Russische Aktien - die neuen Griechen?

  • Den Thread könnte man mittlerweile vielleicht umbenennen in "Russische Aktien - die neuen Russen?". ;)


    Ihr seid ganz schön mutig, gerade die ganzen Sberbank-Fans. Das ist doch das letzte, was man haben will, wenn es tatsächlich zu Sanktionen kommt?

    Ich bin froh, daß ich mich bisher relativ zurückgehalten habe, nur Polymetal und die MOEX. Ich hab jetzt auch mal eine halbe Position Fix Price gekauft, die ja ebenfalls außerhalb Rußlands registriert und in London gelistet sind. Wenn Einzelhandel, dann die. Soweit ich das verstanden habe, haben die nicht nur ein Standard-Angebot wie die m.E. unattraktiven 1-Euro-Shop-Läden in Deutschland, sondern die haben regelmäßig Aktionsware und wechseln auch das Sortiment.

    Ach ja: Tolle Diskussion hier mal wieder. Etwas inhaltlich beizutragen hält keiner für nötig. :rolleyes:


    Die Stromnetzbetreiber sind bei mir auch auf der Watchliste, siehe den Beitrag von jerobeam vom letzten Jahr. Insbesondere FEES (Federal Grid Company, die erste in der Liste) und OGK-2. Rosseti zahlt wenig Dividende. Dazu, etwas kleiner, aber alle mit hoher Dividende: Public Joint stock company Rosseti Centre and Volga region (MRKP) und Public Joint Stock Company Territorial Generating Company No. 1 (TGKA) und Public Joint Stock Company Rosseti Centre (MRKC). Die dürften alle nicht in der ersten Reihe stehen bei Sanktionen.

    Rushydro eher als Mosenergo. Auch hohe Dividende.


    Globaltrans wurde hier genannt. Finde ich aber nicht so spannend, weil kein Moat. Eisenbahnwaggons.

    Der Ölpipelinebetreiber Transneft sieht auch günstig und interessant aus (auch noch ganz ordentliche Dividende). Müßte man aber schauen, was Sanktionen mit denen machen.

    Ebenso der Hafen Novorossiysk Commercial Sea Port. Günstige Bewertung, aber leider kaum Dividende.


    Auch ein neomarxistisches System erkennt man daran, daß es die Kriminellen verschont und den politischen Gegner kriminalisiert.

  • Hatte vor ein paar Wochen eine erste Position Gazprom gekauft, die es heute per Stop-Loss rausgekegelt hat. Mich wundert ebenfalls, dass es den RTX so zerlegt, ohne dass Öl und Gold steigen. Mit einem Neueinstieg warte ich noch ab. Eigentlich müssten die Akteure in Moskau am besten informiert sein, ob es zum Krieg kommt.

    "Hey Du, möchtest Du ein A kaufen?" Standard & Poor's (zitiert aus: Marc-Uwe-Kling: Der falsche Kalender - 365 falsch zugeordnete Zitate)

  • Hatte vor ein paar Wochen eine erste Position Gazprom gekauft, die es heute per Stop-Loss rausgekegelt hat. Mich wundert ebenfalls, dass es den RTX so zerlegt, ohne dass Öl und Gold steigen. Mit einem Neueinstieg warte ich noch ab. Eigentlich müssten die Akteure in Moskau am besten informiert sein, ob es zum Krieg kommt.

    Die Frage ist allerdings, ob die Kurse an der Börse Moskau überhaupt von Russen "gemacht werden". Eine Aktienkultur gibt es dort ja nicht gerade. Ich denke eher, dass ausländische Anleger verkaufen.

  • Ich denke eher, dass ausländische Anleger verkaufen.

    Das denke ich auch.

    Die Frage ist, wer kauft? Aktien verschwinden ja nicht.


    Ganz stumpf könnte man sagen, durchaus im Sinne russischer Oligarchen wenn sie die Stücke ihren westlichen Kollegen günstig abkaufen können.

    In China läuft es seit einiger Zeit ja auch so, und das wird durchaus begrüßt vom Regime dort dass möglichst viele Westler rausgeschüttelt werden.

