Selten gestellte Fragen (Diverse)

  • Arques qr auch ein schönes Beispiel für "Purchase GAAP" wie man as in der Fachsprache so nennt.


    Da wurden reihenweise Kundenbeziehungen etc. "aktiviert", nicht um den Goodwill zu "verstecken" sondern um noch aggresiver, gleich sog. "bargain purchase" auszuweisen und entsprechende Gewinne auszuweisen.


    IFRS machts möglich....


    MMI

  • Die "Zuwendungen der öffentlichen Hand" (vulgo Subventionen?) in den "sonstigen betrieblichen Erträgen" sollten doch eigentlich auch bereinigt werden beim Jahresüberschuß, nicht wahr (genauer: beim Vorsteuergewinn)?
    Aufgefallen ist mir das zuletzt wieder bei der Miba AG, wo es der zweite (und gewichtigere) störende Punkt war (vergessen im Thread). Im Halbjahresbericht wird das nicht ausgewiesen, aber im letzten GB machte das immerhin ¤ 4,2 Mio. aus bei EBT ¤ 15,5 Mio.


    Einwände?

    „Wir haben die gesamte Führung fast aller Berliner Sicherheitsbehörden ausgetauscht und dort ziemlich gute Leute reingebracht." – Benedikt Lux, Grüne Berlin

  • Um meine eigene Frage von weiter oben teilweise zu beantworten:
    Volatilitätsdaten veröffentlicht das Handelsblatt in der Printausgabe für die 30 DAX-Aktien, wenn ich es recht in Erinnerung habe. Leider halt ohne historische Vergleichsmöglichkeit, nur untereinander. Die Daten für die historische Volatilität können für jede Aktie z.B. bei der comdirect eingesehen werden, auf dem Reiter "Kennzahlen" (1 Woche, 1 Monat, 3 Monate, usw.).

    „Wir haben die gesamte Führung fast aller Berliner Sicherheitsbehörden ausgetauscht und dort ziemlich gute Leute reingebracht." – Benedikt Lux, Grüne Berlin

  • #winter,
    baust Du das irgendwie in Deine anlagestrategie mit ein ?


    Ich lese gerade mit großem Interesse entsprechende beiträge z.B. im Falkenblog.


    MMI

  • Nein, es war wirklich nur eine allgemeine Frage zur Weiterbildung - und ich hatte gerade das Handelsblatt probeabonniert und da fiel mir diese Tabelle auf. Ich weiß gar nicht mehr sicher, was damals der Hintergedanke meiner Frage war, aber ich glaube, es ging um bestimmte Derivate wie Discountzertifikate, deren Preis von der impliziten Volatilität abhängt: je höher die Vola, desto besser (desto niedriger der Preis). Wobei die nächste Frage wäre, ob die Volatilität eigentlich Long- und Short-Derivate gleichermaßen beeinflußt, oder ob es eine erwartete Volatilität nach oben und eine andere nach unten gibt? Unzweifelhaft sollte das - aus Sicht eines Value-Anlegers, nicht aber aus Sicht des CAPM - nicht gleich verteilt sein, wenn der Kurs z.B. bereits steht tief steht.


    Bei Deinen Fundstücken geht es vermutlich um das Gegenteil, nämlich daß sich zeigte, daß Aktien mit niedriger Volatilität im Beobachtungszeitraum sich besser entwickelten als solche mit hoher, was das Gegenteil dessen wäre, was nach CAPM zu erwarten wäre, oder? Allerdings wäre das doch nur theoretische Randnotiz, sofern es sich auf den gleichen Zeitraum bezieht. Ich wüßte nicht, wie ich derartiges praktisch verwerten sollte. Oder kann auch etwas über die implizite Volatilität gefolgert werden?

    „Wir haben die gesamte Führung fast aller Berliner Sicherheitsbehörden ausgetauscht und dort ziemlich gute Leute reingebracht." – Benedikt Lux, Grüne Berlin

    2 Mal editiert, zuletzt von Winter ()

  • Vielleicht könnt ihr mir eine Frage beantworten, die mir schon länger im Kopf rumgeistert:


    Warum gibt es praktisch kein deutsches Weltunternehmen, welches konstant und nichtzyklisch wächst?


    In Amerika gibt es zig milliardenschwere Unternehmen, die ihre Umsätze, Gewinne und Buchwerte über Jahrzehnte steigern.


    Sehe ich mir Deutschland und die Vorzeigeunternehmen an, sieht es da schon düster aus.


    Siemens bewegt sich auf lange Sicht kaum vorwärts, General Electric, 3M oder die asiatischen Konkurrenten hingegen schon.
    Linde geht auch auf der Stelle, Air Liquide nicht.
    BASF ist eine der wenigen Ausnahmen, ist aber ziemlich zyklisch.


