• Naja das Problem bei Shell ist aber, dass diese Akquisitionen nicht unbedingt akkreditiv sind sondern Teil des nötigen Reserve-Replacements und damit streng genommen der dazu aufgewendete Cash nicht wirklich "frei" war. Shell hatte vor ein paar Jahren mal eine heftige Reserveanpassung und wenn sowas nochmal bei einem IOC passieren würde wäre ich da alles andere als verwundert. Aber das ist natürlich jedem offen.


    @Keppel: die haben einen regelmässig erscheinenden Newsletter auf der Seite - der ist ok um sich mit Rigs zu beschäftigen.
    Aber sonst würde ich die nicht mit der Kneifzange anfassen. Werften sind ein Fixkostengeschäft und die haben aktuell extrem niedrige Auslastung und massiv Schulden. (1 Mrd EBITDA und 8 Mrd Schulden) Von den grossen Werften sind im Moment einige nahe des Abgrunds - da wäre ich vorsichtig. Die grossen Werften sind auch alle eng mit dem jeweiligen politischen System verbunden. Korea, Japan, China - das ist ein echter "Haarball" wie es die Amis ausdrücken...
    Man hat auch kein grosses Aftersales-Geschäft was stabile Umsätze bringen würde.

    Value investing is at its core the marriage of a contrarian streak and a calculator - Seth Klarman

  • Ich finde, die Marktmacht der klassischen Fördermultis ist in Anbetracht ihrer Größe erschreckend gering.
    Marktmacht definiert sich in meinen Augen in Preissetzungsmacht, und die sehe ich bei Öl absolut nicht, oder in der Macht, anderen Playern den Marktzugang zu versperren, und auch das sehe ich nicht. Ganz im Gegenteils werden die börsennotierten Fördermultis aus vielen Ländern faktisch ausgesperrt, durch nationale Explorer, und sie dürfen sich um den Rest prügeln.


    Da erscheinen mir einige Servicefirmen in ihren Nischen deutlich marktmächtiger, weil sie als einzige oder beste Anbieter die Preise in gewissem Maß bestimmen können. Da können zwar in schlechten Zeiten die Auftrge wegbrechen. Aber die bestehenden Aufträge sollten stabil CF-positiv sein und bei Auslastung sollten sich auch die alten Margen wieder erwirtschaften lassen.


    Ach ja, die erwähnte Fusion empfand ich auch nicht als Zeichen der Stärke. Wer in solchen Zeiten nur an Riesenfusionen mit minimalen Rabatten denkt, hat nicht meinen Respekt verdient.

  • Matze :
    Danke für die Einschätzung bzgl. Keppel. Mir war auch die Verschuldung zu hoch und was Du erwähnst kommt so noch dazu. Es ist witzig, oft liest man einfach die Berichte und hat einfach ein komisches Bauchgefühl. In dem Fall fand ich z.B. auch die Verbindung von Real Estate Development und Rig-Construction irgendwie komisch.


