie einmal deutlich (und trotzdem stiegen DAX und EuroStoxx).

    „Lasst uns doch die Quadratur des Kreises probieren.“Robert Habeck über sein Politikverständnis

  • Dann müßte man noch abschätzen können, wie sich die EZB-Bilanz entwickeln wird. Zwischen 2012 und Ende 2014 sank sie einmal deutlich (und trotzdem stiegen DAX und EuroStoxx).

    Ich glaube nicht, dass die Zentralbankgeldmenge hier ausschlaggebend ist. Ich würde eher auf die M1 (umfasst Giralgeld bei Nichtbanken) oder MZM (Money of Zero-Maturity) Menge schauen.

    Und irgendwann werden sie feststellen, dass man gendergerechte Sprache nicht essen kann (fefe).

  • Ich glaube dass die QE Aktion der EZB viel Geld in die Tresore der Banken geschaufelt hat. Diese Geld steht und stand nie den Aktien "gegenueber". Die "freie" Geldmenge (das ist in diesem Sinne das Geld auf z.B. Deinem Konto was Du uebrig hast um damit zu spekulieren) hat sich nicht erhoeht.


    Bis vor kurzem. Aber das lag an den Regierungen, die sich nicht an Maastricht 3%-Kriterium gehalten hat, und recht reichlich corona-Geld verteilt hat. Die Neuverschuldung ist gewachsen. Die QE massnahmen erhoehte nie die Verschuldung.

    Ob die Leute das Corona Geld benoetigten, oder zu reichlich corona Geld erhalten hatten.. who knows?

    Dieses neue Geld, die Leute konnten eh nichts konsumieren (Lockdown), und so suchten sie ihr Glueck an der Boerse.

    Diese Leute haben keine Aktien zu verkaufen, aber wollen kaufen. Das treibt vermutlich die Kurse. Oder es ist einfach nur das was es auch im Jahr 2000 war: irrational exhuberance.


    Die EZB hat bis heute keinen Effekt mit ihren QE massnahmen auf Inflation. Allerdings, sie drueckt die Zinsen damit. Und so konnte man sich eine Neuverschuldung von mehr als 3% Maastrichtkriterium leisten.

    Also ein indirekter Zusammenhang besteht mit QE.

    Aber der gleiche Effekt waere auch erzielt worden, indem die EZB einfach den Regierungen Geld leiht zu 0%. Wozu solche Massnahmen wie QE und Banken-Tresore mit Geld fluten?


    Aktien koennen auch von der Inflation erfasst werden. Meistens war es historisch so, dass es zwar Aktienkurse trieb, aber Inflationsbereinigt sind Aktien im Wert gefallen. Denn die Geschaeft laufen nicht so gut wenn die Inflation hoch ist. Was den Wert der Aktien in einer Hyperinflation hoch haelt sind nicht die tollen wirtschaftlichen aussichten, sondern der intrinsische Buchwert.

    Wenn wir keine hyperinflation bekommen (oder zumindest starke galoppierende Inflation) war es historisch eher noch schlechter fuer Aktien, habe ich mal irgendwo gelesen.


    Somit ist der Aktienanstieg (glaube ich) von neu-Aktionaeren verursacht worden.

    Die Neuverschuldung wird dazu fuehren, dass irgendwo "Gewinne" in entsprechender Hoehe entstehen werden. Der Nachteil von hoher Neuverschuldung ist das, was der Bund der Steuerzahler stets zu sagen weiss: "Die Schulden von heute sind die Steuern von morgen!"

    Aber wenn die Neuverschuldung nichts kostet, wegen null oder gar negativzinsen?

    Nun, dann hat man das Perpetuum Mobile erfunden, den Muenchhausen der sich selbst am Schopf aus dem Sumpf zieht.

    Ist doch ganz einfach, nicht wahr? Jede Menge Schulden aufnehmen und Geld verteilen. Kostjagarnix-Geld!


    Achso, ja, die Inflation. Warum sagen die Zentralbanken, sei die nur vorruebergehend? Hab ich vergessen.

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  • mE hängen die Aktienindizes nicht vom Zinsniveau ab, sondern von der Nettokreditvergabe. Und die hängt natürlich irgendwie mit dem Zinsniveau zusammen, aber im Grundsatz ist der Kreditmarkt mengenrationiert, d.h. bei jedem Zinsniveau ist die Mengennachfrage höher als das Angebot. (Meine: Es gibt immer Kreditnachfrage, die von den Banken abgelehnt wird).

    Und irgendwann werden sie feststellen, dass man gendergerechte Sprache nicht essen kann (fefe).

  • Wenn es so klingt als wuerde ich widersprechen was winter geschrieben hat. Nein, im Prinzip stimmt alles was er schreibt. Ich wollte nur sagen, es war nicht die EZB QE massnahme, die die Geldmenge erhoeht, sondern neu-Aktionaer haben neues Geld, das erhoeht die Geldmenge.


    Wenn ich 80% in Aktien habe und 20% Cash und mich damit wohlfuehle, und dann bekomme ich einen zusaetzlichen Haufen Cash hinzu, dann reduziert das meine Aktienquote.