    Gibt es dafür eine einfache Erklärung, die sich mir nicht erschliesst, oder ist es eine Kombination aus:
    - Expansions/ Ressourcenvorteil USA
    - Weltkriege
    - leichtere kreditvergabe
    - Know-How-Import durch Experten
    - konsumgeile Bevölkerung
    - Politik mit starker Lobby
    usw. usw.


    /e
    Der Sinn der Frage ist u.a. folgender:
    Bei welchen deutschen "Welt-Aktien" würdet ihr ungeachtet von der Bewertung gerne dabei sein? Nehmen wir an, daß nach einem Einmaleffekt der Kurs um 50% abschmiert und alle Kennzahlen preiswert wären, bei welcher Aktie würdet ihr euch das wünschen?

    Growth and Value investing are joined at the hip.

    2 Mal editiert, zuletzt von Raynar ()

  • #Raynar,


    provokativ würde ich mal antworten:


    Aggressives Accounting und Earnings Management.


    Wenn ich mir z.B. Deine Beispiele anschaue, sieht man in der Regel zwar schöne Gewinnreihen und einen stetig steigenden Buchwert.


    Schaut man sich aber Comprehensive Income und Tangible Book über die Zeit an sieht es in den meisten Fällen nicht mehr so schön aus.


    Amerikanische Konzerne haben m.E. das System perfektioniert, alles was schwankt irgendwie durchs Eigenkapital zu buchen und dadurch schöne Gewinnreihen zu fabrizieren.


    MMI

  • Deutschland dürfte seine Weltkonzerne in erster Linie in den zyklischen Branchen haben, also Automobil, Chemie, Maschinenbau, Banken. Früher waren mit Hoechst und Schering noch ein paar big player aus dem nichtzyklischen Pharmabereich dabei, aber die wurden wegfusioniert. Ansonsten noch SAP.


    Warum wir hier so viele Zykliker haben? Keine Ahnung.


    Aber es stimmt auch, was MMI schrieb: Die Deutschen bilanzier(t)en immer sehr defensiv - es gab nichts Schöneres als versteckte stille Reserven. Außerdem waren in der Deutschland AG bis vor kurzem alle miteinander verschwippt und verschwägert - das war auch nicht aktionärsfreundlich.

  • Zitat

    Original von Raynar
    Warum gibt es praktisch kein deutsches Weltunternehmen, welches konstant und nichtzyklisch wächst?


    Weil in Deutschland vermutlich mehr Unternehmen eher mittelständisch geprägt sind, damit fallen sie wohl eher nicht in deine Definition von "Weltunternehmen". Wahrscheinlich gibts auch in den USA solche Unternehmen (bzw. die so anfangen), aber ich habe den Eindruck dass die dort eher von den "Großen" übernommen werden, während sie in Dtl. länger in der Hand der Eigentümer/Gründer bleiben. Aber das kann auch ein reines Hirngespinst von mir sein.


    Deutsche Weltmarktführer gibts zuhauf. Viele davon in der Investitionsgüterbranche und kaum diversifiziert, daher vermutlich auch ziemlich zyklisch. Mir persönlich sind die kleinen, hochspezialisierten "Hidden Champions" lieber als die Großkonzerne, leider sind relativ wenig börsennotiert. Bei den börsennotierten würde ich mich über günstige Einstiegskurse bei Fuchs Petrolub und Rational freuen.

  • In den USA dienen die Aktien häufig als Pension/-fonds. Ich glaube, dass sie deshalb auch die Dividende quartalsweise ausschütten, damit die "Pensionäre" einen regelmäßigen Cashflow haben. Da steckt viel Geld dahinter und die Firmen kommen nur daran, wenn sie sich so aufstellen, dass die "Pensionäre" es ihnen geben.
    Mir fällt in D übrigens noch die Münchner Re ein, wenn man von den Excessen um 2000 absieht. Hier liegt die zyklik eher innerhalb eines Jahres (Herststürme usw.).

  • Der Meinung von MMI kann ich mich nur anschließen. "Bilanztuning" hat im angelsächsischen Bereich einfach eine längere Tradition. Durch hartnäckige Lobbyarbeit wurde zudem auch erreicht, daß die Rechnungslegungsvorschriften im Lauf der Jahre auch zunehmend "tuning"freundlicher wurden. Durch die weltweite Ausbreitung des US GAAP (insbesondere mittels des trojanischen Pferdes IFRS, daß mittlerweile so etwas wie ein US-GAAP-Klon geworden ist), sollte sich diese Bilanzierungspraxis aber weltweit langsam angleichen. Die deutschen Bialnzdesigner brauchen nur noch etwas Übung, die entsprechenden Rechnungslegungsvorschriften stehen ihnen aber bereits zur Verfügung.