    "Es ist nicht der Stärkste, der überlebt, auch nicht der Intelligenteste, sondern der, der sich am besten anpassen kann" - nach Charles Darwin

    "If you act out of fear, anger, despair or suspicion - this will ruin everything." - Thich Nhat Hanh


  • Zitat

    Die Frage ist, wer kauft? Aktien verschwinden ja nicht.

    z.b. die Leute hier im Forum ;), tja hatte auch ein Limit von 5,80 bei Gazprom drinnen, und habe heute verwundert festgestellt dass ich bedient wurde, nun auch schon für 5,63 zu haben, immerhin sind das jetzt auch wieder langfristig gute Preise, abgesehen vom politischen Geschehen


  • Bei entsprechenden Sanktionen kann ich mir gut vorstellen, daß der RTX nachhaltig um ein Drittel fallen würde. Es ist jetzt nicht mehr die Frage, ob, sondern nur wie und was.

    Auch ein neomarxistisches System erkennt man daran, daß es die Kriminellen verschont und den politischen Gegner kriminalisiert.

  • Ich stimme Dir absolut zu. Nur, dass es noch deutlich mehr als ein Drittel sein könnte. Ich bin wirklich am überlegen, 45 Minuten sind noch Börsenhandel, ob es nicht besser wäre, alles rauszuhauen, trotz dem Minus. Das kann noch gar nichts gewesen sein, es dürften jetzt in jedem Fall Sanktionen kommen und da ist alles möglich. NS2 sehe ich jetzt sowieso für Jahre verhindert und die Frage ist, ob man dann überhaupt noch russische Aktien handeln kann (Swift, etc.).


    Heut hat er endgültig die Hülle fallen lassen und es den Letzten klargemacht (die werden es aber immer noch verteidigen). Es ging seit Jahren nur um genau eins. Die Gebiete wiederzubekommen. Die Rechtfertigung war quasi, gehört historisch eh zu Russland, also können wir es uns auch zurückholen. Die Rückholung der Krim hat er auch so begründet, weil in der Sowjetzeit an die Ukraine abgegeben. Das ist bekannt, aber er hat nochmal ausdrücklich klargestellt, dass seine Beweggründe ausschließlich historisches Bedauern sind und der auf's Volkerrecht sch..


    Egal, das müssen wir nicht diskutieren. Punkt ist, ich glaube Russland ist auf Jahre verdientermaßen außen vor. Zumindest solange die Regierung an der Macht ist und das könnte noch lange sein. Das ist noch viel krasser als damals bei der Krim, es ist ganz offensichtlich, dass sie sich einfach das Gebiet aneignen wollen.


    Natürlich, es ist trotzdem möglich, dass man sich noch auf irgendwas einigt. Aber nachdem es jetzt schon unterzeichnet ist und das also wohl keine Verhandlungsmasse mehr sein wird, sind Sanktionen wohl ausgemachte Sache. Und bei allen Sanktionen, die halbwegs weh tun, dürften die aktuellen Preise noch nicht die schlechtesten sein. Ja, natürlich, vielleicht gibt es auch eine Einigung in ein paar Tagen, dann werden einige sagen toll verhandelt, aber rein sachlich abgewogen, scheint es mir deutlich wahrscheinlicher, dass die Hüllen jetzt gefallen sind und einmarschiert wird. Die Frage ist vielleicht noch, ob man einen Deal macht, im Sinne von entweder "nur" die Ostgebiete (alla Krim; besetzt aber nicht anerkannt), mit milden Sanktionen, oder es wird die ganze Ukraine besetzt.


    Weiß ich nicht. Werd wohl nichts machen, weil ich kein hin und her mag, und die schon lange hab. Aber wenn ich einschätzen müssten, würde ich meinen, alles noch schnell raus, bevor es sanktionsmäßig richtig böse wird. Natürlich, vielleicht gibt's auch einen Deal und geht nach oben, dann schaut die Einschätzung dumm aus. Egal, so seh ich's momentan.

    When a management with a reputation for brilliance tackles a business with a reputation for bad economics, it is the reputation of the business that remains intact.


    W. B.


    Investment is most intelligent when it is most businesslike.


    B. G.

  • Schlaf einfach noch einmal drüber. Wenn es einen Angriff gibt, schlafen Anden Börsenplätzen in Mitteleuropa alle noch, in London und NY sowieso. Richtig rechtzeitig reagieren kann man also nicht.

    Außerdem hat Putin wohl ein Zwischenziel erreicht, wenn er Donezk und Lugansk kontrolliert. Dann kann er auch ein Weilchen auf Entspannung machen.

    "Hey Du, möchtest Du ein A kaufen?" Standard & Poor's (zitiert aus: Marc-Uwe-Kling: Der falsche Kalender - 365 falsch zugeordnete Zitate)

  • Das überlege ich mir auch.