    Beispiel 800K in Aktien, 200K in cash. Ich bekomme 1.000K Cash dazu geschenkt, ploetzlich habe ich 1200K Cash und 800K aktien, was bedeutet: 40% in Aktien, 60% in Cash. Damit fuehle ich mich nicht mehr wohl, und so versuche ich Aktien zu kaufen. Aber im Durchschnitt hat jeder mehr Cash, volkswirtschaftlich gesehen, und so jagen wir uns gegenseitig Aktien ab, und nie wird es gelingen die Geldmenge zu reduzieren: Das Geld schwappt weiterhin im System. Mal bei dem einen Marktteilnehmer, mal bei dem anderen.


    Unabhaengig davon koennte die EZB sich QE sparen.

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  • sondern neu-Aktionaer haben neues Geld, das erhoeht die Geldmenge.

    ??


    und ich dachte immer, da wird getauscht. Schreibst du im weiteren Text ja selbst

    Was die Aktienquote angeht: da wird halt die Bewertung adjustiert und schon hast du die gewünschte Quote wieder hergestellt.

  • Richtig, das ist auch mein mentales Modell. Es gibt eine aggregierte gewünschte Aktienquote x% und eine Geldquote 1-x. Wenn die Geldmenge steigt, dann steigt die Marktkapitalisierung.


    Frage: Welche Geldmenge ist relevant? Auf jeden Fall nicht die Zentralbankgeldmenge. Eher schon M1.


    Dein neuer Aktionär beeinflusst nur die gewünschte Aktienquote, aber vermutlich weniger als das Sentiment am Markt.

    Und irgendwann werden sie feststellen, dass man gendergerechte Sprache nicht essen kann (fefe).

  • chfin : Da wird auch getauscht. Geld fliesst nicht in den Aktienmarkt. Zusaetzliches Geld findet sich auf den Konten der Aktionaere, entstanden durch erhoehte Neuverschuldung.

    Auch dieses Geld kann nicht hineinfliessen ohne gleichzeitig wieder herauszufliessen. Aber mehr Geld (Geldmenge wie Winter korrekt schreibt) steht einer ca. gleichbleibenen Aktienmenge gegenueber.

    Das Gleichgewicht "Geldmenge" vs. "Aktienmenge" hat sich verschoben. Und keiner kann etwas dagegen tun. Man kann seine Aktienquote (bei gleichbleibendem Kurs) nur auf Kosten eines anderen erhoehen. Wenn Du mehr Aktien haben moechtest, dann muss wer anderes seine Aktien hergeben. dieser jemand anderes hat dann weniger Aktien.

    Geld wird dadurch nicht verschwinden, fliesst nicht hinein, sondern bleibt auf Konten der Marktteilnehmer.

    Das Geld verschwindet erst, wenn die Schulden zurueckbezahlt werden. Aber halt, nur theoretisch, denn praktisch werden alte auslaufenden Schuldschein rollierend durch neue Schuldenscheine ersetzt.


    Steigt der Kurs von Aktien, erhoeht das die Aktienquote. Kann jeder selbst in seinem Depot beobachten wenn er nicht gerade wild mit Aktien handelt. Ich hatte eien Aktienquote von 80%, und nur durch kursanstieg der Aktien bin ich dann auf ca. 86% Aktienquote gekommen. (Allerdings, der einfachheit halber rechne ich immer noch mit 80% investiert in Aktien, gerechnet vom Ausgangspunkt, was eigentlich mein Eingangspunkt ist, oder? Komplizierte Sprache...)


    nixda : und ich war mir schon fast sicher niemand wuerde mich verstehen. Danke! Du hast es viel kuerzer als ich formuliert.

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  • Stimmt! Erhebliche Kreditabschreibungen wuerden auch funktionieren, und das wuerde recht schnell ueber die Buehne gehen.


    Leider sieht es danach nicht aus: No bail-out Klausel wurde ignoriert, Maastricht-Grenze von 60% nicht eingehalten, und zuletzt auch die 3% Neuverschuldung nicht erhoeht, sondern kurzerhand bis auf weiteres abgeschaft, die EZB hat auch vergessen das ihr Auftrag ein stabiler Euro ist (deshalb werden sie Waehrungsheuter genannt).

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  • Jep.

    Danach sieht es aus.

    Aber wir wissen es nicht sicher, oder ob das bewußt gewollt wird oder halt nur der einzig verbleibenden Ausweg ist irgendwann. Und wir wissen auch nicht ob es gelänge, und wenn dann wann.


    Aber falls das mal kommt wird es verdammt schwierig sein Vermögen da durch zu bringen.


    Denn das wird so einfach nicht werden.

    Das ist der Fehler dieser ganzen Goldbugs, Prepperspinner und so. Die wünschen sich den Neustart herbei weil sie denken sie seien dafür vorbereitet und stünden danach endlich auch mal als Sieger da.
    Aber so funktioniert die Welt nicht, die sollten sich mehr mit Geschichte befassen.

    Siegen tun die die vorher schon siegten.

    Alle anderen können maximal ein klein wenig Boden gutmachen, und auch nur wenn sie sehr sehr clever und beweglich sind.


    wp

    "Nicht Völker führen Kriege gegeneinander, sondern Regierungen führen Kriege gegeneinander"

    "If you act out of fear, anger, despair or suspicion - this will ruin everything." - Thich Nhat Hanh