    Al Sting :
    Ich kann Deinen Standpunkt sehr gut nachvollziehen und bin völlig bei Dir, dass man z.B. nahezu keinerlei Preissetzungsmacht hat. Auf der anderen Seite glaub ich schon dass die Größe (neben Nachteilen) gewisse Vorteile bietet. Anderen Playern den Marktzugang versperren z.B., ich denke schon. Sicher nicht im Förder- oder Endkundenbereich, aber z.B. in Handel und Transport wirken die mir doch relativ marktbeherrschend (neben ein paar anderen Großen).
    Bzgl. der Aussperrung durch nationale Explorer glaub ich eben, dass dieses Problem bei niedrigeren Ölpreisen sich deutlich verringert bzw. vielleicht sogar zum Vorteil wird. Ich seh die privaten Unternehmen als auf Effizienz ausgerichtet, während die regierungsnahen, nationalen oft eine ganz andere Agenda haben. Wenn die aber aufgrund der Preisrückgänge nicht mehr leistbar ist, lässt man vielleicht wieder verstärkt die privaten ran. Keine Ahnung ob das stimmt, aber ich seh's so in die Richtung.
    Andererseits hat Shell natürlich groß auf Flüßiggas gewettet, da ist m.E. nach eher eine gewisse Ungewissheit, weil man schlecht abschätzen kann wie sich das entwickelt. Der ganze Energiebereich ist sicher immer sehr politisch beeinflusst.
    Ich bin noch nicht ganz überzeugt davon, dass die Servicefirmen marktmächtiger sind. Sie waren es sicher in Zeiten hoher Ölpreise, aber ob das auch in einem normalen Umfeld, bzw. bei Überkapazitäten (Rigs) so bleibt, seh ich nicht als sicher an.
    Ich kenne z.B. jemanden im privaten Umfeld, der betreut Shell und andere große als Key Account. Die liefern Equipment, Oil & Gas, auf jeden Fall ist das Geschäft zäh zur Zeit. Im Endeffekt werden die Konditionen mehr oder weniger aufdiktiert und verhandelte Verkaufspreise werden mehr oder wengiger kostendeckend, vielleicht nicht mal das, wenn was in der Fertigung schief läuft (und die sind Marktführer, nicht irgendein Popel-Zulieferer). Ich kann mir nicht vorstellen, dass das bei anderen Zulieferern so viel anders läuft. Ich glaub also nicht dass Shell eine wesentliche Preissetzungsmacht im Absatz hat, aber im Einkauf seh ich die schon. Und das ist für mich dann wesentlich, denn wenn alle im Verkauf mehr oder weniger die selben Preise bekommen, geht's doch meine ich um Unternehmenseffizienz und Einkaufsmacht (Equipment und Unternehmensfinanzierung).
    Mei, was weiß man schon, es wird sich zeigen. Schau ma moi, sagt der Bayer.

    When a management with a reputation for brilliance tackles a business with a reputation for bad economics, it is the reputation of the business that remains intact.


    W. B.


    Investment is most intelligent when it is most businesslike.


    B. G.

  • Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung wo die Förderkosten langfristig liegen werden - aber ich bin mir relativ sicher, dass da draußen zu viele Propheten rumrennen die wirklich keine Ahnung haben.
    Beispielsweise ist es so, dass bei den Offshore-Seismic Aufnahmen die variablen Kosten (Diesel, Crew und Nutzung der Schiffe) den größten Batzen ausmachen. Klar wenn dann der Ölpreis um 70% fällt, dann fallen auch die variablen Produktionskosten um >30%. Ich habe schon mehrfach Produzenten gesehen die dann tolle Kosteneinsparungen "gezeigt" haben.
    Beim Fracking ist das ähnlich: Bspw. sind wesentliche Teile der Fracking-Pumpen Diesel-getrieben und die Kosten für Service-Anlagen und Chemikalien dürfte auch tendenziell nahe Cash-Breakeven liegen - weil die Auslastung im Moment so mau ist.


    Wenn jetzt der Ölpreis wieder auf 120 USD steigen würde (einfach mal nur so als Gedankenspiel), und die Service-Unternehmen auf einmal Ihre eigenen Kapitalkosten in die Aufträge wieder mit einrechnen, dann kann es schon sein, dass die Förderkosten massiv steigen.


    Ich sage nicht, dass es so kommt - es ist halt nur ein Risiko was viele die von 20 USD Shale-Förderkosten blubbern glaube ich nicht wirklich mit einrechnen.

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  • In dem Zusammenhang ist es auch immer interessant, die monatlichen "Presidents Letter" von Peyto zu lesen.


    Ist zwar Shale Gas aber vmtl. sehr ähnlich. Es gibt wohl schon ein paar grundsätzliche Kosteneinsparungen, z.B. das sogenannte "pad drilling":


    http://www.eia.gov/todayinenergy/detail.cfm?id=7910


    Aus dem Peyto letter


    Zitat

    Every time we stack another well on an existing site, we can save up to $300,000 in rig move, construction costs,
    completion synergies, wellsite equipment and pipelines. Not to mention, every time we re-use the same site, we eliminate the
    need to clear up to 2 acres of new area. Usually our wellsites are on pre-existing cut block but sometimes it means clearing
    existing trees.

