Market-Timing

  • Joe, ich dachte wirklich, das sei nicht ernstgemeint. Also wenn ich z.B. schreiben würde: "Ich will nicht beleidigend und besserwisserisch sein", meine ich dann:

    "Ich will nicht beleidigend sein." und zugleich: "Ich will besserwisserisch sein."?

    Man kann doch schon daraus schließen, daß das nicht sein kann, weil kaum jemand sagen würde, er wolle besserwisserisch sein.

    Oder meine ich dann:

    "Ich will nicht (beleidigend und besserwisserisch) sein".

    Das "nicht" verneint natürlich den ganzen Klammerinhalt, man kann es reinmultiplizieren. Ich hoffe, daß man hier nicht denken muß wie ein Logiker/Informatiker, um das zu verstehen.


    Deinen Satz zu den Optionen kannte ich schon in der Schulzeit und habe ihn eigentlich sofort verstanden. Man verkauft am Ende übrigens nicht den Put, sondern den Basiswert. Vielleicht formuliere ich manchmal etwas schlampig und verkürzt, weil ich nicht langatmig einen einfachen Gedanken ausformulieren will, und man es hoffentlich auch so versteht (beim zweiten Lesen fiel mir zuweilen auf, daß was mißverständlich sein könnte). Aber: Der Joe ist nicht dumm, im Gegenteil. - Es ist doch klar, wie das gemeint ist? Nur ein Raymond Babbitt würde das nicht verstehen, oder eben ein wortklauberischer Willy absichtlich nicht.


    Doppelte Verneinungen sind das eigentliche Geschäftsmodell von Ryanair: "Deaktivieren Sie nicht dieses Häkchen, wenn Sie nicht die unnötige Reiseversicherung abwählen wollen." Uhh...


    Die Ironie von nixda ("Checkmate, Banks") hatte ich aber ausnahmsweise auch nicht verstanden.


    Zum Thema, hier noch eine mögliche Erklärung für die hohen Profitraten in Amerika: Fehlender Wettbewerb infolge schlechter Regulierung auch durch Lobbyismus.

    Thomas Philippon - The Great Reversal

    „Lasst uns doch die Quadratur des Kreises probieren.“Robert Habeck über sein Politikverständnis

  • Kann mir jemand helfen? War winters kommentar wirklich leicht zu verstehen. sorry, ich stand auf dem Schlauch. Ich meine, ich kenne Deine Meinung, winter, aber diese doppelten verneinungen liest sich manchmal wirklich so, dass ich es mir nicht verkneifen konnte mal darauf hinzuweisen, dass es so vorsichtig formuliert ist, dass jede Meinung bedient ist.


    Vereinfacht sollte es doch heissen: zu haeufiges wechseln zwischen bullisch und baerisch ist nicht gut, baerisch sollte eher die Ausnahme sein, denn auf Dauer verliert der Baer. das ist die Meinung die ich meine von Dir zu kennen.


    Ich glaube, das Schwierige dabei ist, dass es eben pauschal nicht moeglich ist, sich wirklich festzulegen wie wankelmuetig man sein darf. Man stelle sich vor, der US-Index bricht um 30% ein, und Europa um 40%, und das innerhalb von 4 Wochen. Natuerlich wuerde ich dann schon wieder wechseln, auf den VStoxx weisen wie hoch er ist, und sehr bullisch zum Einstieg blasen.


    Es ist eben nicht moeglich nur alle 3 Jahre (oder irgendeinen Zeitraum) einen Wechsel von Bulle auf Baer zu erlauben. Es ist abhaenging von der Entwicklung.


    Ich habe es auch nicht erwartet, dass ueber die Haelfte aller US-Aktien bereits im Abwaertstrend sind (unterhalb der 200-Tageslinie), waehrend der S&P 500 ein ATH markiert.

    Die Diskrepanz zwischen gleichgewichtetem und gewichtetem US-Markt ist erstaunlich.

    Und je kleiner die Mcap, desto heftiger der Unterschied. small, value und cyclical sind seit Maerz in einem Abwaertstrend. Ein Baerenmarkt, aber ich habe es einfach nicht geschnallt bis vor kurzem.

    Es erinnert an die Entwicklung von Anfang 2018 - Februar 2020: auch hier fiel etwa die Haelfte aller Aktien, waehrend die grossen Indizes ein ATH im Februar 2020 markierten.


