Die Inflation ist auf 10% gestiegen, und die Leitzinsen und daraus folgend die kurzfristigen Zinsen auch auf 10%.
Sind die Kosten für Eigenkapital deswegen notwendigerweise >> 10%?
Wenn diese Situation längere Zeit bleibt, dann ja.
Beispiel: Eine Firma, 100% EK finanziert, möchte Geld in das operative Geschäft investieren. Das ist aber nur dann sinnvoll, wenn man damit mehr Rendite erwirtschaftet als wenn man kurzfristige und relativ sichere Anleihen kauft. Deswegen muss die Rendite auf das investierte Eigenkapital > 10% sein.
Denn nach 1 Jahr bekommt man von der Anleihe 10% ausgeschüttet. Diese kann man reinvestieren. Wiederum mit 10%. Bei einem Investment in Sachanlagen ist das genauso. Durch die Inflation erhöht sich der Wert der Sachanlagen auch um 10%. Der Cashflow von dieser Sachanlage wird ebenfalls um 10% steigen. Also bleibt alles genau gleich. Wenn die Firma aber eine Investition getätigt hat die weniger als die Eigenkapitalkosten verdient - z.B. nur 5% - dann ist nach einem Jahr der abgeschriebene Assetwert zwar um 10% (Inflation) gestiegen, aber der Cashflow beträgt noch immer nur 5% davon. Also 5.5% vom ursprünglichen Asset-Wert. Und es wäre besser gewesen, man hätte die Anleihe gekauft (Opportunitätskosten).
Ich möchte damit NICHT sagen, dass ich Anleihen besser finde - das Gegenteil ist der Fall. Ich bin ausschließlich in Aktien und AktienETF's investiert.
Mit anderen Worten, sind also Aktien erst attraktiv, wenn sie entsprechend billig sind, wenn sie in Eurem Modell mehr als 10% oder 20% p.a. versprechen (also analog etwa KGV < 5-10)?
Ich meine: Auch wenn sie laufend nur 7% p.a. versprechen, und das nämlich real, d.h. so bewertet sind, daß aktuell die Eigenkapitalkosten nur bei 7% rauskommen (alles andere inkl. dem Kurs ist ja gegeben), sind sie langfristig attraktiver als Anleihen mit Realzins von 0%. Sprich, vereinfacht, Aktien mit GKV 7% (=KGV 15) sind besser als Anleihen mit 10% Kupon und Realzins von 0%. Nicht erst Aktien mit
KGVGKV (du hast hier sicher GKV gemeint) 17%!
Ja, wenn die Zinsen auf 10% steigen, dann sind 100% EK-fiananzierte Firmen erst ab > 10% Eigenkapitalrenditen (nominal!) interessant - sofern es einen Weiterbetrieb gibt. Falls die Firma keine neuen Investitionen überhalb der Eigenkapitalkosten mehr machen kann, dann wird die Firma nicht mehr lange existieren, denn sie vernichtet Wert, und es wäre besser wenn man sie liquidiert.
Aber wenn man annimmt, dass die Firma weiter existieren wird, dann muss sie mehr als ihre Eigenkapitalkosten von 10% verdienen - zumindest langfristig.
Wenn die Zinsen laufend steigen, dann wird die Firma real laufend immer weniger Wert. Daher sollte auch das KGV sinken.
Von 1965 bis 1982 stiegen die Zinsen in den USA von 5% auf 17% an. Der S&P 500 schaffte in dieser Zeit eine Gesamtperformance von 45% .... nominal. Der Aktienmarkt ist in dieser Zeit also real geschrumpft (da es auch eine hohe Inflation parallel dazu gegeben hat) um die Renditen anzupassen. (Das KGV fiel von ca. 19 auf 8 ) Ansonsten hätte keiner mehr in Aktien investiert, sondern nur noch in Anleihen.