  • Der Aspekt von MMI ist nur einer, deckt aber nicht alles ab. Deutschland ist vor allem bei Investitionsgütern stark, ein Unternehmen, das mit Coca-Cola oder McDonalds vergleichbar und auch noch an der Börse notiert ist, kenne ich nicht. Auch 3M oder Johnson&Johnson sind weniger zyklisch als die deutschen Investitionsgüterhersteller, Pharma sowieso.

    "Hey Du, möchtest Du ein A kaufen?" Standard & Poor's (zitiert aus: Marc-Uwe-Kling: Der falsche Kalender - 365 falsch zugeordnete Zitate)

  • Vielen Dank für eure vielen Beiträge. Ich habe sie natürlich sofort gelesen, bin aber noch nicht zum Antworten gekommen.


    Zu Beginn erstmal zwei Listen, die das Problem nochmal gut darstellen:
    http://corporateinformation.com/Top-100.aspx?topcase=b


    Zitat

    TOP100 nach Marktkap:
    52 Siemens AG $102,552 GERMANY
    81 Daimler AG $74,774 GERMANY
    95 Volkswagen AG $69,266 GERMANY
    98 BASF SE $67,759 GERMANY




    Bilanztricks:
    Seitdem wir im Forum auch öfter über Buchwert und Immaterielles reden, hab ich das auch in mein Repertoire aufgenommen. Ich gebe dir in der Hinsicht vollkommen Recht, daß nahezu alle Großen mit Goodwill übersäht sind und wohl tricksen, wo es möglich ist.
    Ich finde aber, daß es nicht alles sein kann, denn ein Blick auf den Cashflow zeigt sehr wohl starken Wachstum über mehrere Jahre, wo eben bei vielen Deutschen nichts passiert ist. Das Buchwertwachstum muß man wohl von Fall zu Fall genauer unter die Lupe nehmen, aber bei dem Cashflow ist schon schwerer etwas zu "dreichseln" ;)


    bäs: Dividende, Institionelle Nachfrage:
    Stimmt, das habe ich auch bemerkt. Das ist mit ein Grund als auch Ursache für das hohe Ansehen der Dividende, was mir sehr sympatisch ist. Es behindert zwar bei kurzfristigen Entscheidungen, die die Dividende riskieren könnte, unterstützt aber auch langfristige Entscheidungen, die im Sinne der Aktionäre sind.


    Der Anteil an institutionellen Anlegern und Pensionfonds ist allgemein sehr hoch in den USA, was für einen planbaren Kapitalfluß/Kreditfluß sorgt und langfristige Konstanz mit sich bringt.
    Siehe meinen Wert Brookfield Asset Management, wo man sich jederzeit auf etliche Millionen verlassen kann.



    Zykliker:
    Das ist wohl der springende Punkt, der Grund, wie es dazu gekommen ist, erschliesst sich mir trotzdem nicht. Warum haben wir eine große Autoindustrie, einen starken Mittelstand im Maschinenbau und keine Weltunternehmen?
    Ich bin auch wie witchdream ratlos, an die Situation mit unseren Zyklikern muß ihc mich wohl gewöhnen. Es ist nur etwas seltsam, wenn ich dutzende Aktien aus den USA finde, aber mich bei europäischen schwer tue.


    bäs
    Münchener Rück habe ich mir auch schon öfter angeschaut. In den letzten 5 Jahren geht es hier aber auch eher seitwärts. Hannover Rück sieht hingegen sehr hübsch aus, die wäre eher etwas für mich :)
    Bei den Versicherern werde ich in USA auch wieder leicht fündig: Chubb und Travellers sind beide sehr interessant, Aflac hat es als Lebensversicherer (die ich aber meide) auch auf eine schöne Historie geschafft. Von der Allianz liest man eher, daß sie gewaltige Probleme bei der Auszahlung der ganzen Lebensversicherungen bekommen werden.
    Oder ist doch alles nur (m)eine verdrehte/verfälschte Sichtweise?


    ©caedmon
    Fuchs gefällt mir rein von unternehmenstechnischer Seite auch sehr gut. Sie ist seit langem auf meiner Watchlist der Qualitätsunternehmen, aber sie wandern wohl aufgrund der hohen Bewertung nie ins Depot.
    Rational muß ich mir erst ansehen, danke!
    /e Kommt auf meine Watchlist! Sehr hübsch (aber "teuer")



    Nochmals Danke für eure Antworten!

    Growth and Value investing are joined at the hip.

    2 Mal editiert, zuletzt von Raynar ()

  • An wen geht eigentlich die Dividende am Tag nach der HV, wenn die Aktie an diesem Tag gehandelt wird?


    Um noch einen draufzusetzen: Wie geht das bei Genussscheinen? Genussscheine werden meist "flat" gehandelt, es gibt keine Stückzinsberechnung beim Kauf oder Verkauf. Der Kurs ist "dirty", d.h. er beinhaltet den Stückzins.