    Schlecht klingt, dass ich ein "Je-nach-demer" bin:

    Ich bin noch immer nicht eindeutig baerisch, und spreche von fuer und wider. Aber mich bitte nicht misverstehen: dieses abwaegen sind einfach nur meine Gedanken, ich handele nicht indem ich heute nur die Pro's und morgen nur die Kontra's beachte. Ich nenne sie lediglich.

    Tatsaechlich, in meinem Depot, da ist kaum Bewegung. Ich habe noch ein bisschen Cash uebrig, bin aber grossteils immer noch investiert. Der aktuelle Dip - ich sehe den schon, aber ich traue dem Braten diesmal nicht. Meinen letzten Schuss werde ich bei der aktuellen Gemengelage eben nicht verpulvern, auch wenn es schoene Aktien gibt die recht guenstig geworden sind.

    Das nenne ich "neutral, eher bullisch" (bullisch weil groesstenteils investiert), mag aber anderen wie ein staendiger Wechsel zwischen Bulle und Baer vorkommen.


    - - - -

    und wenn ich schon dabei bin:

    Die Gefahr eines Crashes ist derzeit besonders hoch, und doch spricht auch einiges gegen einen Crash.

    Insbesondere das hier:

    Es crasht nicht, wenn jeder darauf wartet


    Ansonsten, es sieht derzeit zappenduster aus:

    FAANMG & Tesla sind steil hoch, und ein ueberfaelliger Ruecksetzer reisst alles andere mit sich, das ist derzeit die Gefahr.

    "Alles andere" befindet sich bereits in einem Abwaertstrend seit Maerz oder April. 61% aller US-Aktien unterhalb ihrer 200-Tageslinie. Das alleine ist keine so gute Indikation, aber zusammen mit dem zu befuerchtenden FAANMG Ruecksetzer ist das ein Crash mit Ansage. (Edit: Hindenburg Omen behalten ca. 6 Wochen Gueltigkeit - sie sollen ja im voraus warnen, man hat oft ein paar Wochen. So wurde man im Dezember 2019 und Januar 2020 auch von HOs gewarnt.)


    Somit sind 2 extreme momentan vorhanden:

    a) alles hat Angst

    b) und das aus gutem Grund (und das ist ungewoehnlich. Seit wann ist der Markt rational?)


    Moeglicherweise waere jetzt ein Straddle gut? Das ist Put und Call gleichzeitig, beide steigen im Wert wenn die Vola zunimmt.

    “It’s the little things that matter. It’s one thing to tell someone they look like the first day of spring. It’s another thing to tell them they look like the last day of a long, hard winter.” - Zig Ziglar

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  • War winters kommentar wirklich leicht zu verstehen

    Ja war er.

    Ich musste auch schmunzeln als ich deine darauf folgende Interpretation las und ob es in Zukunft wohl nötig ist, in Sätzen Klammern zu setzten.


    Falls du wirklich Schwierigkeiten mit der Formulierung hattest, hätte dir Ockhams Rasiermesser weitergeholfen:
    Man kann davon ausgehen das Winter (in den allermeisten Fällen) keinen groben Unfug schreibt.

    Wenn einem etwas uneindeutig erscheint ist also wahrscheinlich die Interpretation richtig, die Sinn macht. :-)


    Ich bin noch immer nicht eindeutig baerisch, und spreche von fuer und wider. Aber mich bitte nicht misverstehen: dieses abwaegen sind einfach nur meine Gedanken, ich handele nicht indem ich heute nur die Pro's und morgen nur die Kontra's beachte. Ich nenne sie lediglich.

    Find ich ja wie gesagt gut dass du hier quasi laut denkst für uns, in all seiner Ambivalenz.
    Das ist wertvoller als irgendwelche Analysten die nur talking their book machen oder wahlweise so tun als hätten sie die Weisheit mit Löffeln gefressen.


    Also du hast in dem Punkt Recht dass das Bär / Bulle sein nicht wie ein Schalter umschaltet, sondern es ein graduelles Umschalten ist (außer vielleicht in einem massiven akuten Day-Crash .... aber auch dem muss vorher schon eine Zeit des schleichenden Umschaltens auf "Vorsicht" bei vielen Marktteilnehmern voraus gehen.

    Ich bin mittlerweile auch im "neutralen" Terrain.
    Habe meinen Kredithebel abgebaut.