  • Im WPF gibt es einen FPSO / BW-Offshore Thread:


    http://www.wertpapier-forum.de…fromsearch__1#entry864096


    Noch einmal Dank für diesen Link. Der Thread beruhigte mich dahingehend, dass ich dort den Eindruck gewann, das Management hätte sich in den letzten Jahren nicht irgendwie mies oder unsolide gegenüber Kleinaktionären verhalten. Mit dieser Info traute ich mich in den Wert.


    Kleiner Rückblick nach 2,5 Monaten: Die Aktie hat sich seit der Kapitalerhöhung verdoppelt. Die Häfte wurde jetzt verkauft und damit der Einsatz zurückgeholt, während der Rest als Gewinn weiterläuft.
    Wie erhofft scheint die Kapitalerhöhung unter Stress den Tiefpunkt der Kursentwicklung dargestellt zu haben, ein sehr schönes antizyklisches Schnäppchen.

  • Wer bei Öl Aktien investiert ist, sollte evtl. auf Nigeria Exposure achten:


    http://qz.com/798707/nigerias-…ve-17-billion-is-missing/


    Zitat

    The government believes international oil companies are at least partially responsible for the missing money. In a series of lawsuits filed earlier this year, Nigeria claimed several oil majors, including American firm Chevron and Italy’s Eni, didn’t declare $12.7 billion worth of crude and natural gas exports.


    Zitat

    Filing lawsuits would solve one immediate need for Nigeria’s government—cash. The government is in desperate need of new revenue, and plans to borrow billions from lenders like the World Bank and African Development Bank to fund its budget.


    Der Südafrikanische Mobilfunkkonzern MTN hat schon "Erfahrungen" damit.


    https://en.wikipedia.org/wiki/MTN_$5.2_billion_fine

  • Guter Beitrag zum US Shale Produktionsmix (oft wird mit Öl Werten (barrels of oil equivalents BOE) argumentiert, die tatsächliche Förderung ist oft sehr gaslastig)


    https://www.bloomberg.com/gadf…resilience-has-big-cracks


    dementsprechned (bei den relativ niedrigen Gaspreisen) sind die realisierten Erträge sehr viel geringer. Das sind aber nur Durchschnitts/Schätzwerte, die tatsächlichen Werte unterschieden sich stark je nach Produktionsmix, Hedging, etc

    beati pauperes spiritu


    "we shall fight on the landing grounds, we shall fight in the fields and in the streets, we shall fight in the hills; we shall never surrender.“ W.C.


    “Facts do not cease to exist because they are ignored.” – Aldous Huxley



  • Ganz interessant:


    http://www.handelsblatt.com/un…asgeschaeft/14761988.html


    Zitat

    BangaloreDer US-Industrieriese General Electric legt sein Öl- und Gasgeschäft mit dem Ölfeldausrüster Baker Hughes zusammen. Der Siemens-Rivale
    wird am neuformierten Unternehmen mit 62,5 Prozent die Mehrheit halten und überweist 7,4 Milliarden Dollar (6,8 Mrd Euro) als Dividende an die
    derzeitigen Baker-Hughes-Aktionäre, wie die Firmen am Montag mitteilten.


    Schon schlauer als Siemens. Die hatten ja vor der Ölkrise teuer Dresser Rand gekauft.....

  • Ja. Und interessante Konstellation mit der Sonderdividende.

    When a management with a reputation for brilliance tackles a business with a reputation for bad economics, it is the reputation of the business that remains intact.


    W. B.


    Investment is most intelligent when it is most businesslike.


    B. G.

  • whoa. JF hat immer noch viel Appetit.


    http://www.netfonds.no/quotes/….GlobeNewswire.HUG2074252



  • Könnte es sein, dass hier ein Peitscheneffekt vorliegt?
    Also die Investments auf Seiten der Bohr-Dienstleister zu überproportionalen Schwingungen am Ölmarkt führt?
    Wenn ja, müsste man sich mal genauer ansehen, was an diesem Ende des Marktes grad so passiert.


    wp

    "Nicht Völker führen Kriege gegeneinander, sondern Regierungen führen Kriege gegeneinander"

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