    Als Tag der Zahlung wird als Zahltag in den Bedingungen meist der Tag nach der Verwaltungsratssitzung genannt, auf der der Verwaltungsrat das Jahresergebnis zur Kenntnis nimmt.


    An wen geht die Zinszahlung, wenn ich am Tag nach der VR-Sitzung verkaufe oder kaufe?

    „Das große Karthago führte drei Kriege. Nach dem ersten war es noch mächtig. Nach dem zweiten war es noch bewohnbar. Nach dem dritten war es nicht mehr aufzufinden.“

  • Ich habe das zwar noch nicht selbst ausprobiert, aber ich have das so verstanden:


    Die Clearingstelle merkt sich, wem die Aktie am Abend des Tages vor dem "Ex-Tag" gehoerte. An diesen Inhaber geht die Dividende, egal was nach dem Stichtag passiert.


    Normalerweise ist der Ex-Tag der Tag, der auf die HV folgt. Aber Vorsicht: Damit Dir die Aktie am Vorabend des Ex-Tages gehoert, musst Du in der Regel schon einen weiteren Tag frueher kaufen. In Deutschland gibt es fuer jedes Geschaeft zwei Stichtage: Den Handelstag (an dem Du auf 'Kaufen' clickst und an dem sich der Kurs bestimmt), und den Schlusstag, zu dem das Geschaeft gebucht wird. Schlusstag ist normalerweise ein Tag nach dem Handelstag. In den Angelsaechsischen Landern sogar drei Tage nach Handelstag. Um die Dividende zu bekommen, muss der Schlusstag am Vortag des Ex-Tages sein (oder frueher).


    Wenn Du erst am Tag der HV kaufst, ist Schlusstag der Folgetag, und Du bekommst die Dividende nicht mehr.


    Noch schwieriger ist der Stichtag fuer Simmrechte. Um das Stimmrecht auszuueben, musst Du die Aktie an einem anderen Stichtag, ca. 1 Woche vor der HV haben.


    Balkenchart

  • Hmm, Balkencharts Ausführung widerspricht der Erfahrung, daß der Dividendenabschlag erst am Ex-Tag (Tag nach der HV) stattfindet. Wenn ich davon ausgehe, daß jede Aktie immer irgendjemandem gehört bzw. irgendjemandem bei der Clearingstelle zugerechnet wird, und nie "herrenlos" ist (1), dann würde dies für einen normalen Anleger doch bedeuten, daß ich die Aktien am Tag vor dem Ex-Tag die Aktien verkaufen kann zum noch höheren Kurs, zugleich aber die Dividende noch erhalte, denn aus (1) folgt, daß das, was für den Käufer gilt, spiegelbildlich auch für den Verkäufer gelten muß. Ich könnte die Aktie dann am Ex-Tag zurückkaufen und hätte die Dividende als Gewinn, wenn der Abschlag genau (mindestens) der Dividende entspricht und Transaktionskosten vernachlässigt werden.

    „Wir haben die gesamte Führung fast aller Berliner Sicherheitsbehörden ausgetauscht und dort ziemlich gute Leute reingebracht." – Benedikt Lux, Grüne Berlin

  • Mir ist es auch erst aufgefallen, als Du es so explizit geschrieben hattest. Auf Wikipedia wird Schlußtag als Synonym zu Handelstag geführt, und tatsächlich ist auf zwei mir beispielhaft vorliegenden Wertpapierabrechnungen einmal nur der "Schlusstag / -zeit" (ING-Diba) aufgeführt, einmal "Handelstag" und "Handelszeit" (DAB). Das bestätigt, daß beides synonym zu verstehen ist. Nur bei der ING-Diba (Direkthandel) steht noch ein "Valuta"-Datum (=Wertstellung) dabei, das zwei Werktage danach ist. Auch das wäre konsistent, denn das ist dem Namen nach der Tag, an dem das Geld fließt, und der Vorgang ist zu trennen von der Übertragung der Wertpapiere, die relevant für die Dividenden ist.
    Die Sache mit den Stimmrechten war ja die Ausgangsfrage.
    Eher theoretisch wäre folgende Anschlußfrage: Wie wäre das beim Handel im Ausland? Genaugenommen gibt es ja keinen Börsenschluß, irgendwo auf der Welt wird fast immer gehandelt. Wobei das einzig interessante der Fall aus deutscher Sicht ist, und da haben wir wahrscheinlich 100 verschiedene nationale Regelungen...

    „Wir haben die gesamte Führung fast aller Berliner Sicherheitsbehörden ausgetauscht und dort ziemlich gute Leute reingebracht." – Benedikt Lux, Grüne Berlin