    Ich kann es nicht genau sagen, und kann natürlich immer sein dass man daneben liegt, aber so richtig gut gefällt mir die aktuelle Entwicklung am Markt nicht. Reicht nicht um bärisch zu sein, aber eben neutral, also wie bei dir.

    "Nicht Völker führen Kriege gegeneinander, sondern Regierungen führen Kriege gegeneinander"

    "If you act out of fear, anger, despair or suspicion - this will ruin everything." - Thich Nhat Hanh


  • Für mich hat derzeit nur Bitcoin das Potential, sich zu etwas Dauerhaftem zu entwickeln (Stichwort "Proof-of-work").

    Ich habe gelesen, wenn die Maximalmenge an Bitcoins geschürft wurde, dann werden die Transaktionen ziemlich teuer - es wurde hier ein Summe von 200$ genannt.


    Der Grund ist eigentlich ziemlich trivial, denn die Miner bekommen für ihre Tätigkeit - dem Errechnen der Transaktionen - ja als Belohnung Bitcoins. Wenn es aber keine neuen mehr gibt, dann muss jeder der eine Transaktion durchführt eine Gebühr zahlen.

  • bitcoin stand am 13.April schon einmal bei ca. 63K USD, und fiel dann bis Mitte Julie auf ca. 30K.

    Mehr als die Haelfte Verlust, nur um dann auf 69K bis 10.November zu klettern.

    Dann wieder abgeschmiert, und steht heute bei 47K USD. Eben total stabil!


    Werde ich mal als alter Opa meinen Enkelkindern sagen koennen: "Ein hundertstel Bitcoin ist immer einen guten Anzug Wert" oder "nur elektronisches ist Wahres" (statt "nur Bares ist Wahres").

    "Bitcoin ist nicht nur ein Tauschmittel (z.B. gegen eine andere der 2200 Krypto-Waehrungen), sondern es ist auch ein hervorragendes Wertaufbewahrungsmittel!"


    Bitcoin waechst auch ungefaehr im Gleichtakt mit der Wirtschaft, genau wie Gold (das ja auch per mining (echtes Mining) generiert wird).


    Kurz: an Bitcoin fuehrt kein Weg vorbei,

    bist halt ein technologisch verkuemmerter Dinosaurier wenn du all diese Vorzuege nicht nachvollziehen kannst. :S:):S

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    2 Mal editiert, zuletzt von Joe ()

  • Joe durchhalten, immer an den Neuen Markt denken, Dausend.

    »In meinem Alter begreife ich, dass Zeit mein kostbarster Besitz ist.«
    »Freiheit bedeutet, dass man nicht unbedingt alles so machen muss wie andere Menschen.«
    »Eine Aktie zu verkaufen die fällt, ist in etwa so, als ob man ein Haus für 100.000 Dollar kauft und es verkauft, sobald jemand 80.000 Dollar dafür bietet.«
    Buffett

  • Die EZB spinnt nicht schlecht:


    https://www.fxstreet.de.com/ne…0-scotiabank-202112151643


    Schwache Inflationsaussichten belasten den Euro

    "Da die Inflation in der zweiten Hälfte des Prognosehorizonts das Ziel von 2 % verfehlen dürfte, erscheint es sehr unwahrscheinlich, dass die EZB die Zinsen früher als Ende 2023/Anfang 2024 anheben wird, was anhaltende Inflationserwartungen um 2 % voraussetzen würde.

    "Die Marktschätzungen, wonach die EZB die Zinssätze bis Ende 2022 um 10 Basispunkte und bis Ende 2023 um weitere 20 Basispunkte anheben wird, sind zu optimistisch, ...

    Also derzeit kann man von der EZB nur erwarten, dass der Leitzins bis Ende 2023 um insgesamt 0.3% angehoben wird?

    Falsch! Das waere noch zu optimistisch....


    Wir hatten zuletzt 4.5% Inflation in der Eurozone. Ich glaube, die EZB glaubt, dass man damit das Ziel von 2% Infation nicht erreicht hat und nicht erreichen wird. :S

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  • Die Ankäufe im Volumen von zuletzt 20 Milliarden Euro pro Monat werden im zweiten Quartal 2022 auf 40 Milliarden Euro verdoppelt, im dritten Quartal dann auf 30 Milliarden Euro zurückgefahren. Ab Oktober kommenden Jahres soll das Ankauftempo dann auf 20 Milliarden Euro gesenkt und so lange beibehalten werden, wie es zur Förderung der Konjunktur notwendig ist.

    https://www.faz.net/aktuell/fi…p-auslaufen-17687089.html


    Für mich hört sich das nicht nach Auslaufen an, geht alles erstmal weiter wie bisher, Zinsen unverändert,

    mal schauen wie lange das noch geht.