    - Die Börse Moskau kann ich erst morgen wieder handeln. Ich kann nicht abschätzen, wie stark die von Finanzsanktionen betroffen sein werden (Devisen, ausländische Investitionen, Volatilität). Übermorgen ist übrigens Börsenfeiertag in Moskau.

    - Polymetal ist operativ zwar nicht von der russischen Wirtschaft abhängig, sondern vom Gold- und Ölpreis. Ich tippe darauf, daß der letztere weit stärker zulegen dürfte als der erste. Auch schlecht.

    - Fix Price dürfte von der Schwächung der Wirtschaft betroffen sein, teils vielleicht als Discounter profitieren können.

    Ich hatte mich vorhin mitreißen lassen und eine kleine Position gekauft ohne dieses Wissen. (Kann man erst morgen wieder handeln)

    Ohne die Handelbarkeit könnte ich bei Dividendenwerten leben. Ohne Dividenden aber nicht. Keine Ahnung, was hier realistisch ist. Ich mutmaße, daß im schlimmsten Fall bei den im Ausland registrierten Firmen keinerlei Dividenden mehr ausgeschüttet würden, sondern das Geld halt in den russischen Tochterfirmen thesauriert würde?

    Tendiere auch dazu, daß das keine antizyklische Gelegenheit ist oder jedenfalls noch lange nicht. Russische Aktien kann man jetzt nicht mehr kaufen.

    Auch ein neomarxistisches System erkennt man daran, daß es die Kriminellen verschont und den politischen Gegner kriminalisiert.

  • Heut hat er endgültig die Hülle fallen lassen und es den Letzten klargemacht (die werden es aber immer noch verteidigen). Es ging seit Jahren nur um genau eins. Die Gebiete wiederzubekommen. Die Rechtfertigung war quasi, gehört historisch eh zu Russland, also können wir es uns auch zurückholen. Die Rückholung der Krim hat er auch so begründet, weil in der Sowjetzeit an die Ukraine abgegeben. Das ist bekannt, aber er hat nochmal ausdrücklich klargestellt, dass seine Beweggründe ausschließlich historisches Bedauern sind und der auf's Volkerrecht sch..

    Das ist für mich vergleichbar mit der Oder-Neiße-Grenze, die unsere Nationalisten über lange Zeit nicht anerkennen wollten.
    Angenommen, diese würde nicht mehr anerkannt werden - Nationalisten und Imperialisten dieser Welt Länder, ihr tickt doch landesüberschreitend so vergleichbar.


    Problemlos adaptierbar: Wo einst ein russisch Stiefel stand, sei immer russisch Vaterland.


    Warum ich mich ganz kurz aus der Passivität zurückmelde: Ich erinnere mich gerade an einen Vortrag von Bill Browder. Darin beschrieb dieser eindrücklich, wie sich der russische Hauptindex (!) in den Neunzigern mal verzehnfachte, aber später (er war bereits außer Landes gedrängt, rückblickend wirtschaftliches Glück, weil seine Aktienpositionen schon verkauft waren) sich auch wieder zehntelte.
    Will sagen: Russische Aktien können extrem viel an Kursbeweglichkeit. Vielleicht erscheinen auch dieses Mal rückblickend Verluste von nur einem Drittel wie ein richtig günstiger Ausstieg...


    Wie hoch man
    - Kriegsrisiko und mögliche Kollateralschäden,
    - Sanktionen und Kollateralschäden,
    - Risiken der Rechtsunsicherheit
    - oder einfach nur das eher spezielle Gefühl, im Land eines mittlerweile ganz offenen Kriegstreibers investiert zu sein gewichtet,
    muss jeder selber entscheiden. Für mich gehört die morgendliche warme Dusche zum erfreulichen Luxus des Lebens

  • Schlaf einfach noch einmal drüber. Wenn es einen Angriff gibt, schlafen Anden Börsenplätzen in Mitteleuropa alle noch, in London und NY sowieso. Richtig rechtzeitig reagieren kann man also nicht.

    Außerdem hat Putin wohl ein Zwischenziel erreicht, wenn er Donezk und Lugansk kontrolliert. Dann kann er auch ein Weilchen auf Entspannung machen.


    Entspannung hat sich glaub ich erledigt. Wie gesagt, hör Dir mal an was der von sich gibt.