  • Die Logik ist so (O-Ton Christine heute auf der PK): Die Inflation ist hoch, gerade bei Energie. Das nimmt den Menschen die Kaufkraft. Deswegen muss die EZB weiter die Wirtschaft durch Gelddrucken unterstützen.


    Alles klar?

    Hm, ist das nicht die Argumentation vom Erdogan, nur in grün?!


    ;-)

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  • Noch ein Nachtrag, dann ist aber gut mit Literaturkritik: Ich mußte wieder an meinen ehemaligen Physiklehrer denken, der kurz vor der Pensionierung stand, und der natürlich immer alles richtig formulierte, bloß wenn man nicht bereits wußte, was gemeint ist, konnte man manchmal nur rätseln, weil es mehrdeutig war. Die letzten Tage haben mich zweifeln lassen, ob ich mich immer so klar ausdrücke. Naja.


    Was die Inflation angeht: man sollte vielleicht nicht so tun, als sei das so sicher. Niemand weiß wirklich, wie es weitergeht. Der track record der Guldbugs und Seiten wie Zerohedge ist jedenfalls miserabel. MMI hatte Zerohedge wohl zu recht mal als Junk bezeichnet. Es gibt Zweifel, daß die Bilanz der Zentralbank eine Auswirkung auf die Inflationsrate hat, empirisch betrachtet gibt es in den letzten Jahrzehnten keinen Zusammenhang mehr.


    Was die Christine meinte, war wohl, daß die EZB nichts an den Energiepreisen ändern könne und die wegen des Basiseffektes auch nur einmalig die Inflation treiben. Jene werden zwar auf dem Weltmarkt gemacht, aber der Wechselkurs des Euro spielt dabei ja auch eine Rolle. Steigt der durch Zinserhöhungen, dämpft das auch die Energiepreise. Und auch auf diesem Markt spielen Angebot und Nachfrage eine Rolle, und letztere kann beeinflußt werden. Ich nehm's schon mal vorweg: an der absehbaren Grünflation wird die EZB auch nichts ändern können oder wollen, ist ja eine politisch gewollte Teuerung.

    Der Weg zu höheren Zinsen ist aber wegen der Schuldenproblematik nicht nur der Südstaaten versperrt, das hört man mittlerweile sogar im heute journal, auch wenn sich die Sprecherin wohl im zweiten Teil verplappert hat: https://twitter.com/StefanKooths/status/1471608931185213446

    „Lasst uns doch die Quadratur des Kreises probieren.“Robert Habeck über sein Politikverständnis

  • Natürlich kann die EZB etwas an den Energiepreisen ändern. Sie kann einfach durch eine restriktivere Geldpolitik den Wechselkurs des Euro anheben.


    Die Erkenntnis hier ist die, dass die kommende Inflation politisch gewollt ist. Und das ist eine Konstellation, gegen die Du nicht ankämpfen kannst.
    Wenn die Regierung mit vollen Händen das Geld an die Leute verteilt, werden sie es lieben und das Geld nehmen. Solange ich meinen fairen Teil abbekomme, bin ich kurzfristig zufrieden. Die Inflation kommt erst später.


    Selbst wenn in den Straßen die Autos brennen, weil die Leute im Winter ihre Bude nicht mehr warm bekommen, ist es für die Politik einfacher, mehr Geld an die Menschen zu verteilen, als durch solide Geldpolitik die Inflation wieder in den Griff zu bekommen. Die Geschichte ist voll von derartigen Beispielen. Zuletzt habt Ihr Euch über Erdogan lustig gemacht.

  • Also das würde bei den Energiepreisen nicht so viel helfen. Lass den Euro gegen den Dollar mal um 10% aufwerten - wieviel % macht das beim Strom, Benzin und Gas für den Verbraucher aus? Kaum etwas.

    Der Staat will den Rückgang des Verbrauches fossiler Rohstoffe und zwar über die Preise. Daher der nationale Emissionshandels. Er könnt die nächste (leichte Erhöhung) aussetzen, da andere Effekte z.B. auf der Rohstoffeseite und im Europäischen Emissionshandel die Preise stärker erhöht haben. Und aus dem europäischen Emissionshandel dürften auch etwa mehr Geldflüsse kommen, so dass die schon verplanten Einnahmen aus dem nationalen Emissionshandel (Für E-Autos, Gebäudesanierung, EEG-Umlage....) dann vielleicht ausgeglichen werden könnten. Aber der Staat steuert doch schon auf die nächste große Haushaltslücke zu...

    Gegen die hohen Preise beim Strom könnten auch die Reserven im Netz angfordert werden: Sicherheitsbereitschaft und anderes, z.B. mit der Begründung der Schonung der Gasvorräte - wäre auch ein Signal an Putin...

    Aber das wäre dann ja fast schon wie die Laufzeitverlängerung für AKW...

  • Also ich habe heute eine kleine Portion einer Goldminen-Aktie gekauft. Sie ist leider heute im Plus (entgegen dem allgemeinen Markt).


    Eigentlich wollte ich derzeit nichts kaufen wegen noch immer anhaltender Crash-Gefahr, aber andererseits, was nuetzt mir mein Cash auf der Seitenlinie, wenn die Inflation doch unsere geld auch crashen laesst (akute Crash-gefahr auch beim Cash).


    Wie Balkenchart schon schreibt:


    [Die EZB] "...kann einfach durch eine restriktivere Geldpolitik den Wechselkurs des Euro anheben.


    Die Erkenntnis hier ist die, dass die kommende Inflation politisch gewollt ist."

    Gilt fuer die anderen Zentralbanken wohl auch, deren Zinserhoehung als "scheinheilig" bezeichnet werden kann.

    Beispielsweise FED sagt, sie werden mit dem Tapering frueher beginnen als geplant (anstatt dass sie sofort reagiert, und sich bei 6.8% inflation beeilt die Inflation einzufangen. Selbst 2% Leitzins waere noch kein "Wucherzins" der eine Wirtschaft abwuergt).

    Oder die Bank of England, die sich mit voller Wucht gegen die Inflation von knapp 5% stemmt indem sie ihren Leitzins von 0.1% auf "geldgierige" 0.25% erhoeht hat, und das erst vor ein paar Tagen, wo die Inflation schon seit Monaten bekannt ist.

    Oder auch Polen, deren Inflation bei 7.8% (sprung von mindestens 1% innerhalb eines Monats) liegt, und sie Polen ihren Leitzins um 0.5% auf nun 1.75% erhoeht hat, statt der vom Markt im Mittel eher erwarteten 0.75%).

    Alle so zaghaft, nicht nur Erdogan.


    Kann sein, dass der Euro einigermassen stabil bleibt wenn man ihn in USD misst. Aber an Wert verlieren derzeit alle Waehrungen massiv, und der einzige Exit ist eben die Verzweiflungstat in Gold zu gehen.


    Silber, mit einem Verhaeltnis von 1:80 zum Gold sieht auch attraktiv aus. Wenn man daran glaubt, dass Silber im Fahrwasser von Gold profitiert, was ich persoenlich fuer sehr wahrscheinlich halte, aber sicher ist eigentlich nur Gold. (weil Gold die Waehrungsreserve der Macht ist. Und uebrigens nicht Bitcoin).


    Was wir bei Bitcoin erlebt haben - vielleicht sehen wir bei Gold einen aehnlichen Anstieg? (Dumm nur: nach Inflation waere der Anstieg dann nicht mehr so dolle).


    Zur allgemeinen Lage: falls die NASDAQ unter 15000 fallen sollte, und insbesondere die Schwergwichte Microsoft, Apple, Google, Amazon und ein paar weitere Story-Stocks a la Tesla, facebook, Nvidia abschmieren, dann wuesste ich nicht, was die Maerkt kurzfristig noch halten sollte.

    Bitcoin ist schon um gut ein Drittel eingebrochen, heute bei nur noch 46K (war vor etwa einem Monat bei 69K).