    Mittellösung, Hälfte von Gazprom raus und etwa ein Drittel von Sberbank. Damit sind die Einstandskosten einigermaßen gedeckt und der Rest, wird sich zeigen. Wie gesagt, innerer Konflikt aus will eigentlich nicht verkaufen, vor allem wegen politischer Ereignisse wie diesen, und andererseits gewisser momentaner Überzeugung, dass das noch viel weiter nach unten gehen kann. Und dann sind das ja auch noch ADRs (bei mir zumindest), d.h. da können die Amerikaner allein schon was ausrichten wenn ich mich nicht täusche.


    Al Sting : Ja. Wer insbesondere als Deutscher das russische Verhalten nicht verabscheut und verurteilt, naja, spar ich mir.

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    B. G.

  • Aus Washington hört man schon von so weitreichenden Vorschlägen für Sanktionen, wie dass man US-Bürgern Geschäfte mit den Regionen Donezk und Luhansk verbietet.


    Ich vermute, dass das gegenüber 2021 gar keinen Unterschied machen würde.


    Ich vermute auch, dass moralische Entrüstung in der Presse ganz gut aussieht. Aber durch den Zug Putins sind wir in ein Teilspiel gewechselt, in dem wieder jeder seine eigenen Interessen vertritt (und gerne vergisst, was er gestern noch vollmundig erklärt hat). Schaun wir mal.

  • Gazprom -25% und bis zum Handelsschluß kontinuierlich fallend. 5,30 Euro.

    Während der Finanzkrise verlor der RTS in USD(!) 80%, in der zweiten Hälfte der 90er über 90%,


    Der Unterschied zu den Abstürzen damals ist aber, dass der Einbruch diesmal rein politische Ursachen hat. Insbesondere in den 90er Jahren war dagegen die wirtschaftliche Situation in Russland absolut katastophal (der Ölpreis war zu allem Überfluss auch noch dramtisch eingebrochen). Heute ist die ökonomische Situation für russische Rohstoffwerte dagegen absolut top. Inwieweit sich aus der aktuellen politischen Situation nachhaltige (spürbar negative) ökonomische Tendenzen ergeben, bleibt abzuwarten.

  • Ich tendiere dazu Gazprom eher noch aufzustocken.

    -Auch ohne NS2 werden die genug verkaufen um ihr KGV von 2,5 zu rechtfertigen.

    -Einen Einmarsch in die Ukraine lt. Bidens Definition hat es noch nicht gegeben.

    -Swift Ausschluss wurde ja ausgeschlossen - vermutlich weil dies die westlichen Märkte auch übel erschüttern würde

    -komplettes Embargo russischen Gases in Europa? Unvorstellbar, es würde allenorts zu Revolten kommen.

    -Dass Donbass un Luhansk und Krim nicht zurück kommen war doch immer klar, diese Anerkennung ist daher nur ein formaler Akt


    Nüchtern betrachtet ist also noch nicht so viel passiert.

    Hätte Putin wirklich nach Kiew marschieren wollen, warum dann nicht heute?!


    Nein, ich glaube immer noch, dass es einen (impliziten) deal gibt - also im Sinne dass beide Seiten ungefähr die roten Linien des Gegners kennen und diese bislang nicht überschritten wurden (also die Seiten sind Russland und USA. Die Ukraine ist nur eine Schachfigur, die EU ebenso).

    Vielleicht auch kein Zufall dass er seine Rede heute, an einem Börsenfreien Tag in den USA, gehalten hat.


    (no investment advise. Ich kann natürlich auch komplett falsch liegen)

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  • Ich habe schon vor 2 Wochen mir kleinere Positionen von Sberbank und Lukoil ins Depot gelegt (jeweils 2,5 % des Depots), Nachlegen werde ich aber nicht.


    Lukoil: Energie, Rohstoff, Emerging Markets, waren das nicht die neue Mode, von der im Nachbarthread die Rede war?

    nixda Das hat mich doch etwas verwundert. Gerade Du hattest doch in diesem Post auf Putins Definition von Stärke hingewiesen: Die Fähigkeit, eine Sache bis zum Ende durchzuziehen.


    Winnie Poohs olympische Spiele sind vorbei. Putins Spiel geht in die nächste Runde.

  • woodpecker, es sind nach Augenzeugen bereits russische Panzer und Truppen im Donbass einmarschiert. Das Dekret legitimiert das nachträglich.

    Das ist ohne Wenn und Aber genau Bidens Szenario. Jetzt werden wir sehen, ob es nur leere Drohungen waren oder nicht.

    Ich tippe darauf, daß nicht. Au weh. Wir haben uns jedenfalls alle von Putin an der Nase herumführen lassen.

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