    Zwar hat sich Bitcoin schon einmal stark erholt, als Bitcoin von 62K auf unter 29K fiel, aber ich glaube nicht, dass es Bitcoin ein zweites mal eine solche Erholung gelingen wird. Die Marktkapitalisierung war vor kurzem noch eine Trilliarde, und soweit ich weiss, kauft man mit Bitcoin nicht ein, sondern tauscht es in Euro oder USD. Das es die Leute zur "Absicherung" kaufen nehme ich nicht ab.

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  • Sorry, um der Sache gerecht zu werden das "Pro": das Sentiment ist derzeit negativ, Weihnachten steht vor der Tuer, und es crasht nicht, wenn man es erwartet.

    Es waere auch zu frueh, wir hatten erst einen heftigen Crash Maerz 2020. Erst muessen Baeren das Handtuch werfen, und es muss still im Forum werden.

    Wenn man dann eher alle 3 Monate nach den Indizes guckt und nicht taeglich die Kurse verfolgt - erst dann ist die Zeit reif.


    - - - -


    Etwas erschwerend ist "diesmal", das Inflationssorgen einem nicht unbedingt viel Zeit gibt. Ein Crash mag "real" betrachtet passieren, vielleicht verlieren wir in den naechsten 12 Jahren -3% pro Jahr, in manchen Crash Jahren -30% (um dann eine Erholung von +25% zu sehen in anderen Jahren). Was vielleicht noch glimpflich ist, wenn man es mit Baeren vergleicht, die Heute zu 100% in Cash gehen. Cash ist ein "terrible asset" sagte einmal Warren Buffett zu recht. Man ist immer investiert, dann eben in Geld, wenn man so will.


    Der einzige echte Exit ist fuer mich physisch Gold. Ein asset ohne Kontrahentenrisiko, Banken koennen pleite machen, meine Goldmuenzen zuhause interessiet das nicht.

    Was mir etwas schwer faellt, weil der Spread bei physischen Ankauf doch ein bisschen hoch ist, erst recht wenn ich es eines Tages wieder verkaufen sollte.

    Und bei Goldminen - nun, deren Gewinnentwicklung wird stark vom Goldpreis abhaengen, ist also naturgemaess sehr volatil. Und haengt auch vom Energiepreis ab (derzeit vor allem vom Oelpreis), weshalb Balkenchart ja von einem Oel/Gold-Standard sprach.

    Man profitiert nicht bei Goldminen wenn Gold und Oel im Kurs steigen. Und meist hat man ja ein ADR im Depot. Man kann mit gold richtig liegen und wegen Bankenpleite leer ausgehen.

    Hingegen bei physischem Gold profitiert man, wenn Gold im Kurs steigt, egal was der Oelpreis (spaeter Energiepreis) macht.

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  • Tja, vielleicht gibt's ja doch nen Weihnachts-Crash. Ich denke mir nur immer, dass es absolut nutzlos ist, irgendwelche Vorhersagen über den Markt treffen zu wollen. Natürlich, indirekt macht man das schon, ich gehe z.B. vermehrt in m.M. nach defensive Unternehmen, wie z.B. Pharma. Aber das schon eher seit einem Jahr, da war der Gesamtmarkt und insbesondere gewisse Ecken davon ebenfalls schon sehr teuer.


    Joe, was erwartest Du denn? Dass eine der großen Zentralbanken mal eben den Leitzins um ein % oder sowas anhebt? Ist doch klar bzw. zumindest das übliche Schauspiel, dass die sowas ausgiebig kommunizieren. Ich finde ja auch, dass man schneller reagieren hätte sollen. Aber was ich nicht verstehe, ist, dass Du kleine, erst Zinsschritte als nichts abtust. Ich finde die Entwicklung in Polen und UK was die Zinsentwicklung betrifft positiv. Ein Anfang ist gemacht. In den USA ist auch was angekündigt, man wird sehen. Und ja, am meisten ärgere ich mich auch über die EZB, vor allem dass die Frau Lagarde gleich mal Zinsschritte für ein ganzes Jahr ausschließt. Das ist ziemlich daneben meine ich. Vor allem wenn man bedenkt, dass sich in diesem Jahr zeigen dürfte, ob die Inflation tatsächlich mittelfristig vorübergehend ist.

    Und ich will jetzt auch nichts unterstellen, aber ich war mit der Personalie da von Anfang an nicht sehr glücklich. Hat nie für große Unabhängigkeit der Notenbank gesprochen. Ach, wie wurde der Draghi in Deutschland immer kritisiert. Ich fand den super!


    Aber ich sag mal, man muss ja jetzt nichts über's Knie brechen. Die Inflation ist jetzt seit ein paar Quartalen wirklich hoch, es gibt noch einen Diskurs ob das vorübergehend ist oder nicht, ok, wird sich zeigen. Wenn dann allerdings nicht schnell reagiert wird, aufgrund neuer Erkenntnisse, also wenn sich zeigt, dass es wirklich nicht vorübergehend ist, dann ist das höchst bedenklich würde ich meinen.

    Aber eins ist auch klar, bzw. nein, klar ist gar nichts, aber ich persönlich würde nicht mit vielen Prozenten rechnen. Was mich üblicherweise immer stört, ist, dass zuerst zu lange nichts getan wird und dann oft zu schnell zu viel. Ich hätte es gern gesehen, man hätte mal erste Schritte gemacht, wie eben in UK. Kleine Schritte, die nicht viel kaputt machen, wenn man falsch liegt. Aber mal eine erste Reaktion. Kann man dann weitermachen oder zurücknehmen. Das fiel mir in der Vergangenheit schon öfters auf. Ist natürlich eine persönliche Meinung.


    Aja, eins noch Joe:


    "Story-Stocks a la Tesla, facebook, Nvidia"?

    Da passt einer nicht rein, aber überhaupt nicht. Ein Unternehmen davon hat massiv Net Cash, kauft richtig ordentlich eigene Aktien zurück, ist hochprofitabel, wächst kräftig und ist dafür auch nicht sonderlich hoch bewertet. Just saying..

    When a management with a reputation for brilliance tackles a business with a reputation for bad economics, it is the reputation of the business that remains intact.


    W. B.


    Investment is most intelligent when it is most businesslike.


    B. G.

  • stimmt schon, buccaneer, zu kleine Zinsschritte sind immer noch besser als gar keine Zinsschritte. Da bin ich wohl eher der "Das Glas ist fast leer" Typ anstelle "Da ist noch ein bisschen was im Glas" Typ.


    Von den Story-Stocks, ich habe sie ueberflogen nach KGVe (estimated), also Meta Platforms ist dann hoffentlich die Aktie die Du im Sinn hast? KGVe immerhin nur bei 23, wobei man hoffen kann, dass der Gewinn noch weiter anwaechst.

    Hingegen Nvidia und Tesla sind natuerlich jenseits von gut und boese, selbst das KGVe ist absurd hoch. Bei Nvidia - wenn die grafikkarten nachfrage nachlaesst (Treiber: Krypto-Waehrungen), und derzeit gebaute Chip-Fabriken fertiggestellt werden (und es keinen Chipmangel mehr geben wird), dann geht auch der Gewinn floeten.

    Hingegen bei Tesla, die haben jede Menge Cash durch kapitalerhoehungen eingenommen. Wenn Tesla damit auf Einkaufstour geht, dann wirds nicht von der Inflation entwertet, und Tesla wird endlich mal was wert. Allerdings auch in diesem Szenario erwarte ich einen niedrigeren Kurs als heute.


    Denn historisch gesehen haben zyklische Aktien wie beispielsweise Autobauer oft ein KGV kleiner als 10 gehabt. Teslas aktuelles tracking twelve months KGV ist knapp mehr als 300 oder so...


    Edit: der Riese Apple, mir persoenlich zu teuer, aber immerhin: der Gewinn ist stetig angewachsen, und das KGVe bei "nur" 30. Ich bin misstrauisch ueber weiteres zukuenftiges Gewinnwachstum, aber glaube schon, dass apple smartphones auch zukuenftig ihren Marktanteil behalten werden. Apple-Smartphone User werden bei Apple bleiben, aehnlich wie Microsoft-User nicht zu Linux wechseln. Selbst dann nicht, wenn ein anderes Betriebssystem durchaus besser sein koennte. Man will halt nichts neues lernen, und man wird bei Apple bleiben wenn man schon bei Apple war.

    Mir ist Apple zu teuer, aber nunja, von den ganzen Giganten ist es die Aktie, der ich am ehesten zutraue, dass sich der aktuelle Kurs rechtfertigt.

    Facebook - das kann eine Modeerscheinung sein. Ich selbst war schon mal aktiver bei Facebook, kann anderen auch mal so gehen, das interesse laesst nach. Hingegen smartphone - das bleibt.

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